Donnerstag, 8. September 1938

Neueste Zetttmg JDnstrlerte T«geszeUtiag, Frankhirt a. M.

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fJlub&mnkfjuJit

und dem Rhein - Ma in-G ebiet .

Nicht mit Kindern reisen!

Stand der Kinderlähmung in Frankfurt Das Siadtgcsundhcitsami weist daraus hin, das, Reifen mit Kindern und von Jugendlichen bis zu achtzehn Jahren nach aus­wärts z» unterbleiben haben. Eltern, die dies nid,t be­achten, lausen Gefahr, an den Zureiscortcn ans Grund polizei­licher Mastnahmcn zurückgcwicsen zu werden.

Im Stadtgebiet Gras,-Frankfurt sind 16 weitere Fälle spinaler Kinderlähmung ausgetreten, davon ein Todesfall.

Schüsse auf die Geliebte

Und das mitten in der Nacht

I \ Bad Kreuznach, 8. September.

Während In Plan lg bei Bad Kreuznach das ganze Torf ttirch- iveih feierte, drang ein 20jnhrigcr junger Man» abends durch ein Dachfenster in das Schlaszimnicr feiner Geliebte» und legte sich dort unter das Bett. Als später gegen 2 Uhr naehts das Mädchen nach Hause kam und sich zu Belt legte, kam der junge Mann hervor. Er bat das Mäddicn, es möge ihn wieder hinans- lassen und ihm die Tür öffnen. Das Mädchen geleitete auch den Eindringling durch die Wohnung. In der Küche zog er plötzlich einen Revolver und feuerte drei Schüsse ans das Mädchen ab, von denen zwei trafen, während der dritte in eine Tür ging. Aus die Hilferufe des Mädchens hin eilten die Eltern herbei und ver­anlagten die Festnahme des Täters. Die Verletzungen des Mäd­chens sind glücklicherweise nicht lcbcnsgesährlich. Als Grund zu der Tat nimmt man E i s« r s n d) t an.

In einer Kurve gegen einen Baum

Von der Empore gestürzt

Der Junge fiel acht Meter tief

Gelnhausen, 8. September.

In Untersotzbach ereignete sich in der Kirche ein bedauer­licher Unfall. Kurz vor Beginn des Gottesdienstes stürzte ein lüjährigcr Junge n dj t M e t c r in d i e T i e f e. Er erlitt kompli­zierte Knochcnbrüche und mutzte nach einer Frankfurier st' linik gebracht werden. Die llcsache des Unfalls ist noch nicht geklärt.

Das Maintal im Nebel

In der vergangenen Nacht entwickelten sich im Mainial die ersten schweren Hcrbsinebcl, die noch nach acht Uhr die ganze Landschaft dickst einhüllle». Infolgedessen war auch der Schiffsverkehr nicht möglich. Auch im Hafenbeirieb behindert der Dunst die Arbeiten. Aus den Landstraßen fuhren die Autos mit Licht. In der Altstadt war der Dom auf einige Meter Entfernung kaum zu sehen.

Das geschieht ihnen rechtt

Zwei verheiratete Männer wegen Notzuchtversuchs vor Gericht

Darmstadt, 8. August.

Vor der Grotzen Strafkammer Darmsiadt hallen sich zwei Männer wegen Notznckstvcrfuchs, der eine auch nach wegen Ent­führung zu verantworten. Dieser letziere, H. H. aus Sickenhofen, hatte auf eine», Festplatz einem jungen Mädchen ver­sprochen, es auf seinem Motorrad mit nach Hanse z» nehmen, ilnterwcgs schlug er nnicr einer faulen Ausrede Umwege ein, hielt an einer cinsanien Sielte an und wollte zärtlich werden. Dem Mädchen gelang cs schlietzlich, ihm unter .Hinweis auf feine Frau und feine Kinder Bcrnnnft beiznbringcn, aber nur schein­bar. Bald fuhr er nstedcr einem Wald zu. Unterwegs sprang das Mädchen, schlimmes fürckstend, ab und zog sich einige Rippen- briichc und andere Bcrlctzungcn z», Tonnte aber »och ungehindert auf die Hauptstrntze lausen, wo cs bald auf Passanten traf. Das Gericht hielt zwar die Entführung objektiv, doch nicht subjektiv für gegeben und konnte daher den Angeklagicn nur wegen täi- sichcr Beleidigung verurteilen, hielt jedoch ivcgen des unanstän­digen und gewissenlosen Berhalicus des Mannes eine hohe Strafe für erforderlich. Sic lautete aus sechs Monaie Gefängnis.

Ter zweite Angeklagte, der ebenfalls vcrheiraleic I. G. aus § e c h e i in halte sich in einer Wirtschaft an ein Mädchen heran- gcmachi, das jedoch in der Verhandlung nickst sehr zuverlässige Aussage» machte. Die Anklage wegen Natzuchivcrsuchs wurde daher fallen gelassen und nur wegen tätlicher Beleidigung auf eine Gefängnisstrafe von fünf Wochen erkannt, die durch die Unter­suchungshaft als vcrbüht erachtet werden. Ter Haftbefehl wurde ausgehoben.

Regen für Wochen genug!

Bauern und Gärtner brauchen trockenes Wetter

Die ausgedehnten Regenfälle, die fast ohne Unterbrechung in, den letzten Tagen Über dem Rheiu-Maingcbicr r'edergingen, kamen der Landwirtschaft wenig gelegen, da au^rablicklich di« Grum­met e r n t e in vollem Gang ist. Stellenweise hat er wir mit Kü­beln gegossen. So steht lm Ried und in manchen Orten rn drx Wettern» das Wasser f» tz h o ch auf den Wiesen, au, denen das Grummet in grotzen Mengen zum Trocknen lag. Son, nigcs, warmes Wetter ist für die Feldarbeiten dringend erwünscht, denn wenn das Grummet unter Dach und Fach ist, beginnt die Spätkartoffclcrnte. Sie verspricht recht gut zu werden, wenn cS bis zum Erntcbeginn nicht mehr viel regnet, denn der Baden ist jetzt so gründlich durchseuchtet, datz er für Wochen kein Wasser mehr braucht.

Die Gärtner haben durch die schlechte Witterung der letzten Wochen, teilweise auch durch die Unwetter, erheblichen Schaden gehabt. So hat die Nachernte der Bohnen und Gucken sehr ge­litten, auch die Tomaten bringen einen weit geringeren Ertrag als in anderen Jahren. Vielfach müssen sie halbreif vom Stock genonnnen werden und dann im Glashaus Nachreifen, denn sie platzen infolge des Regens und muffe» schnell dem Verbrauch zu­geführt werde». Auch für alle Garieuerzcugnisse braucht man jetzt trockenes und vor allem wärmeres Wetter, damit sie reifen. So könnten Brombeeren, die in diesem Jahre überaus gut tragen, noch zentnerweise geerntet werden, wenn es wärnier und sonniger wäre.

So wird das neue Brückenhaus aussehen

Die Mittel für den Bau sind zur Verfügung gestellt Das Modell kann auf der Bau- und Siedlungsausstellung besichtigt werden

Bald wird auch das alte Bootshaus des Frankfurter Rudervereins verschwinden

Ein Toter, ein Schwerverletzter

Hachenburg (Westerwald), 8. September.

Zu einem schweren Vcrkehrsunfail kam es am Miltwochmorgcn ln der Nähe der Ortschaft W e y e r b u s ch. Die Kauslente Schmidt und Heidmann aus Remscheid iWcstfalen) befanden sich auf einer Fahrt mit dem Wagen nach Wetzlar. Bet Weyerbusch rannte nun der Wagen in einer Siratzenbicgung gegen einen B a u m. Durch den heftigen Anprall wurde der Kaufmann Schmidt getötet, während sein Beifahrer, der Kaufmann Heidmann, mit schweren Verletzungen in das Krankenhaus gebracht werden muhte. Der Wagen wurde zertrümmert.

Der gan$e (Rfjein wird feck!

Zusammenarbeit zwischen Mainz, Koblenz, Bonn und Köln

In Koblenz haben bereits die ersten Besprechungen über die Karnevalsaison 1938/39 stattgefunden, die einmal der orga­nisatorischen Vorbereitung der Saison und dann der eigentlichen Eröffnung am fl. im fl. galten. AuS diesen Besprechungen ist bemerkenswert, datz eine Art Arbeilsgenieinschaft der rheinischen Hochburgen des Karnevals, Köln, Mainz, Koblenz und Bonn, gebildet worden ist. Daniit ist eine Basis geschaffen, aus der sich der rheinische Karneval weiter entwickeln kann.

Taschendieb sprang aus dem Zug

Er hatte einer Frau die Handtasche geraubt

Auf der Fahrt nach Remagen enlritz ei» Mann einer Fra», Mit der er aücin in einem Abteil war, die Handtasche und sprang damit aus dem fahrenden Zug. Die Frau meldete den Vorfall erst in Remagen. ES wurden sofort Nachforschungen an­gestellt, doch scheint dem Räuber der Sprung geglückt z» sein. Im Schutze der Dunkelheit konnte er dann leickst verschwinden. Seine Beute war nicht groß. In der Tasche befanden sich nicht ganz 30 Mark.

W Ud TJSCBWETTER

Zum Wochenende wird es schöner

Starke Temperatursohwankungen Morgennebel

In den nächsten Tagen noch Fortdauer des unbeständigen, zu häufigeren Niederschlägen neigenden und meist kühlen Wetters, jedoch im allgemeinen allmähliches Nachlassen der Ergiebigkeit der Niederschläge, wobei aber in Schlesien die Gefahr stärkerer Regcn- sälle noch sortbestehl; zeitweise vorübergehende Aufheiterung und tagsüber leichte Erwärmung.

Etwa bis zum Wochenende wird sich eine allgemeine Wetterbcsscrung durchsetzen, die vielleicht »ach einmal vor­übergehend durch eine Störung »nte^tzrochcn wird. Dann aber wird in der nächsten Woche trockenes und zeitweise heiteres H e r b st w e 11 c r mit starken TagcSschwanknngen der Temperatur und häufigerem Auftreten von Morgennebeln vorherrschen.

Gefamtsonnenschcindauer örtlich stark verschieden, jedoch in den zehn Tagen mcistenorlS kleiner als 00 Stunde».

Die Witterungsvorhersage für die Zeit vom 8. bis 17. Sep­tember wurde vom Forschungsinstitut für langfristige Witterungs- Vorhersage des RcichswctlcrdienstcS in Bad Hombilrg am 7. Sep­tember abends herausgegeben.

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Links: Das Bootshaus des Frankfurter Rudervereins, das zur Zeit nicht gerade eine Zierde des SachsenhäuserMainufers darstellt. Der Ruderverein soll später in

dem neuen Briickenhaus, das unser rechtes Bild zeigt, Aufnahme finden. Photo: Schmidter (2)

Don den Modellen und Plänen, die die Stadt Frankfurt auf der Bau- und Sieolungsausstcllung zeigt, findet ein Modell des Brückcnhauses viel Beachtung.

Seit mehr als zehn Jahren besteht die neue Alte Brücke. Ein wichtiger Bestandteil allerdings fehlt heute noch., Nämlich das Brückenhaus. Als seinerzeit die Alte Brücke neu 'erbaut wurde, da wurde beschlossen, sie möglichst im Anklang an die niedergelcgtc Alte Brücke zu errichten. Dgs Stadtbild, für das die Alte Brücke einmal charakieristisch gewesen war, sollte soweit cs anging, nicht- verändcrt werden. Die Erbauer der neuen Alten Brücke haben dieser Forderung Rechnung getragen. Sogar das Brückcnkreuz und der Brückegickcl" sind auf die Brücke zurückgekehrt. Nur das Brückcn- hans hat lange auf sich warten lassen. Das Geld für den Neubau slehi zur Verfüguug. 120 000 Mark sind im Haushalisplan für das Jahr 1038/30 dafür eingesetzt. Auch über die Pläne hat man sich viele Gedanken gemacht. Projekte wurden cniworsen und wieder verworfen. Vor längerer Zeit ivurden mit einem Holzmodell Ver­suche gemacht, um die matzstäblichc Wirkung de? Baue? fcst- zusiellen, um genau festzulege», wie der geplante Neubau das Bild der Brücke und das Userbild beeinflusst. Alle Pläne und Unter­suchungen haben sich in dem Projekt von Professor Peter Grund niedergeschlagen. Das Modell können die Frankfurter nun in der AbteilungLcbensräume deutscher Städte" besichtigen.

Dem Stil der Brücke angepaßt n

Um ein besonders deutliches Bild von der Wirkung des Brücken­hauses zu bekommen, umfasst das Modell neben dem Haus die gesamte Brücke und einige Häuser der Uferbebaunng. Das Brücken­haus ist in seinem baulichen Charakter dem Stil der Brücke an- gepatzt. Um das Hans gegen Hochwassergefahr zu schützen, sieht

da? Projekt eine Ueberhöhung der Insel vor. Die Untergeschosse sind für den Frankfurter Rudervcrcin bestimmt. Es sind Hallen für das Unterstellen der Ruderboote vorgesehen, cs werden Klub- und Gescllschafisräume für den Rudervcrein geschaffen. In der Höhe der Brückcnbrüstung ersteht eine Terrasse, die für das Publikum zugänglich wird. Auch Restaurationsräume sind vorgesehen. Mit drei Geschossen überragt das Haus die Brückenhöhc.

. Bin Heim kür den Frankfurter Ruderverein Leider lässt sich im Augenblick noch nicht Übersehen, wann mit dem Bau dieses Hauses, der alten Frankfurter.Brückcnmühle" begonnen werden kann. Im Interesse einer endgültigen Be­reinigung des Frankfurter Mainuscrbildes wäre jedenfalls eine Bescktlettnigung des Baues nur zu bcgrützen. Wie angedeutet, soll in dem Brückenhaus der Frankfurter Rudervcrcin untergebracht werden. Während im Laufe der letzten Jahre die Bootshäuser, die bisher zwischen den Brücken ihren Platz hatten, alle ansziehcn mutzten, ist das Hau? des Frankfurter Rudcrvcreins zwischen dem Eisernen Steg und der Adolf Hitler-Brücke allein übrig geblieben.

Der Frankfurter Ruderverein hat immer damit gerechnet, daß er bald seine Räume im Brückenhaus bekommen könne und ist deshalb nicht in eines der beiden Ruderdörser übergesiedelt, die in der Nähe der Gerbermühle bzw. in der Nähe der Leuxwerst bet Niederrod gebildet wurden. So wurde zwischen dem Eisernen Steg und der Adols-Hitler-Brücke ein Zustand geschaffen, der keineswegs wünschenswert ist. Die Bauten des RudervereinS stören das Uferbild empfindlich, die grauen barackcnähnlichen Bau­ten passen in keiner Weise auf das Ticskai, das fast auf seiner ganzen Länge in eine freundliche Anlage mit schöner Blumen- bcpflanzung umgewandclt worden ist und nur an dieser Stelle so unwillkommen unterbrachen wird. Zwar hat das Gartenamt durch eine Wand aus Blumen und hohen Pflanzen die kahle Nackt­heit der Bauten etwas zu verdecken gesucht, aber der Gcsamtcin- druck ist dennoch unerfreulich. Wenn cs endlich möglich wird, die Brückcnmühle zu bauen, dann wird auch an dieser Stelle die Bereinigung des Ufcrbildes erfolgen können. Die gärtnerische Anlage kann dann auf der ganzen Länge des Tiefkats auf der Sachsenhäuser Sette durchgeführt werden.

Menfdien vor Gericht/

<Drei Jahre Zuchthaus für Maria ßeske

Am Sonntag wieder Därkheimer Wursimarkt

Sie hat einen Mordplan nicht angezeigt Staatsanwalt und Verteidiger sprechen Die Grausamkeit der Tat ist ihr nicht anzurechnen

10 Kilometer Wurst in drei Tagen

Dazu 300 000 Liter beim größten deutschen iWeinfest getrunken

Alljährlich, wenn der Herbst kommt und sich die weiten Wein­berge in Deutschlands größter W e i n b a n g e m e i n d e Bad Dürkheim am Ftttze der Haardt in der Pfalz mit leuchtend­bunten Farben zu schmücken beginnen, feiert man dort denWorscht- markt", der sich nach dem Kriege zu dem g r ö tz t e n deutschen Wctnfest entwickelt hat. Während man im Jahre 1925,nur" 50 000 Besucher zählte, so stieg diese Zahl bald ans 100 000. Im vergangenen Herbst kamen sogar trotz schlechten Wetters beim Nach­markt über 250 000 Marktgästc nicht nur aus der Pfalz, sondern atts allen Gegenden Deutschlands.

DerD ü r k h e i m c r W o r s ch t m a r k t", wie man ihn auf gut pfälzisch nennt, wird in diesem Jahre vom 11. bis 11. Sep­tember abgchaltcn, und am Sonntag darauf schließt sid) der Nach- marki an, der ebenfalls viele tausende froher Menschen zu vereinen pflegt. Der Wursimarkt in Dürkheim hat eine mehr als fünfhiindert- jährige Tradition. Er entstand, als die ersten Wallfahrer nackt der Kapelle auf dem durch feine Weine berühmten Michaelis- b c r g bei Bad Dürkheim zogen. Die Pilger brauchten Nahrung, Getränke und Unterkunft, die sie mit Tanschgütcrn bcznltllen. So eniwickelie sich allmählich ein Markt, der von Jahr zu Jahr größer wurde. Und in der Chronik des Klosters Limburg kann man lesen: Eine Kapelle ans dem MichacliSberg, Oratorium Bancta Michaelis in »mitte, wurde stark gewnllfnhrtct dazu. Zur Unterkunft errichteten die von Dorinkhcim Hütten und Zelte. Abt Heinrich Ullncr von Dieburg schuf diese Uebung ztt einer Kirchwcihe um, gcncnnci Dorinkheimer Wurstmarkt... I"

So herrscht denn Jahr um Jahr auf der altenB r i g 'l w i tz", wenn die Schnbkärchler ihre großen, schweren Weinfässer, gefüllt mit edelsten Dürkheimcr Tropfen, hinausgefahren haben, frohes Leben und Treiben. Der Schoppenrollt" um den Tisch, man trinkt gemeinsam au» dem Glas und der Letzte, der e8 zur Neige leert, mtttz es wieder füllen lassen. So will es die alte Ucbcrlicfe- rung. Dazu aber gibt es W u r st u n d W e ck e. 10 Kilometer Wurst, d. h. die Strecke von Bad Dürkheim nach LudwigSbafe», wurden im vergangenen Jahre in drei Tagen verzehrt. Dazu flössen 300 000 Liter Dürkheimcr Wein durch die Kehlen der durstigen Markt- bcsucher.

Zu nebenstehendem Bild:

Weck, Wurscht, Woin und hübsche Madcher" das ist die Parole. (Photo: Kern)

Im Mainzer Schwurgericht wurde gestern abend kurz nach sieben Uhr das Urteil verkündet: Die An­geklagte Maria Leske wird wegen Nichtanzeige eines Mord- Plans, von dem sie Kenntnis hatte, zu drei Jahren Zuchthaus »nd zum Verlust der bürgerlichen Ehren­rechte auf die Dauer von fünf Jahren verurteilt.

Der Strafantrag des Staatsanwalts

Den Ausführungen der Staatsanwaltschaft entnehmen wir folgendes: Als die Fra» Krollmann in dem Haus der Frau Hörster zum ersten Male die Maria Leske traf, schritt sie ihrem Schicksal entgegen. Sie lud das Mädchen, das int Dorf keine Freunde hatte, arglos in ihr Hans ein. Durch sie lernte die Leske ihren Mann kennen, mit dem sie bald ein intimes Verhältnis verband. Zwar war die Ehe nie recht glücklich gewesen, von dem Zeitpunkt an aber war sie aufs tiefste gestört. Aber in Frau Krollmann. die fünf Kinder hatte, lebte so viel Mütterlichkeit, auch stand sie derart unter der Fuchtel ihres Mannes, datz sie nie gewagt hätte, das in­zwischen durch den Ehebruch ihres Mannes schwanger gewordene Mädchen aus dem Hause zu weisen.

Sechs Tage nachdem die Leske in die Entbindungsanstalt ge­kommen war, geschah die furchtbare Tat, die der Mörder so ge­schickt alsAutonnsaN" z» tarnen verstand, datz es ihm um ein Haar geglückt wäre, die Behörden zu täuschen. Was er tat, zwingt zum Schluß: ein mit allem Vorsatz und raffinierter Uebcrlegttng vollbrachter Mord, für den er. hätte er sich nicht selbst gerichtet, unbedingt aus dem Schafott hätte blitzen müssen.

Sie Kat den Mörder zur lat aufgestachelt

Die Leske hat ihn zu der Tat angestachelt, das ist sicher, wenn auch Zeit und Ort nicht genau vereinbart waren. Das hat der Mörder in seiner letzten Stunde bekannt, um sein Gewissen zu erleichtern. Als die Leske von seinem Selbstmord erfuhr, da sah sie flink in ihrem primitiven Innern eine Chance: jetzt ist der Haitpizcugo tot, jetzt widerrufe ich alles, was ich in mehr oder weniger verhüllten Geständnissen früher einmal gesagt habe. Es nutzte ihr nichts mehr. Sic hat, das ergab die Bcwcisausttahme, seine Tat nicht nur gebilligt und gewallt, sondern den Tatcnt- schlntz bei dem Manne auch durch seelische Beeinflussung gestärkt und gefördert.

Nach einer ReichSgerichiSenischeidung brauche sich ein geisti­ger Mithelfer eines Mordes keine präzisen Gedattken über Zeit und Ort der Tat zu machen, die gcschehcn soll und be­

sprochen wird, eS genügt, wenn er einen bestimmten Zeitpunkt vor Augen hat.

Aus all diesen Gründen erweitere der Staatsanwalt die An­klage auf Beihilfe zum Mord. Die Angeklagte habe sich zur Mitschuldigen am Tode zweier Menschen gemacht, wobei man allerdings den Mörder selbst nicht bedauern könne. Er beantragte fünf Jahre Zuchthaus nebst fünf Jahren Ehrverlust, entsprechend der schweren Schuld, die die Angeklagte aus ihr Gewissen ge­laden habe.

Der Wert der letzten Worte des Täters

Dr. Nies aus Mainz versuchte in einem dreistündigen Plä- doper darztitiin, wie wenig glaubwürdig bei einem so brutalen Menschen wie es der Ehemann K rollmann gewesen sei, selbst noch seine letzten Worte vor dem Tode zu bewerten seien. Daß er darin, und auch in seinen letzten Briefen, die Leske als Anstiftcrin zu seiner furchtbaren Tat bczeichncte, mag aus der Erwägung gekommen sein, daß er sich, so gut cs gehen mochte, noch vor seinen Kindern irgcndtvic zu rechtfertigen suchte. Tic Angeklagte habe wohl auch noch unter den Wirkungen ihrer Schwangerschaft gestanden. Ein klares Geständnis sei nicht vorhanden, datz sie ganz positiv daran geglaubt habe, Krollmann habe seine Frau umbringen wollen. Tcs- haw beantrage er Freisprechung seiner Mandantin.

Fine Frklärnng des Vorsitzenden

Um Jrrtiimer zu beseitigen, die in der Bevölkerung während des Prozesses stark verbreitet waren, sah sich der Vorsitzende vor der eigentlichen Begründung des Urteils zu folgender Erklä­rung veranlaßt: Es ist falsch, das Grauenhafte der Tal, die bodcnsose Grausamkeit und Brutalität, mit der der Mörder vor- gittg, der Angeklagten zuzttrcchncn. Wohl habe sie darum gemutzt, datz er vorhatte, Frau Krollntanu umzubringen, über das Wie des beabsichtigten Verbrechens hat sie jedoch keine Kenntnis er­langt, insofern gilt cS, die Tat dcS Mannes von der ihren scharf zu trennen. Ja, er selbst ist sich über die Ausführungsmöglichkeit des Mordes und ihre Art vielleicht erst in letzter Minute so ganz klar geworden.

Sie Kat um den Mordplan gewußt

Wa? die Angeklagte betrifft, so ist das Gericht auf Grund der Geständnisse, die sie vor dem sie zuletzt vernehmenden Kri­minalbeamten gemacht hat, zu der Ucberzcugung gelangt, datz sic von dem Mordplan an sich Kenntnis gehabt hat. Auch a»S andern Anzeichen ist auf diesesWissen um den Plan" zu schlichen: als z. A. ihr Bruder sie Mülle November im Entbindungsheim aufsuchte und sic van ihm hörte, datz Frau Krollmann bei dem Unfall" den Tod fand, da sagte sie sofort:Ich tvutzte ja, um

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