Donnerstag, 16. April 1942

15 Pfgr. Zweites Worgenblatt SÄiS&K 86. Jahrgang Ur. 193 Zweimalige Ausgabe

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Labor de 24-01

Weitere Zweigstellen an den grötteree Ortes

Eine neue Form der

L U Eine straffe Lenkung des Wirtschaftsprozesses ist im Kriege nicht zu entbehren. Im Frieden wird die Rich­tung der Produktion durch den vorhandenen kaufkräftigen Bedarf bestimmt, von dem die Nachfrage auf den einzelnen Märkten abhängt In der Friedenswirtschaft ist also in erster Reihe die Einkommensverteilung maßgebend, und zwar so­wohl die Verteilung zwischen den verschiedenen Einkom­mensschichten wie auch die Verteilung zwischen der pri­vaten und der öffentlichen Hand, die eine Folge der Steuerbemessung ist. Im Kriege aber kommt es darauf an, alle wirtschaftlichen Kräfte, die zur Verfügung stehen, in den Dienst der Kriegführung zu stellen. Alle andern Wünsche und Bedürfnisse müssen zurücktreten, auch wenn Kaufkraft hinter ihnen steht. Die Lenkung der Erzeugung kann daher nicht dem Verhältnis von Angebot und Nach­frage überlassen bleiben; sie muß zentral und sehr oft gegen die Tendenzen des Marktes geharfdhabt werden. So entsteht die Rationierung der Verbrauchsgüter, die es er­möglicht, den lebenswichtigen Bedarf aller Verbraucher ohne Rücksicht auf ihre Einkommenshöhe zu befriedigen, so entsteht im Bereich der Produktion selbst die Kontingen­tierung der Rohstoffe und Halbwaren, die Steuerung des Arbeitseinsatzes und die Lenkung der Aufträge. Alle diese Maßnahmen haben den Zweck, die Produktionsfaktoren ohne Zeitverlust dorthin zu lenken, wo ihr Einsatz vom Standpunkt der Kriegführung aus am dringlichsten und pro­duktivsten ist.

Zwei Wege.

Der Konflikt zwischen dem kriegswirtschaftlichen Be­darf der Gesamtheit und den Wünschen der einzelnen Ver­braucher und Unternehmer ist unvermeidlich. Er ergibt sich aus der Tatsache, daß die friedenswirtschaftliche Ein­kommens- und Besitzverteilung auch im Kriege fortbesteht, während der Wirtschaftsprozeß ganz in den Dienst der Kriegführung gestellt werden muß. Es gibt zwei Wege, auf denen der Konflikt überwunden werden kann. Der eine und * früheren Kriegen allein beschrittene Weg besteht im staat­lichen Zwang. Der Staat baut einen bis in die letzten Ver­zweigungen und Verästelungen der Wirtschaft reichenden Lenkungsapparat auf und nötigt so den einzelnen Ver­brauchern oder Unternehmern seinen- Willen auf. Der er­wähnte Konflikt verschwände aber auch, wenn jeder ein­zelne von sich aus und nur gestützt auf seine Einsicht in die Anforderungen und Notwendigkeiten des Krieges das täte, was der Staat von ihm verlangt und was er selbst als richtig erkennt. Ist es möglich, diesen zweiten Weg zu gehen, so entsteht für die Kriegswirtschaft ein Gewinn, der kaum hoch genug eingeschätzt werden kann. Eine Kriegswirt­schaft, in der jeder einzelne in selbstverantwortlicher Pflichterfüllung das tut, was das Interesse des Ganzen von ihm verlangt, steht nicht nur in ethischer Hinsicht sehr viel höher als eine Zwangswirtschaft, sondern ist auch weit rationeller und leistungsfähiger, weil ein großer Teil des schwerfälligen Lenkungsapparates mit seiner an sich un­produktiven Arbeit in Behörden und Betrieben, seinem Pa­pierkrieg, seinen Hemmungen und Reibungen beseitigt werden kann.

Deutschland hat, vom Aufbau seiner Kriegswirtschaft an, beide Methoden angewandt. Wo es irgendwie anging, ist an die freiwillige Mitarbeit des ganzen Volkes oder einzelner Berufskreise appelliert worden. Die Sammlung von Altwaren hat sich fast ganz auf dieser Basis abgespielt. In der großen Wollsammlung dieses Winters hat diese Form selbstverantwortlicher Tätigkeit einen ihrer Höhepunkte er­reicht. Auch die im Interesse der Kriegsfinanzierung erfor­derliche Steigerung der Spartätigkeit ist durch eine ein­gehende Darlegung der Zusammenhänge auf freiwilliger Grundlage erreicht worden. Die verhältnismäßig lose Form der Rationierung etwa bei der Kundenliste wäre hier auch zu erwähnen, denn sie setzte die Bereitschaft des Handels voraus, eipe wirklich gerechte Verteilung zu erreichen. Ganz allgemein ist überall, wo die zwangswirtschaftliche Regelung

Lücken ließ oder lassen mußte, von jedem einzelnen ein Verhalten gefordert worden, das seiner kriegswirtschaft­lichen Verantwortung entspricht. Der Satz, daß alles erlaubt sei, was nicht ausdrücklich verboten ist, hat seit langem seine Berechtigung verloren. Der totale Krieg verlangt auch vom Zivilisten, daß er freiwillig und ohne durch bestimmte Vorschriften dazu angehalten zu werden, alles tut oder unter­läßt, was dem nationalen Interesse dienlich oder zuwider ist. Durch die Anwendung dieses Grundsatzes hat Deutsch­land eine Steigerung des Verantwortungsgefühls erreicht, wie sie wohl noch niemals in dieser Breite und Tiefe in einem großen Staats wesen zu verzeichnen war. Ein Erzie­hungsprozeß, der sich über Jahre erstreckt hat, trägt heute seine Früchte. Die Naivität, mit der sich früher der einzelne oft von den Zielen der Gemeinschaft distanzierte, ist heute kaum noch denkbar. Wer heute noch gegen seine Pflichten als Produktionsleiter, als Kaufmann, als Arbeiter oder Ver­braucher verstößt, der tut es nicht mehr mit dem guten Ge­wissen des liberalen Philisters, sondern mit dem Bewußt­sein des Rechtsbrechers, der gegen ein ungeschriebenes Ge­setz verstößt.

Entscheidende Wendung.

Es konnte also heute daran gedacht werden, zwangs­wirtschaftliche Regelungen, die früher noch unvermeidlich waren, durch eine selbstverantwortliche Mitarbeit derjenigen zu ersetzen, die diesen Regelungen unterworfen sind. Die Notwendigkeit, vor allem mit der Arbeitskraft hauszuhalten und mit weniger Kräften einen noch höheren Produktions­effekt zu erzielen, steht außer Frage. Diese Notwendigkeit, die seit langem alle wirtschaftspolitisch maßgebenden Stellen des Reiches beschäftigt und bereits zu großen Erfolgen ge­führt hat, legte es nahe, auf diese Weise eine Verminderung der Wirtschaftsbürokratie in die Wege zu leiten. Günstige Wirkungen davon müssen sich nicht nur innerhalb des staatlichen und halbstaatlichen Behördenapparats, sondern auch in der Privatwirtschaft selbst fühlbar machen, da jeder Arbeitskraft in den Reichsstellen, in den Verteilungs­stellen und Preisbehörden wieder ein Angestellter in den Werk- und Untemehmungsverwaltungen entspricht Durch die Errichtung der Reichsvereinigungen, vor allem auf dem Textilgebiet, sind Selbstverwaltungskörper der Industrie entstanden, deren Aufgabe es sein wird, einen großen Teil der Funktionen zu übernehmen, die bisher von den Reichs­stellen ausgeübt worden sind. Durch, die Einführung der Einheits- und Gruppenpreise ist die Preisbildung bei öffent­lichen Aufträgen wesentlich vereinfacht und der größte Teil der bisherigen Preis-, Kosten- und Gewinnkontrolle überflüssig gemacht worden. Die Ueberleitung der Gewinn­abschöpfung in eine nach steuerlichen Grundsätzen verwal­tete Gewinnabführung hat ebenfalls Behörden und Betriebe von einer Arbeit entlastet, die übermäßig anzuwachsen drohte. Schon diese Maßnahmen berechtigten dazu, von einer Wendung' der Wirtschaftspoli^k zu sprechen. Noch deutlicher aber wird die Gewichtsverschiebung zwischen den beiden gekennzeichneten Methoden der Zwangsbewirt­schaftung und der selbstverantwortlichen Mitarbeit der Regierten durch den Auftrag, den der Führer dem Reichs­minister für Bewaffnung und Munition erteilt hat, bei er­höhter Selbstverantwortung der Industrie einschneidende Maßnahmen zur Einschränkung des Berichts- und Kontin­gentswesens in der Rüstungswirtschaft zu treffen.

Dreifacher Vorteil.

Dreierlei wird auf diese Weise erreicht: Zunächst ein Abbau der Verwaltung überhaupt und damit eine Ver­mehrung der für andere Aufgaben zur Verfügung stehen­den Arbeitskräfte. Weiter eine Entlastung der Unternehmer von Dingen, die bisher ihre Aufmerksamkeit und ihre Zeit übermäßig in Anspruch genommen haben; sie sollen sich in Zukunft ganz ihrer eigentlichen Aufgabe widmen kön­nen, die Produktion qualitativ und quantitativ zu steigern (Fortsetzung auf Seite 2.)

Die Arbeitsbeschaffung in der Schwei;.

(Drahtmeldung unseres Korrespondenten.) p ZÜRICH, 15. April. Der Bundesrat hat den Parlaments­kommissionen den Entwurf für einen Vollmachtenbeschluß unterbreitet, der ein Programm für die Arbeitsbeschaf­fung in der Krisenzeit des Krieges aufstellt. Dieses Programm ist, wie schon früher vom Bundesrat betont wurde, notwendig für den Fall, daß eine weitere Verschärfung der in­dustriellen Rohstofflage des Landes zu neuen Betriebsstillegun­gen und Arbeiterentlassungen zwingen sollte. Für diesen Fall will der Bund versuchen, durch Vergebung oder Subventionie­rung öffentlicher Aufträge ausgleichend' auf dem Arbeitsmarkt zu wirken. Das geht nicht ohne Mitwirkung der Kantone und Gemeinden, allerdings auch nicht ohne weitgehende Eingriffe in die Souveränität der Kantone und damit auch nicht ohne finanzielle Hilfeleistungen des Bundes. Der vom Bundesrat auf­zustellende Plan soll denn auch alle für die Zukunft vorge­sehenen öffentlichen Auftragsuntemehmungen der Gemeinden, der Kantone und des Bundes zusammenfassen und in einem Generalplan unter Berücksichtigung der heute noch nicht über­sehbaren Entwicklung des Arbeitsmarktes und der Rohstofflage koordinieren. Zu den Aufgaben dieses Generalplanes sollen ins­besondere alle Maßnahmen gehören, die der Unterstützung des Exports und des Fremdenverkehrs, der Förderung von In-

Besorgnisse in

(Drahtmeldung unser

ZÜRICH, 15. April Nach den lebhaften Bemühungen, die Tschiang Kai-schek gemacht hat, um die indischen Partei­führer zu einer Verständigung mit dem britischen Kriegskabinett zu bewegen, ist es nicht zu verwundern, daß die Nach­richt von dem Scheitern der englisch-indischen Verhandlungen in Tschungking ernste Besorgnisse ausgelöst hat. Einer der wich­tigsten Gründe hierfür hegt' natürlich in der Tatsache, daß für Tschungking-China nunmehr die Aussichten für die Beför­derung von Kriegsmaterial über Indien sehr viel schlechter geworden sind, nachdem die Birmastraße bereits, ausgefallen ist Ein Sonderbericht derNeuen Zürcher Zeitung" aus Tschung­king zitiert die Aeußerung eines angesehenen Chinesen:Trau­rige Nachrichten für China und für die Alliierten, aber vor allem für Indien. Offenbar hat man in Tschungking bereits das Londoner Stichwort aufgenommen, daß die Inder nur deshalb nicht auf die loyalen britischen Vorschläge eingegangen seien, weil sie Angst vor ihrer eigenen Regierungsunfähigkeit gehabt hätten. Daneben weist man aber darauf hin, daß England selbst das Mißtrauen der Inder verschuldet habe. Die Wurzel dieses Mißtrauens liege in dem gänzlich veralteten bürokratischen System der indischen Verwaltung, die fünfzig Jahre hinter der Zeit zurückgeblieben sei. Die verhängnisvollen Folgen der Miß­wirtschaft untauglicher englischer Beamter in Malaya, Singapore und Birma hätten das Vertrauen der asiatischen Völker zur britischen Herrschaft schwer erschüttert. Von Sir Stafford Cripps will man aber in Tschungking eine gute Meinung haben, weil der wenigen Engländer sei, die nicht nur die Lage erfaßt hätten, sondern auch die notwendigen Schlußfolgerungen zu ziehen bereit seien. Es ist für den Chef des britischen Kabi­netts, Churchill, ein. schlechtes Kompliment, wenn man in Tschungkingeinige Männer vom Schlage Cripps an der Spitze der britischen Politik wünscht, um das Schicksal von 78 Prozent der Bevölkerung des britischen Empire zu meistem. Jedenfalls, so erklärt man in Tschungking, müsse sich in den nächsten Monaten zeigen, ob England noch imstande sei, das schwer erschütterte Vertrauen der Asiaten zu seiner Kraft wiederherzu­stellen. '

Englands Niederlage im Indischen Ozean.

TOKIO, 15. April. (DNB.) Offiziere und Mannschaften, die vom 5. bis 9. April an den Operationen der japanischen Marine im Indischen Ozean gegen die britischen Streitkräfte teilnahmen, berichten über diese Kämpfe interessante Einzelheiten. In dem Bericht heißt es:

Der Tagesbefehl an jenem denkwürdigen Tage lautete:Um­zingelt und vernichtet die feindliche Kriegs- und Handelsflotte

dustrie und Gewerbe, der allgemeinen Werbung und Forschung, der Intensivierung der Landwirtschaft, der Innenkolonisation, der Wohnungsbautätigkeit und der beruflichen Fortbildung die­nen. Zur Finanzierung der Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen soll in erster Linie der Ausgleichsfonds herangezogen werden, der sich aus den Lohnausgleiehsabgaben der nicht-mobilisierten Ar­beitnehmer angesammelt hat. Erst nach Aufbrauch dieses Fonds sollen der Bund und die Kantone die notwendigen Mittel -für die Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen immittelbar aufbringen.

Bemerkenswert ist, daß die Gesamtplanung dem Eidgenössi­schen Militärdepartement unterstellt wird, dessen Leiter, Bun­desrat Dr. Kobelt, vor seinem Eintritt in die Bundesregierung umfassende Erfahrungen auf dem Gebiet der Landesplanung und der Arbeitsbeschaffung gesammelt hat. Die Ausführung der einzelnen Maßnahmen wird jedoch denjenigen Departements übertragen werden, in deren Bereich sie nach ihrer Zweck­bestimmung faßen.

Der Führer an General Carmona.

BERLIN, 15. April (DNB.) Der Führer hat dem Präsidenten der Republik Portugal, General de Fragoso Carmona, zum An­tritt seiner neuen Amtsperiode am 15. April mit einem in herzlichen Worten gehaltenen Telegramm seine Glückwünsche übermittelt

Tschungking.

es Korrespondenten.)

auf der Höhe von Kalkutta und Madras im Zusammenwirken mit die Insel Ceylon angreifenden Marineeinheiten.

Die japanische Flotte, die U-Boote und Flugzeugträger um­faßte, verließ ihren Stützpunkt in bester Stimmung. Mit dem Golf von Bengalen als Angriffsziel näherten sich die japanischen Geschwader dem indischen Festland aus drei Richtungen. Während ein Teil def Streitkräfte Kalkutta, ein anderer Madras ansteuerte, marschierte eine dritte Formation in Richtung Cocanada und Vizagapatam. Eine weitere Spezialformation hatte gleichzeitig den Befehl erhalten, Ceylon von Süden her anzu­fahren, und Trinkomali sowie Colombo anzugreifen.

Am 5. April morgens erhielt die Marineluftwaffe Weisung zum Start nach Colombo, wo sich ihr britische Flugzeuge verschiedenster Typen zum Kadipf stellten. Sofort entwickelte sich eine furchtbare Luftschlacht, die indessen nur kurze Zeit andauerte, nachdem eine feindliche Maschine nach der anderen in Flammen gehüllt oder mit schwarzen Rauchfahnen abgestürzt war. Die japanischen Marineflieger bombardierten hierauf den Flugplatz von Colombo sowie Hafen- und Dockanlagen und legten zahlreiche große Lagerhäuser in Schutt und Asche.

Am Nachmittag des gleichen Tages wurden 350 Meilen süd­westlich von Ceylon zwei feindliche Kriegsschiffe bemerkt, die mit 28 Knoten Geschwindigkeit in westlicher Richtung fuhren und sich später als die britischen KreuzerDorsetshire undCornwall herausstellten. Nach 90 Minuten dauerndem Kampf, In dessen Verlauf die beiden sich verzweifelt wehrenden Gegner von zahlreichen Lufttorpedos urxl Bomben getroffen wurden, verschwanden die Kreuzer in den Wellen des Indischen Ozeans. In der Morgendämmerung des folgenden Tages wurde eine große Flotte feindlicher Transportschiffe gesichtet, die in etwa sechs bis acht Kilometer Entfernung südwärts fuhr. Die japanischen Kriegsschiffe eröffneten das Feuer, und der Geleit­zug begann sofort auseinanderzustieben. Einige Schiffe versanken infolge direkter Treffer sofort, während andere in äußerster Ver­wirrung zu fliehen versuchten, und wieder andere weiße Flaggen hißten. Als Geschützfeuer zur Versenkung eines großen Fahr­zeuges nicht ausreichte, vollendeten japanische Torpedos das Werk. Die 8-cm-G^schütze am Bug sowie die MGs am Heck fast aller feindlichen Schiffe schwiegen. Zwischen 9 Uhr vor­mittags und 2 Uhr nachmittags wurden acht große feindliche Transportschiffe einschließlich mehrerer Oeltanker bei Kalkutta versenkt. Gleichzeitig war der im Zentrum bei Cocanada ope­rierenden Formation die Vernichtung vbn acht Fahrzeugen ge­lungen, während der nördlich Madras arbeitende Verband in der gleichen Zeit fünf Schiffe versenkte.

Unsere Insel.

Sie lag in der Tiefe eines gebirgigen Flußtales, schmal an der Nord- und an der Südspitze, wo sie, vom Wasser bedrohlich umflossen, langgestreckt samtenen Rasen trug. In das leise, unter­irdische Strömen des Flusses mischte sich das Rauschen der Wälder, das unaufhörlich bei Tag und bei Nacht von den Hängen des Tales kam, und die Felsen südwärts warfen das Brausen des Wehres herüber.

Kamen wir am Abend zu zweit, zu dreien, selten waren es mehr, so streifte einer unaufgefordert Strümpfe und Schuhe von den Füßen und stieg am unterhöhlten Ufer ins Wasser. Er ging langsam, gegen den Sog des Flußarmes sich anstemmend, der Furt nach hinüber zur kleinen weidenumschlos­senen B^pht. Zuweilen stieg das Wasser bis über die Knie des vorangehenden Knaben, und er krempelte seine kurze Hose auf.

. Unter einer überhängenden iX^eide lag im stillen Wasser das Boot. Der Knabe warf die Zweige, die es verdeckten, an Land, löste die Kette und stieß, breitbeinig Gleichgewicht haltend, ab. Langsam wid mit dem bedächtigen Gesicht eines sorgenden Fischers rudertS' er herüber, wo die anderen mit dem Gepäck warteten, voller Ungeduld, die Insel ihrer Knabenjahre zu be­treten. Wenn nach tief im Wasser liegender Rückfahrt das Boot an Land gezogen war, wandten wir uns mit einem grimmigen Frohlocken noch einmal nach dem jenseitigen Ufer um. Wir glaubten uns getrennt von einer Welt, in der es große Städte und Schulen gab; wildes Gelächter zerriß die Stille, und ein Habicht flog von der hohen, königlich einsamen Tanne ab.

Wir schnitten Gerden'aus dem Gestrüpp und stocherten mit ihnen in der Erde, die schwarz war von den Feuern des ver­gangenen Sommers, und rüttelten am Fahnenmast, daß er er­bebte. Der Pfad zur Hütte war überwuchert; mit nackten Füßen traten wir das Gras nieder, rissen die Tür aus rostigem Schloß und nahmen die Läden von den Fenstern. Lafngsam wich die Muffigkeit des Winters, und wir richteten, das letzte Licht des Tages nützend, die Lager her für die Nacht. Wieder machte sich einer auf, ohne Worte, das Beil in der Hand, um Holz zu schlagen. Es knackte im Dickicht, und wir hörten das Beil niedersausen. Behutsam setzte ein anderer den Topf mit dem Wasser, von einem abseitigen Gehöft mitgebracht, auf den kleinen rostbraunen Ofen.

Dann saßen wir bei offener Tür um den Tisch, in dessen Mitte aufgestapelt war, was fürsorgliche Mütter mit auf den Weg gegeben hatten. Der Tee schmeckte, nach Rauch, und wir nahmen von dem Broteberg wie die Schnitten lagen; es machte uns nichts aus,* Butter gegen Margarine einzutauschen.

4 Wenn der Wind durch das Tal strich, bauschte sich unsere Fahne am Mast mächtig auf, hoch über den. Wipfeln der Tannen. Wir wußten, im Dorf hinter dem Wehr sagten die Leute: seht, die Insulaner sind da!

Wir taten, als hörten wir nicht, wenn sie drüben sonntäglich steif am Ufer entlanggingen und herübersahen; wir türmten mit schwerer Mühe Steine gegen den Anstrom des Flusses auf. Die

I Nordspitze bröckelte ab, und die Insel wurde mit jedem Hoch­wasser, das im Frühjahr kam, gefährdeter.

Aber nun war kein Einheimischer zu sehen. Es dunkelte über dem Fluß, .Nebel stieg auf, kroch durch das Unterholz, hängte sich in die Weiden; er schloß eine Wand um uns. Wir warfen Geäst aufeinander, zündeten es an und sahen zu, wie der Rauch hervorkam, eine zarte Flamme am Holz züngelte und schließlich emporschlug. Es knisterte, prasselte endlich, Funken sprühten gegen die nächtlich reglosen Tannen; es ,wurde hell ringsum, und wir sahen die Fahne am Mast. Später, wenn die Kloben ein stilles Feuer brannten, hockten wir im Kreis darum. Selten sprach einer ein Wort, aber im Widerschein der Glut trat aus den Knabenaugen ein Glanz von solcher Gläubigkeit, wie ich sie in nachfolgenden Jahren nie wieder im Antlitz eines Menschen sah.

Manchmal hob einer den Kopf und blickte nachtgeblendet, in die Finsternis, die nebelbrodelig und wassergurgelnd uns um­gab. Er lauschte zur' Nordspitze hin, der unsere Sorge galt

fast fünfzig Jahre vorsteht. Prachtvoll markig ist der Streicher­ton dieses Orchesters, seine Holzbläser haben eine außerordent­liche Qualität, das Blech fasziniert durch die Wärme und den schmetternden Klang. Dieses Musizieren ist ein Spiel klar sich gegeneinander abhebender und zugleich ineinandergreifender Farben. Frische durchweht es wie ein Hauch des nördlichen Meeres. Das Programm vermittelte zunächst die Bekanntschaft mit der geistreichen Ouvertüre zuCyrano de Bergerac" von dem Nestor der zeitgenössischen holländischen Komponisten Johan Wagenaar. Bruchstücke ausFausts Verdammung von Berlioz enthüllten darauf alle Reize des Klanges und der Vir­tuosität; geradezu hinreißend wurde derUngarische Marsch gespielt. In Cäsar FrancksSymphonischen Variationen lernte man einen trefflichen Pianisten, Cor de Groot, kennen, der zu­dem in einer Zugabe aus de Fallas BallettDer Dreispitz seine vorzüglich moderne Interpretationsbegabung zeigte. Beet­hovensEroica beschloß diesen Abend.

Die Budapester Philharmoniker unter Dohnanyi beschlossen rassig-temperamentvoll die Konzertreihe. Sie hatten bereits einige Male in Wien konzertiert. Mit einem ungarischen Programm gab der Abend einen Querschnitt durch das nationale Schaffen. Er begann mit derUngarischen Fest-Ouvertüre von Franz Erkel, der 1853, elf Jahre nach der Gründung des Wiener Orchesters, die Budapester Philharmonischen Konzerte ins Le- ben gerufen hat. Es folgte Dohnanyis feinsinnigeSuite op. 19, dann die bei uns selten gehörte bodenständige Tanzsuite von Bartok mit ihren starken rhythmischen Energien und Ballun­gen. Kodäly war mit denTänzen aus Galanta vertreten, den Abschluß machten LisztsLes Preludes. Die nervige Kraft des Rhythmus und die Energie des melodischen Schwunges machen die Besonderheit des vorzüglichen Orchesters aus, dem der en­thusiastische Beifall mehrere Zugaben abforderte.,

Andreas Ließ.

Mothe«.

Damals wußten wir noch nicht, daß bald darauf der Bau einer großen Talsperre begonnen wurde, in deren Tiefe unsere Insel versank. Theodor Heinz Köhler.

Hastorchester in Wien.

Zur Feier der Wiener Philharmoniker.

Wenn drei der bedeutendsten europäischen Orchester die Reise nach Wien an traten, um den Wiener Philharmonikern zur Jahr­hundertfeier ihre musikalischen Huldigungen darzubringen, so spricht das nicht allein für den Ruf, den das Wiener Orchester in aller Welt genießt, sondern auch für die Freundschaft, die es sich mit seiner Kunst erworben hat. Das Wiener Publikum wußte die Festteilnahme der drei auswärtigen Orchester des Maggio Musicale Fiorentino aus Florenz unter Guamieri, des Amster­damer Concertgebouw-Orchesters unter Mengelberg und der Buda­pester Philharmoniker unter Dohnanyi zu würdigen und be­reitete den Gästen im Konzertsaal den herzlichsten Empfang und ihren Darbietungen eine begeisterte Aufnahme.

Das Florentiner Orchester machte den Anfang. Sammet­weich, berückend klingen die Streicher, Wärme und Klangschön­heit verlieren sich auch nicht im Forteklang des gesamten Spiel­körpers. Die sinnliche Klangschönheit regiert. Sie glättete selbst die dämonischen Kräfte der Fünften Symphonie von Beethoven und löste die düstere Strenge in der Freude am sinnlich Greif­baren, am architektonischen Gestalten. Nicht minder eindrucks­voll zeigte die eigenartige, ganz auf ka'mmermusikalisches Pia- nissimo eingestellte Interpretation des Siegfried-Idylls italienisches Temperament und lateinische Seele. Mit einem Konzert von Vivaldi, zwei verträumten Naturstimmungen von Matuzzi und der mit faszinierendem Elan dargebotenen Ouvertüre zuWilhelm Teil von Rossini bekräftigte das Orchester den großen Erfolg seines Wiener Konzertes.

Willem Mengelberg ist den Wienern aus den Philhar­monischen Konzerten ein guter Bekannter. Nun sah man ihn zum ersten Male an der Spitze des Klangkörpers, dem er schon

Turandot" in München.

Die Münchener Staatsoper brachte eine Neuinszenierung von Puccinis SpätwerkTurandot, das die Ergebnisse eines dreißigjähri­gen Bühnenschaffens in einer neuen und großartigen Konzeption zu­sammenfaßt. Man findet hier die schon den früheren Werken des Meisters eigene unvergleichliche Kantabilität der Gesangslinien ver­bunden mit einem profilierten dramatischen Ausdruck: die buffonesken Typen der drei Masken-Minister mischen sich kontrastreich mit der ergreifenden Lyrik der Liu-Musik und dem feierlichen Pathos der uralten Kultur des chinesischen Drachenthrones; die Klangstruktur deutet mit einer auch derButterfly noch unbekannten Meister­schaft Kolorit und Milieu der geheimnisvollen fernöstlichen Welt. Clemens Krauß war der berufene Interpret dieser Partitur, der ihre wuchtige Dynamik wie ihre subtilen Klangreize, die pomphafte Pracht und den opalisierenden Schimmer der Farbmischungen suggestiv dar­zustellen wußte. Rudolf Hartmanns Regie hielt die richtige Mitte zwischen einem farbig belebten Realismus und der hieratischen Ge­bärde. die die entrückte Atmosphäre desReiches der Mitte for­dert. Der elesene Dekor der von Ludwig Sievert entworfenen Bühnen­bilder und'Kostüme vergegenwärtigte den feierlichen klang und das bizarre Ornament des alten Peking. Auf der Bühne wirkte ein meister­lich abgestimmtes Ensemble charakteristischer Darsteller und Sänger, an ihrer Spitze Viorica Ursuleac (Turandot). Trude Eipperle (Liu) und Rudolf Fügei (Kalaf). Die festliche Aufführung werde mit lang andauernden Ovationen aufgenomfnen. Kurt Pfister.

Dänische Uraufführung in Hamburg.

U11 abe11 a von Henning Kehler.

Das Staatliche Schauspielhaus in Hamburg machte mit dem drama­tischen Erstlingswerk des dänischen Autors Henning Kehler be­kannt. der im Weltkrieg m der diplomatischen Laufbahn stand und jetzt als Schriftleiter derBerlingske Tidende" wirkt. Seine Komödie Ullabella (von Heinrich Goebel übersetzt) hat bereits in Kopen­hagen und in der Provinz starken Erfolg gehabt. Sie gefiel, dank der gepflegten Art. mit der dänische Dichter auch einen leichter wiegen­den Stoff zu behandeln wissen, aych in Hamburg sehr gut. Wir sehen dänische Kleinbürgerwelt. mit etwas Ironie, aber mit lächelnder Güte des Herzens gezeichnet, dazu etwas politischen Hintergrund. Man wird in jenem Milieu durch eine Ohrfeige in Aufruhr gebracht, die Ulla Jensen, ein halbwüchsiges hübsches Schulmädchen, provoziert.

sich zu lenken. Die öffentliche Meinung beschäftigt sich mit der An­gelegenheit; Vater Jensen, Maurer, und seine Verwandtschaft wünschen förmliche Entschuldigung. Regierung und Schulbehörde wollen sie ihnen auch, aus parteipolitischen Gründen, geben. Aber als Jensen erfährt, daß seine Ulla keineswegs ein so unschuldiges Opfer in dieser Sache ist, verabreicht er ihr ebenfalls eine Ohrfeige Ende gut. alles "gut. Ein Lustspiel der Typen, des Lokalkolorits, in dem sich die junge Helga Mayer als durchtrieben niedliche Ullabella mit ihrer offensichtlich starken Spielbegabung einen Sondererfolg errang. Auch sonst wurde, unter Spielleitung von Kurt Ehrhardt (Bühnenbild karl G r ö n i n g). vortrefflich gespielt Es gab einen starken Erfolg.

Max Broesike-Schoen.

Gera:Hinter verschlossenen Türen", von Boris Grams.

Die erste Uraufführung des Reußischen Theaters galt einem Erst­lingswerk. der KomödieHinter verschlossenen Türen. Der junge, am Fernsehsender tätige Berliner Autor ist als Musiker mit «einer Ope­retteTatjana bekanntgeworden. Charlotte RißmannsVersprich mir nichts und Heinz Coubiers ..Aimee wurden ihm zum Anlaß, sich in einer Komödie zu versuchen, die in einer möglichst dichten und folgerichtigen Handlung auch einetiefere Bedeutung spürbar werden läßt. Grams hat diese Revolutionskomödieirgendwo in der Gegenwart angesiedelt. Aus einer überlegenen geistigen Haltung setzt sich der junge König mit dem ihm gewordenen Erbe auseinander, ändert die Staatsform, nutzt die positiven Kräfte der Opposition, erlebt die Revolution an sich selber und verwirklicht mit Umsicht und per­sönlichem Mut seine Ideen gegen einen in überlebten Anschauungen verhafteten Ministerpräsidenten, gegen jen temperamentvollen Künst­ler Casann. der nur den das Leben befruchtenden Knall in der Revo­lution sehen will, gegen den Mann der Opposition, der fanatisch sein Ziel, den Sturz des Königtums, verfolgt. Mit Geschick hat der Autor diesen Vorwurf in das schillernde Gewand der Komödie gehüllt, die aufbauenden Pläne mit einem kräftigen Schuß Liebe und Schlaf­zimmerpolitik und mit witzigen Einfällen sehr hübsch aufgelockert. Wenn auch die sprudelnden Einfälle (der Ministerpräsident als leib­haftiger Büchmann für alle Situationen) sich gelegentlich etwas aus­breiten. so fand das sauber und geradlinig durchgearbeitete Werk in der von Ludwig Schwartz fein pointierten Inszenierung mit Viktor von Gschmeidler und Werner Siedhoff herzlichen und- überaus leb­haften Beifall, den auch der mehrfach gerufene Autor entgegennehmen

ßustay Adolf Trumpf f.

um die Aufmerksamkeit des von ihr verehrten jungen Lehrers auf konnte.