Donnerstag, 8. September 1938
Neunte ZeltendJllustrierte^fij|e*üeittmj», Franklnrt tu M«
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Der Ehrentag des Arbeitsdienstes
40 000 Arbeitsmänner und 2000 Arbeitsmaiden vor dem Führer aufmarschiert
Nürnberg,?. September.
Der erste große Aufmarsch deS RetchSparteitageS Großdeutschlands war, wie in jedem Jahr, dem Arbeitsdienst Vorbehalten. 40 000 Nrbeitsmiinncr und 2000 ArbeitSmaidcn marschierten an dem Führer vorüber, nachdem sic in einer Feierstunde erneut das Gelöbnis ihres Einsatzes für den Führer und Großdcntschlnnd abgelegt hatten.
Die Feierstunde
Unter wolkcnvcrhangcncm Himmel sind seit den frühen Morgenstunden die erdbraunen Kolonnen des Arbeitsdienstes zum Aufmarsch aus der Z e p p e l t n w t c s e anmarschiert. In zehn gewaltigen Marschsäulen stehen die 3-t ArbcitSgaue bereit.
Tie massiven Tribüncnaufbauten, die sich rings um das gewaltige Viereck ziehen, sind Kopf an Kopf besetzt. Grandios ist der Eindruck der Haupttribüne aus den klaren Linien der Säulenhallen, auf deren Vorbauten die Flammen aus den Fcnerschalen lodern. Auf der Ehrentribüne haben die ausländischen Missionschefs, das FührerkorpS der Bewegung, die Generalität und Admiralität, die höchste» Vertreter der Reichs- und Staatsbehörden, die ausländischen Delegationen und die Ehrengäste Platz gc- noinmen.
Vor dem Mittclblock der Haupttribüne sind die Gauarbeitsführer und die Anitschcfs des NcichsarbeitSdicnstes angctrcten. In dem Ausschnitt, der den Blick aus die Ausmarschstraße zur Zeppclinwicsc und dem dahinterliegcndcn Rcichswald frclflibt; steht das Mal der Arbeit: ein gewaltiger Vierkantblock, gekrönt mlt dem Zeichen des Arbeitsdienstes, dem Spaten und den gekreuzten Aehren.
Auf den Stufen steht der Fanfarenzug des Reichsarbetts- bienstes, der die Ankunft des Führers kündet. Unter jubelnden Kundgebungen fährt er bis zur Mitte der Haupttribiine, wo ihn der Reichsarbeitsführer. Reichsleiter Hierl, und Reichsinnenminister Dr. Fr ick empfangen.
Der Führer begrüßt die Arbeitsganführer und die BczirkS- führcrinnen des Arbeitsdienstes für die weibliche Jugend und begibt sich dann auf die Tribüne, wo ihm erneut tosende Kundgebungen von den Hundcrttauscndcn bereitet werden.
Wie ein Mann haben die aus dem Felde aufmarschicrtcn Marschblocks die Hab-Acht-Stcllung eingenommen. Rach einem Fanfaren- ruf setzt sich nun die VII. Marschsäule in Bewegung und zieht mit dem Liede „Singend, singend wollen wir marschieren in die neue Zeit" in das Viereck. Ihr folgt mit dem Liede „Unsere Herzen, die sind jung, unsere Lieder klingen, unsre Arbeit wird das Bruch- und das Brachland zwingen" die VIII. Marschsäule.
Als die beiden Säulen ausgeschwenkt sind, ziehen mit entblößtem Oberkörper die Männer der Arbeitsdicnstschulcn singend ein. Ihnen voran werden zwei große Eichenlaubkränze vor daS Ehrenmal der Arbeit getragen. Mit den Schulen kommen zu gleicher Zeit A r b e i t s m a i d e n in weißen Blusen, die an den beiden Außenseite» des Aufmarschseldcs Aufstellung nehmen.
Ein herrliches Bild ist der Einmarsch der 32 Musikzüge des Reichsarbeitsdicnstcs 1200 Musiker spielen das Marschlied „Wir tragen das Vaterland in unseren Herzen".
Der ganze Jnnenraum ist von dem erdbraunen Block ausgefüllt, und nun machen die 10 000 Arbeitsmänner aus einen Schlag den Ehrungsgriff. Es ist eine silberne Welle, die sich über das gewaltige Feld ergießt.
Dann nieldct der ReichSarbeitsführer dem Führer den Arbeitsdienst in einer Stärke von 40 000 Arbeitsmänncrii und 2000 Arbcitsmaiden. Der Führer tritt auf die weit vorgcbautc Redncr- kanzel und grüßt die Soldaten des Friedens: „Heil Arbeitö- männrr!" Und wie aus einer Kehle antworten die 40 000: „Heil, mein Führer!"
Glockengeläut und Musik leiten die Feierstunde ein, die im Zeichen der großdeutschen Einigung steht. In ruhigem gemessenem Schritt nehmen die Arbcitsmaiden in zwei Halbkreisen um die riesigen Fahnenmasten zu beiden Seiten des Ehrenmals Aufstellung. Zu gleicher Zeit sind die F a h n c n s ch w i n g e r im Vordergrund an den Flanken der Marschkolonne» des Arbeitsdienstes aufmarschicrt. Die Musik bricht ab. Andächtige Stille breitet sich über die Zeppelinwiese. Wieder seht Glockengeläut ein, das von dem Fahncnlied der Arbcitsmaiden unterbrochen wird, während an den beiden Masten die Fahnen des Reichsarbetts- dienstes gehißt werden.
Weithin schallt dann die Stimme eine» RuferS: „Und wieder sind wir vor dem Führer angetreten zu einer Heerschau und zu einer Feierstunde. Einmal im Jahre geben wir vor Volk und Führer feierlich Bericht und Kunde. Hier stehen wir! Wir sind bereit!"
Wie ein Mann antworten die 40 000 Arbeitsmänner: „W i r sind bereit!" Worauf in wuchtigem Chor die Mannschaften der Schulen das Lied des Grußes, des Dankes und des Gelöbnisses an den Führer singe», Kameraden zu sein und das Leben der Arbeit um Deutschland zu weihen.
Nach dem Rhythmus des Liedes werden an den Flanke» dcS Aufmarschfcldes die rotleuchtcndcn Fahnen geschwungen. Dann erschallt wiederum die Stimme des Rufers, der das großdeutsche Bekenntnis verkündet:
Gleich dem Aufschrei eines befreiten und glücklichen Volkes braust in diesem Augenblick über den Platz dar Bekenntnis: „G r o ß d c u t s ch l a n d !", an das sich von neuem der wuchtige Gesang der Mannschaft schließt.
Spafenübergabe an die Ostmark
Nun folgt die feierliche Spaten über gäbe an die O st - mark. Ein Kamerad des Reichsarbcitsdienstcs überreicht seinem Kameraden aus der Ostmark seinen Spaten mit den Worten: „Mein Kamerad! Der du für deine Kameraden aus Oesterreich an dieser Stelle stehst, nimm hier vor allem Volk den deutschen Spaten!"
Der A r b e i t S m a n n der O st m a r k antwortet mit den von allen Arbeitsmänncrn aus der Ostmark bekräftigten Versprechen: „Wir wollen mit dem Spaten so wie ihr im Osten, Süden, Norden in Oesterreichs Heimaterde graben, die wieder deutsche Erde durch des Führers Tat geworden."
Mit dumpfem' Trommelwirbel wird die. Totenehrung ein- gelcitet.
Während sich die Fahnen senken und vier Eichenkränze am Ehrenmal der Arbeit angebracht werden, ruft einer auf zum Gedenken an alle, die für die Größe und Ehre des Reiches im Felde gefallen sind, die für den Führer ihr Leben gaben, an alle Opfer der Arbeit, an alle, die in Oesterreich gefallen sind. Der Ausklang der Feierstunde ist das Gelöbnis.
Machtvoll braust der Orkan diese? Gelöbnisses gen Himmel. Glockenläuten leitet zum Vorspiel des Feierliedcs der Arbeit über, in das alle Arbeitsmänncr und ArbeitSmaidcn aus dem Ausmarschfeld einstimmen.
Ansprache des Reichsarbeifsführers
„Mein Führer! Zum ersten Male bei diesem Parteitag stehen hier auf diesem Felde in unsere» Reihen Abordnungen des neu- aufaebautcn ReichsarbcitsdicnstcS aus der von Ihne», mein Führer, wieder ins Reich heimgesührtcn deutschen O st m a r k. Diese Arbeitsmänner und Arbcitsmaiden sind stolz und glücklich, unserer großen Reichsorganisation anachören zu dürfen, in der die Erfüllung langer Sehnsucht nach einem Reich und einem Führer Ausdruck findet.
Am Beginn der großen Aufmärsche des RcichspartcitagcS steht unsere Feier des RcichSarbeitsdiensteS. Sie wird von vielen Teilnehmer», insbesondere von uns Angehörige» des NcichsarbeitSdicnstes selbst, als einleitender Gottesdienst empfunden.
In dieser Wcihestunde bekennen mir uns erneut und feierlichst zur untrennbaren Gemeinschaft aller Deutschen. Wir verpflichten u»S, dieser Genicinschasl zu dienen unser ganzes Lebe» lang als Arbeiter und, wen» es not tut, als .Kämpfer. Wir glauben, daß wir damit einem Gesetz der Natur und damit einem Gebot Gottes gehorchen, der die Völker geschaffen und nnS in unser Volk gestellt hat.
Wir bekenne» unö crnent zu einer Anssaffung von der Arbeit, die in der Arbeit mehr sicht alS nur ein Mittel zur Befriedigung materieller Bedürfnisse vdcr Genüsse, mehr auch alS nur ei» Mittel zur Erringung von Ansehen und Macht. Wir sehen in der Arbeit vor allem eine
Schon über 500000 Besucher
Der Donnerstag steht bis in die Abendstunden im Zeichen der Ankunft von über 150 000 Politischen Leitern. Im Anrollen sind auch die HI und deS BdM sowie der SA und der SS. In der Macht zum Donnerstag wird der Rücktransport des Rcichsarbcils- dienstes mit 55 Sonderzügen durchgeführt. Mit Abschluß des Mittwoch hat sich die Zahl der eingelausenen Sonderzüge aus über 800 mit etwa 280 000 Fahrtteilnehmern erhöht. Mit fahrplanmäßigen Zügen trafen bis jetzt über 300 000 Reisende ein. Die Zahl der mit der Reichsbahn Angckommenen hat somit be- tete'am'MUwoch . eine HÄe Million übeMrstten.
sittliche Pflicht, die Erfüllung einer gottgewollten Bestimmung.
Wir glauben, daß wir auf dieser Erde sind, um die von Natur in uns gelegten Anlagen und Fähigkeiten zu entwickeln und zu entsalten, um zu arbeiten und zu schassen und dadurch einem göttlichen Wille» zu dienen. Wir glauben, daß die Erziehung im Reichsarbcitsdicnst in diesem Geist zugleich eine Erziehung zu tiefer, echter, positiver Religiosität darstellt.
Mein Führcrl Wir scheiden von dieser Stätte und rücken wieder In unsere Arbeitsstellen mit dem heißen Wunsch und dem festen Glauben, daß Gottes Segen so wie bisher auch in Zukunft über Ihnen, mein Führer, und über Ihrem Werke ruhen wird."
Oer Dank des Führers
Der Führer erwiderte mit folgender Ansprache:
Zum fünften Male kann ich Euch Männer des Reichsarbeits- dienstes hier begrüßen? Zum zweiten Male Euch Maiden! Zum ersten Male begrüße ich die Arbeitsmänner meiner engeren Heimat. Ihr seid damit nicht nur symbolisch, sondern wirklich eingcrückt in die große Front der neuen deutschen Volksgemeinschaft, die kein schöneres Symbol hat als den Spaten, der zum Zeichen unserer nationalsozialistischen Gemeinschaft geworden ist.
Ihr kämpft im Innern Deutschlands für den Ausbau dieser Gemeinschaft und ihre geistige Vertiefung. Aber Ihr kämpft auch für die Verteidigung des Reiches und seine Unabhängigkeit, indem jeder Spaten neuen Boden schasst und altes Reichsgebiet sichert! So steht Euer Spaten heute im Herzen Deutschlands, im Norden, im Osten, im Süden und im Westen im Dien st der Sicherung und Erhaltung des Reiches!
Ihr helft aber auch mit, ein neues Geschlecht zu erziehen, daS fest aus dem Boden der Heimat steht In Gesundheit, in Kraft und in Stärke. Ihr selbst seid ein Fleisch und Blut gewordener Ausdruck dieser deutschen Mannbarkeit, so wie wir sie uns wünschen für die Zukunft.
Braungebrannt und gestählt — das ist des deutschen Volkes heuiige Jugend! Wir sind stolz auf Euch! Ganz Deutschland liebt Euch! Denn Ihr seid nicht nur die Spatenträgcr, sondern darüber hinaus Volksträgcr unseres Reiches geworden! In Euch repräsentiert sich uns das erhabcndste Motto, das wir kennen: „Mensch, hilf Dir selbst, dann Hilst Dir auch Gott!"
Ich danke Euch für Euer Schaffen und Wirken! Ich danke Euerem Rcichsarbcitsführer für das gigantische Werk Eures Aufbaues!
Als des Reiches Führer und Kanzler bin ich glücklich über den Anblick, der sich mir bietet, glücklich über den Geist, der Euch beseelt und glücklich über mein Volk, da« solche Männer und Maiden besitzt! Heil Euch!
Noch einmal singen die Männer und Maiden, noch einmal blitzt die Welle der Spaten beim Ehrungsgriff über das gewaltige Feld. Dann verläßt der Führer die Zeppclinwicse.
Der Marsch durch die Stadt
Nach kurzer Rast auf der Zcppelinwicse erfolgte der Aufbruch der grauen Kolonnen zum Marsch durch die Stadt. Er ist in jedem Jahr ein großes begeisterndes Ereignis für die Bevölkerung und sür die vielen Nucnbcrgsahrer, die sich auch diesmal bereits viele Stunden vor dem Eintreffen der Marschblocks in den Straßen sammelten. Während der Führer seinen Wagen besteigt, um den Vorbeimarsch abzunehmen, stellt sich der Reichsarbelts- f ü h r e r an die Spitze der Marschsäule. Der Reichsspielmanns- und Rcichsmusikzug schwenkt vor der Haupttribüne ei». Gleich setzt sich das erdbraune Heer in Bewegung, geführt von dem Rcichsarbcitsführer mit seinen Adjutanten, der Fahnenabteilung der Schulen des Reichsarbeitsdicnstcs. Der Rcichsarbcitsführer meldet dem Führer den Vorbeimarsch und nimmt dann zur Linken des Führers vor dem Wagen Ausstellung. Unter brausendem Beifall marschieren zunächst die beiden Fcldmcistcrschulcn in Sech- zehncrrcihcn an dem ersten Arbeiter der Nation vorüber. Der große und sehnlichst erwartete Augenblick sür die Männer des
Spatens, die den Ehrendienst am deutschen Boden leisten, ist gekommen.
Der begeisterte Beifall, der die geschloffenen Marschblocks empfängt und begleitet, verstärkt sich, als nach den Schulen als erster Gau der Arbcitsgau Ostmark unter den Klängen des Kaiserjägermarsches in das gewaltige Viereck einmarschicrt.
Frauen und Mädchen drängen sich an die marschierenden Kolonnen heran, reichen den Männern Blumen und bekunden damit die innige Verbundenheit, die zwischen dem ReichSarbeits- dicnst und der Bevölkerung herrscht. Mit beglückender Freude hören die Kopf an Kopf stehenden Menschen zu beiden Seiten der Marschstraßen die fröhlichen Lieder des Arbeitsdienstes, die die Straßen durchdringen und fast den harten Rhythmus des Marsch- trittes überbranden.
Starker Eindruck
der Proklamation
Das starke Interesse, das London an dem Nürnberger Parteitag nimmt, zeigt am deutlichsten die Tatsache, daß die „Times ganze Spalten dem Bericht aus Nürnberg widmet. Während einige Blätter in ihren Uebcrschriften die Feststellung des Führers erwähnen, daß Deutschland keine Blockade mehr zu fürchten brauche, stellen andere die Stellen der Proklamation zur Wirtschaftslage in Deutschland in den Vordergrund. Die „Times" schreibt, daß die Proklamation nicht dt- Zusammenarbeit mit anderen Nationen auf wirtschaftlichem Gebiet ausschlicße. In diesem Zusanunenhang müsse man hinzusügen, daß es für alle am besten sein würde, anzucrkcnnen, daß das totalitäre Wirtschaftssystem scst begründet sei und daß man sich vorbercitcn müsse, den eigenen Wirtschaftsaustausch zu verbessern, ohne aus Dinge zu warten, die vielleicht niemals cintretcn würden
Die Proklamation des Führers steht auch im Mittelpunkt der Betrachtungen der Pariser Presse. Aus gewissen Hinweisen glaubt man die Schlußfolgerung ziehen zu können, daß Deutschland nicht daran denke, sich durch die Haltung der westeuropäischen Demokratien beeindrucken zu lassen. Es berufe sich aus sein gute» Recht und werde ungeachtet aller Widerstände seinen Weg fort- sctzen. Natürlich fehlt es auch nicht an Äcrsuchcn, aus der Proklamation alle möglichen geheimen Absichten Deutschlands hcr- auszulcscn und in diesem Zusammenhang die abwegigsten Vermutungen aufzustcllcn.
Die Prager Blätter stellen einheitlich fest — offenbar bis zu einem gewissen Grade erleichtert —, daß zunächst über die aktuellen Probleme und über die Außenpolitik nichl gesprochen wurde. Die halbamtliche „Prager Presse" schreibt: Es könne aufsallen, wieviel Raum die wirtschaftlichen Frage» in der Proklamation einnähmen. Dies spreche wohl dafür, daß sie die Reichs- führung stark beschäftigen. Als das Bemerkenswerteste hebt das Blatt hervor, daß der Führer glaubt, die Zeit der Isolierung Deutschlands sei politisch und wirtschaftlich beendet und eine Blockade des Reiches, wie sie noch im Weltkrieg durchgcführt wurde, nicht mehr möglich.
In Amerika saßt man die Erklärung, daß eine Blockade gegen Deutschland nutzlos sein würde, in maßgebenden politischen Kreisen als eine Warnung gegen die Bemühungen Englands auf, die deutsche Politik aus dem europäischen Festlands zu behindern. Des weiteren sicht man darin einen Hinweis auf die gegenwärtige machtvolle Position Deutschlands, die es sich durch die auf Aufrüstung und inneren wirtschaftlichen Aufbau gerichtete Politik des Nationalsozialismus errungen habe.
Verstoß gegen die Dienstpflicht
Sechs Monate Gefängnis wegen Arbeitsverweigerung
Berlin, 6. September.
Das Schöffengericht in Magdeburg verurteilte im Schnellverfahren einen Angeklagten, der sich eines Vergehens gegen die Verordnung zur Sicherstellung des Kräftebebarfs für Aufgaben von besonderer staatspolitischer Bedeutung vom 22. Juni 1938 schuldig gemacht hatte. Ter Angeklagte war durch das zuständige Arbeitsamt zur Dienstleistung bei einem staatspolitisch besonders wichtigen Bauvorhaben an einen anderen Arbeitsplatz verpflichtet worden und verließ diesen nach einigen Tagen ohne Grund wieder. Nach den Vorschriften zur Durchführung des Vierjahresplanes, die Gefängnisstrafen bis zu fünf Jahren und Geldstrafen in unbegrenzter Höhe vorsehen, wurde vom Schöffengericht auf eine Gefängnisstrafe von sechs Monaten erkannt.
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Freiheit für eine Aufgabe'
Eine Rede Alfred Rosenbergs über Autorität und Freiheit auf dem Parteikongreß
In Anwesenheit von Neichsministcr Rudolf Heß wurde gestern um 19 Uhr der Partetkongreß fortgesetzt. Als erster Redner sprach der Beauftragte für die Ueberwachung der gesamten geistigen und weltanschaulichen Schulung und Erziehung der NSDAP, Reichslelter Alfred Rosenberg, über „Autorität und Freiheit". Er sagte unter anderem:
„Immer wieder haben wir aus den Kundgebungen der Nationalsozialistischen Bewegung betont, daß die großen sozialen und politischen Erschütterungen, die heute über den ganzen Erdball gehen, nicht zufällige Erscheinungen sein können; auch nicht nur äußere Folgen des Weltkrieges. Diese Erschütterungen haben an uns die Forderung gestellt, ihren Ursachen und Bedingungen nachzuspüren, und haben uns allen schon seit Beginn unserer Arbeit den Mut ahgefordcrt, auch eine Antwort auf Fragen unserer Zeit auszusprcchcn, selbst dann, wenn diese Antwort in schärfstem Gegensatz zu weltanschaulichen oder politischen Bekenntnissen der jüngeren oder älteren Vergangenheit stand. Vor allen Dingen die europäische Menschheit, welche unmittelbar mit dem technischen Zeitalter und den daraus folgenden sozialen Problemen erfaßt wird, sicht sich Aug' in Aug' der weltgeschichtlichen Tatsache gegenüber, daß äußere Formen sich zersetze» oder schon zerfielen und daß dieses Zusammensinken alter Bindungen und Ordnungen die Folge einer nahezu alle Gebiete umfassenden inneren Glaubenslostgkeit darstcllt. Was man früher als Autorität lehrte und auch bereit war, innerlich anzuerkennen, ist nicht nur im Verlaufe der letzten Jahrzehnte, sondern in einem schon Jahrhunderte fortwährenden Prozeß abgenutzt worden, und wenn man gegenüber dieser weltgeschichtlichen Tatsache von Schuld spreche» will, so liegt das Vergehen sowohl auf Seiten der Tradition als auch auf Seiten revolutionärer Kräfte.
Aufstieg und Untergang der Ideale
Autorität jeglicher Art im »icnschlichcn Leben entsteht durch den Glauben an bestimmte Ideale. Ideale sind die Zusammenfassung von Ideen und Werten. Jedes große herrschende System und jede menschliche, typenbcgründcndc Persönlichkeit stellt eine Verkörperung überwiegend idcenverwandter oder wcrtbedingtcr Lehren und Haltungen dar. Inmitten einer geschichtlichen Möglichkeit, die durch viele Komponenten entsteht, wirkt im Kampf des Daseins entscheidend e i u Ideal und steigt siegend aus dem Herzen der Völker zur politischen staatsbildenden Macht empor. Dann entscheidet sich erstens, ob der Glaube an die gepredigten Werte bei der führenden Schicht stark genug ist, sich durch die Kämpfe der Völker und Zeiten zu erhalten; ob ein Wertsystem rein auf dem Charakter beruhend, sich fortzusetzen bemüht, oder ob cs, mit anderen wissenschaftlichen oder sozialen Lehren verkoppelt, einer neuen Zeit und ihren Anforderungen nicht mehr standzuhalten vermag, weil durch die erzeugte neue Unsicherheit eine schöpferische Antwort auf die Forderung einer neuen Epoche nicht gefunden wird. Schließlich brechen dann Wertsysteme und politische Ordnungen zusammen, wenn die Führerschaft nicht mehr die Kraft besitzt, die gelehrten Werte eines Systems zu verkörpern, wenn schreiende Widersprüche zwischen Lehre und Haltung nicht mehr Einzelerscheinungen, sondern Symptome werden, sei es schließlich, weil eine neue Epoche die gelehrten Werte und Ideen überhaupt nicht mehr als fortbtldungskräftig empfindet und sie als Maßstäbe für die Lebenshaltung ablchnt.
Kein Zweifel kann darüber bestehen, daß wir nach der furchtbaren Erschütterung deS Weltkrieges, die wie ein Erdbeben heute über alle Völker geht, auch von innen betrachtet, in dem entscheidenden Zustand leben, da einst herrschende weltanschauliche, soziale und politische Autoritäten sich zermürben, zuin Teil schon zusammengcbrochen sind, und daß dieser Zustand nicht erst seit einigen Jahren zu verzeichnen ist, sondern daß der Weltkrieg mit all seinen Folgeit schon das Ende einer solchen Entwicklung darstcllt, eben den Zusammenbruch von Ideen und Lehren, die einstmals als das gloriose Ergebnis eines angeblich fortschreitenden Entwicklungsprozesses einem Menschentum dargcstellt wurden, das bereits durch weltstädtische Verkümmerung der instinktiven Sicherheit seines Urteils beraubt worden war. Es hat in diesen vergangenen Jahrzehnten dann vielleicht viele Kunstsor- men und Formeln gegeben, aber keinen Stil. Wir hatten viele Kirchen und Sekten — aber keine Religion. Wir hatten viele Philosophen und Philosophenschulen, aber keine Weltanschauung mehr. Und weil da« so war, deshalb besaßen wir fünfhundertköpfige Parlamente und keinen wirklichen Führer von Volk und Staat. Deshalb besaßen wir riesige Banken und Konzerne, aber keine wirkliche Nationalwirtschaft.
Der britische Freiheitsbegriff
Auch die im Laufe einer langen und großen Geschichte entstandene englische Demokratie Hatte ursprünglich nichts gemeinsam mit dem Geraufe in der» sogenanntest demokratische«
Parlamenten und mit dem Schiebertum der Demokratie In Deutschland nach dem Weltkrieg. Sie war einst ein angelsächsisch-germanischer Ausgleich gegenüber dem Harten Eroberertum der Normannen, auch ein Beispiel eines organischen Ausgleichs zwischen Autorität und Freiheit, und die abgeschiedene Lage ermöglichte ein von außen nicht gestörtes Spiel zwischen Spannung und Entspannung, das für England so kennzeichnend war. Diese Haltung kam in der melancholischen Ab- schiedörede des letzten britischen Ministerpräsidenten, besonders auch menschlich sympathisch, zum Ausdruck. Vor der Jugend des Empire sagte er, sie solle im Leben die Pflicht voranstellen und erst nachher an ihre Rechte denken, ein Gedanke, der uns verwandt scheint, mit dem Geschrei der sonstigen alz verwandt bezeich- neten Demokratie aber wenig gemeinsam hat. Baldwin fügte hinzu, eS sei wohl möglich, daß die Zukunft die Demokratie vor sich selber retten müsse! Er forderte „geordnete Freiheit, innerhalb des Gesetzes, mit der Macht im Hintergrund und nicht im Vordergrund".
Diese durchaus germanische Deutung müßte ein näheres Verständnis gerade des deutschen StrebenS wohl möglich machen, wenn nicht einige Unwägbarkeiten von uns gegnerischer Seite
immer wieder erfolgreich ausgewerlet würden. Auch die englische „Freiheit" ist gebunden, weniger allerdings durch den Staat, um so mehr aber dtwch die Konventionen des gesellschaftlichen Lebens. Und im Hinblick auf die strafferen staatlichen Formen des nach vielen Seiten offenen Deutschlands schreiben Unverantwortliche schmeichlerisch über deutsche Unfreiheit, um von dem für uns sicher unerträglichen einengenden Korsett der außerstaatlichen Lebensformen abzulenken. Und schließlich beliebt man von der Tatsache abzusehen, daß die britische persönliche Unbekümmertheit die Beherrschung und das heißt Freiheitsberaubung vieler anderer, nicht nur kolonialer Völker und die Auswertung der Früchte reichster Länder dieses Erdballes zur Voraussetzung hat.
Dieser Zustand ist aber nicht die Folge einer universalistischen, angeblich friedlichen Demokratie, sondern das Ergebnis einer jahrhundertelangen militärisch-politischen Eroberung gewesen. Und während kein Brite einer fremden Staatlichkeit untersteht, vergißt man In London, daß Millionen ebenso freiheitsliebender Deutscher im Joch einer fremden Tyrannei leben, die einst mit Hilfe auch Englands in Europa aufgerichtet wurde.
Versailles — Versagen in geschichtlicher Stunde
Einmal aber stand die gesamte Weltanschauung des 18. Jahr Hunderts in ihrer Auswirkung auf dem erstrebten Gipfel und hatte buchstäblich die Macht der ganzen Welt in der Hand und damit die Möglichkeit, die gelehrten einheitlichen Ideale zu ver wirklichen und eine Ordnung zu gestalten, die sie gepredigt hatte. Dieser Tag trat ein im November 1918. Und nunmehr war die Möglichkeit gegeben, drei Ideen in die Tat umzusehen. Es waren dies die Ideen einer W e l t k u l t u r, einer W e l t >v i r t f ch a f t und eines Weltfriedens. .Kein noch so großer Sophist kann heute leugnen, daß diese weltgeschichtliche Stunde die denkbar geringsten Geister und fragivürdigsten Charaktere zu ihrer Vertretung und Wesenszeichnung auserlesen halte. Die Demokratie auf der Höhe einer die Welt umfassenden Autorität zeigte sich unfähig zum wirklichen staatsmännischen Denken, und statt eine versprochene neue Ordnung zu errichten, sind die sogenannten „Großen von Versailles" die Verantwortlichen für die Zersetzung der Welt geworden.
Sie haben nicht eine Weltkultur mitschaffen helfen, sondern sie haben in fast allen Ländern die furchtbarste Barbarei und Kulturzerstörung herausbeschworen, und wenn nicht überall ein bolschewistisches ChaoS entstanden ist, so verdankt die Welt daS nur den starken Gegenkräften, die sich wider die Pariser Diktate ausbäumten.
Sie hatten einst christliche Prediger gemeinsam init Optumhändlern in Länder mit aller Kultur geschickt und das als europäische Kultursendung bezeichnet; sie hatten schon damit erwiesen, daß ihre Vorstellung von Weltkultur verbunden war mit der Mißachtung wirklich bodenständiger Nationalgesittung.
Unter Weltwirtschaft verstanden die gläubigen Völker einen Vorsuch einer allgemeinen Ordnung der verworrenen, alle Völker gefährdenden Privatbestrebungen; die Herren der Börse in den Weltstädten aber, welche hinter den Diktatoren von Versailles standen, sie begriffen diese Lösung nur als die Gelegenheit zu einem ganz großen, noch nie dagewesenen Geschäftsunterneh- men. Sie verstanden und verwirklichten unter Weltwirtschaft die Finanzknechtung der schöpferischen Kräfte aller Nationen, und Riesentruste und Weltkonzerne saugten nunmehr mit Hilfe sogenannter Anleihen die Ergebnisse der Arbeit von Millionen ehrlich Schaffender in die Zentralen der großen WeltauSbeutungL- märkte. Die Jahre nach Versailles haben gezeigt, wie hilflos und impotent diese Mächte gewesen sind gegenüber der geschichtlichen Aufgabe, eine wirkliche Ordnung in der Wirtschaft der Völker herbeizuführen. Von einer Gutgläubigkeit gegenüber den gelehrten Ideen kann nicht mehr gesprochen werden, denn nirgends in diesen zwanzig NachkriegSjahren ist auch nur e i n ernstzunehmender Versuch der sogenannten Sieger gemacht worden, durch Heilung der von ihnen selbst verursachten Krankheitsherde wirklich Stück für Stück einen Weltfrieden aufzubauen, sondern der geschichtliche Vorwurf bleibt auf ihnen haften, daß sie sogar mit Bewußtsein die Krankheitsherde gefördert haben, um keinen Frieden herbeizuführen, sondern um aus dem leidenschaftlichen, den Frieden gefährdenden Gegeneinander ihren politischen und geschäftlichen Profit zu ziehen. Wie im menschlichen Leben ein Bankerotteur durch irgendwelche Gewaltstreiche noch das Letzte zu retten versucht, so wollen, zwar nicht die Völker, aber geivisse Kreise durch unerträgliche Herausforderungen der neu entstehenden Ordnungen Europas, durch ein allgemeines Durcheinander die Augen ablenken von ihrer Chaos erzeugenden Unfähigkeit. Was sich also hier zum zweiten Male in fünf Jahrhunderten vollzieht, der Zusammenbruch ein« «inst starken Autorität, Atg »sitzen.
Schlägereien In den Parlamenten, die fortdauernden sozialen Krisen, die Hilflosigkeit, selbst bei reichsten Naturschätzen die Arbeitslosigkeit zu beheben, das alles sind nur Zeichen dafür, daß eine alte Welt hier ihr Sterbelied singt, und daß die Völker, die aus innerem Instinkt und schöpferischem Willen gegen einen solchen Verfall sich aufbäumen müssen, Ausschau halten nach einer neuen Autorität.
Der Nationalsozialismus antwortet
Hierin liegt da« Geheimnis der großen Erfolge der nationalsozialistischen Bewegung, der saseistischen Revolution und mancher anderer neuen Erscheinung unseres Daseins. Das deutsche Volk namentlich hatte, da sich die Probleme bei Ihm zuspitzten, wie kaum woanders, die Entscheidung über das Entweder-Oder viel unmittelbarer zu fällen als die übrigen Nationen. Und weil Deutschland in einer der schwersten Stunden seiner Geschichte eine ganz große Persönlichkeit gebar und Menschen fand, die ihre Kraft bedingungslos einer neuen Zeit zur Verfügung stellten, so konnte hier di« Antwort auf die gebieterisch gestellten Fragen unserer Epoche ge» funden und Abschied genommen werden von allem, was innerlich nicht mehr tragfähig, überlebt oder untüchtig geworden war, ein großes Volk in eine große Zukunft zu führen. Die deutsche Nation hat Absage erteilt gegenüber den anmaßenden Versuchen einer mit« telalterlichen Weltverkümmerung, aber auch einer liberalistischen Gestaltenmißachtung, weil es eingesehen hat, daß Ideen und Werte, die organisch mit einer Rasse und einem Volk zusammenhängen, noch lange nicht das gleiche für die Lebensstruktur anderer Raffen und Nationen bedeuten. Und wenn über allem für uns die Idee einer V o l k s f r e i h e i t schwebt, so ist auch die nationalsozialistische Bewegung mit der Lehre einer bestimmten Rangordnung der Werte ins Dasein getreten, hat mit diesem Postulat gesiegt und schickt sich an, dieses Ideal in der Zukunft als lebenstüchtig zu erweisen.
Die nationalsozialistische Autorität wurde geschaffen durch die Lehre und Vertretung der nationalen Ehre alS Höchstwert, der sozialen Gerechtigkeit nach innen als Ausdruck der Gleichwertigkeit aller Deutschen, und der Volks, kameradschaft alS Ergebnis eines opferbereiten Kampfes für eine neue Idee und als formende Kraft für die Ewigkeit einer großen Zukunft.
Freiheit für eine Aufgabe
Die Ideen des 18. und 19. Jahrhunderts waren abstrakt, nicht seelisch-,villenhaft gebunden und deshalb nicht wirklich wuchs- kräftig, die Ideen des Nationalsozialismus sind von vornherein wertbedingt und damit unlöslich mit dem innersten Charakter de» Deutschen verbunden. Die Idee der Freiheit von früher war die Entfesselung zwar auch vieler schöpferischer Einzelkräfte, aber um so mehr in späterer Auswirkung die Entfesselung auch chaotischer Kräfte. Sie war die Lehre der Freiheit von einer Bin- düng, die Lehre des Nationalsozialismus ist die Lehre der Freiheit für eine Aufgabe.
Mit der Schöpfung dieses Dritten Reiches sind alle jene Mächte der Vergangenheit, die einst absolut sein wollten, in den gehörigen Rang der partikularen Kräfte eingeordnet worden. Die Stammesrivalitäten sind als Faktor der Politik dahin, ja sind zu einem edlen Wettstreit der Arbeit geworden; die Zwistigkeiten der vielen Fürsten gehören der Vergangenheit an; Konfessionsstreitigkeiten. die Deutschland so oft aufrührten
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