I„veuische Zerstörungen" im Rückzüge.
j Ein höherer schweizerischer Geueralstabsosfizier, Major Mercier, Mt sich über die „Zerstörungen", die den auf feindlichem Boden kämpfenden Truppen zum Vorwurf gemacht werden, also vernehmen:
„Es werden gegenwärtig in der Enteniepresse den deutschen' Truppen die größtmöglichsten Greueltaten uachgesagt, die sie auf ihrem Rückzuge verüben sollen. Da ich im Sommer dieses Jahres an der deutschen Front in Frankreich weilte und mich dort ganz frei bewegen konnte, wohin ich wollte, scheint es mir ein Gebot der Gerechtigkeit zu sein, kurz mitzuteilen, was ich dort in bezug auf das Benehmen, der Deutschen in Feindesland gesehen habe.
Wenige Tage nach dem Durchbruch der Armee v. Böhu überschritt ich den Chemin des Dames und gelangte bis nahe an die Marne. Trotzdem die Sieges'reude bei dieler Armee gewaltig war und ihr große Ortschaften fall kampflos zufielen, sah ich nicht an einem einzigen Orte auch nur die Spuren einer biut»len Plünderung. Auch von den-sehr vielen Zivilpersonen in ganz verschiedener Stellung, die ich sprach, hörte ich keine einzige Klage über eine schlechte oder rohe Behandlung.. Ungefähr mit mir reisten hinter den vordringenden Truppen sogen. BergungSkommisfionen, die ans den panikartig verlafienen Häusern die wertvollen Gegenstände znsammennahmen, den Ursprung genau ftststcllicn und sie vor dem Untergang schützten, um sie »päter wieder ihren Eigentümern zukommen zu lassen. Ich harte Gelegenheit, verschiedene Lazarette zu sehen, rrnd ich war Zeuge, wie deutsche Chirurgen französische Gegangene operierten, io gewifienhast, wie wenn es 'irre • eigenen Leute timrcn. In der Stadtkirche in Braisne war ein großes Lazarett eingerichtet, zwei tleine Seitenschiffe waren a!S ■ Operalionszimmer ver- 'wendet, und im Houplsch'ff lagen in sauberen Feld- bllten nebeneinander den!,che und französische verwundete Gelungene. Während die Abendsonne durch die büiieri Glasscheiben ihre Strahlen in das Innere des »roßen Raumes wa^, tröstete das Orgelipiel eines deulichen Feldgeistlichen die leidenden Insassen.
Gegenwäriig liest man, wie besonders Cambrai von den Deultchiii verwüstet worden iei, während es vor dem Rückzug unversehrt gewesen lei. Wer je eine Stadt gesehen hat, um die schwerd Känchse gelobt haben, wird nicht glauben, das; sie aus bcmfelbcn unverlehn hcrvor- wchen tönne. Ju Scissons bciipielsweile wurde durch die sranzöfi'.che Beschießung, rvährend die Deutschen in der Stadt waren, ein französiubes Sprcngstofflager zur Eyyloston gebracht, und die Ezplosion Halle den Einsturz eines Quaitiers in der Nähe derKaihedrale zur Folge.
Nach meinen Wahrnehmungen wurden auch über die Zerstörungen während des sogenannten Hinde nbnrg- rnckzuges gänzlich falsche Meldungen verbreitet. Wer etwa glaubt, daß in jenem Rückzugsgebiet alles dem Ersboden gleichgemacht worden sei, täuscht sich. Zerstört wurdest nur die Straßenkreuzungen, die Brücken und diejenigen Gebäude, welche durch ihre Lage und Beschaffenheit dem Gegner von besonderem Nutzen lein konnten. Meine neutralen Begleiter und ich stellten seit, daß sich die Zerstörungen tatsächlich nur auf das milftänsth Notwendige beschränkten, und daß nirgends darüber hinauspegangen sei. Wer jetzt die Meldungen liest, die aus dem Westen zu un? kommen, der möchte leicht der Meinung werden, daß die deutsche Anne« sich nur aus ruchlosen Individuen zusammen- letze, denen nichts mehr heilig ist. Dieser Ailssassung gegenüber wei-e ich auf die zah:>richen deutschen Krieger« sriedböse in Frankreich hm. Dort Hegen deuliche und iranzöfische Krieger in gleich schön gepflegten Gräbern, und die Architektur, die die Friedhöie kunstvoll erstehen lief;, hat es verstanden, eine venöhnende friedliche Stimmung über die Felder zn bringen, aus denen diejenigen, welche sich im Leben als lap'ere Söhne ihres Landes bekänrpiten, die ewige Ruhe nebeneinander ge- fnnden haben."
Oie Geledwiltsr".'
21] Roman von H. C o u r t h § - M a h l e r.
Ihr waren die en nahe. Sie empfand feine kühle Gelassenheit schmerzlich. Merkte er denn so gar nichts von dem, was in ihr vorging? Oder lag ihm nichts mehr an ihrer Liebe? Hakte fie rbn !o lange gequält mit ihrer Killte, daß er sein Herz von ihr av-> wandie?
»Herbert!"
»Du wünschest?" >
„Warum — ivarum bist du so — io eigenlümlich — so kühl zu mir V"
Er sprang auf und stand hochau-gcrichtel vor ihr. Er sah furchtbar blaff aus und in seinen Augen zuckte es wie Wütterleuchten.
Er faßte mit hartem Griff die Lehne eines Stuhles, gleichsam, um sich festzuhalteii.
„Warum — Gabi? Warum? — Kind, du weißt nicht, was mich diese Ruhe kostet."
Sie crbebie; eine imteidrückte Glut sprach aus diesen Worten. Und daß er dabei nicht einen Augenblick' die Gewalt über sich verlor, zwang sie zur Bewunderung. Eine alles besiegende Sehnsucht stieg in ihr aus. Wie beneidenswert-alücklich-war sie doch, das; ihr die Liebe eines solchen Mannes gehörte. Und sie sühlle mit beseligender Gewißheit in diesem Augenblick, daß eine tiefe, starke Liebe zu ihm- m ihrem Herzen wohnte.
Sie streckte bittend die Hände nach ihm ans.
„Herbert, komm einmal her'zu mir," bai sie weich.
Er war mit einem Sprunge an ihrer Seite - und Wals sich neben ihr au, die Knie. Mil einem ziuctuLeu S.u'zer barg er feinen Kepf in ihren Schoß.
Ob wohl diese sachlichen Darlegungen eines neutralen Beobachter? dem Verleumdungsfeldzug, den die Feinde gegen unser tapferes Heer eröffnet haben, ein Ende bereiten werden? Es ist leider kaum zu erwarten, daß sich die gegnerische Hetzpresse durch den schweizerischen Offizier ihre vergifteten Waffen aus den Händen winden lassen wird-.
Politische Rimdfchau.
Deutschland.
* Die angekündigte Ernennung des Generalleutnants Groener zumErstenGeneral- ' q u a r t i e r m e i st e r ist vollzogen. Groener kam vor allem als Organisator und Leiter der, Demobilisierung für den Posten des Gcneralquartiermeisters in Frage. Für die Lösung dieser schwierigen Aufgaben konnte er
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Graf TISza f.
Graf Stephan T:Sza, der in Budapest das Opfer eines Ncvolvciatlmtals geworden ist, war am 2l. Juni 1861 in Budapest geboren worden, halte an deutschen Hochschulen siudiert und wurde schon mit 25 Jahren, 1886, zum Abge- oldneicn gewählt. Sein kraftvolles Auftreten veiwickeüe ihn in mehrere Ehrenhändel, die mit dem Säbest ausgefochien wurden. Er war Präsident mehrerer Finanzinstitute irnd mehrere SDfa'e ungaiilcher Afinislerpiäsideut, zuerst seit dem 3t. Oktober 1903. Vor einigen Monaten wurde -« durch Wekerle abgelöst.
als besonders geeignet gelten, da er beim Ausbruch des Krieges Ches deS FeldcftenbahuwesenS gewesen ist, dann Chef des KriegsamirS wurde und zuletzt in der Ukraine organisatorisch tätig war.
*Der Bundesrat hat in seiner letzten Sitzung angenommen: die Entwüue einer Bekanntmachung über die Geltendmachung, von Ansprüchen von Personen, die im Auslande ihren Wohnsitz haben, sowie einer Bekanntmachung, betreffend. die' Fristen des Wechfel- u::d Scheckrech'ts für Elsaß-Lothringen, die Vorlage wegen Umprägung von. Süberuiünzen,. den Entwurf einer Bekanntmachung, betreffend Ankauf von Menichen- baarcn, den Entwurs einer Bslaunlmachniig, beiteffend Ergänzung der Verordnung über Elektrizität und Gas sowie Dampf, Dlucklu t, Heiß- und Leitungswasscr vom 2l. Juni - 1917, den Entwurf einer Bekanntmachung über die Veriührungs- und Derlegungsfristen, de« Eift- wun einer Bekaruniiachung ülier die. Besugnis der Bayerischen Notenbank zur Ausgabe von Noten, den Entmuts eines Gc^ctzes betreffend die Feststellung einer vielten Nachtrages z»m RcichLhaushaltsplan sür das Nechnuugssr.hk 1918.
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Sie limfaßts seinen Kopf mit bebenden .Häiiden und richtete ihn nu>.
„Herbert, sieh mich doch an," ba! sie. Er iah ihr in die Augen, daß ein zitterndes Gtücksgesühl über sie hin strömte.
„Weißt du, was deine Angen mir verheißen — du — du — weißt du es?" wagte er mit vor Erregung zitternder Stimme. '
Sie lehnte errötend ihre Wange an die seine.
„Herbert — liebster, bester Mann — ich Hab' dich lieb, so lieb wie nichts au; der Welt," jubelte sie teste.
Er riß sie in seine Arme.
„Mein Weib — mein Weib — ich haste dich — ich Hab' dich errungen," jauchzte er, und wie ein glühender Strom floß seine Zärtlichkeit über sie hin. Das eingedämmte Gefühl brach sich Bahn mit seine Allgewalt, die'erveben ließ, Erst jetzt erkannte sie voll und ganz die Grüße seiner Liebe.
Still und beseligt lag sie an seinem- wild klopfenden Herzen und ließ sich von ihm die roien Lippen küsse».' Seine heißen Liebesworte überfluteten sie, fast wurde ihr bang vor der Größe seiner Liebe.
Er mußte wohl in ihrem Gesicht gelesen haben. Plötzlich hielt er sie von sich und sah ihr forschend in die Äugen.
„Gabi — es ist doch Liebe — kein Mitleid, was dich in meine Arme führt? Milleid mag ich nicht. Das kann mich nicht beglücken." .
Sie sah ganz ängstlich in sein erblaßtes Gesicht.
„Herbert — ach du törichter Alaun — sieht so Mitleid aus?"
Er drückte die Handflächen vor ihr Gesicht und küßte sie.
„Ich könnt' es auch nicht ertragen, dich jetzt wieder
Österreich.
* Der deutich-österreichst-che Slaatsrat richte! an das
deutsche Volk Österreichs einen Ausruf, in dem er die Veschließung des provisorischen Grundgesetzes des neuen deulsch-östcrreichischen Staates sowie die Wahl des Staatsrater milicili, der nnnmehr die R e g i e r ii n g §- und Vollzugsgewalt in De ii 1 s ch -Ost erreich übernimmt. Der Staatsiat wird unverzüglich die erste deutsch-österreichische Regierung ernennen, die die Friedensverhandstlngen sichren, die Verwaltung der deutschen Gebiete Österreichs und die Beiehlsgewalt über die deutschen Truppen übernehmen wird. Damit ist dem einmütigen Willen . des deutschen Volkes entsprechend der deutsch-österreichische Staat zu lebendiger Wirklichkeit geworden, und dieser Staat wird fortan von srci gewählten Vertrauensmännern des deutschen Volkes regiert werden. - -
* Der Militärkommandant Feldstnarschall- leutnantKestranek und zwei seiner General- stabsoifiziere find in Prag durch den tschccho-stowaki- schen Nalionalrat verhaftet und in-Gewahrsam gebrach! worden, weil ne den .Versuch uuternömmen hatten, mit Hilie von ungarischem Militär. einen Putsch gegen den Nalionalrat zq veranstalten. Die ungarischen -Soldaten weigcrien sich, den Befehlen Folge zu leisten und verbrüderten sich mit dem tschechischen Militär und Bürgertum:
Frankreich.
* ,Homme libreft das Blaii Clemenceaus, bespricht 'die Bedingungen des österceichischen Waffenstillstandes und sagt, die österreichische Armee müsse die Waffen strecken. Nur die kroatisch-tschechischen Einhei'.en müßten eine Ausnahme machen und zur Verwendung für eine Verstärkung der. Saloniki - Armee gebraucht melden. Auf diese'Weise könne man mit italtenstcher Hille eine neue Front an der bayerischen Grenze gegen Deutschland bilden. Für die'en Fall würde der Rhein Deutschland keine Deckung mehr bieten.
England.
* Uber den W a j s e n st i 11 ft a n ö mit der Türkei wurde im Parlament von Sir Georg Cave im Aufträge der Negierung mitgeteilt, daß die betreffenden Vereinbarungen in Mudros durch deii Vizeadmiral Caltarope sür die Verbündeten getroffen worden seien. Dir einzelnen Bestimnuuigen lägen noch nicht vor, doch könne miigeteilt werden, daß sie die Durchfahrt der Flotte der Alliierten durch den BoSvorus »i das Schwarze Meer erlauben, ebenso wie die Besetzung der Dardanellen- und BosporuSsorts, die notwendig sei, um die Durchiahrt zu sichern., Die Bedingungen enihiesten auch die sosorlige Heim'enduns aller Kriegs- gesaugeuen.
*Jm Unierhause wurde eine Fiage bezüglich der Verfass» ii gsän der ungeu gestelli. die setzt i n Deutschland vorgenommen werden. Cecll aut- wortete daraus, daß, soweit ihm bekannt sei, durch nichts bewiesen werde, daß die Macht des Vundesraik sich in irgendeiner Weife geändert habe. Die Sieklung der Staatssekretäre in Deutschland iei ebeniallS unverändert. Er glaube, daß sie auch lünskightn dem Reichskanzler unterstellt bleiben und durch den Kaiier nach dem Vorträge des Kanzlers entlassen werden können.
Bulgarien.
* Bei der bulgarischen Gesandtschast in Kiew ist ein Telegramm aus Sofia eiugegangen, demzutolge am 25. Oktober in Tirnowo die bulgarische Volksrepublik erklärt worden wäre. Zar Bons habe der Krone entsagt. An der Spitze der republikanischen Bewegung stehe der' Bauerniührer Stambulinski. der ein Heer von 40 000 Alaun zusammengezogen habe.
Llmerik«.
*Roosevelt und Tast haben einen Aufruf ver- össentiicht, in dem es heißt, daß er der erste jemals von zwei früheren Prästdeuteu abgesaßte und Unterzeichnete sei. Der Ausruf fordert dringend die Wahl
herzugebcn, Liebste, Süße. Du sahst mich aber so ängstlich an. Hab' ich dich mit meinem Ungestüm erschreckt ? Zu lange habe ich zurückdrängen müssen, was mich bewegte. Aber nun hast du mich schon wieder in deiner Gewalt, mein scheuer, süßer Vogel. 5komm, halte mich —r halte mich fest, ich rvill hier ganz still zu deinen Füßen liegen. Atein geliebtes, wonniges Weib — wie ich dich liebe — wie ich selig bin!"
Sie umfaßte seinen Hals und schmiegte sich in seine Arme.
„Mein lieber, lieber Mann," flüsterte sie, und mit strahlendem Blick sah sie in seine Augen. „Wie glücklich bin ich, daß ich dich so innig lieben kann."-
Die nächste Zeit verging den beiden wie ein sarben- glühender Traum. Trotzdem es anstug, sehr heiß zu werden, konnirn sie sich nicht entschließen, das lauschige, weltabgeschiedene Nestchen zu verlassen. Tagsüber blieben sie in den durch Jalousien vor der Sonne ge- schützlen Zimmern. Abends, wenn es kühler wurde, gingen sie in den dunklen, schweigenden Garten hinaus. Dicht anciuandergeschmiegt wandelten sie auf und ab in seligem Schweigen, oder sie sprachen von Glück und Liebe.
An Heinz Römer dachte Gabriele jetzt kaum. Die neue starke Liebe zu ihrem Dianne jüllte ihre Seele so ganz, daß sie nichts dachte, als wie sie ihn beglücken konnte.
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Jngeborg Hallers Hochzeit wurde im großen Stile gefeiert. Sie war keine schöne Braut. Das kleine braune Gesichlchen mit den fieberhaft brennenden Wangen und den unruhig glänzenden Äugen wollte gar nicht unter Biyrtenkranz und Schleier passen. Viel iieblicher und schöner war ihre erste Araktjungse:'Liese Wagner.