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Berjercapitain: No,

Millerche, hast de dann aach als klassischer Urwähler un republi­kanischer Drittklässer dei Schuldigkeit gedah un hast masiehaft gewählt?

Miller che: Ja, Herr Ca- pedeen, ich bin mit in die Mast' gange . . . dann wisse Se, der Stimmzettel hat merr gefalle, weil da net mit demokratischer Einsei­tigkeit, sonnern mit großer Vielseitigkeit die'

Mannigfaltigkeit, das Einzelne in der Gesammtheit der Mehr­heit des Allgemeinen mit dem Besondern der ganzen Berjerschaft

Ber j ercapitain: Hör uff, Millerche!

Millerche: No, is es vielleicht net so? Gucke Se emal hie uff den Zettel. Herz, was begehrscht de? Hie hawwe Se for die Mit­glieder vom Nationalverein en Kaiser un for die Aristokratie en Adel mann. Un hie en Volkert, en Bauer un sogar en Griesbauer. Un hie, for den christlich germanische Staat en Domer, en Kirchner un en Abt. For den friedliche Berjer hawwe merr den Fried leben un for Kriegszeite den Kugler un Fabricius. For den Schutz der Stadt hawwe merr den Vogtherr un den Iaquet als Schirmherr. For die Finanze hawwe merr den Borgnis, der borgt nix. For den Dorscht hawwe merr den Schenk un for den Hunger den Müller un den Kuchen. Ja sogar Poesie hat der Stimmzettel, gucke Se emal hie: Wann im Mai der Vogelfang im Blumenthal ertönt un der Stern strahlt, wo sich der Braunfels erhebt un der Berg. Un wem der Berg zu hoch is, der kann's Ebner hawwe. Un wann Frank­fort ausfährt, so fährt's vierspännig un dann gibt'sAuffahrt."

Berjercapitain: Halt emal Millerche! Hie is awwer aach e B o ck.

Millerche: Das geht mich nix aa; der hat sich selbst zum Gärtner gemacht.

Berjercapitain: Awwer hie is aach e Macke; e Mack, un se sein aach net uffrichdig dann se Schiele.

Millerche: Was? Hie is Coleur bekennt: Roth un Hecker. Un hie hawwe se aach die deutsche Farwe: Rothschild, Schwarzschild ....

Berjercapitain: Un das Gold hat der Rothschild, das hat sei Richtigkeit.

Millerche: Un hie die frei Preß: der Guttenberger un der Presber. Un hie is ääch Geist for den Körper. Un wann Alles uffhert, da is die Welt mit Breter zugenagelt un for den Fall hawwe merr den Diel mann.

Oie Hofzeitungen üßerftießen Von dm Besuch des Portugiesen Ein Porto gießen war uns lieber,

Das gibt ein angenehm'res lieber;

Darf auch ein Bordeaux gießen fein, Vir fügen uns in Alles drein!

Die Räumung Rom's.

1.

Es hat Ihm einmal geträumt Er hätte Rom geräumt,

Da ist Ihm Einer nachgerannt Und hat Ihn wieder umgewandt.

2 .

(in's Frankfurtifche übersetzt:)

So redde se un schreiwe se:

Ach nää! ich sage ja!

Ach geh'« Se fort nn bleiwe Se Doch noch e bisst da!

Nach der Kölnischen Zeitung hat es einen guten Eindruck auf die Pariser Börse gemacht, daß die Musik eines preußischen Regiments in Paris spielen wird.

Vermuthlich erwartet man, wenn Preußen dem mächtigen Frank­reich aufspielt, taktvollere Noten als jene waren, die ein preu­ßisches Regiment an den Senat einer kleinen Republik gerichtet hat.

Der gute Eindruck auf die Pariser Börse wird hoffentlich einen noch bessere Rückwirkung auf eine Anzahl preußischer Börsen aus­üben und somit die Spekulation auf die Pariser Börse gelingen lassen.

Bei Gelegenheit der Generalversammlung desdeutschen" Nationalvereins erlauben wir uns, die verehrlichen Mitglieder auf die Felsenkeller der Herren Fleß und Funk und A. Straus auf dem Hainerweg und die Villa Petsch, auf dem Sachsenhäuser Berg, auf­merksam zu machen. Bei einer vorzüglichen Spitze, die man in diesen Wirthslokalitäten erhalten kann, genießt man zugleich einer pracht­vollen Aussicht auf die M a i n l i n i e und die preußische Grenzstadt Frank­furt. Für Kurzsichtige befindet sich auf dem Funk-Fleß'schen Fel- senkeller ein ausgezeichneter Telescop, ein gutes Fernrohr auf dem Schauthurm der Villa Petsch und ein großgeohrter Hausschlüssel auf dem Felsenkeller des Hrn. Straus.

Nach einer wahren Begebenheit.

In einer kleinen Stadt am Rhein,

Die durch ihr Schloß brillirt,

Hat der Gemeinderath allein Auf Weisheit abonnirt.

Jüngst schrieb er das Jnspectoramt Für die Accise aus;

Von Vierzigen wohl insgesammt Sucht Sieben er heraus.

Zur Prüfung ja auf alle Fäll'

O nein, nach neu'stem Ton,

Vergab er einsichtsvoll die Stell'

Im Weg der Submission.

Die einst mir Wohnung Licht uud Luft Mocht auf Fünfhundert steh'n.

Ward um Dreihundert daß es pufft Dem Wenigstfordernden.

Examen hin, Examen her,

War nur 'ne Form zum Schein,

Sparsamer Haushalt galt ihm mehr,

Das steht der Dümmste ein.

Der Fortschritt ist in Nasfau's Staat Längst unbegreiflich groß!

Doch über den Gemeinderath Geht nichts, der hat es los.

Säß der auf allerhöchstem Thron, Gereicht'« dem Land zum Heil;

Der böt' im Weg der Submission Die höchsten Aemter seil.

Die hohen Herren hielt er knapp Und schaffte mit der Zeit Die Lasten und die Steuern ab,

Aus purer Sparsamkeit.

Von diesem Beispiel nehmet Act Und denket derLatern",

Die es erzählt mit feinem Tact Im Lande nah und fern.

Die Rheinische Zeitung vom 25. Okt. ist wegen des zwölften derNeuen persischen Briefe Usbek-Rhan's an Mirza Rhedi in Jspahan", der in ergötzlicher Weise eine Morgenunterhaltung des Grafen Bismarck mit Napoleon in Biarritz erzählt, confiscirt worden. Die Zeitung erschien in einer zweiten Auflage, in welcher sich, an Stelle der morgenländischen Weisheit, ein großer leerer weißer Raum befindet. Vermuthlich bedeutet das die abendländische Weis­heit der Düsseldorfer Polizei. Sie ist nicht groß; auf der vierspal- tigen Seite circa eine Spalte groß. Wieviel sie werth ist, kann sich Jeder selbst ausrechnen. Die Petitzeile kostet in der Rheinischen Zei­tung l 1 /2 Silbergroschen.