Dienstag» 25. Juni 1935

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Ribbentrop über das Flottehabkommen

Botschafter von Ribbentrop gewährte am Sonntag den Vertretern von Reuter und Havas ein Interview. Bet dieser Gelegenheit machte er über da» deutsch-englische Flotten- abkommcn folgende Ausführungen:

»Ich freue mich, daß die Flottenvcrhandlungen z» einem giiten Ende geführt werden konnten. Dieses englisch-deutsche Abkommen war nur möglich durch eine großzügige und verständnisvolle Ein­stellung auf beiden Seiten, d. h. durch die Haltung des deutschen Kanzlers und der britischen Regierung. Rach Jahren der schönen Reden, der ruhelosen Ministcrrciscn von einer Hauptstadt zur anderen, der Konferenzen, ist hier zum erste» Male auch wirklich etwas getan worden, nämlich: Der erste praktische Schritt zur Rüstungsbeschränkung. Ich glaube, Europa hat in der Vergangen­heit den Fehler gemacht, immer zu viel auf einmal anzufasscn. Qui trop ombrasse mal dlreint, sagt der Franzose. Zwei Fehler' vor allem: erstens wollte man immer alles auf einmal in Ordnung bringen, statt ein Problem nach dem anderen in Angriff zu nehmen, und zweitens hat man, was noch schlininicr, versucht, alle Probleme aller Länder mit allen Mächte» gleichzeitig an einem Tisch zu lösen. Das wird dann kollektives Friedensstiftern genannt. Ich glaube, man hat bisher das Pferd am Schwanz nufgezänmt.

Auch Deutschland wünscht ein FriedcnSsystem, das Freundschas- ien entspringt, die ans Tatsachen und nicht auf Theorien aufgebaut sind. So müßte die Grundlage jedes Völkerbundes ansschen. Aber Deutschland ist davon überzeugt, daß man dahin mit Schritt s ü r Schritt gelangen kann, und glaubt, daß die vitalen Pro­bleme Europas nur durch Friedens-Taten zu lösen sind auch wenn zwei Völker zunächst allein handeln und nicht durch all­gemeine Friedens-Gespräche, die Europa bislang nicht wcitcrgc- brachi haben. Ich glaube, dies Flottenabkommen ist der Anfang ei n e r p r a k t i s ch e n Friedenspolitik. Es regelt ein für allemal die Flottcnfrage, das vitalste Problem zwischen Deutschland und England. Eine Flottenrivalität wird für alle Zukunft ausgc- schaltet. Es ist ein wunderbares Gefühl, wenn man sich klar macht, was das für diese beiden großen Länder bedeutet. Aber ich bin da­von überzeugt, daß dies nur die eine Seite der Frage ist. Das andere Hauptergebnis dieser Flottenabmachung besteht darin, daß wir das Eis gebrochen haben, das die politische Situation Europas in Er­starrung hielt. Die Atmosphäre der Beruhigung, die jetzt logischerwcise nicht ansbleibcn kann, wird sicherlich den Weg zur Lösung anderer Fragen ebnen, und so könnte dieses Abkommen sehr wohl ein Eckstein einer wirklichen Konsolidierung Europas werde».

Wir Deutsche glauben au die Mission, die Europa für die ganze zivilisierte Welt zu crsüllcn hat, und ich würde nur zu glücklich fein, wenn alle Länder Europas die außerordentliche Bedeutung dieser Tatsache erkennen würden. Vor die Alternative gestellt zwi­schen Konsolidierung der europäischen Staaten auf der einen Seite mit dem daraus folgenden Wohlstand, der allein den Menschenmafsen unseres Kontinents die Existenz sichern kann, und nur Chaos auf der anderen Seite, sollte die Wahl nicht schwer fallen, und ich'bin sicher, daß wir nunmehr einen Weg finden werden. Ich glaube, in dem Ringen um die Erhaltung der Kultur müssen England, Frank­reich und Deutschland und die anderen europäischen Länder zusam- menstchen. Wir glauben an ein starkes Europa und an ein starkes britisches Weltreich.

Da muß ich aber nun noch etwas bemerken: Heute las ich in einer der Morgcnzeitungcn, daß Deutschland versuche, einen Keil zwischen Frankreich und England zu treiben. Dazu kann ich nur sagen, daß uns in Deutschland völlig das Verständnis für solche seltsamen U n t e r st c l l u n g c n fehlt, die ihren

Ursprung nur in dem Geschwätz von Leuten haben können, die sich einfach von einer gewissen Vorkriegsmcntalitnt Nicht steimachen können. Ich meine, wir sollten klug sein und' unsere iuleriteu Zwistigkeiten innerhalb der allen Welt vergessen. Wenn' wir alle die Auferstehung des Abendlandes wünsche», wie der Reichskanzler Hitler in seiner Rede sagte, müssen wir lernen, weit voraus zu/ blicken und auch an diese Auferstehung glaube».

Itnb nun möchte» Sic noch wissen, wie ich mir die weitere Gttt- wicklung der Dinge vorstellc. Da will ich Ihnen etwas Persönliches sagen: Man sagt, ich hätte cz mir zur Le l> c n s a u f g ab e gemacht, mitznhelscn, daß eine enge Zusammenarbeit zwischen England, Frankreich und Deutschland zuslandckomuil, der sich die. anderen europäischen Staaten gerne ciuglicdcrn könnten. Ich glaube, daß diese Leute recht haben, und ich bin überzeugt, daß wir auf dem besten Wege hierzu sindl"

Fragen und Antworten im Unterhaus

London, 25. Juni. (DRV.)

Das dculsch-cnglisihc Flottenabkommen stand am Montag im Mittelpunkt mchrcrcc U » t e r h a u s a n s r a g e n. . Der ' Ar- beilerabgcordnclc C o ck s fragte, ob in dem Protokoll nicht gesagt worden sei, daß Deutschland keine einseitige Ent­scheidung treffen solle, ferner,- daß eine auf Teil- V des Ver­sailler Vertrages gestützte allgemeine Vereinbarung abgeschlossen werden müsse und daß Deutschland einen Ostpakt unterzeichnen und zitm Völkerbund zurückkchrcu solle, und ob da? deutsch-eng­lische Flältenabkommcli nicht eine Verletzung dieser Abmachungen sei. Der A u ß c n nt inistcr anlwoktelc: Rein, die Ausführung der Durchführung dieser Politik muß notwendigerweise der Gcgen-' stand von Erörterungen zwischen den beiden Regierungen sein. Tatsächlich sind solche Erörterungen zur Zeit im Gange.

Ter Abgeordnete C o ck S stellte die weitere Frage, ob die englische Regierung im Hinblick darauf, daß eine deutsche Flotte,- die 35 v. H. der englischen beträgt, die Ostsee beherrschen werde, Maßnahmen ergriffen habe, um die Ansichten der Regierungen^ Sowjctrußlands, Schwedens und der baltischen Staaten zum deutsch-englischen Flottenabkommen scstzustellen.

Der A u ß c n m i n i st e r antwortete verneinend. Die Räte-' rcgierung sei aber amtlich von den Bedingungen des deutsch-eng-' lischcn Floltenabkommens unterrichtet worden. Cocks fragte weiter^ Beabsichtigt die englische Regierung nicht im Hinblick darauf, daß' alle diese kleinen Staaten durch das Flottenabkommen der Gnadet Deutschlands ausgeliescrt werden {!), einen Ostpakt zur Garan- tierung der Grenzen der betroffenen Staaten vorzuschlagen?"

Der A u ß e n ni i n i st e r antwortete:Rein, ich gebe über-' Haupt nicht zu, daß die Behauptung des Abgeordneten, das deutsch-- cnglische Abkommen liefere diese kleinen Staaten der Gnade Deutschlands aus, zutrisft. Ich betrachte das A b k o m in e n als gilt, nicht für uns und Deutschland allein, sondern für alle Flott enmächt e."

Der Arbeitervertretcr T h o r n e behauptete dann erneut, daß das Flottenabkommen eine Verletzung des Versailler Vertrages und des Abkommens von Strcsa sei, und fragte, ob nach der Rück­kehr Edens aus Rom im Unterhaus eine Erklärung darüber ab­gegeben werde.

Hoare sagte, eine Erklärung werde sehr wahrscheinlich ab­gegeben werden, aber er könne keine der in der Frage Thornes auf­gestellten Behauptungen zugeben.

, . . Die neue Generation

Deutschlands fcfachkneiSsjügefitt gfößär, stärker und reifer

Zu bei: in der ärztliche» Wissenschaft in jüngster'Zeit wieder­holt gcäuß'ettep.VerniiituIisi) daß tu Deutschland eine. Zunahme der Größe lind des Gewichts des Nachwuchses gegenüber der Vorkriegs­zeit sestzusiclleN ist, Tefit jetzt,StadtobertNedizinalrai Dr. Grciß.- lcr (Karisrube), in dem Organ des Neichsaussrhusscs für Volks- ncsundhcitsdieilst-wichtiges.-Zahlenmaterial vor. Bei.etwa 176 000 Wägungen und Messungen, die seit 1922 an allen Volksschülcrn der Stadt Karlsruhe vorgcnommcn wurden, hat sich beispielgebend -erwiesen, daß bis 1934, und wahrscheinlich auch gegenüber der Vor­kriegszeit, die durchschnittliche- Körpergröße und oaS durchschnitt­liche Körpergewicht beträchtlich gestiegen sind. Bei den 13-, 1-tjähri- g'en betrug die Zunahme etwa sechs bis sieben Zentimeter, bzw. fünf bis sechs Kilogramm. - Auch bei -den Schulansängeru war 1033/31 gegen 1022/23 eine durchschnittliche Größen- und Ge­wichtszunahme festzustcllcn.. Der, Zeitpunkt der mit beginnender -Pubertät cinsctzcuden stärkeren Gewichtszunahme hat sich durch­

schnittlich um mindestens ein Jahr verschoben. Die Pubertät tritt durchschnittlich um ein Jahr früher ein als vor dem-Kriege. Diese Verschiebung ist, so betont der Referent, ein äußerst interessanter Vorgang, besonders für Schule, Kirche, Jugcndbchörden, Jugend- »rganisntioncn, Gesetzgebung und Richter.

' Die Ursachen dcS früheren Eintrtits der Geschlechtsreife sind bis jetzt nicht sicher geklärt. In lSudlichcn Vororten und schlechteren Wohngegenden mit durchschnittlich weniger bemitteliär Bevölkerung ist die durchschnittliche Größe und Gewichtszunahme geringer als in guten städtischen Wohnvierteln mit wohlhabender Bevölkerung.

Der Referent empfiehlt die Prüfung deS Einflusses der E c h o l n n g s f ü r s o r g e auf diese wichtigen Dinge und schlieyt mit der Erklärung, daß fortlaufende Wägungen und Messungen der Schulkinder ein Maßstab zur Beurteilung des Ernährungs- und EntwicklungSzustandes der deutschen Jugend seien, der wichtige Unterlagen für Fragen der Pädagogik, Sozialhygiene und Gesund­heitsfürsorge bringe. Die Ergebnisse seien auch von Bedeutung für die wissenschaftliche Rasscnbiologic.

Das Ende eines internationalen Hochstaplers

Qefjeimrat Schirokauer hinter schwedischen

Ein Berliner Flugzeug überbringt den Steckbrief nach Amsterdam, wo Schirokauer im Krankenhaus entlarvt wurde

Erste praktische Luftschutzprüfung

Berlin, 25. Juni. (DNB)

Die im Befehlsbereich der Luftstreitkommandos II (Berlin) und III (Dresden) veranstaltete-mehrtägige Lustschutzübung fand am 22. Juni in Stettin mit einer großen kritischen Besprechiiug durch den Befehlshaber im LuftkreiS Berlin, Generalleutnant K a u p t s ch, ihren Abschluß. Nach der Wiedergewinnung der deut­schen Wchrsreiheit und dem Wiedererstehen der Luftwaffe ist mit der Möglichkeit zugleich die Notwendigkeit gegeben, das vorwiegend in der Theorie aufgcbautc System des Luftschutzes, das bisher nur gelegentlich unter sehr behelfsmäßigen Annahmen und nur in den Teilgebieten erprobt werden konnte, einer zusammeufassenden prak­tischen Prüfung zu unterwerfen. So wirkten erstmalig bei der Hebung an der Oder auf Grund einer angenommenen Lage und in einem größeren Raum alle militärischen und zivilen Elemente des Luftschutzes zusammen. Der gleichzeitige Einsatz des Flug- melde- und Luftschuhwarndicustes mit örtlichen Stellen des zivilen Luftschutzes und mit den für die militärische Abwehr zur Ver­fügung stehenden Luftstrcitkrästcn und Flakbattcricn stellten die Leistungsfähigkeit des gesamten Melde- und Abwchrvcrfahrens unter Beweis und vermittelte allen beteiligten Dienststellen eine Fülle wertvoller Erfahrungen.

Ein Ballon ins Meer gestürzt

Zwei der Insassen von einem Polizeibeamten gerettet

Ostende, 24. Juni.

Der BallonEssen II", der am Sonntag abend in Gclsenkir- chen mit vielen anderen Ballonen ausgcsticgcn war, ist am Montag gegen 4 Uhr früh 200 Meter vom Strand bei Ostende ins Meer gestürzt. Alle vier Insassen konnten gerettet werden. Zwei von ihnen waren ins Wasser gesprungen, als der Ballon absacktc. Sie wurden von einem Polizcibeamten, der zu ihnen hiuausschwamm, geborgen. Die beiden anderen Insassen, die bei >dem Ballon geblie­ben waren, wurden später von einem Fischerboot ausgenommen, das auch den Ballon an Land brachte.

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Der BallonEssen 11", der in Gclscnkirchcn aufgcstiegen war, war an der Küste von Ostende nicdergcgangen, im letzten Augen­blick aber von einer Boc ersaßt und auss Meer getrieben worden. Der Ballon ist unbeschädigt. Zweihundert Meter vom Strande ging der Ballon nieder. Die Insassen wurden gerettet.

Der BallonDeutschland", der ebenfalls in Gclsenkirchcn auf­gestiegen war, landete nordöstlich von M e ch c l n. Die Landung ging glatt vonstotten. Der Ballon ist bereits verpackt und wird nach Deutschland zurückbcsördcrt. Die belgischen Behörden waren

Deutsche Eisenbahner in Budapest

Auch 400 Rechtswahrer in Ungarn eingetroffen

Budapest, 25. Juni.

Auf Grund eines vom Reichsbund deutscher Beamten Vereine stalteten Besuches der ungarischen Hauptstadt weilen gegenwärtig 400 deutsche Reichsbahubcamte in Budapest. Der Besuch erfolgte als Gegenbesuch auf die kürzlich stattgesundenc Reise von 400 ungarischen Eiscnbahnbccimtcn nach Deutschland.

In der Stacht zum Montag trafen 400 deutsche Rcchtswahrer ein. Auf dem Bahnhof waren zur Begrüßung als Vertreter des ungarische» Justizministcrs Staatssekretär Tomcsanyt, ferner Ver­treter der Behörden, die Leitung des ungarischen Juristenbuudes, die Mitglieder der Deutschen Gesandtschaft und eine große Zahl von deutschen Volksgenossen erschienen. Der Empfang war außer­ordentlich freundlich.

Der Zweck der Gcmcinschastsfahrt, an der hervorragende. Rich ter, Staatsanwälte und Rechtsanwälte teilnchmen, soll vor allein ein Bekenntnis der kameradschaftlichen Verbundenheit des deutschen Rcchtsstandes mit den Rechtswahrern der befreundeten ungarischen Nation sein.

Unterredung EdenMussolini

Das deutsch-englische Piottenabkommen und der Luftpakt

Rom, 24. Juni.

lieber die erste Besprechung zwischen Mussolini und Eden wird folgendes Kommunique bekanntgegeben:

Der italienische Regierungschef Hat Heute vormittag im Pa­lazzo Venizia den englischen Minister E d e.n empfangen, mit dem er eine in Herzlichem Ton gehaltene Unterredung hatte, die ungefähr zwei Stunden dauerte. Während dieser Unterredung wurden das deutsch - englische Flottenabkom- m e n, die Pläne für den Luftpakt und andere Fragen erörtert, die den Gegenstand des euglisdi-französischen Zusammentreffens in London vom 3. Februar bildeten.

Fakir-Kunststucke in Libyen verboten

Gouverneur Balbo hatte theologische Gutachten eingeholt

Mailand, 24. Juni

Nach Befragung von zwanzig der bekanntesten muselmanischen Theologen, die ein zuslimmendcS Gutachten abgaben, hat der Gou­verneur der Kolonie Libyen, Balbo, die Ausübung von Fakir kunststücken in seinem Machtbereich verholen. Als solche Kunststücke werden genannt: Hautdurchstcchen, Brennen mit glühenden Eisen, auf Feuer wandeln, giftige Tiere, Nägel, Glasscherben und Kak-

Berlin, 25. Juni.'

' ' Nach'einer soeben im Berliner Polizeipräsidium eingegangencn Funkmeldung aus Amsterdam ist -in einem dortigen Krankenhaus einer der 'gefährlichsten internationalen Hochstapler und Raiisch- stisthändler,-' der. 40 Jahre olle frühere Apotheker Friedrich Schirokauer, auf den nicht nur die Berliner Polizei, sondern auch sämtlsche- KriminaIbchörd'cii des Kontinents seit Monaten Jagd '.machen, überraschend .fcstgi/Nöttimen worden. Damit ist der Vcrbrechcrlaufbahn eines mit den skrupellosesten Mitteln arbei­tenden Betrügers ein Ziel gesetzt worden. Von den deutschen 'Behörden, die fürGeheimrat" Schirokauer, wie er sich in Berl n genannt hatte, ganz besonderes Interesse haben, ist berei s ein Auslieferungsantrag gestellt worden, dem zweifellos von den Niederlanden bald entsprochen werden dürfte.

Der ganze Kontinent fahndete nach dem Verbrecher

Schirokauer war cs -damals gelungen, den deutschen Beamten zu entkommen. .Seine Spuren wiesen zunächst nach Madrid, )wo es ihm -gelang, sehr schnell Friß zu fassen und einen geschickt eingefädclten Coup zu landen, der ihm viele Tausende einbrachtc. Zur Gründung einer Fabrik gab er ,/hochwertige" Anteilscheine aus. Nachdem er noch die spanische Staatsangehörigkeit erworben hatte, .und eine größere größere Zahl von Geldgebern in Barce­lona In der infamsten Weise herciugelegt.-hatte, lichtete er die Segel und floh über Paris nach Holland. ' .

Schirokauer ahnte nicht, daß sich, das Reh um ihn immer enger zog. In" der Zwischcnzcit 'war-nämlich -durch die sehr gute Zu­sammenarbeit der Raltschgi-stzentralen bon Madrid, Barcelona, Wien, Wiesbaden und schließlich von Amsterdam und Rotter­dam, die alle nach Schirokaue-r, der sich inzwischen einen gefölsch- trn Paß auf den Namen,T h e o d.o r e.F r a n k angeschafst hatte, fahndeten, - -ein- -regelrechtes- Kesseltreiben- eingeleitet worden.

Mit Flüchtabsicht ins Krankenhaus gegangen

Der internationale Gauner hatte kaüm einige Wochen' die hol­ländische Grenze überschritten, als er dort neue Opfer suchte und im Verlaufe weniger Wochen umfangreiche Betrügereien beging. Zuin Wochenende brach in Amsterdam endlich über Schiro­kauer das. Verhängnis herein. Er wurde,- als er auf gefälschte Rezepte. .Rauschgifte zu erlangen versuchte,. festaenommen. Mit seinem Paß .wies er sich als. Spanier. Theodor Frank aus. Du: Angelegenheit kam dir Amsterdamer..Kriminalpolizei, die sich mit der weiteren Aufklärung der Sache besaßte, 'verdächtig vor und uiaii wandte 'sich an", hie' Rauschgiftdezernate der Hauptstädte des

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einen Trick verstanden, in einem Amsterdamer Krankenhaus Auf­nahme zu finden, zweifellos in der Absicht, mit gutem Wind bei passender Gelegenheit zu verschwinden.

Auch Hotelbetrug und Heiratsschwindel

Durch die ganz besonders schnelle Arbeit, die gerade in diesem Falle die Berliner Rauschgistzentrale an den Tag -legte, wurden jedoch alle weiteren Pläne des gefährlichen Burschen über den Haufen geworfen. Mit Luftpost wurden vom Flughafen Tcmpel- h o f aus nicht nur umfangreiches Lichtbildmaterial, sondern auch mehrere gefälschte Rezepte, die der Berliner Polizei seinerzeit in die Hände gefallen waren, nach Amsterdam übersandt. Für die holländischen Behörden bestand jetzt kein Zweifel mehr, daß man Schirokauer vor sich hatte. Die Maske wurde ihm vom Gesicht gerissen und er einwandfrei entlarvt.

Die Zahl seiner Straftaten geht ins Unermessene. Es gibt kaum einen Staat in Europa, in dem er kein Gastspiel gegeben hat. Besonders groß ist die Zahl seiner Opfer, die er in Barce­lona, Wien, Neuwied und in Berlin gefunden hat. Nicht nur wegen Nausdigiftvergehens, sondern auch wegen Hotelbetruaes, zahlreicher Heiratsschwindeleien und - anderer Vergehen mußten Steckbriefe hinter dem von Staat zu Staat flüchtenden Verbrecher erlassen werden.

Bereits vor Jahren hatte Schirokauer in der Schweiz, in Aegypten und sogar in USA in der unangenehmsten Weise von sich reden gemacht, so daß die zuständigen Stellen dieser Länder feine sofortige Ausweisung durchsetzten.

Im Kanu nach Australien

Paris, 24. Juni. (Europapreß.f In Boulogne hat ein englischer Dampfer am Sonntag den jungen Australier S»l l i v a n ausgesctzt, der sich etwa fünf Meilen westlich von Cap Grisncz verirrt hatte. Sullivan befindet sich gegenwärtig auf einer Kanusahrt nach Australien. Sein Boot ist fünf Meter lang und besitzt einen Mast sowie einen 2 P8-Motor. Der junge Sportsmann will, wo es geht, die Flüsse benutzen und zunächst nach Holland fahren und dann den Rhein hinauf über die Dona» zum Schwarzen Meer, durch das Mittelmeer und den Suezkanal nach Indien gelangen, von wo aus er dann nach Australien segeln will. Sullivan hofft, in 14 Monaten sein Ziel zu erreichen. Er hatte sich vor zwei Jahren durch die Durchquerung

Kontinents. Inzwischen hatte Schirokauer alias Frank es durch ! des australischen Festlandes zu Fuß einen Namen gemacht.

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dem Ballonführer gegenüber sehr entgegenkommend und leisteten > tusblälter verschlingen. Als mit dem Kulturstand der Kolonie nicht ihm die notwendige Hilfe. länger vereinbar wird ferner der Nasenring der Kinder abgeschafft.

Vergessenes Stichwort - 150000 fflk. Verlust

Die seltsame Geschichte einer Ohrfeige

London, 24. Juni.

Schämen Sie sich nicht, eine Frau zu ohrseigen?", fragte der Rechtsanwalt den augeklagleu Großindustriellen Frederic Slim- berth.Sic hatten nicht das mindeste Recht, Miß Maud WingerS zu schlagen, auch wenn sie Ihnen ohne Absicht einen Schaden zuge- sügt hat."

Die Redseligkeit dieser junge» Dame kostet mich mindestens 10000 Pfund", erklärte Mr. Slimberth ei» grauhaariger Herr von zwciundsechzig Jahren-Und da soll ein vernünstiger Mensch noch kaltes Blut bewahre»?"

Miß W i n g e r s, eine sehr junge, sehr adrette Dame, die frühere Sekretär!» des Augeklagleu, warf ihrem Ches einen wütenden Blick zu.So benimmt sich kein Geutlcmau", meinte sie,Mr. Slimberth hat es auch nicht bei der einen Ohrfeige bewenden lassen. Er riß mir ein ganzes Bündel Haare aus und prügelte mich so durch, daß ich noch wochenlang blaue Flecken hatte."

Oer neue Tresor

In der Verhandlung wurde die tragikomische Vorgeschichte dieser AuSeinandcrsctzuiig aufgcrolll. Mr. Sliiuberth Ijattc vor einigen Monaten seinen alten Kasscnschrank gegen eine» solide», modernen Tresor cingetausiht; dieser Tresor war ein wahres Meisterwerk seiner Art. Er enthielt neben raffiniert konstruierten Schlössern auch eine Drehscheibe mit 24 Buchstabe». Aus acht dieser Buchstaben mußte erst ein Kennwort zusammengesetzt wer­den, bevor man überhaupt mit den Schlüsseln an die Lefsnung der Kasse schreiten konnte. Diese sinnreiche Vorrichtung war eigentlich am Prozeß des' Mr. Slimberth schuld.

Vorsichtig, wie er nun einmal war, behielt Mr. Slimberth da» Kennwort für sich allein, ja, er wählte sogar von Woche zu Woche ein neues, um zu verhindern, daß ihn jemand vielleicht zufällig beim Ocssneu des Tresors beobachten und hinter sein Geheimnis koinmcii konnte.

Vor drei Monaten hatte Mr. Slimberth wieder einmal dar Schlüsselwort gewechselt. Am nächsten Morgen kam er ins Büro, wollte die Kasse öffnen und merkt« zu seiner Bestürzung, daß

er das Kennwort vergessen hatte. Er machte verzweifelte Anstren­gungen, sich die vergessenen acht Buchstaben ins Gedächtnis zurück- zurufen. Wie ein gereizter Tiger schritt er in 'seinem Büro auf und ab, rauchte eine Zigarre nach der anderen aber jo sehr er sich auch den Kops zerbrach, das vergessene Stichwort wollte ihm nicht eiusallen.

Gefunden und wieder verloren

Nach stundenlangem Grübeln verließ er völlig geknickt das Chcfzimmcr und wollte sich durck) de» Raum, in dem seine Sekre­tärin arbeitete, in die Buchhaltung begeben. In dem Augenblick siel ihm das vergessene Stichwort ei». Mr. Slimberth machte freudig kehrt und wollte in sein Zimmer eilen, als er plötzlich hinter sich die Stimme Miß MaudS vernahm:

,,Wollte» Sic mir nicht den Brief an die Firma Parker L Co. diktieren, Mr. Slimberth?" Der Fabrikant wollte antworten und merkte in diesem Augenblick, daß ihm das Schlüsselwort wieder entfallen war. Voller Zorn stürzte er sich auf die Sekretärin und versetzte ihr^rechts und links zwei Ohrseigen. Miß Maud kündigte sofort ihre Stellung und verklagte denschlagfertigen" Chef natür­lich beim Gericht.

Ich befand mich damals in fürchterlichster Ausregung," ent- schuldigte sich der Angeklagte.Von der Fabrik, die den Tresor geliefert hatte, erfuhr ich eine Stunde vorher auf meine telefonische Anfrage, daß man die ganze Anlage ruiniere» müßte, um den Sckirank öffnen zu können. Das würde eine Arbeit von mindestens zwanzig Stunden erfordern und für mich einen Verlust von über 10 000 Pfund bedeuien. Diese» Gespräch fiel mir in dem Augen­blick ein, als ich durch Miß Winzers Zwischenruf aus dem Konzept gebracht wurde. Tatsächlich ist mich das vergessene Stichwort aus genau 10 500 P s u d zu stehen gekommen."

Das Gericht nahm Mr. Slimberth'S Aiifregiing als mildernd an. Nur diesem Umstand hatte er es z» verdanken, daß er lediglich vierzehn Tage Gcsängnis mit Bewährungsfrist erhielt und zur Zahlung eines Schmerzensgeldes von 500 Pfund an seine Sekre- tärin verurteilt wurde.

Mit Tränengas

gegen dieDreigrosdienöper 1

Kundgebungen der'tfätibnalen" Front in Zürich.

" ' Zürich, 23, Juni. (Europapreß.)

ü Am Samstag abend hatte die Nationale Front erneut zu Kund­gebungen gegen dieDreigroscheiioper"aufgerusen, die z. Z- im Züricher Schauspielhaus von einer-Prager Thcatergruppe aufgesührt wird. Die städtische Polizei hatte in Erwartung der Kundgebungen eine» Ueber- .nfachungSdienst eingerichtet. Während der- Aufführung wurde im Saal Tränengas abgelassen: im Toiletten'raum des Theaters explodierte eine Petarde', die die Fenster des Raumes zertrüm­merte. Die Ausführung wurde kürze Zeit unterbrochen, konnte aber später zu Ende-geführt, werden. Die Polizei zerstreute die Kund­geber vor dem Schauspielhaus; dabei wurde ein Polizist leicht ver- lcht. Vier Personen wurden verhaftet.

f Staatskommissar

für die Danziger Sparkassen

Danzig, 23. Juni. (DNB.)

? Durch Verordnungen vom 19. Juni hat der Danziger Sfnat die Vorördnung über die Sparkassen' voin 2. Dezem­ber 1934 sowie- die Verordnung zur vorläufigen Verwal­tung der Sparkasse der/Stadt Danzig vom-8. Juli 1933-dghin ergänzt, daß der Senat, soweit ein sachliches Bedürfnis vorliegt, die dem Vorstand der Sparkassen --- bei der Sparkasse der Stadt Danzig, dem Verwaltungsrat. zustehenden Aufgaben auf Zeit einem Staatsbeaustragten (Staatskommissar) übertragen kann. Ferner hat der Senat durch eine Aendetung der Verordnung be­treffend das Bankwesen vom 1. August 1933 bestimmt, daß auch

die Sparkassen der B a n k e n a u f s i ch t, die pon der Bank von Danzig ausgeübt wird, unter st eilt werden.

Das Transferabkommen verlängert

Berlin, 25. Juni.

Mit Rücksicht darauf, daß die deutsche Devisenlage, die zu der bisherigen Transferregelung führte, in der Zwisckienzcit keines­wegs eine Besserung, sondern eine weitere Verschlechterung er­fahren hat sieht sich die Reichsbank genötigt, eine entsprechende Regelung für ein weiteres Jahr vom 1. Juli 1935 bis 30. Juni 1936 zu treffen.

Die Gangster-Bande in Erholung

Die Polizei hebt das ganze Nest aus, samt Maschinengewehren Washington, 24, Juni. (Europreß.)

Der Polizei ist es gelungen, in einem Sommerhaus bei Moun­tain View (New Jersey) eine der gefährlickisten Gangsterbanden der Vereinigten Staaten zu verhaften. Die siebenköpfige Bande be­fand sich geradein Erholung" in dem Landhaus. Die Polizei hatte, da ihr die Gefährlichkeit der Bande bekannt war, Soldaten und Detektive in großer Zahl aufgcboten, die sich mit vorgehaltenen Gewehren und Revolvern dem Haus näherten und durch ein Ueberraschungsinanöver sämtliche sieben Banditen, ohne daß diese großen Widerstand leisteten, verhafteten. In dem .haus fand sich ein ganze» Wafsenarsenal Zahlreiche Revolver, Dynamitpatroncn, leicht« Maschinengewehre, Trancngasbomben usw.

Der ehemalige Polizeipräfekt Chiappc ist am Montag zum Vorsitzenden des Pariser Stadtrats mit 55 von 85 abgegebenen Stimmen gewählt worden.

Dr. Goebbels in Koblenz

Koblenz, 25. Juni.

' Aiif dem 2. Tag de» GautreffenS sagte Dr. Goebbels in einer Rede - u> a.:Wenn heute kleine Cliquen, die uns einst nicht hindern konnten, den alten Staat zu stürzen, versuckien, sich uns entgegenzustellen, so können wir nur verächtlich sagen; Anfängerl Was hatten unsere Vorgänger an positiven Leistungen auch nur versucht, »m die Not zu lindern?'Taten wie der Bau der Reichsautobahn wären früher vom Parlamentarismus von vornherein zerredet worden. Sie haben es falsch gemacht und sind daher gestürzt worden. Wir machen e» richtig und verbitten uns, daß sie uns heute dretnreden und uns dauernd zwischen den Beinen herumlaufen. (Brausender Beifall.)

Im wetteren Verlauf sprach Dr. Goebbels im gleichen Sinne wie am Samstag abend in Heidelberg über die Aufgaben von Partei und Wehrmacht.

Am Nachinittag um 3 Uhr fand ein Appell aller Gliede­rungen im Stadion statt. Bei dieser Gelegenheit hielt Gauleiter Simon eine Ansprache, in dem er DNB zufolge u. a. sagte:

Wir halten fest an unserem alten Grundsatz: dem Freund die Hand, dem Feind die Fausil Es hat sich namentlich ln der letzten Zeit hier in der Wcstmark gezeigt, daß gewisse Kreise den Kampf gegen uni unter der MaSke der Konfession führen. Ihnen sei mit aller Deutlichkeit gesagt, daß sich die offene Hand auch einmal zur Faust ballen kann. Niemand verweigert den Kon­fessionen ihren Anspruch auf Ehrwürdigkeit, aber man kann und wird nicht dulden, daß jemand die Ehrwürdigkeit der Nation hinter die Ehrwürdigkeit der Konfessionen zurllckstellt. Die deutsche Nation verdankt ihre Charaktereigenschaften nickit den Konfessionen, sie ver­dankt sie dem Blut und den rassischen Werten, die ein Höherer uns gegeben hat. Wir sind bereit, die Konfessionen zu schützen und ihnen zu geben, was sthr Teil ist. Neben dieser Bereitschaft aber sind wir von dem sayatischen Wille» erfüllt, der deutschen Nation und dem deutschen Volk zu geben, was notwendig ist, damit das ewige Deutschland seinen Anfang nehmen kann."

Der

Ausjbürgerungsprozef} von Malmeay

Einspruch der Verteidigung gegen das Vers&umnlsurteil Brüssel, 25. Juni. (Europapreß.) Das Appetlationsgericht in Lüttich hat nunmehr das Vcr- säuistnisurteil in dem-AusbürgerungSprozeß gegen die Mitglieder der Heimattreuen Bewegung in Malmedy, Joseph Dehottay.

seinen Sohn Peter, seine Neffen Heinrich und Paul FoxiuS, gefällt. Das Urteil lautete, wie zu erwarten war, auf Ab­erkennung der belgischen Staatsangehörigkeit.

Da es sowohl gestern wie auch bei dem ersten Termin am 19. Juni zu einer eigentlichen Verhandlung nicht gekommen war. da der Verteidigung das Prozeßmaterial zu spät zugesiellt wor- den war, wird die Verteidigung nunmehr innerhalb der gesetz­lichen Frist Einspruch erheben. Es ist daher mit einer wirk­

lichen Verhandlung zu einem späteren Termin zu rechnen.

Adelheid:

Tante Frieda ist doch sonst nicht so freigiebig! Heute mittag erst hat sie mir zu meinem nächsten Geburtstag etwas ganz Schönes" versprochen, und sie hat gesagt, daß sie für dich, Armin, In der Stadt eine richtige Dampf­maschine angesehen hat."

Armin:

Adelheldchen, Ich weiß, warum die Tante so großzügig sein kann. Sie hat den Lehnsessel, das Holzbett und die Handnähmaschine verkauft, die ich kürzlich mit ihr beim Durchstöbern ihrer 'Speicherkammer herausgestellt habe. Ich habe selber den Zettel mit einer Anzeige zur Neuesten Zeitung getragen. Am Mittwoch war alles gut verkauft uud abgeholt."