Montag, 20. Februar 1939
^Neueste Zeitung* Illustriert * Tageszeitung, Frankfurt tu AL
Nummer
Eine Nähmaschine wird repariert
Eine lustige .Geschichte von O. G. Föerster
!«,!
Unser guter alter Onkel Otto hatte »nsercr zehnjährigen Rotrant zum Geburtstag eine Nähmasd)tne geschenkt. Nicht eine große für Erwachsene, sondern so eine Miniaturausgabe, aber doch eine richtige Nähmaschine, auf der inan wirklich PNppcnkleidcr und andere Bekleidung für allerlei Spiclfigurcn niihcN kann.
Rotraut glühte vor Freude. Sie wartete kannt das traditionelle Gcburtstagscssen ab — dann sah sie vor der Maschine. Meine Frau gab ihr Anweisungen für die Bedienung der Nähmaschine, und schon nach zehn Minuten schnurrte das Rädchen munter, und wir alle freuten uns über Rotrauts Eifer.
Auf einmal aber gab es in der Maschine einen Knacks — und da« Rad stand still.
„Der Faden hat stch tn der Spule verklemmtI", meinte meine Frau. Wir sahen nach — nein, daran lag c« ntcht.
Vielleicht lag eS an der Fadcnführungsöse? Oder an der Trcibradkurbclk Auch da schien alles tn Ordnung. Aber von außen konnte man nicht viel sehen. Und Notraut hatte schon ei» Trän» chen Im Augenwinkel ...
„Wtr müssen da» Ding anöcinandcrnchmcNl" erklärte Onkel Otto. „Dann finden wtr den Schaden schon/
Also gut. Wtr schraubten nacheinander Schwungrad, Spuler- sptndcl, Fadcnrcglcr, Fadcnzughcbcl ab, wir lösten den Arm von der Platte, montierten Treibrad und Ricincii, Trittbrett und Zugstange ab und verwandelten die Maschine allmählich In einen großen Haufen von eisernen und hSlzcrncn Teilen. Eigentlich machte cs uns riesigen Spaß, dtcS Ausctnandernehmen, Onkel Otto vergaß, stch die Brasil anzustcckcn, meine Fra» schraubte und sortierte wie ein Feliimechaniker — nur Rottaut sah still und mit unverkennbarem Mißtrauen z».
Als wir die Maschine in sämtliche Einzelteile zerlegt hatte», stellten wir fest, daß wtr den Schaden ntcht gesunden hatten.
„Vielleicht war nur irgend eine Schraube locker!" meinte Onkel Otto. „Wir wollen die Maschine nun wieder zusummcnschcn und alle Schrauben fest anzichcn."
Eifrig gingen wir an« Werk.
Wir arbeiteten bis nachts um 12 Uhr mit zäher Verbissenheit und wachsender Verzweiflung. Dann gaben wtr cs aus. Wir bekamen dies Tcufclsding von einer Nähmaschine nicht mehr ganz. Keiner wußte mehr, woher diese Schraube, dieser Hebel, diese Scheibe stammten; nichts paßte mehr zusammen — cs war ei» Elend...
Rotraut heulte steincrweichcnd.
Onkel Otto beruhigte sie.
„Morgen hole ich meinen Freund BalduinI" sagte er. „Das ist der geschickteste Bastler, den es gibt. Der bringt die Maschine mit Leichtigkeit wieder zurecht."
Wirklich kam Balduin am nächsten Tag, besah stch interessiert den Trümmerhaufen und erklärte, ohne unsere Erzählung abzu- wartcn: „Eine Kleinigkeit, meine Hcrrschastcnl Technisches Spielzeug ist meine Spezialität. In drei Stunden bin ich mit dem Zu- samcnsctzcn fertig."
Er packte dlc Teile tn einen Koffer und verabschiedete sich.
Drei Tage vergingen. Da kam Balduin miedet.
„Sic hätten mir sagen sollen, daß cs sich UM eine Reparatur handelt!" sagte er. „Einige Teile fehlten. Ich habe sie mir erst im Spezialgeschäft besorgen müssen. Hier ist die Rechnung. Sieben Mark achtzig. Aber nun kann ihre Kleine den Roller wieder bc- nuhcn."
Meine Frau und ich schwiegen verblüfft einige Minuten.
„Wieso Rollert", fragte ich dann.
„Nun ja, ich habe die Sachen repariert!" erwiderte Balduin und packte seinen Kvsscr ans.
Er zog daraus einen seltsam geformten, großen-Gegenstand hervor, der einige Achnllchkcit mit einem-Roller besaß. Wir erkannte» In den Rädern die Räder der Nähmaschine lind in den übrigen Teilen die Platte, den Arm und das Trittbrett des gleichen Gerätes wieder. Es war der merkwürdigste Roller, den wir je erblickt hatten. Aber Balduin stellte einen Fuß aus die untere Platte und rollte, uni Uns zu beweisen, daß das Ding wieder in Ordnung sei, über unser» Teppich.
„Ja, und das andere," fuhr er sodann fort, „war, wie gesagt nicht ganz vollständig. Ich habe cs mit Hilfe der neuen Ersatz- tetlc dennoch wieder repariert."
Uns gingen die Augen über. Er brachte ein kleines Flugzeug aus dem Koffer hervor, das er aufzog, woraus cs schnurrend gegen unsere ZiNimertampc flog und eine Birne zerschmetterte. Ferner stellte er Nacheinander eine kleine Dampfmaschine mit sehr langem Treibriemen, ein Photo-Stativ und einen Briefbeschwerer in Form einer Lokomotive aus den Tisch.
„So, da sind die Spielsachen wieder!", sagte er befriedigt. „Ein paar Teile habe ich Übrig behalten, aber die sind wohl nur aus Berschen hinetNgckotttmc», sic stammen wohl aus einem alten Radioapparat."
Onkel Otto hat uns erklärt, sein Freund sei manchmal sehr zerstreut. Aber Rotraut ist todunglücklich. Morgen kausc ich ihr eine neue Nähmaschine.
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Via?*
Im Hörnerschlitten über den See
Der Kttnlgscc, inmitten der baycri sehen Alpen, ist zugefroren. (Schorl)
Er verteidigt sein Plakat
Ort der Handlung: Medina in Nordamerika, Hin Farmer
verteidigt mit der Waffe sein Hiesenplnkat, das gegen
die ungeordnete Müllabfuhr, die den Ort zu einem wahren Abfnllplutz gemocht habe, protestiert.
(Associated Dreß)
Chinin kommt nicht aus China
Von 300 Jahren wurde cs entdeckt.
Vor 300 Fahren wurde der abendländische» Welt eins der wichtigsten Heilmittel gegen Malaria und andere Ficbererkrankungen geschenkt: das Chinin. Der erste, der im Fahr 1030 das Pulver des Chinartndenbaumes als Arznei versuchte, war der Richter von Loxa, Don Francisco Lopez. Später schickte dieser ein Päckchen der heilkräftigen Rinde an die Gräfin von C i » ch o n a, die Frau d'cL Vizckönigv von Per», die an Wechsclsicbcr litt. Der Baum mit der Heilsamen Rinde wurde von dem Botaniker Linnö auf der Suche nach einem Namen nach der Gräfin benannt, bie die Rinde auch in Europa cingcführt hatte. Er taufte den Baum C l n ch o n a, nach dem auch das Chinin seine Bezeichnung erhielt.
Disteln gegen Seekrankheit
Die Distel ist ein Unkraut, dem hächsten» als Esclsfuiicr eine gewisse Existenzberechtigung zusicht. Früher war das einmal ganz anders: Sie war die Pflanze der hl. Htldcgard, der Aebtissin vom Kloster Bingen, die eine geschickte Aerztin war und die in ihrem Klostcraarten viele Pflanzen zog, die sic als Heilmittel verwandte. Eine dieser heilkräftigen Pflanzen war die Distel; ihr Saft wurde bei Wassersucht, starken Blutungen und Ohnmachtsanfällen angcivandt. Dann vergaß man — wie jo viele andere — diese Pflanze. Aus der Vergangenheit reißt sic jcht ein Pariser Arzt. Er glaubt, entdeckt zu haben, das, der Saft der Distel, der aus da« Blutsystem wirkt, das beste Mittel gegen die Seekrankheit Ist.
Der Dieh in der Heringstonne
Ei» Dieb brach In Helsinki (Finnland) ln d«S Lager eines Kolonialwarenhändlers ein, fiel dabei in eine HeringStonne und konnte nicht inchr heraus. Z» alle», Pech wurde cs in der Nacht and, noch so kalt, daß die Leringslakc gefror. Ai» andern Morgen fand man den eiöumschlossencn Dieb. Er war bewußtlos und mußte ins Krankenhaus gebracht werden.
Die Wahrgeschichte der it Neuesten”
Surflpnliofo»»«Hauptquartiere
Oie Prinzen werden über die Grenze geschmuggelt
„Zwei Kerle, die ich über die Grenze bringen muß-zur weiteren Amtshandlung“, sagt Greif Erdödy
zu dem Paßkontrolleur
(142. Fortsetzung.)
Der Gcndarmcriclcutnant Graf Erdädy, der — tn Zivil natürlich und mit falschem Paß — vom Kaiser Karl nach Genf geschickt ist, um die Brüder der Kaiserin Zita, die belgischen Offiziere Sixtus und Xaver, Prinzen von Parma, in aller Heimlichkeit nach Wien zu hole», begibt sich am Mittag des 19. März 1917 tn das Hotel, wo die Prinzen als „Ingenieure Bertrand" abgestiegen sind.
„Die Herren sind ausgcgangcn," stellt der Mann am Schlüsselbrett fest. Erhödy nimmt in der Halle Plah und liest eine französische Zeitung. Dabei beobachtet er die Eingangstür, er kennt ja die Prinzen schon von der heimlichen Zusammenkunft in Ncuchälcl, im Februar... Da treten sie ein! Der Portier hält sic an: „Messieurs Bertrand, ein Herr erwartet Sic — der mit dem ,Matin' dort —"... Man stellt sid) vor, begrüßt stck» — förmlich, gcsd)8slömttßig — geht dann in den Spetscsaal zu», Diner.
Der Graf ist froh, daß die Prinzen Ihre Rollen — als Fn- gcnienrc, die Mit ihm ein Geschäft abschlirßcn wollen — so geschickt spielen, er ist ja in einer verteufelten Lage: ein östcrrctdiisdicr Offizier mit zwei feindlichen Offizieren, die er nack) Oesterreich einschmuggeln will... I
Da beginnt Prinz Sixtus, während des Essens, plötzlich zu politisieren: „Schon 1910 habe ick> mit meiner Mutter —' der Herzogin Mariä Antonia — die Möglichkeit eines Separatfriedens
zwischen Oesterreich Und der Entente erwogen-"
Erdödy winkt entsetzt ab-.
Aber Sixtus läßt sich nicht hemmen: „Damals aber lebte Franz Joseph nod), man mußte warten, bis er tot war. Die Ansichten meines Sd)wagers Karl kannte ich. Daß sich nach feinem Regierungsantritt mancher ändern würde, war danach klar-*
„Karl hatte and) eine Aversion gegen Erzherzog Friedrich, den Armccobcrkommandantcn," fällt Prinz Xaver ein, „den stärksten Fürsprecher der Bündniöircuc zu Deutschland —"
„Dieser Erzherzog Friedrich wollte uns (lädiclt Sixtu«) zu Anfang des Krieges itld)t aus Ocsterrcid), wo wir zufällig niiscre Mutter besudit hatten, herauolassen, sonder» als feiNdlidic Ausländer einspcrrcNl Ru», sein Sd>icksal hat ihn ja ereilt, er ist heute abgesetzt, ein toter Mann... Also höre» Sie weiter, Graf: id» will gar »id>t, daß Deutschland zerstört wird, aber sein Kopf — Preuße» und Hohenzollcrn — muß abgchaue» werde»! Preußen
muß seine Grenzen von 1815 wiederfricgcn-."
Gras Erdödy sd)witzt Blut und Wasser, will unterbrechen, ab- lenkcn-
Aber Sixtus ist »Id,! zu halten: „Die ungarische Hegemonie muß beseitigt werbe»! Sic dürfe» mir meine Offenheit itid)l übel- nchmc», Graf, trotzdem Sie Ungar sind... Man wird Sieben- . bürgen an Rumänien abtrelen, Bosnien und die Herzegowina an Serbien. Böhmen soll durd) Personalunion mit Ocsterrcid) und dem verkleinerte» Ungarn fest verbunden bleiben. Nur so kann man Böhmen mit seine» sehr dcutschgcsinntcn Sudctendcutsdieu vor Preußen und der pangcrmanisdicn Infektion stdiern." Er hebt sein Glas gegen Erdödy: „Auf Ihr Wohl, Graf! Sic grollen mir dod, Nicht —k"
Radi dem Diner hat Erdödy endlich Gelegenheit, dem Prinzen Sixtus den Brief zuzustcckcn, den er von der Kaiserin mitbekomme» hat.
Sixtus überfliegt Ihn, cs sind nur wenige Zeilen: „Fd) bitte Md) inständig, komm! Nichts liegt uns mehr am Herzen, als mög- lidist jd)nell zu», Frieden zu kommen. Laß Md) nicht abjchrccken durch Erwägungen, die normalerweise viclteid)t gcrechtjcrtigt wären — komm!"
Sixtus reicht das Schreiben seinem Bruder Xaver; dann sd)üttct» sic die Köpfe.
„Sic müssen fomtncn!" drängt Graf Erdödy. „Der Kaiser wünscht es dringend! Alles ist bestens vorbereitet-"
„Wir wollen heute abend darüber wcitcrspred)c»," cntsd)cidct Sixtus und erhebt std). „Wann dürfe» wir Sie aus unserem Zimmer crwartcnk"
Die Unterredung, die am Abend folgt, dauert bis 3 Uhr morgens. „Der Kaiser hat mir gesagt (beginnt Erdödy), mit oiesem Hin und Her zivischeu Wien und der Sd)welz verliert man bloß Zeit, sd)ließltch wird die Sache hcraudkoinmen und alles zu- ntd)te werden. Fch habe das vollste Vertrauen in die Loyalität meines Sck)wagcrs. Rid)ts hindert, daß wir uns sehen. Eine Stunde Unterhaltung zwischen uns wird den Frieden Mehr fördern als zwanzig Briefe in sechs Monaten. Fch gebe mein kaiserlid)c« Wort: Prinz Sixtus wird aus Ocsterrcid) ebenso frei hcraus- kommen, wie er hcrcingefoinmcn ist. Niemand wird um seine Reife wissen; außer der Kaiserin (seiner Schwester Zita), mir und dem Grafe» Czcrnin wird er niemand sehen. Wir werden allein die Friedenssrage erörtern, ohne irgendein militärisd)cs oder poli- tisdies Thema zu berühre». Meine Bitte kommt dem Prinzen überraschend, aber nur aus die von mir vorgcsdilagcnc Art komme» wir zum Ziel. Fd) verspreche strengste Geheimhaltung unserer Zusammenkunft und verlange sie and) vom Prinzen."
Prinz Sixtuö — als Erdödy seine Rede beendet hat — sd)wcigt. Wenn der Graf ihn nicht sd>on als vorzüglidic» Schauspieler gekannt hätte, würde er wirklich, wie K'aiscr Karl, glauben: Sixtuö fei überrasdit von dem Angebot der Fahrt nad, Wien. (Später haben Parteigänger der Parmas diese Fahrt als ein „Opfer" Sixtus' für den Frieden dargcstellt.) Erdödy weiß aber, daß Sixtus lieber heute als Morgen mit dem österreld)isd)c» Kaiscrpaar spreche» möd)te. Weshalb also zaudert er jetzt — ?
Sixtus hat Angst. Das verrät er nun, als er endlick) den Mund
Hier fand die geheime Unterredung statt
Schloß Laxenburg, ein Schauplatz unserer Berichte. Hier trafen sich am 23. und 24. März 1917 Kaiser Karl und Kaiserin Zita heimlich mit Zitas Brüdern: den Prinzen Sixtus und Xaver Parma, die der Graf Erdödy
von der Schweiz nach Wien geschmuggelt hatte.
öffnet: „Die Fahrt nad) Wien, die sid) der Kaiser gcdad)t hat, ist tcchntsd) dod) unmöglich-"
„Sic wird völlig gefahrlos sein!" fällt Erdödy sofort ein; und er schildert ausführlid) alle Vorbereitungen, die getroffen worden sind: „Kommen Sie mit mir! Fd) gebe Ihnen mein Ehrenwort als Offizier darauf, daß cs keine Schwierigkeit geben wird!"
Sixtus hat ausmrrksam zugehört, nun nimmt er nod) einmal den Brief seiner Schwester Zita zur Hand, liest: „Fd) bitte dich inständigst: komm!..."
Erdödy atmet auf: der Prinz fcfjcint entschlossen —.
„Aber wie ist das mit diesem Grasen Czcrnink" sängt Sixtuö wieder an. „Was für ein Mensd) ist das eigentlich?"
„Das ist gerade einer der Gründe für die Notwendigkeit Ihres pcrsönlid)en Eingreifens, Prinz! Czcrnin ist sicherlich aufrichtig um eitlen Frieden bemüht, aber ihm fehlt der Esprit zur Verwirklichung. Sein Zaudern kann schwere» Sd)adcn a»rid)tc». In Wirk-
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Der Obersthofmeister
IJltmittelbur nach seinem Itegiorungsantritt entließ Kaiser Kurl den alten, wegen seiner Strenge im Zcrc- mUhlell gefürchteten Obersthofmeister Pürsten Montc- nuovo und ernannte an seiner Stelle den ungarischen Grafen Joseph llunyudi (geboren 1878). Er begleitete das Kaiserpaar später in die Premde und kehrte erst 1921 von Madeira zurück
lichkcit begreife» nur der Kaiser und die Kaiserin gegenwärtig! ganz die Notwendigkeit, zu einem Frieden zu kommen. Aber di:I schreckliche Tagesarbcit, die der Kaiser leisten muß, und aud) Vor-s urteile aller Art zwingen den Kaiser zur Zusammenarbeit mit| seinem Minister."
Die Uhr sdilägt drei. Prinz Sixtuö hat sick) immer nod) nidiil entschlossen, der 28jährige Xaver spielt überhaupt immer nur dii! Rolle de« gehorsam abwartendcn kleinen Bruders... „Also will werden Ihnen heute nod) den endgültigen Bescheid geben," ücr-| abschiedet Sixtus den Grasen Erdödy.
Am Nachmittag des 2l. März endlid) kommt Prinz Xaver inl Erdödys Hotel: „Wir haben uns entschlossen, das Abenteuer wagen."
Ein paar Stunden später sitzen die drei Im Zuge Genf- Feldkirch—Salzburg—Wien, in dem von Erdödy besorgten rcfft«| vierten Abteil erster Klasse.
In Feldkird) ist frfjarfc Zoll- und Paßkontrolle. Erdödy stcigil mit den Prinzen aus, läßt sie bciscitctrctcn, macht sich an deal östcrrcid)isd>c» Grcnzofsizicr heran, weist sid) als österreichischer! Gcndarmcriclcutnant aus und flüstert, auf die beide» Männer itnl Halbdunkel deutend: „Zwei Kerle, die Id) über die Grenze bringen!
muß-zur weiteren Amtshandlung! Du verstehst —!" Ter!
Grenzer nickt, er hat begriffen: zwei Spione, die man über diel Grenze gelockt hat und nun Ihrer verdienten Strafe zuführen! wird... Rad) Beendigung der Paßrevifion aller übrigen Passagiere | läßt er den Kameraden mit seinem „Fang" einsteigen.
Fn Salzburg gibt es einen ungeheuren Andrang auf den Zug.! Vor dem „Reservierten Abteil", in dem nod) zwei Plätze frei sind,! entwickelt sid) ein Skandal, zwei Männer reißen sd)ließlid) die Tür! aus und nehmen Platz, die Prinzen werden sehr nervös und ännsi'l lick), sic sürd)ten, erkannt zu sein... Erdödy schreit nad) dein! Sd)aff»cr, dem Zugführer, die Beamten eilen herbei, Conftattcren: | die Zugcsticgcnen dürfen sitzen bleiben, da der Zug überfüllt ist. Die Prinzen geraten in höchste Erregung, Erdödy reißt das! Fenster auf, rust die Bahnhosvwache an: „Stationsvorsteher I holen —l"
Der Stationsvorsteher kommt in das umkäinpste Abteil, Erdödy I zieht ein Papier aus der Brusttasd)c, rcid)I cü ihm: „Bitte-! I
Der Beamte liest: „Osscncr Befehl. Sämtlidie Militär- midi Zivilbehörden haben den Anforderungen des Oberleutnant Thomas I Grasen von Erdödy so nachzukoimnen, als ob Seine k. und k.I Apostolische Majestät diesbezüglich einen Befehl erteilt hätten. Aull allcrhöd)sten Befehl: Marterer, Generaladjutant und Chef der! Militärkanzlci Seiner Majestät des Kaisers und Königs." I
Der Stationsvorsteher grüßt mtlitärtsd) und räumt daö Abteil.!
Sechs Stunden später landet Gras Erdödy mit den beide»! Prinzen glücklid) in Wie». Fn einem Auto bringt er sic in seine | Wohnung ln der Landskrongassc.
Dann rust er Schloß Laxenburg (einige Kilometer südlld) von l Wien) an und verlangt einen bestimmten Hauöapparat. Er hört I das Geräusch einer Umsd-altung und dann: „Hallo, hier Kaiser f Karl. Sind Sie's, Erdödyk"
„Jawohl, Majestät, ich melde mick) gchorsamst am Telephon. Majestät, können die beiden Ingenieure Bertrand heute mit if)tcn| Studien beginnen?"
„Jawohl. Fd) erwarte Sie mit den beiden Schweizer .t>crrcit | um sieben IIhr heute abend im Sd)loß Laxenburg, wie vereinbart.
Gras Erdödy hängt de» Hörer ei». „Wie vereinbart" — da«! heißt: unter den genau verabredeten Vorsid)töi»asinahmc» soll ^ | die beiden Prinzen nack) Laxenburg bringen.
(Fortsetzung folgt.)