Dienstag, f. Oktober 1935

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Der litauische Wahl-Terror

WM

Unser Bild zeigt, wie ein Heller einer Wählerin bei der Ordnung ihrer Stimmzettel behllillch lat, Allein ilndet sie sich augenscheinlich In dem iWust nicht zurecht. (Aufnahme: Scherl)

Der Papst kehrt in dan Vatikan zurück

(Ront, SO. ©tßtemher. (Europapreß.)

Pins XI. kehrte am Montag nachmittag Von seinem Sommersitz Von Castel Gandolso in den Vatikan zurück. Er hat sich in der Sommerfrische gut erholt.

Am Sonntag hatte der Papst noch den neuen Turm und die neue Kuppel der vatikanischen Sternwarte im' päpstlichen Palast von Castel Gandolso mit dein anliegenden Laboratorium ein­geweiht. Der Direktor der Sternwarte der Mailänder Brera, Pro­fessor Bianchi, verlas eine Huldigungöadresse. worauf unter der Leitung von Pater Stein die Besichtigung der neuen Räume und modernen Apparate vorgenommen wurde-

Das deutsche Bauerntum ist der («bensqueU des deutschen Volkes. Das ist sein Stolz, dem er auf dem Erntedanktag 1935 Ausdruck verleihen wird,

Holländische Maschinengewehre gegen Japanische Fischer

Amsterdam, 30. September.

Nach einer Meldung aus Java wurden vier japanische Fisch­kutter von einem holländischen Polizeifahrzeug beim Fischfang in einer .verbotenen Zone gestellt. Der Kapitän der Polizeibootes gab den Fischkuttern den Befehl, ihm in den nächsten Hafen zu solgen. Die Japaner weigerten sich jedoch, dieser Weisung zu ent­sprechen. Erst nachdem ein Marineflugzeug Maschinengewehr- salven abgegeben hatte, gaben die Japaner ihren Widerstand auf.

Opfer eines Eifersuchtsdramas

Dßiwii. 80. September. (Suropapretz.)

Der 40 Jahr» alt« Benflonpinhader Höllen aus Wuppertal wurde am Sonntag abend in Davos auf offener Straße von einem früheren Pensionkgast, dem 37jährigen Arzt Böthke aus Hannover, der gegenwärtig in einem Sanatorium in Davor als Assistenzarzt tätig ist, niedergestochen. Der Täter gibt an, in Not« wehr gehandelt zu haben. Der Ermordet«, der angeblich auf i Böthke eifersüchtig gewesen sei, habe ihn zuerst angegriffen.

Oer Führer in OrtpreuHen

Könnigsberg, 3V. Sept. (DNB)

Am Mittwoch, 2. Oktober dem Geburtstage Hin - denburgs, findet die feierliche Ueberführung der Leiche des verewigten Generalfeldmarschalls und RelchSprästdenten in die Gruft des Tannenberg-NationaldenkmalS statt. Der Führer und Reichskanzler hat sich bereits nach Ostpreußen zur Teilnahme an dieser Feier begeben. Er stattete heute der oft preußischen Wehrmacht und ihren Einrichtungen einen Besuch ab. In der Begleitung des Führers befinden sich der Reichskriegsminister Generaloberst von Blomberg und der Oberbefehlshaber des Heeres General der Artillerie Freiherr v. Fritsch.

Der Führer und Reichskanzler wurde bei seinem Eintreffen in Landsberg (Ostpreuhen) von dem Kommandierenden Gene­ral des l. Armeekorps und Befehlshaber im Wehrkreis I General­leutnant v. B r a u ch i t s ch und dem Oberpräsidenten und Gau­leiter Erich Koch empfangen und begrüßt. Der Führer wohnte zunächst einer Felddienstübung des Infanterieregiments Königsberg südlich Landsberg bei. Er begab sich sodann nach Beendigung der Hebung gegen Mittag im Kraftwagen zum Truppenübungs­platz St ab lack, wo er an dem Scharfschießen eines Bataillon? teilnahm.

In Königsberg

Der Führer traf gegen 17 Uhr, begleitet vom Reichskriegs­minister Generaloberst v. Blomberg und dem Oberbefehlshaber der Heeres, General der Artillerie Freiherr von Fritsch, an der

Stadtgrenze von Königsberg ein. Auf der ganzen Fahrt, die über Preußlich-Eylau führte, bereitete die ostpreußische Bevölkerung dem Führer einen überaus herzlichen Empfang. Bon nah und fern waren die Bolksgenosien in den festlich geschmückten Dörfern zu- sammengeströmt, um den Führer auf der Durchfahrt zu begrüßen. Im Königsberger Stadtgebiet selbst waren die Straßen schon lange vor dem Eintreffen der AbsperrkommandoS von einer er­wartungsfreudigen Menge dicht besetzt. Der Führer fuhr den 7 Kilometer langen Weg vom Stadtrand bis zum Hotel im Innern der Stadt durch ein Spalier von jubelnden Menschen. Am Abend war der Führer Gast des Kommandierenden Generals des I. Armeekorps und Befehlshaber im Wehrkreis I, Generalleutnant v. Brauchitsch.

Englische Frontkämpfer telegraphieren an Hitler

Berlin, 30. September.

Ein« Abordnung der Ortsgruppe Brighton des englischen Front- kümpferverbandesBritish Legion" ist zur Erwiderung eines Besuchs in Deutschland eingetroffen, den eine Gruppe deutscher Frontkämpfer vor einigen Monaten in Brighton und London auf Einladung dieses Verbandes gemacht hatte. Der Führer dieser Abordnung hat aus Münster i. W. an den deutschen Reichskanzler folgendes Telegramm gerichtet:Tiefbeeindruckt von der freund­lichen Aufnahme, welche die erste Abordnung alter Soldaten einer Ortsgruppe der British Legion in Deutschland findet, bitten wir ehrerbietigst den Führer und das deutsche Volk, unsere aufrichtige Wertschätzung und Dankbarkeit für die große Freundlichkeit ent­gegenzunehmen, die wir herzlich erwidern."

Nochmals Verlängerung der Memelwahl um einige Stunden

Der Komödie zweiter Akt

In einem Ort muß nachgewählt werden, da die erregte Bevölkerung die Urne in Stücke schlug Trotzdem: die Wahlbeteiligung hoch und der deutsche Sieg sicher <

Memel, 1. Oktober.

Gestern morgen um 8 Uhr wurden die Wahllokale zur Weiter­führung der Wahl wieder eröffnet. Wiederum standen schon seit 7 Uhr.morgen« große Schlangen von Wählern vor den Wahl­lokalen. Für alte und gebrechliche Personen sind zum Teil Bänke vor den Wahllokalen ausgestellt worden, soweit es der Platz er­möglichte. Wie man hört, haben am Sonntag im. Durchschnitt 30 bis 60 Prozent der Wähler ihr Wahlrecht ausüben können.

Nicht selten haben Personen von 9 Uhr morgens bis 8 Uhr abend« vor den Lokalen gestanden und mußten schließlich unver­richteter Dinge wieder abziehen. Trotzdem sind sie gestern früh wiederum erschienen, um ihr Wahlrecht unter allen Umständen wakfrzunehmen. In zahlreichen Fällen mußte der Sanitätsdienst eiligreifen, um Frauen, die in dem Gedränge oder in den über­füllten Vorräumen der Wahllokale ohnmächtig geworden waren,

Hilfe zu leisten.

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Lin Wahlprotokoll verschwunden Im übrigen häufen sich die Meldungen über grobeWahl» r st ö ß e. Bor allem sollen zahlreiche Stimmzettel von Wählern der Einheitsliste von den litauischen Wahlvorständen durch ver­kehrtes Einstecken der Umschläge in die Urnen aus den Umschlägen o u s g e s ch ü t t e t worden sein. Sollte sich dies bei der Oeffnung der Urnen bestätigen, so wird kaum etwas anderes als die Annul­lierung und Wiederholung dieser Wahl unter angemesseneren Be­dingungen übrig bleiben. Schon am Sonntag waren aus dem kleinen Stimmbezirk Sllderspitze bei Memel, der nur 20 Wähler umfaßt, sämtliche abgegebenen Stimmen nebst dem Wahlprotokoll im Gebäude des Landesdirektoriums abgeliefert worden. Heute morgen waren dieses Protokoll und das Wahlzettelbündel in dem betreffenden Zimmer nicht mehr zu f t n d e n. Es war zuge­sagt worden, daß noch ein zweiter Vertreter der Einheitsliste In die Wahlkommission ausgenommen werden sollte. Bis zum Augen­blick ist aber noch keine amtliche Bestätigung dafür eingegangen. Auch der französische und der italienische Gesandte in Kowno sind inzwischen zur Beobachtung der Wahl in Memel eingetroffen.

Lin gestürmtes Wahllokal

Ueber die Vorgänge in Jucknatan-Wiefzen, wo die erregte Stim­mung der sonst so musterhaft disziplinierten Wählerschaft zu einem Ausbruch führte, liegt folgender A u g e n z e u g e n b e r i ch t vor: In Jucknatan war als Wahlvorstand ein gewisser Snbarth tätig, der wegen Unterschlagung verurteilt und aus Verlangen der Vertreter der Einheitsliste von der litauischen Kandidatenliste und auch von der Wählerliste gestrichen worden war, weil er die bürgerlichen Ehrenrechte nicht besaß. Trotzdem wurde ihm das Bertrauensamt der Wahlvorstehers belassen. Als Subarth einer halbblinden Frau die Wahlhilfe verweigerte, falls sie nicht in der Lage sei, eine ärztliche Bescheinigung beizubringen, wurde die Erregung der Umstehenden so groß, daß sie sich in heftigen Angriffen auf den Wahlvorsteher Luft machte. Ein Polizist, der einzugreisen versuchte, wurde überwältigt und entwaffnet. Das gleiche geschah, als au Veranlassung des Wahlvorstehers fünf litauische Grenzpollzlsten mb aufgepflanztem Bajonett das Wahllokal zu räumen versuchten. Die überaus erregte Menge umdrängte die Grenzpolizilten, nahm ihnen die Waffen ab, und bei der Schlägerei, die sich dann entwickelte, wurde die Wahlurne zertrümmert und ihr Inhalt im ganzen Lokal verstreut.

DI-

erklären

WahlkreiSkommislion beschloß, die Wahl für u n g ü l 11 g zu und N e u w a h l e n auf den 6. Oktober anzuberaumen.

Kolbenschläge litauischer Schützen In der Schule in Schmelz standen etwa 300 Menschen vor Beginn der Wahl wartend am Eingang, als plötzlich sieben litau­ische Schützen mit aufgevslanzten Bajonetten, die die litauischen Parteien bezeichnenderweise schwer bewaffnet zu ihrem Schutz in den Keller des Wahllokals beordert hatten, versuchten, sich durch die Menge zu drängen, obwohl sie bequem aus dem HtnterauSgang hät­ten gehen können. Sie schlugen mit den Kolben wild auf die Wartenden ein. Zwei von den Schlägen getroffen« Frauen stürzten besinnungslos zu Boden und waren nach Stunden »och nicht wieder zum Bewußtsein gelangt.

Bezetchnend für die litauische Stimmung ist t!; daß den m e m e l l ä n d i s ch e n Blätter» verboten wurde, über die Wahl auch nur eine Zeile zu bringen, die über die Berichte der Litauischen Telegraphenagentur hinausgeht. Dadurch sind die

Blätter nicht In der Lage, von sich aus irgendeine Stellung zu dieser Wahl zu nehmen.

Ueber Nacht in litauischer Haft Am Montag wurden mehrere junge Leute, die man über Nacht eingesperrt hatte, aus der Haft entlassen. Sie waren nur deshalb in Haft genommen worden, weil sie Äahlhilfe beim Heranschaffen von kranken und gebrechlichen Personen geleistet hatten.

Um 20 Uhr ein Ltimmhezirk fertig Der zweite Wahlgang verlief nicht wesentlich besser als der erste. Um 18 Uhr sollte der Wahlakt abgeschlossen werden. In den kleineren Orten hatten auch alle Wähler ihre Stimmen abgegeben. In der Stadt Memel war iedoch die Zahl der noch in den Vorränmen und auf der Straße Wartenden so groß, daß der Bor- sitzende der Wahlkreiskommission anordnen mußte, die Vorräume und die Höfe als mit zum Wahllokal gehörig zu betrachten und alle dort befindlichen Personen abzufertigen. In einzelnen Wahllokalen beläuft sich die Zahl der noch Wartenden nach Hunderten, so daß sich die endgültige Wahlbeteiligung erst spät wird feststellen lassen. Erst um 20 Uhr konnte einer der Stimmbezirke seine Akten schließen. Soweit man beurteilen kann, ist die Wahlbeteiligung über 90 Prozent.

Befreit uns I"

Nachdem ein Wahlvorsteher den Tag über die Bevölkerung in höhnendem Tone behandelt hatte, erreichte am Nachmittag die Erregung ihren Höhepunkt. Englische Journalisten wurden von den Wählern mit dem Rufe begrüßt: .Befreit un«, erzählt bei euch, wie es hier zugeht*. Die englischen Journalisten versuchten, die Menge zu beruhigen, was auch zeitweise gelang.

?rotesttelegramme an dieGaranten"

Wie aus Genf gemeldet wird, hat der dortige Vertreter der Mehrheit der memelländischen Bevölkerung. Schulrat Meyer, Mow tag früh an die Abordnungen der Unlerzeichnermächte des Memel- abkommenS in Genf Telegramme gerichtet. Die verantwortlichen Mächte werden in den Drahtungen darauf aufmerksam gemacht, daß der bisherige Verlauf der Wahl im Memelgebiet ergeben hat, daß verschiedene wichtige Bestimmungen des Wahlgesetzes sich als undurchführbar erwiesen haben. Die ordnungsmäßige Durchs führung der Wahl sei überdies durch die Fälschung der Stimm- zettelblockr, die von der einseitig zusammengesetzten Wahlkreiskom- Mission ausgegeben worden seien, sowie durch verschiedene Terror­maßnahmen und Schikanen der Wähler seitens der litauischen Po­lizei und einzelner Stimmbezirksvorsitzenden gefährdet. Es wird die Sicherstellung einer verfassungsmäßigen Wahl verlangt.

92 Prozent Wahlbeteiligung

Beginn der Zählung erst nach dem 6. Oktober?

Memel, 1. Oktober.

Obwohl die Wahl am Montag pünktlich um 18 Uhr abge schlossen werden sollte, standen teilweise noch so zahlreiche Wähler an, daß in den großen Wahlbezirken der Stadt Memel bis gegen 23^1shr gewählt werden mußte. Auch das Auszählen der abgege­benen Stimmen nahm sehr große Zeit in Anspruch, so daß erst gegen 2 Uhr morgens am Dienstag die Zahl der abgegebenen Stimmen in der Stadt Memel festgestellt werden konnte. Sie liegt bei 22 467. Wenn man die Wahlberechtigtenzahl von 24 278 zugrunde legt, die bisher feststeht, beträgt die Wahlbeteiligung etwa 92 v.H. Aehnlich liegt es im Landkreis Memel, wo von 13 273 Wahlberechtigten 12180 Stimmen abgegeben wurden, so daß die Beteiligung 01,7 v. H. beträgt. Im Kreise Hey de- krug haben von 14 722 erfaßten Wählern 13 678, d. h. fast 93 v. H., ihre Stimme abgegeben.

Man kann damit rechnen, daß die Gesamtbeteiligung bei 92 bis 93 v. H. liegt. Insgesamt wurden bisher die Wahlberechiigten- zahlen aus 69 von 81 Bezirken (einschließlich der Militärbezirke) zusammengezählt. Diese ergeben 67 208 Wahlberechtigte, von denen 62 816, d. h. über 92 b. H., gewählt haben. Die WahlkreiSkom- mifslon wird am Dienstag vormittag um 9 Uhr darüber beschließen, wann die Zählung einsetzt. ES verlautet, daß man u. U. damit zu rechnen hat, daß die Zählung erst dann beginnt, wenn die Nach­wahl in dem Bezirk Wießen-Jugnatan, die bekanntlich am 6. Oktober stattfindet, beendet ist.

V/e große ftriegstrommel mit dem ßömnfett

Wie die Mobilmachung in Abessinien verkündet wird

auch in Italienisch-Eritrea

Erntefest

Avis Abeba, 30. September. (Europapreß.) Die bereits angekündigte allgemeine Mobilisierung wird vor- aussichilich am Dienstag durchgeführt werden. Im alten Kaiser­palast sind bereits die riesigen KriegStrommeln ausgestellt worden. Die größte dieser Trommeln hat einen Umfang von nahezu sieben Metern und ist mit Löwenfellen bespannt. Sie wird vor

bessinii

setzen. Es ist das erstemal seit dem Tage von Adua, daß in Abessinien die KriegStrommeln gerührt werden. Man rechnet damit, daß infolge der Mobilmachung zu den bereits unter den Waffen stehenden S00000 Soldaten eine wettere halbe Mil­lion Krieger hinzukommen wird.

Der Kaiser hat, wie man hört, die Anordnung zur allgemeinen Mobilmachung nur widerstrebend gegeben. Er hatte sich bis zuletzt dem Drängen der Feudalherren widersetzt und erst nach einer Anfrage in Gens und nach erfolgter Zustimmung der abes- sinischen Delegation schließlich den Befehl zur Mobilisierung ge­geben.

In Kreisen der italienischen Gesandtschaft rechnet man mit dem Ausbruch des Kriegs innerhalb der nächsten Woche. Der Chef der belgischen Militärmission, Major D o t h ö e, ist von seinem Posten zurückgetreten.

AuS der italienischen Kolonie Eritrea meldet der Sonderkorrespondent der United Preß u. a.: Am Sonntag wurde in Eritrea das Maskat-Fest gefeiert. Tausende von italienischen Eingeborenenlruppen Defilierten vor General d e B o n o. Sie trugen MaSkal-Stöcke, schrien und tanzten. Nach der Parade gaben sich die Eingeborenen den Festlichkeiten hin, wobei sie große Mengen einheimischen Bieres tranken. Am Sonn­tag vormittag wurde in A L m a r a eine große Schau veranstaltet. Auf einem riesigen Platz sahen ungefähr 10 000 Eingeborene dem Feste zu. Außer General de Bono waren der Sohn Mussolinis, Bruno, und sein Schwiegersohn Graf C i a n o unter den Zuschauern. In der Mitte des Platzes war ein riesiger Holzstoß aufgerichtet, um den sich hundert koptische Priester in einer langen Reihe aufgestellt hatten. Dann wurde der Holzstoß ange­zündet, unkt eingeborene Krieger näherten sich den Flammen und tanzten nm den Holzstoß. Holztrommeln wurden geschlagen und viele Krieger feuerten ihre Gewehre ab. Truppenabteilungen gin­gen tanzend gegen die große Tribüne vor. Einige trugen Schil­der, auf denen geschrieben war:Tot oder Ruhm für Italien". General de Bono verlieh zahlreichen Eingeborenen AuSzeich- nungen und Diplome und schloß eine Ansprache über ihre Ver­dienste für Italien an.

Der abessinische Kriegsplan

Kleinkrieg unter Vermeidung einer offenen Feldschl»cht Abi» Abeba, 30. September. (United Preß.) Die abessinische Regierung hat nunmehr, da die Generalmobilmachung in naher Aussicht steht, ihre strategischen VerteidlgungSpläne völlig ai,s- gearbeilet. Ihnen liegt der Hauptgedanke zugrunde, den Italienern keinerlei Gelegenheit für eine offene Feldschlacht zu geben. Statt starker Truppenkonzentrationen ans beschränktem Gebiet beabsich­tigen die Ahesstnier vielmehr die Ausstellung einer großen An­zahl von kleinen, für den K l e i n - K r i e g geeigneten Ab­teilungen, die über das ganze vermutliche Vormarschgebtet der Italiener verteilt werden sollen. In vielen LandeStetlen ist dieser Birteidiaungsplan bereits in die Praxis umgesetzt worden. Nach seinen Richtlinien sollen auf je 10 Quadratkilometer de» Kriegs­schauplätze» solche kleinen Verbände in einer Stärke von etwa 800 Mann aufgestellt werden, mit der Aufgabe, sich in diesem Gebiet zu halten, bi» sie von feindlicher Uebermacht vertrieben werden. Man verspricht sich von diesem Verteidigungkplan angeblich die folgende» taktischen Vorteile: 1. Die Truppen werden unter Führern stehen, die au» der fraglichen Gegend stammen und in­folgedessen mit den Oertltchkeiten genau vertraut sind; 2. sie wer­

den imstande sein, sich von den Produkten der Gegend zu ernäh­ren; 3. sie werden gegen feindliche Gas. und Bombenangriffe aus der Luft praktisch immun sein; 4. die kleinen Truppenabteilungen werden äußerst bewegliche Einheiten darstellen, die zu überraschen­dem Angriff ebenso fähig sind wie zu schnellem Rückzug in die Berge, wo sie vor feindlichen Angriffen so gut wie sicher sind.

Wird dieser Plan konsequent durchgeführt, so Ist ein geschlosse­ner starrer Widerstand der abessinischen Truppen gegen die vor­rückenden Italiener in dem kommenden Krieg sehr unwahrschein­lich. Statt dessen werden die Abessinier versuchen, die Jtalieneg auf ihrem Vormarsch zu stören, und dann, wenn die italienische Offensive trotzdem nicht aufgehalten werden kann, in den Rücken des Feindes vorzudringen und von dort aus durch häufige klein» lieberfälle die rückwärtigen Verbindungen der Italiener zu unter­brechen.

Italienischer Vormarsch ?

Die Franzosen stecken ihre Grenze ab

London, 30. September.

Evening Standard" meldet am Montag abend: Es wird be­richtet, daß italienische Truppen 32 Klm. über die provisorische abessinische Grenze in der Nähe von Französtsch-Somaliland vor­gerückt seien. Die italienischen Truppen hätten das Dreieck zwischen wem Gebirge und Französisch-Somalilünd besetzt. Auf Grund der Berichte über den Vormarsch habe der Befehlshaber der französi­schen Truppen in Dschibuti sofort Sachverständige auSgesandt, um die Grenze auf einer Strecke von 40 Klm. mit Pfählen zu mar­kieren. Diese Sachverständigen seien von einer Abteilung Senegal­truppen begleitet gewesen. Als weitere Vorsichtsmaßnahmen seien 50 französische Flugzeuge zu einem 24stündtgen Erkundungsflug aufgeftiegen. ES werde vermutet, daß das Ziel des italienischen Vorgehens die Stadt D u a n l e sei, die etwa 16 Km. von der Grenze von Französisch-Somaltlanb entfernt liegt. In dem Bericht wird hinzugefügt, daß die Grenze an der Stelle des angeblichen italienischen Vormarsches nicht genau festgelegt sei.

fünf Italiener aus Malta ausgewiesen

London, 1. Oktobci.

Reuter meldet aus Malta: Vier Italiener sind am Montag abend aus Malta ausgewiesen worden, und einem fünfte», der sich gcgentvärtig in Italien aufhält, wird nicht wieder gestattet, zurückzukehren. Unter den AuSgeiviescuen befindet sich der Sekretär der italienischen Fascisten in Malta. Es handele sich um eine Maßnahme zur Säuberung der Insel, auf der seit mehreren Jahren Spionage und Propaganda zugunsten JatlienS sehr leb­haft Betrieben worden seien.

Ftauenmowd im D>lug

Auf dem Wege von Wien nach Paris

Wien, 30. Sept. (Europapreß.)

Sin geheimnisvoller Mord an einer aus Bukarest stanimenden Frau wurde in einem V-Zug der Strecke Wien-Paris verüb,. Bet A d m o n t in Steiermark wurde auf den Geleisen die Leiche einer etwa 60jährigen Fraü gefunden, die eine leichte Verletzung am rechten Auge auswies. Die Leiche war bekleidet, nierkwürdigerweise fehlten nur die Schuhe Beim Absuchen der Strecke wurde etwa vier ikilo- meter weiter die Handtasche der Toten gesunden. Ihr Inhalt bestand lediglich au» dem Reisepaß. An Hand bes Passes wurde festgestellt, daß t» sich um die Fachletterin der Kunstschule in Bukarest. Marie Farasanu bandelt, die im Samstag abend von dem Wiener West- bahnbof nach Pari» abgereist war. Zwei Kilometer von derFunv- stelle der Landtasche wurde auf der Bahnstrecke der Retseschak der Toten gesunden. Den Umständen nach Ist anzunehmen, datz .e» sich mm An verbrechen handelt, Die Ermordete war die Gattin einer hohen rumänischen Offiziers und spielte in Künstlerkreisen eine be­deutende Rolle.