Ben Hur tönend
Der berühmte Ben Hur-Film der Metro-Goldwyn- Maycr erscheint demnächst in einer tönenden Fassung, die vielleicht den Welteriolg, den seiner zeit der stumme Film hatte, wiederholen wird.
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Mc iAön.hcfanwirniaf!
Der Kino-Portier geht zu Bett
Letzte Chance.
„Liebste Olga, werden Sie mich niemals erhören? Befragen Sie doch Ihr Herz!"
„Ich frage mein Gehirn, und das sagt: Nein!"
„Und darf ich nie ans eine Gchirnerwcichnng hoffen?"
(Oötz)
Unfehlbar.
„Kausen Sie cs nur! Dicifcs Mittel gegen Rheumatismus ist von sofortiger nnd dauernder Wirkung!"
„Woher wissen Sie denn das?"
„Weil noch nie femnnd eine zweite Flasche gekauft hat!"
(Bulletin)
Liebe im Wertbrief.
Ei» französischer Schauspieler, einer der grössten Don Juans von Poris, erhält einen Wertbrief. Der Mime, ewig in Äeldsorgen, freut sich, als er die Wertangabe: „30000 Francs" liest. Aber ebensogrost ist seine Enttäuschung, als er statt des Geldes nur eine kleine Visitenkarte vorfindct, au>f der nur die Worte stehen: „Ich liebe Sie, Gcncvliwe."
Zwecklos
„Gehst du schon zu Belt, Mutti? Warum wartest du nicht wie sonst, bis Baii nach Hause kommt?"
„Heute hüitc das keinen Zweck, ich bin so heiser, dast ich ja doch keinen Ton reden könnte!"
Können Sie klar sehen?
Sio linken doch oinon klaren Blick, ein zuverlässiges Auge, nicht, wnh" 9
Fig. A
Dnnn werdon Sio auch mit Sicherheit featstollen, dall sti» beiden Zeichnungen von Figur A sich gleichsam ergänzen. Bei der oberen Figur luufen dio Striche in der Mitte stark zusammen, hei der unteren Figur verhält es sich umgekehrt, der Alu stand erweitert sich, jo mehr dio Linien der Mitte zuslreben, nicht wahr?
Fig. B
Boi Fig. B handelt es sich allem Anschein nach um ein Sohncckongchäuso. Betrachten Sie die Figur einmal und stellen Sio dann, ohne wieder hinzusehen, fest, ob die schmalen Linien, dio zur Mitte laufen, weiß oder schwarz sind! Ich wette, 8i» irren BichI
Ein salomonisches Urteil
Der Fall ist in der alten Universitätsstadt Güttingen passiert: ein junger Mann, der ein wenig zu viel Bier in sich Hineinge- puinpt hatte, geriet dadurch in jenen Zustand, von dem der Dichter behauptet, dast der kein braver Mann sei, der ihn nicht durchge- macht habe. Er war, mit anderen Worten, stockbeirunken. Dabei kam er mit einem anderen Gast des Wirtshauses in eine Meinungsverschiedenheit, und da es ihm nicht gelang, seinen Gegner mit Worten zu überzeugen, schlug er ihn auf den Schädel, so dast er zu Boden fiel. Und am Boden setzte er seine Ueber- zengungsversnche mit äusterster Krastanstrengung fort, bis ihn der Wirt zum Lokal hinauswarf. Der Mann aber, der auf solche Weise überzeugt werde» sollte, ging zum Richter und verlangte die Bestrafung des jungen Mannes. Vor dem Richter gab der junge. Man» die Körperverletzung auch ohne weiteres zu, erklärte aber, er sei sinnlos betrunken gewesen, sonst wäre ihm das nicht passiert. Es sei schon elf Uhr nachts gewesen, und da habe er eben schon
mehr Bier in sich gehabt, als er vertragen konnte. Der Richter besah sich den jungen Man», der an sich keinen unsympathischen Eindruck machte, und erkannte sodann: Der Angeklagte wird wegen Körperverletzung z» vierzehn Tagen Gefängnis verurteilt. Da er noch nicht vorbestraft ist, erhält der Verurteilte Strafanf- sd>ub, und zwar unter folgender Bedingung: er muß sich feierlich verpflichten, sich von jetzt ab ein Jahr lang nach zehn Uhr abends In keinem öffentlichen Lokal mehr sehen z» lassen. Wird er trotzdem nach zehn Uhr In einem Wirthaus getroffen, so hat er die Strafe zu verbüßen. Die Polizei Hai ihn zu beobachte». Der junge Mann erklärte sich damit einverstanden; er Ist also in Wirklichkeit nicht mit vierzehn Tagen Gefängnis, sondern mit einjährigem Hausarrest von zehn Uhr abends an bestraft, und dies ist einmal eine Strafe, die den Zwang zur Besserung in sich schließt und damit eine Forderung unserer Rechisresormer erfüllt. Aber — wie ist es nun, wenn der junge Mann sich schon vor zehn Uhr betrinkt? Oder wenn sein Durst ihn nicht schlafen läßt und er geht um vier Uhr früh in eine Kneipe, was belanntlich in Göttingen immerhin möglich ist? i
(Dm MalicheRÄTSEL
Geheimschrüt-Rätsel:
Vor kurzem fing dio Polizei drei chiffrierte Tologrammo ab, dio zu entriiseln ihr um so leichter war, als sio sämtlich den gleichen Text enthielten und nach den einfachsten der gebräuchlichen Roheimschriftensystcine aufgesetzt waren. Dio vier Textworte des Telegramms umfaßten eine Orts-, eine Zeit- und eine Namensangabe. Auf Grund dieser drei Tatsachen gelang es der Polizei, einen berüchtigten Hehler und später drei seiner Komplizen, an die die Telegramme gerichtet waren, festzunehmen. Wie aber lautete der Text des Tolcgrammcs, das in diesen drei Ausführungen vorlag:
1. 5 11 6 11 5 9 15 25 9 7 1 2 10 20 11 11 6
2. fmgmfkqakhbclvmmf
3. iohmimrankccoxnmi
Dio ersten beiden Telegramme zu entriiseln, ist verhältnismäßig so leicht, daß es dann, wenn man den Text kennt, koine besonderen Schwierigkeiten bereiten wird, den Schlüssel zur Chiffrierung und Dechiffrierung des dritten Uchcimschrift- systomes zu finden. Verraten sei, daß cs sich dabei um aiuo Wahlzahl handelt — vierstellig — die fortlaufend unter den Text des Telegrammen geschrieben wird. Jeder Buchstabe des Wortlautes wird nun durch den Buchstaben des Alphabetes ersetzt, der in der alphabetischen Felge der Ziffer entspricht, dio unter dem Buchstaben steht. Angenommen, unter dem Buchstaben a steht die Ziffer 7, so wird n am Telegramm durch h ersetzt, durch den siebenten Buchstaben, der im Alphabet auf a folgt. Wie also heißt die Wahlzahl im dritten Telegramm?
Wechselrätsel:
Brummer, Fiche, Eidor, Engel, Erbe, Emden, Elster, Gaarden, Halter, Kelle, Namen, Nasen, Nutzen, Roland, Söller, liker, Urnen, Torte.
Worden dio vorstehenden Wörter richtig geordnet, so nennen ihre Anfangsbuchstaben ein Sprichwort. Man suche nun ander» zweisilbige Wörter, dio dieselben Endsilben wie die vorstehenden Wörter haben, und deren Anfangsbuchstaben ein Zitat von Fnitz Kontor nennen.
Geographisches:
Kennst in Hannover du den Fluß,
Der, hängst du an ihn einen Fuß,
Gleich in Tirol ein Fluß wird sein?
Und fügst den Fuß als Hals du ein,
Hast wieder gleich ein Flüßlein du,
Das in Hannover kommt zur Ruh.
Lösung des Silbenrätsels:
1. Dattel, 2. Eldorado, 3. Rhetorik, 4. Zisterzienser, 5. Umschalter, G. Grimasse* 7. Dickens, 8. Erkner, 9. Susanne, 10. Hoangho, 11. Erle, 12. Residenz, 13. Ziseleur, 14. Extrakt, 15, Nain, 16. Somali, 17. Irma, 18. Skeleton.
Der Zug des Herzens ist des Schicksals Stimme. (Schiller.)
Lösung des Staaten-Umstellrätsels:
Südslawien, Portugal, Albanien, Niederlande, Italien, England, Norwegen — Spanien.
Roman
VOll
Otto Neulelclt
Inhalt des bisher erschienenen Romans liir neu hinzutretende Leser:
Mario GÜIdeiidabl, der jünnftc von drei Brüdern, die eine an« flcfcücnc Firma tu Frankfurt befipeu, fleht vor dem finanzielle» 3>i< faiumeubriich. Er tft der Tod» der zivetie» Fra» feines BaterS, die ei» Fahr »ach der Geburt Frankfurt auf Nimmerlotederfeb» verlieb. Der Vater läßt feinen kleiner nicht merke». Im Teflaiiient lvtrd aber befltiumt, dab Mario nur eine, trenn auch recht anftüiidiae !)!enlc erhalten fall. I» die Firma durfte er jedoch nicht etulreteii. Mario, etu recht lelchlftiuituer Bursche, leide dann auch prompt feine Gelder in Rennpferde» nnd LnrnSbanien an. Bald wandle flch daS Eitttck bet den Nennen. EI» nriiberer Betrau könnte >bn reiten. Er führt nach Berit», um ihn sich bet Freniiden zu befchaffe». gellte beiden Brüder, die zn der tinlerftühuna Wohl in der Laae ivitreu, wollen ihm nichts neben, bevor er sich nicht von der iuniicH, neuen Pi doll, die er znfitllin kennen »elernl hat, trennen will. Ludwin, der eine Bruder, führt in die Wohnnna der Dame, um sie zu veraulaffeii, ohne Benachrtchlimum Marios fortznfahre». Eie beugt sich Wider Erwarten ohne Löger» dem Wnnfch nnd begibt sich tu et» HanS »ach MteSbade» das den Brüdern gehört. Mario hatte in Berti» keinen Erfolg. In Frankfurt aiigekommeii. führt er direkt zu klda, die ihm den Grund ihrer plöhlichen Abreife nicht verrät. BöfeS ahnend, begibt er sich zii feinen Brüdern. Albrecht, der ültefle n»d zngletch der llhef der Firma, verweigert ihm einen Arbeite >lav in dem Han». Stach einem groben »trach gehl Mario. Ma» nimmt an, dab er Eelbltmord begangen hat. In einem etwas zwetdenttgeii Kaffee des Berliner Ostens sitzt Mario. Der Briin- geigrr. ein vierfchröttger Bnrfche, provoziert eine» Streit. Mario niiiiml deffeii Poticii et», führt aber am »üchfleu Tag nach Hamburg, wo er einem Emigranlen feinen Name» iibertübl, um diefem feine Heimkehr zn eriiiögliibe». Ada fpiautert niiterdeffeii die Blüne der Gltkdeiidahl kl.-G. au». Marios Doppekgüttger Peiiiiij,Nickt. Der Nichtige lernt in Hamburg eine eiilzürkeiide Hollüiiderin leimen, die ihm z»»i Lohn für Ehanffeiirdienfle ein wertvolles Armband gibt. Mario verflicht diefeS z» verkanfcii, wird aber hierbei verhaftet. ES gelingt ihm aber zn enlkomme». Er führt »ach Bonn >md findet Earrte »ach eiiiinem Suchen ioieder.
(19. Fortsetzung.)
„Das hnb ich fünf Minuten später auch bitter bereut. Aber Ina hat mich dann getröstet und gesagt, ich sollte nur abwarten. Menu du wirklich ein anständiger Junge wärest, wie ich cs behauptete, dann würdest du Hiinmcl und Hölle i» Bcwcgling bringen, um mir das Armband zurückzugeben. Es ist das letzt« Andenken von ineinem Vater."
Er holt cs aus seiner Hoscntaschc und gibt es ihr. „Da hast du cs wieder, Carrie, unbeschädigt uild unversehrt."
„Danke!" sagt sic gehorsam und streift es sich über den Arm. „Bei Jlla wirst du „uu einen gehörigcil Stein im Brett habe», nachdem du diese Probe bestanden hast. Ich freue mich sehr darüber."
„Ich will mir große Mühe geben, ihr zu gefallen."
„Das mußt d» auch. Mit mir hat sie sehr viel Aerger, fürchte ich, und ich finde es rührend, daß sic trotzdem immer nett zu mir ist. Wegen des Armbands hat fl« ja erst ein bißchen gescholten . .
„oiv Hütte mihi nur scheiten, sondern dir einen ordentlichen Klaps geben solle», mei» geliebtes Kind!"
Sie sieht ihn an, seufzt tief beküinmert und itickt dann ergeben vor sich hi». „Nun werdet ihr beide gcmciusam über mich hcrfallcn: du und Juai Ein« schöne Meute habe ich mir da auf den Hals gehetzt! Aber nun komm bitte endlich!"
Nebeneinander gehen sie dein Hause zu. aber bevor sie die Stufen erreichen, die zn einer offenen Veranda hinaussührcn, bleibt er noch einmal stehen, faßt sie bei den Händen und fragt: -„Kommt es dir eigentlich auch so vor, Carrie, als kennten wir uns schon von jeher?"
„Das kam mir schon so vor, als du mich in Hamburg vom Bahnhof zum Hopfenmarkt fuhrst. Aber ihr Männer merkt dergleichen immer erst mit einiger Verspätung. Dein Glück, Mario, daß du es überhaupt gemerkt hast!"
„Und bist du auch so glücklich darüber?"
„Sehr, lieber Mario! Sehr!"
Sie gehen die Stufen hinatlf, unb er sagt unvermittelt: „Du — übrigens bin ich wirklich Jazzsünger im Equitablc- Palast."
„Das ist gelogen."
„Nein! Ich gebe dir mein Wort . . ."
„Du warst eö allerhöchstcns; jetzt bist du cs nicht mehr! Warum erzählst bii mir das überhaupt?"
„Weil du «s vielleicht anstößig finden könntest, oder deine Mittler. . ."
„Nun sängst du schon wieder an mit deinen spießbürgerlichen Umständlichkeiten l Ich tverdc sehr viel Mühe haben mit dir! Aber ich Ivill es auf mich tiehmen, weil du mich wenigstens in der Haliptsache nicht im Stich gelassen hast: du bist mir gleich nachgcrcist. Uebcrmorgen nämlich hättest bu mich kaum »och hier getroffen."
Der bloße Gedanke an diese Möglichkeit jagt ihm Schrecken ei». „Willst du denn schon wieder weiter?"
„Ich nutß!" antworlct sie kurz unb fügt wichtig hinzu: „Geschäfte, verstehst du? Ina hat ans diesem Grunde schon auf mich gewartet, aber ich hatte tu England zu tun, und »un ist die Sache allmählich unallsschiebbar gclvorden. Ina kommt mit. und diesmal m u ß t du den Wagen lenken!"
„Wohin soll'S denn gehen?"
„An den Bodensee, »ach Konstanz oder wenigstens in die Nähe von Konstanz."
„Eine nette GegendI"
„Wir fahren nicht der Gegend wegen hin."
Er sagt geringschätzig: „Ich möchte wahrhaftig wissen,
was für wichtige Geschäfte das sind, die mau nur in Konstanz erledigen kann!"
Sic hebt verweisend den Finger. „Sag das nicht! Jan Kollbcrgen ist da, und cs geht um viel, um sehr viel Geld!"
„Kollbcrgeit? Ist das der, von dem du mir in Hamburg erzählt hast, der mit dir die Autoausflüge auf Java unter- ilommcu hat?"
„Ja, genau derselbe!"
„Männer, die mit dir Antoausflüge unternehmen," sagt er brninmeiid, „werde ich nie leiden können."
„Mit diesem wirst du gefälligst eine Ausnahme machen! -eit dem Tode niciues Vaters ist Kollbcrgen der wichtigste "kann im Hause Zonnevcld. Darein mußt du dich schon fin- "«», mein guter Mario!" Das klingt sehr entschieden und befehlend.
Er antwortet nichts n>ehr, denti in diesem Augenblick betrete» sie die Halle. Dieser Jan Kollbcrgen aber ist der erste -chatten, der ans Marios Glück fällt.
Di« Halle führt durch die ganze Tiefe des Hauses. In der Milte, ivo rechts und links Treppen hinaufsührcn in die obern Stockioerkc, verengt sie sich, und von dort kommt langsam eine schlanke Dainc, die ein wenig gebeugt geht, aus das Paar zu. Sie ist Carrie in auffallender Weise ähnlich. Ihr rosiges, fal- teuloses Gesicht sieht nicht eiuinal viel älter aus, aller sic ist ganz weißhaarig. Nach einigen Schritten bleibt sie stehen, blickt von Mario auf Carrie, und schließlich bleibe» ihre Blicke auf Mario hasten.
„Hier ist er, Ina!" ruft Carrie. „Sieh ihn dir an! Er hat das Armband wirklich zurückgcbracht. Wenn er dir aber nicht Irotzdein ebenso gilt gefällt wie mir, daun müssen mir ihn eben wieder tvcgschickcn. Eigentlich hat er cs verdient dafür, daß er mich in Hainburg so schändlich im Stich ließ."
Die alte Dame reicht Mario mit einem guten Lächeln ihre Hand. Er beugt sich darüber und küßt sie. „Ich wäre sehr glücklich, gnädige Frau, wen» Sie mir ei» wenig Zeit gäben, mich im besten Lichte zu zeige», bevor Sic sich darüber schlüssig werden, ob ich wieder hinansgcworscu werden soll oder nicht."
„Carrie meinte es damit gewiß ilicht allzit ernst!"
„Doch, Ina! Ganz ernstI Ich mag ihn so gern, daß ick, ihn bestimmt überschätze, und deshalb innßt bn sagen, was von ihm zu Haltern ist!"
Fra>l Zonnevcld nimint nun auch Marios andere Hand.
„Carrie hat mir so viel von Ihnen erzählt, daß Ihne» im voraus jede Erlaubnis 'bewilligt ist, um die Sie bitten. Seien Sic mir willkomme»!"
„liebrigens darfst auch du ihn Mario nennen, Ina! Solltest du ihm deinen Segen geben, so gehört er ja getvissermaßen zum Hause, unb du mußt ihn genau so unter deine Fittiche nehmen wie mich. Nach allem, was er mir eben erzählt hat, steht es um seine Bravheit nicht viel besser als um meine, und deiile abgeklärte Weisheit wird ihm ebenso zustatten kommen wie mir."
Sie spricht mit ihrer Mutter in einem herzlichen freundschaftlichen Ton, und der leise Spott, der darin mitklingt, ist nur gcgcil sich selbst gerichtet, nicht gegen die alte Dame.
„Carrie hat recht, gnädige Fraui Ich tvttßtc tvahrhaftig nicht, was mir nötiger fehlte als abgeNärte Weisheit!"
Julia Zonnevcld lacht. „Wenn ich nur selbst genug davon hätte!"
„Aber was vorhanden ist, muß geteilt tverdcni" verlangt Carrie.
„Wie in jeder guten Freundschaft I" fügt ihre Mutter hinzu. „Aber da Sie von der Reise konunen, ist es unverzeihlich, Sie zwischen Tür und Angel so lange anfzuhalten. Bitte!" Sie tritt zur Seit« und sie gehen in die glasgedeckte Veranda, wo für zwei Personeti ein Frühstücksttsch gedeckt ist. In der Mitte des Tisches steht eine groß«, leere Blumenvase, und nun fallen Carrie tvieder die Rosen ein, die sie vorhin auf den Rasen fallen ließ, als Mario kam. Ohne ein Wort der Erklärung macht sic auf den Absätzen kehrt und läuft hinaus.
„Sie hat die Blumen vergessen!" sagt ihre Mutter, und es scheint, als bedürfe es gar keiner Verständigung dtirch Worte zwischen ihr und Carrie. „Sic wird bald wieder zurück sein. Setzen wir uns eiustwcilcul Sic leisten uns beim Friihstück Gesellschaft, nicht wahr?"
Mario daiikt mit einer Verbeugung. Frau Zotineveld klingelt ein Mädchen herbei und bestellt ein drittes Gedeck für den Gast.
Die kurze Zeit des Alleinseins mit der alten Dame benutzt Mario, ihr zli sagen, tver er ist, woher er kommt und durch welche Umstände er dazu gedrängt ivorden ist, in Berlin und in Hamburg Jazzbandsplclcr zu werden.
Frau Zonneveld lacht auf, als er bedauert, wie rasch seine Musikerlcmsbahn nun ein Ende genommen hat. Dann wird sie wieder ernst nnd fragt vorsichtig und hilfsbereit: „Die Reise hat Sic wahrscheinlich in Geldverlegenheiten gebracht?"
„Nein, durchaus nicht, gnädige Frau! Nicht deshalb erzähle ich Ihnen das alles, sondern.weil ich Ihnen sagen tvolltc, daß ich nicht —- tvie Carrie es sich denkt — nun ins Blaue hinein durch die Welt vagabundieren darf."
„Sondern . .?"
„Meine Zeit niuß dem Geldverdicncu gehörcil."
„Glauben Sie es nicht vcrantivorlcn zu können, Mario, auf ein paar Wochen wenigstens m e i n Gast zn sein, wenn Sie schon Carrics Gastfreuiidschat glauben ablehnen zu müssen? Vielleicht finden wir, wenn mir gemeinsam Nachdenken, auch bald wieder eine Gelegenheit zum Geldverdienrn für Sie. Fällt es Ihnen so schwer, sich Ferien zu gönnen?"
Mario macht ei» zerknirschtes Gesicht. „Das ist cs ja gerade! Leider fällt cs mir gar nicht schwerl Und ich komme mir dabei vor tvie ci» Hochstapler . . ."
Plötzlich steht Carrie in der Tür. hinter Marios Rücken, und er hat sic nicht koniinen sehen. Sie hat gerade noch seine letzten Worte gehört. „Das ist er auch, Ina! Ein Hochstapler! Denk dir nur, daß er mir vorhin cinrcden wollte, er lebe gar nicht, sondern sei eigentlich schon tot!" Sie ist an den Tisch getreten unb füllt die Vase mit Rosen.
Ueber seinen Todesfall hat Mario Frau Zonncvekd noch nichts erzählt, und sie ivciß nicht, was sie von Carries Worten halten soll. Als sie vertvuildert und fragend zu ihm htnsieht, uilnmt er, statt zu antworten, ein Zcitungsblatt aus der Tasche, faltet eö auf und legt cs aus den Tisch. „Bitte schön! Wollen Sie davon Kenntnis nehmen! Dieser Mario Güldcn- dahl, dessen Tod hier angezeigt wird, bin ich!"
Beide bc>,gen sich über das Blatt und lesen, was die tief- betvcgten Brüder in Frankslirt haben drucken lassen.
„Das nnißt du uns erklären, Mario!" verlangt Carrie. „Und bitte, möglichst noch vor dem Frühstück! Ich habe eine unüberwindliche Abneigung davor, mit einem Toten am gleichen Tisch zu sitzen."
Er beginnt sofort mit seiner Geschichte, uild erzählt ausführlich, wie er dazu gekommen ist, daß er jetzt als Antonio Rocca durch die Welt läuft.
Immer häufiger wird er von heftig entrüsteten und rachegierigen AuSruse» Carries unterbrochen, und als er alles Wesentliche mitgeteilk hat, legt sie Messer und Gabel mit Nachdruck auf den Tisch und verkündet, daß sie entschlossen sei, die ganze Güldendahl-AG. in Bausch und Bogen auszu- kaufe», Albrecht hinauszuwerfcn unb Ludwig als Pförtner einzustellcn. Danach macht sie eine Palise, nimmt ihr Besteck wieder auf und setzt hinzu: „Aber vorl>cr müßtest du noch als Gespenst bei ihnen auftauchen, Mario I Das denke ich mir herrlich! Es wird Heulen und Zähncklappern unter ihn«» herrschen."
Ihr« Mutter runzelt die Stirn. „Diese ganze Geschichte hat zu viel Uusricden gebracht, Carrie, als daß du dich darüber lustig machen solltest."
(Fortsetzung folgt.)