" 1 Januar 194*2 LQ

Ueusalsrs-Attsflaile 1043

86. Jahrgang 2tr. 2

Zmeimalige Ausgabe

Abendblatt / (Srftce Morgen blatt

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Laborde 24 01

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Neujahrs-Ausgabe 1942

der Frankfurter Zeitung

Abendblatt / I. Morgenblatt)

Aus dem Inhalt«

Politik und Feuilleton:

Die Kurve des Jahres

Sturm Uber dem Stillen Ozean

Drei Wochen ostasiatischer Krieg

Verwunderung über einen Bucherfolg

Handel:

Der größere Weltkrieg

Das Wirtschaftsjahr 1941

Im II. Morgcnblatt:

Big zum Ausbruch des ostasiatischen Konfliktes

Aus der Chronik von 1941

Die Kurve des Jahres.

Verteidigungsanlagen der Festung Sewastopol genommen.

BK Bis zur zweiten Hälfte des Juni schien es, als werde die Kurve, die wir beim Rückblick auf das Jahr, das fick nun vollendet, zu zeichnen haben, nur durch Ereignisse bestimmt sein, die sich schon am Jahresanfang mit mehr ober weniger großer Deutlichkeit abzeichneten: durch den Fortgang von Blockade und Gegenblockade, durch den Kamps um das Mittel­meer und um die Vorherrschaft am Balkan und in Rordafrika. Alles andere lag noch im Dunkeln. Die Frage drängte sich uns auf: Wie wird es weitergehen? Das war keine bange Frage, denn Deutschland vertraut seiner Führung und ist seiner Zu­kunft gewiß. Bedachten wir den Fortgang, jo war für uns kein Zweifel, daß der große Trumpf Churchills,^das von ihm so heiß begehrte Eingreifen der Vereinigten Staaten, eine zweischneidige und darum für England nicht, ungefährliche Waffe sein werde, und wir wußten, daß Roosevelt ohnehin schon alles tat, was er tun konnte, um England vor einem Zu­sammenbruch zu bewahren. Wir rechneten deshalb auch schon für das Jahr 19'1 damit, daß das von den Vereinigten Staaten an Großvritannien zu liefernde Material stark an­wachsen werd:, und wir mußten darauf gefaßt fein, daß die Engländer mit Hilfe dieser Lieferungen im Laufe des Jahres versuchen würden, dem Luftkrieg gegen Deutschland eine neue Wendung zu geben. Churchill hatte das ja seinem enttäuschten Volk ausdrücklich versprochen. Die Achsenmächte, so war seine Meinung, würden solchem Ansturm nicht gewachsen sein.

Der wandernde Schwerpunkt.

wurde. Gestützt auf die imponierende Reihe unserer militäri­schen und politischen Erfolge, im Bewußtsein der Uneinnehm- barkeit unserer großen europäischen Festung und in der Ge­wißheit, daß dem winterlichen Stillstand im Osten.zur ge­legenen Zeit neue entscheidende Schläge der Achsenmächte und ihrer Mitkämpfer folgen werden, wollen wir unseren Gegnern gerne den Gefallen tun, die Kriegskurve zunächst einmal bis zum Dezember-Anfang, also unabhängig von den umwälzen­den Vorgängen in Südostasien, zu betrachten, wie wenn sich das eine vom anderen trennen ließe.

Der Kampf ums Mittclmeer.

Tas erste große Geschehnis auf unserem europäischen Kriegsschauplatz war die Entfaltung dere großen briti­schen Offensive, durch die Italien aus dem Kriege hinausgehaucn", die ganze südosteuropäische Flanke der Achsenmächte aufgerissen und schließlich die Sowjetunion da­zu bewogen werden sollte, überraschend in den deutschen Rücken vorzustoßen. Dieser Plan ist in allen Teilen gescheitert. Ob es die Engländer zugeben oder nicht, wir sind der Mei­nung, daß die Niederlage des Generals Wavell in Afrika, die Vertreibung der Briten vom Balkan, von Kreta, von den Aegäischen Inseln und der totale Zusammenbruch Jugo­slawiens und Griechenlands weder durch die englische Fest­setzung in Syrien noch durch sonst ein Ereignis i.a Mittel­meer oder im Vorderen Orient auch nur einigermaßen strate-

Tiefe Einbrüche in das feindliche Stellungssystem.

«us dem Führerhauptquartier, 31. Dezember. (TNB.) Das Oberkommando der Wehrmacht gibt bekannt:

Unter Zusammenfassung aller auf der Krim verfügbaren deut­schen und rumänischen Kräfte ist seit dem 17. Dezember der plan­mäßige Angriff auf die Festung Sewastopol im Gange. Troy heftigster Gegenwehr wurde eine große Zahl der zum Teil stark gepanzerten sowjetischen Verteidigungsanlagen in schweren Einzel­kämpfen genommen und tiefe Einbrüche in das feindliche Stellungs­system erzielt. Zur Entlastung der Verteidigung von Sewastopol hat »er Gegner in den lebten Tagen auf der Halbinsel Kertsch und bei Feodofia wieder stärkere Kräfte gelandet. Tie erforderlichen Gegenmaßnahmen find eingeleitet.

An mehreren anderen Abschnitten der Ostfront kam eS bei strengem Frost zu erbitterten Abwehrkämpfen. Schwere Artillerie des Heeres nahm kriegswichtige Anlagen in Leningrad unter wirk­sames Feuer.

Tie Luftwaffe unterstützte vor allem im mittleren Front­abschnitt den Abwehrkamps des Heeres durch wirkungsvolle Tief­angriffe. An verschiedenen Stellen wurde zum Angriff bereit- gestellte Infanterie und Kavallerie des Feindes unter hohen Ver-

Das kam nun anders. Das Jahr 1911 brachte nicht unseren Gegnern, sondern nur uns selbst Erfolge, und zwar Erfolge von unerhörter Größe. Es brachte auch Ueberraschungen, nicht nur dem Feinde, sondern auch uns, denn wer außer den Ein­geweihtesten hätte vor zwölf Monaten an einen deutschen Feld­zug gegen den Bolschewismus geglaubt, vollends an einen Feldzug von solch großer Tragweite und Dauer? Und welcher Engländer hätte vorausgesehen, daß die Kriegsteilnahme Roosevelts durch den Konflikt mit Japan und gar durch un-

gisch ausgeglichen wurden, auch nicht durch die Tatsache, daß (unter enormen Opfern) die Position Großbritanniens und seiner Flotte im östlichen Mittelmeer durch das erneute Vor­dringen in die Cyrenaika wieder etwas erweitert wurde. Da­gegen sind die Eingliederung von Südosteuropa in die Macht­sphäre der Achsenmächte und die Aufrechterhaltung der Kon­trolle der die engl'>chen WestOst-Linie durchschneidenden Zen­trallinie des Mittelmeeres Kriegsleistungen allerersten Ranges, die nur von englischen Propagandisten, niemals aber von

lüsten zerschlagen.

I» Nordafrika erfolgreiche Gefechtstätigkeit im Raum ostwärts Agedabia. Bombenangriffe gegen Kraftfahrzeugkolonnen, Betriebs­stoff- und Zeltlager der Briten in der Cyrenaika und Marmarica liefe« starke Brände hervor.

Auf der Insel Malta wurden mehrere Flugplätze und andere

militärische Einrichtungen erneut von deutschen Kampfflugzeugen angegriffen.

Berlin, 31. Dezember. (DNB.) Bel Angriffsversuchen britischer Flugzeuge am Nachmittag des 30. Dezember auf die Küste von Westfrankreich wurden von deutschen Jägern und Flakartillerie fünf Spitsires und vier viermortorige Bomber abgeschossen.

,Waterloo"

Fortsetzung auf Seiü

Ver-

r;

Verwunderung üöer einen Pucherfolg

Lesezirkel? Man kommt damit nicht recht zu Streich. Es sei viel gelesen worden gut, man stellt sich gerne vor, daß jene Geschleckter mehr Zeit hatten, da sie nicht so viele Zeit auf langen Wegen und mit Aehnlichern verloren haben. Sie hatten auch ihre Lieblingsschriftsteller, und daß Jean Paul dazu gehörte, wird mit einem Achtungsgefühl angemerkt. Aber niemand kann uns erzählen, ob seine Verehrer nicht auch den Vulpius und Clauren und Schindler verschlungen haben, die sich einer so breiten Wirkung erfreuten. Wenn wir heute in ihren Schriften schmökern, so nur noch mit kulturhistorischer Neugier.

Nun mag man, der Gegenwart sich nähernd, sicherer wer­den. Aber die Sa be hat auch da ihre Haken. Wir stoßen so­gleich auf das P oblem, ob neben der Erfolgsgröße auch die Erfolgsdauer steht. Für jene Zeit vor hundert und hundert­fünfzig Jahren wird das unscharf. Die erfolgreichen Erzähler der zweiten Hälfte des alten Jahrhunderts, Paul Heyse, Friedrich Spielhagcn, sind für den Buchhandel seit Jahr­zehnten ganz uninteressant geworden; der damals erfolglose Wilhelm Raabe hat, mit Nachhilfe der Literaturgeschichte, ein wenig ihren Platz eingenommen, Gustav Frehtag, der seiner­zeit viel gelesen war, dann aber doch raschgeschichtlich" wurde, hat eine gewisse Neuerwcckung erfahren, als erfrei" geworden war.

Manche Verleger huldigen der Lehre von demSaison"- Charakter der durchschnittlichen Erzählungsliteratur: Ein Buch, auch ein ganz gutes Buch, habe so eine Lebensdauer von zwei, drei Jahren. Sie ärgern mit dieser These ihre Autoren, die an einen gleichmäßigen Marsch in die Ewigkeit glauben, über die Neuigkeitssucht des Treuhänders ihres Nachruhmes verstimmt werden. Die These kann mit so und so vielen Nachweisen erhärtet werden: Bücher, die gutein- fttzten", .sind auf einmal nicht mehr gefragt. Aber es kann sich auch ändern. Es, hat jemand von einem Komponisten, der dem Hellen Ruhm einer nahen Vergangenheit schier un- mcrflid) entrückte, das hübsche Wort gefunden: für den sei jetzt eben Neumondphase eingetreten, das gehe vorüber. Aehn- liches gilt für Schriftsteller. FrenssensJörn Uhl" (1901) war der bisher wohl stärkste unmittelbare deutsche Roman­erfolg, in fünf Jahren wurde das zweite Hunderttausend erreicht. UndHilligenlei" beschäftigte ähnlich stark die Menschen. Dann wurde es stille um ihn und von ihm. Heute wird eine neue Generation von seinen Altcrsschriften zu dem früheren Werke zurückgeführt.

englischen Staatsmännern geleugnet werden können.

Da der britische Offensivplan gescheitert ist, ist kein an­deres Urteil möglich als zu sagen, die Vergeudung von io viel britischen Kräften war ein Dispositionsfehler, der sich rächen muß und der sich tatsächlich das hat Churchill in­zwischen selbst bestätigt auch in Ostasien, wo England viel zu schwache Kräfte hat und wo es alle Reserven einsetzen mußte, bereits gerächt hat. Die Verlagerung des englischen Gewichtes in den Raum des Nahen Ostens vollends ist rein

Bei den meisten Büchern, die in hohe Auflagen klettern, hat es Presse-Auseinandersetzungen über das Für und Wider gegeben. Das galt fürJörn Uhl", für. dasTagebuch einer Verlorenen", für dieBriefe, die ihn nicht erreichten", für Das Herz ist wach" mansprach davon", und es wurde für manchen ein koketter Snobbismus, sie gerade darum nicht zu lesen,' damit man von ihnen nicht mitsprechen müsse. ES

mecr zu verstärken. Vielmehr haben sie dort) erhebliche Ver­luste erlitten. /

ig: halt», so hätten : feine so

hingen würden zum Sturm auf Manila zusammengezogen, heißt es in einer Exchange-Meldung aus dieser Stadt, und ein Reuter- beridjt besagt, daß sich zwei japanische Kolonnen bei einem nur sechzig Kilometer südlich der Hauptstadt liegenden Ort, San Labu, zu vereinigen suchten. Ebenso weit entfernt von Manila, aber in westlicher Richtung, liegt das Fort Corregidor, das den Eingang Zur Bucht von Manila deckt. Diese Befestigung wird bereits von der Landseite her heftig angegriffen, und wenn sie fallen sollte, sieht man kaum noch eine Möglichkeit, die Einfahrt der japanischen Flotte in die Bucht zu verhindern, die 1898 den Triumph der Flotte der Vereinigten Staaten über die spanische Flotte ge­sehen hat.

Während die Vereinigten Staaten anscheinend schon die völlige Aufgabe Riederländisch-Jndiens ins Auge gefaßt

hat ja so vieles für sich, manchmal die Zeit zu überschlagen.

_ Aber cs gibt auch andere Fälle: da ist einmal ein Buch erschienen, von dem die Presse kaum Notiz nahm, der Autor hatte schon Dutzende von Erzählungen gemeinsamer Typik veröffentlicht, er konnte mit einem bestimmten, gewohnheits­mäßigen Leserkreise rechnen' Und dann passiert das Außer­ordentliche: gerade dieses Buch, von dem man bei seinem Erscheinen nicht weiter sprach, macht sich sozusagen selbständig, und nun geht es seinen Erfolgsweg, fast im Verborgenen, völlig unbeirrt von der allgemeinen Zeiten Lauf: es muß eine, geheimnisvolle Macht in sich tragen oder auf die selt­samste Weise anonymen Bedürfnissen einer schwer greifbaren Käuferschicht entsprechen.

Der Zufall wollte es, daß ich vor zwei bis drei Jahren die Auflagenhöhe des RomancsZwei Menschen" von Richard Voß las. Die Zahl war aufregend. In der Jugendzeit hatte man einige feiner italienischen Romane durchgeschmökert, Villa Faleonieri" und dergleichen. Das war spannend, ziem­lich knallig: die Erinnerung lag in einer etwas verstaubten Gedächtnisschublade. Der Eindruck war damals nicht sehr tief gegangen. Jetzt, der Eindruck der Zahl, war stärker. Es wurde zu einem Sport, die Bekannten raten zu lassen, wie groß wohl die Auflage sei. Jeder wußte von dem Buche, keiner hatte es gelesen. Aber es sei sehr beliebt; sie rieten auf 100 000, 200 000, und fielen vom Stuhle, wenn feierlich die Zahl 840 000 genannt wurde. Seitdem sind wieder einige Jahre vergangen; im letzten Sommer waren eine Million und vierzigtausend ausgegeben.

Als Richard Voß vor dreißig Jahren, im Herbst 1911, dieses Buch dem deutschen Volke auf den Weihnachtstisch legte, war er eben sechzig Jahre alt. Die Zeit, da seine kräftige Begabung, auf der Bühne ober in der Erzählung di- öffentliche Erörterung fand, lag schon einiges zurück Tas Dämonische, auch das Italienische in seiner Art von Koloris- mus, war bereits ziemlich abgeschrieben; sein Schriftstellertum mochte al8 vieux jeu gelten. Der Verleger hat vor zehn Zähren erzählt, daß man 1911 dem neuen Manuskript zögernd gegenüber gestanden habe: Vielleicht werde die Behandlung katholischer -ringe Aergernis erregen, und das wollte man eigentlich nicht provozieren. Aber man mochte schließlich den alten Autor auch nicht verstimmen; die 8000 Stück, die man gewohnheitsmäßig druckte, gingen, wie erwartet war, weg, niemand regte sich auf, es folgten in den nächsten Jahren '. icubrucfc bon zwei, vier, zwei, sechs, elf Tausend; das war öanz befriedigend, doch maßvoll, bann kamen die Sprünge: 1917, im dritten Kriegsjahre, 25 000, 1918: 75 000, 1919: 125 000. Es sah so aus, als hätte ein Volk in seiner Er­schöpfung nach Stimulantien gegriffen. Voß selbst hat die Steilung der Kurve eben noch erlebt. Er ist 1918 gestorben. __ Aber das lief nun so weiter: drei Jahre lang je 60 000 Stück; von da an im Wechsel 20 000 ober 40 000. Zweimal

haben, verlangte der Oberkommandierende bei niederländisch-indi­schen Streitkräfte, Generalleutnant Terpoorten, Verteidigung bis zum letzten Mann". Riederländisch-Jndien brauche freilich unverzüglich Hilfe, insbesondere Jagd- und Kampfflugzeuge und Flakartillerie. Wenn diese Hilfe rasch genug komme, so könne da­mit vielleicht sogar ein großer japanischer Landungsversuch zum Scheitern gebracht werden; doch gab Terpoorten zu, daß baS sehr schwierig wäre. Ebenso schwierig durfte eS für die selbst so be­drängten Amerikaner und Engländer fein, ihm die geforderte materielle Hilfe zu senden. Der General befaßte sich auch schon mit der Möglichkeit,, daß eS nicht gelinge, die Petroleumgebiete zu halten. In diesem Falle sollten sie vollständig zerstört werden. Der Stabschef der niederländisch-indischen Marine erklärte noch deutlicher als Terpoorten, daß Niederländisch-Jndien, wenn eS sich halten solle, auf die wirksame Hilfe der alliierten Luststreit- fiäfte rechnen müsse. Wenn mehr Flugzeuge verfügbar gewesen wären, so hätten die japanischen Landungen, wie er meinte, über­haupt verhindert werden können. ES handle sich um einen Krieg von. Flugzeugen; die Macht, die die Ueberlegenheit in der Luft besitze, müsse siegen.

Aus Malakka haben die Engländer, wie jetzt aus Singapore berichtet wird,südlich von Jpoh neue Stellungen bezogen". Der Verlust dieser Stadt wird damit nun doch zugegeben. Die neue Front wurde aber schon am Dienstagabend von den Japanern heftig angegriffen. Singapore erlebte vier japanische Luftangriffe. Heber die Stadt wurde am 30. Dezember baS Kriegsrecht verhängt, lieber das Kampfgebiet in der Provinz Perak wird in einem Be­richt derUnited Preß" aus Singapore gesagt, daß das Gelände dort flacher fei als weiter im Norden, so daß die japanischen Truppen eher die Möglichkeit hätten, durch Wälder, Plantagen und

Wäre cs den Engländern gelungen, vor eineinhalb Mo­naten aus ihrem Angriff in der Marmarica ein zu machen, wie bas Churchill angefünbigl sie angesichts ber veränberten Gesamtlage ,war Feine so um- fassenben strategischen Wirkungen wie vo- einem Jahr her­vorbringen, aber doch durch bie beabsichtigteEroberung ganz Norbafrikas" und durch Zerreißung der talienischen Mittel-

O Sero, 31. Dezember. Die Sage der Amerikaner auf den Philippinen scheint sich schnell immer kritischer zu entwickeln. Im Saufe des TienSkagS wurde zunächst mitgeteilt, daß sie sich nörd­lich von Manila auf eine günstigere, verkürzte Front zurückge- wgtn'te.Cwer bald danach mußte ergänzt werden, daß die Japaner atz» ans diese neue Stellung einen starken Druck aus- il'len nd daß sie wieder neue Verstärkungen erhalten hätten, wurde im Lause der Nackt aifagt. Es wurde also nicht mehr von einem planmäßigen Rückzug auf vorbereitete Stellungen ober dergleichen gesprochen; unmißverständlich ist die Rede von einem erzwungenen Rückzug, wenn nicht gar von einer Flucht. Dabei muß zugegeben werden, Mi die japanischen StukaS die Straßen, die von Norden und Duden nach Manila führen, beherrschen und so die zurückgehenden .Truppen ebenso wie den aus Manila kommenden Nachschub ständig bedrohen. Japanische Infanterie-, Panzer- und Kavallerieabtei-

Tas sei eine ziemlich aussichtslose- Sache, versichern leger und Buchhändler, hinter bas Geheimnis eines Buch- erfolges kommen zu wollen. Man solle die Hand bavon lassen; denn jedes Argument, das zugkräftig scheine, werde durch ein anderes aufgehoben. Und sie erzählen ban n ihre Erfahrungen, die freilich verwirrend sind. So viel wirb bald deutlich, das ist aber auch ein Gemeinplatz, daß litera l,che Qualität und Abfatzstatistik keine korrespondierenden Gr ößen sind. Dichteri­scher Ruhm, den die Literaturgeschichten verzeichnen oder ver­breiten, liegt auf einer anderen Ebene sls der Truckoermerk

Japans militärische Ueberiegetcheit.

We Kämpfe auf den Uhilippine n und der Halbinsel Malakka (Draht Meldung unseres Korrespondenten.)

Bum neuen Kof.

Von

Werner Bergcngruen.

Dunkler Fittich, wehe Kühle niegekühlter Stirne zu!

Trüglich öffnen sich Asyle dem bestaubten Wanderschuh. Trüglich bin ich nur geborgen, bis die Pforte drängend kreischt und im Dunst ein schwüler Morgen den erneuten Aufbruch heischt.

Hört, Gewalten, hört, Dämonen, Schweifende zur Mitternacht, wie soll der gefriedet wohnen, dem ihr Botschaft zugebracht, den ihr an die Marken führtet, unter dessen Sohlenpaar ihr die bleichen Flammen schürtet, kalt und niemals auSlöschbar!

Oft gespeist und nie gesättet, oft getränkt und nie gestillt, unbehaust und eingefettet, TantaluS- und Janusbild, unterm Segen, unterm Fluche graut und gilbt dir Platz um Platz, ewig,»ewig auf ber Suche nach dem niegefchauten Schatz.

Zugefchworen jenen Mächten, die von fremden Ufern wehn, in den ungestirnten Nächten den verfchollnen Pfad zu gehn, hebe dich von Herd und Grenzen, wandre freien Willens fort. Ferne Hirtenfeuer glänzen, und die Nadel weift nach Nord.

Aber spüre, wie sie tastet, wie" sie ungewiß erbebt; wie sie bänglich Überhastet nach der alten Richtung strebt.

heimliche und vernichtende Schläge der Japaner zu einer für England so gefährlichen Angelegenheit werden könnte? Auf diese Weise ist der Schwerpunkt des Krieges im Laufe des Jahres an Stellen gerüat worden, wo man ihn nicht erwartet hatte, während einige jener anderen Fronten, auf bie man mit bejonberer Spannung geschaut haben mochte, bahinter an Be­deutung zurücktraten. Wohl ist auch ber Luftkrieg (ber un­mittelbare Angriff auf bas feindliche Laub) in den letzten zwölf Monaten hart geführt worden, aber die Engländer haben selbst am deutlichsten gemerkt, daß auch mit amerikanischer Hilfe bisher von einer Steigerung im Sinne der Herbst- offensive ber beutschen Luftwaffe von 1940 nicht entfernt bie Rebe sein konnte und baß mit ben Angriffsmitteln auch bie Abwehrkräfte gewachsen sinb, was für bie englische Luft­waffe schlimme Folgen hatte. Jedenfalls ist die von Churchill angekündigte neue Wendung durch den Luftkrieg ausgeblieben. Der eigentliche Schwerpunkt lag auch ganz gewiß nicht bei einer englischen Blockade, er lag nicht einmal bei unserer Gegenblockade, so wirkungsvoll diese fortgesetzt wurde (jede weitere Million versenkten Frachtraums wiegt heute viel schwerer als vor einem Jahre, weil die verfügbare Tonnage so viel kleiner ist und weil für militärische Zwecke mehr Schiffs­raum gebraucht wird als je), ber Schwerpunkt lag vielmehr erst währenb ganzer Monate im strategischen Raum bes medi- terranen Südostens, dann rückte er mit dramatischer Gebärde an jenem 22. Juni nach dem europäischen Osten, um sthließ- lich in dem Augenblick, wo der Winter dort den Operationen vorläufig Halt gebot, durch den Eintritt Japans in den Krieg auf eine für die Engländer höchst unerfreuliche Weise in den Fernen Osten zu wandern. Die dadurch bewirkte Umwälzung ber Gesamtlage ist so groß, baß sich bie englischen Propagan- biften bemühen, ihrem Volke nachzuweisen, man müsse den Krieg gegen Japan möglichst unabhängig von ben europäischen Ereignissen betrachten. Sie bestehen um so mehr auf biefer Taktik, jeitbem ber beutsche Vormarsch im Osten burch den Ausbruch des Winters unterbrochen wurde und unsere Truppen unter schwierigen Bedingungen die heftigsten Gegenstöße aus­zuhalten haben, während in Rordafrika der lokale Brennpunkt von der einen Seite der Cyrenaika auf bie anberc verlegt

Der Auflagenhöhe. Die meisten Historiker Der Dichtung machen sich auch gar nicht zu viele Gedanken d ar über, wie weit nun eigentlich Die Wirkung ber Bücher geyamgen sei, bie sie deuten; an dem Schicksal des Autors, vielleicht in diesem oder jenem zeitgenössischen Urteil, mögen sie die Stärke des Echos er­kennen.

Aber wie umgrenzt sich nun üb rhauot e|nErfolg"? Mit ber Statistik und ben Zahlenvergleicken i apirt es ba oft. Bis bie Verlags- unb Urheberrechte gesetzlich gekegelt waren, war ein wilder Nachdruckbetrieb im Schwang, . Da gibt es nichts mehr festzustellen. Unb ber Begriff derA uflage" war größen- mäjjig nie fest umschrieben bas so amjjante wie lehrreiche Büchlein, bas vor einigen Jahreft -Ernst Heimeran über bie Lieblingsbücher unserer Urgroßeltern herausgab, Proben aus der Unterhaltungsliteratur vor und nach f|0O, veranschaulicht diese Unsicherheit über die Größenordnung. Und wenn man einmal Zahlen hat, muß man aleick d je Ueberlegung ein« schalten: Wie viele Menschen umftißle dumals eigentlich das deutsche Sprachgebiet, wie hoch ist babei dasLesepublikum" zu nehmen, wie groß (ober klein genügt waren Konkurrenz unb Anteil von Zeitungen, Zeitschriften, Volksbüchereien,

llnb wenn deiner PÄse schwanken ihrem Zittern sich verflicht, wage, wage den Gedankenj : daß das Erdgefetz zerbricht.

Jäh entlasset die Trabanten aus dem Frondienst der Magnet, und eS hat zum Unbekannten sich Die Nadel kühn gedrtht.

Wirft nach neuem Pole fei en, und der Schatz liegt offeji da, Brot der Engel, Stein der Seifen, Krone, Alpha, Omega. * ,

defensiver Natur. Welcher Art die englischen Sorgen dort sind, ist bekannt. Aufgeschoben ist nicht aufgehoben.

Dank der Vernachlässigung Ostasiens und bank ber Be­herrschung des Roten Meeres und der Suezkanalzone und dank der amerikanischen Hilfe waren die Engländer in der Lage, Aegypten und das Nahe Porderasteii so weit mit Kampf-. ...... [1V ,WVM.

mitKlil auszustatten, daß nickt nur eine Ausweitung .im/, ;.. ,c tzinicn werden zurückgeworsen" Nahen Ljten und damit auch die Herstellung der SBcrbinbiiryjp'*"'' v ~ .

mit den Bolschewisten möglich wurde, sondern baß in Noiv- afrifa noch einmal mehrere heftige Vorstöße unternommen werben konnten, Vorstöße, bie zwar an ben nordafrikanftchen Teil bes letztjährigen Angriffes erinnern, denen aber bfelmaf zwei entscheidende Merkmale (und damit entsprechende Er­folgsmöglichkeiten) fehlten: nämlich einmal die Möglichkeit einer neuen Balkanoffensive unb zweitens jener überrasimnde bolschewistische Stoß in den deutschen Rücken, dem Hitler durch seinen Entschluß zu eigener Offensive zuvorkam. Im Gegensatz zu damals fehlte in den letzten Monstten den Eng­ländern auch die Möglichkeit, ihre Seestreitkräfte im Mittel-