tn das Herren-Garderobengeschäft in der Friedrichstraße begeben haben. Er bezahlte mit Silber, nachdem mm ihm erklärt hatte, daß man einen großen Schein nicht wechseln könne.

(ApolitischerTagesbericht

Dresden. Zur Angelegenheit der Gräfin Monti- anoso wird bekannt, daß die Verhandlungen zwischen dem Bevollmächtigten des Königs, des Gesandten in München, Frhrn. v. Friesen und dem Vertreter der Gräfin Montignoso, dem Fürsten Johannes Hohenlohe- Bartenstein-Jagstbergen, der mit einer jüngeren Schwester der Gräfin Montignoso, der Erzherzogin Anna Maria Theresia, verheiratet ist, einen befriedigenden Abschluß fanden. Bekanntlich sollte bereits im Mai d. die Über­gabe der kleinen Prinzessin Anna Monika Pia an den Dresdener Hof erfolgen. Nach dieser Übergabe war ein Wiedersehen der Gräfin Monfignoso mit ihren älteren Kindern in Aussicht genommen. Man ist nun der Gräfin Monfignoso insofern entgegengekommen, als man ihr schon vor der Übergabe der kleinen Prinzessin an den Dresdener Hof eine Zusammenkunft mit den beiden ältesten Prinzen zugestanden hat.

Lübeck. In Seeretz im Fürstentum Lübeck wurde die Pflegefrau Kalkowski wegen Engelmacherei in Unter­suchungshaft genommen. Bis jetzt sind sechs Fälle fest­gestellt, in denen sie die ihr anvertrauten Kinder ver­mutlich ermordet und beseitigt hat.

Dortmund. Bei dem Abstich flüssigen Eisens im Hochofenwerk von Dortmund fiel ein Obermeister in glühendes Eisen und verbrannte sofort bis zur Unkennt­lichkeit. Einige Arbeiter erfitten dabei schwere Brand­wunden.

. Düsseldorf. Hier überfiel der Handlanger Friedrich Dombrowski seine von ihm getrennt lebende Ehefrau auf offener Straße und verletzte sie dmch Messersfiche lebensgefährlich. Der Täter wurde verhaftet; er ist erst vor wenigen Tagen wegen roher Mißhandlung der Frau vom hiesigen Landgericht zu drei Wochen Gefängnis verurteilt worden.

Trier. In der Gemeindekasse Neuforweiler wurde ein viele tausend Mark betragendes Defizit festgestellt. .Der flüchtige Rendant wurde in Malstatt-Burbach ver­haftet.

Beuthen. Der Zimmermeister Ritsche Hierselbst erschoß sich wegen schlechter Vermögenslage, nachdem er erst am Tage vorher in heiterster Gesellschaft seine silberne Hochzeit gefeiert hatte.

Freiburg (Breisgau). Die Sttafkammer verurteilte die Studenten der hiesigen Universität Franke und Fischer wegen Zweikampfes zu 6 bezw. 4 Monat, den Studenten Eberle wegen Kartelltragens zu einer Woche Festungshaft, sowie alle drei zur Tragung der Kosten.

Wien. Der sogenannteWelfenschatz", den König Georg von Hannover 1866 bei seiner Flucht mit nach Wien genommen und hier zur Aufbewahrung dem österreichischen Kunst- und Industrie-Museum übergeben hatte, wo er sich seitdem befindet, ist nunmehr vom Herzog Ernst August von Cumberland zurückverlangt worden und soll auf dessen Schloß bei Gmunden ge­bracht werden. Der Welfenschatz umfaßt etwa 100 Gold- und Silbergegenstände, meist kirchliche Gegen­stände byzantinischer und niederrheinischer Arbeit und mittelalterliche Emaille-Arbeiten. Die Sammlung hat großen kunstgeschichtlichen Wert.

X Ein räuberischer Überfall auf den Wiener Scharftichter Lang wurde an der Haltestelle der Straßenbahn in der Geiselbergstraße Hierselbst verübt. Der 22 jährige Kommis Bernhardt drängte sich dort in auffälliger Weise an eine auf die Straßenbahn wartende Frau heran, die außer einem Paket ihre Geldbörse in der Hand trug. Der die Straße passierende Scharfrichter Joseph Lang, dem das Gebaren des jungen Menschen verdächtig vorkam, untersagte ihm jede Beläsfigung der

Frau. In diesem Augenblick ging der freche Bursche auf den Scharftichter zu und versuchte ihm seine schwere goldene Uhrkette zu entreißen. Der kühne Griff mißlang jedoch, die Kette hielt stand und löste sich auch nicht mft der Uhr aus der Westentasche los, weil Lang als vor­sichtiger Mann die Uhr in einer besonders eingenähten, diebessicheren Tasche ttägt. So rissen nur ein haar Knöpfe von der Weste los. Lang warf mit einem kräftigen Schlag den Straßenräuber zu Boden und hielt ihn so lange fest, bis ein Schutzmann herbeieille und ihn verhaftete.

Venedig. Der furchtbare Vesuv-Ausbruch vom ver­gangenen Frühjahr zeifigt noch immer verhängnisvolle Folgen. Die ungeheuren Aschenmengen, die der Vulkan ausgeworfen hat, verwandeln sich, wie dies schon im Frühjahr beobachtet wurde, unter dem Einflüsse anhal-

schwer. Die Ursache der Vergiftung ist noch nicht sich« festgestellt.

Kopenhagen. Die Explosion einer Gasanstalt hat in der kleinen dänischen Stadt Rkbe große Verheerungen angerichtet. Fast sämtliche Gebäude wurden in Trümm« gelegt. Die Explosion ist vermutlich dmch Anhäufung von Knallgas verursacht worden. Menschen sind nicht zu Schaden gekommen. Alle Fensterscheiben der Um­gebung und des Bahnhofes find zerstört. Die Stadt ist ohne Gas und auch teilweise ohne Wasser, da auch die Wasserleitung beschädigt worden ist.

Moskau. Bei der Station Oka der Bahn Moskau- Kursk ereignete sich vor kmzem ein Eisenbahnunglück, bei dem mindestens 100 Personen den Tod fanden.

New Aork. Furchtbare Stürme wüteten an der Südostküste Nordamerikas und auch auf den dort be­lesenen Inseln. Aus New Aork wird gemeldet, daß der ganze westliche Teil von Kuba von einem Orkan be- ^ troffen worden sei. Die Ver­bindung Mit 1 Havanna ist ab­geschnitten, und man hegt schwere Besorgnis wegen der Sicherheit der Stadt. Aus Jacksonville in Florida wird be­richtet, daß ein schwerer Sturm an der Ostküste von Florida wütet. Fast alle Telegraphen­drähte sind nie­dergebrochen. Einzelheiten fehlen. In der Stadt Miami auf Florida wurden an hundert Häuser und meh­rere Kirchen vom Sturm zerstört.

Das Kaffer Mlbelm-Oenkmal in Komi,

das am Dienstag im Beisein des Kaisers enthüllt wurde.

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tenden starken Regens in Schlanimströme, die Baum­stämme und riesige Felsblöcke mit sich schleppen und auf ihrem Wege alles zerstören. In dem Dorfe Bianchini brach unter der Wucht solch eines Schlammstromes ein Bauernhaus so überraschend zusammen, daß sich die Bewohner nicht retten konnten. Zwei Personen, Groß­mutter und Enkelin, kamen ums Leben. Die Lokal­bahnen mußten sämtlich den Dienst einstellen; auch die Staatsbahn wurde an der Küste, bei Torre del Greco, von einem Schlammstrom unterbrochen."

Bergamo. Gräfin Pauline Barm Corrado, die einer der ersten Familien Nord-Italiens angehört, beging Selbstmord, indem sie von einer in der Nähe »mt Paderno über die Adda führenden Eisenbahnbrücke in den Sttom hinabsprang. Familienzwistigkeiten sollen der Gmnd zu der bedauernswerten Tat gewesen sein. Ihr Gatte, Graf Carlo Barm Corrado, liegt zmzeit krank danieder. Die Selbstmörderin war Mutter von fünf Söhnen.

Brüssel. Ziemlich unvorsichtig in der Wahl der Nahrungsmittel zu einem großen Festessen scheint hier ein Kock gewesen zu sein. Von 62 Teilnehmern an einem Festessen von Angestellten der Flandrischen Bank j erkrankten 57 an Vergiftungserscheinungen, einige davon i

Buntes HUerlet

Amerikanische Fuftballroheiten. Die ameri­kanische Fußballsaison hat kaum begonnen, und schon werden von allen Seiten schwere Unfälle gemeldet, die sich während des Spiels ereigneten und von denen einige tödlich verliefen. Bisher sind fünf Spieler ge­tötet und neun schwer verletzt worden. Die Tages­presse sowie die anständigen Sportblätter verurteilen diese Vorkommnisse auf das entschiedenste Md dringen ' auf eine Änderung der Spielweise. ^

* * !

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In der Oper.Hatten Sie sich das letztemal gut unterhalten in der Oper, Herr Kommerzienrat?" Nein, ich habe nichts gehört."Weshalb nicht?"Por mir saßen zwei Damen, die den ganzen Abend davon schwatzten, wie sehr sie die Musik lieben." (, 2 ms. Jahq/>

Rechtzeitig. Familienvater (zum Einbrecher, der den Geldschrank ausbrechen will):Bitte, lassen Sie sich j nicht stören. Ich wäre Ihnen wirklich dankbar, wenn j Sie mft den Schrank öffnen würden, ich habe nämlich i heute den Schlüssel verloren l"c,L-ch. Jahrh.v "

schmückt und einen blumenumwundenen goldenen Stab in der Rechten. In weichen Falten floß das weiße, griechische Gewand an ihrer anmutigen Gestalt her­nieder, während die schönen Arme und der herrlich modellierte Hals unverhüllt geblieben waren. Ein be­zauberndes Lächeln umspielte ihre Lippen, und als sie nun das strahlende Amlitz ohne jede Befangenheit dem Publikum zuwandte, da war es bereits entschieden, daß sie nicht nur im Rahmen des Stückes die erklärte Königin dieses Festes sei.

Äußer ihrer natürlichen Grazie und dem ange­nehmen Klang ihrer Stimme hatte Herta im Grunde nur wenig Anlagen zur Schauspielerin, und es war für die Nachhaltigkeit des Erfolges, den sie mit ihrem bloßen Erscheinen davongetragen hatte, von ' großem Vorteil, daß ihre Rolle nichts weiter von . ihr ver­langte, als eine verständnisvolle Deklamation hübscher, wohllautender Verse. Der Verfasser selbst hatte ihr die erforderlichen Winke gegeben, und so entledigte sie sich ihrer Aufgabe, ohne durch eine Ungeschicklichkeit die schöne Illusion zu zerstören, die ihre liebreizende Per­sönlichkeit bei den Zuschauern hervorgerufen.

Das malerische Schlußtableau des Festspiels, bei dem sich die Winterlandschaft auf der Bühne in einen lachenden Frühlingsgarten verwandelte, wurde mit rauschendem Beifall ausgenommen. Dann fanden sich die Mit­wirkenden zu passenden Gruppen zusammen und stiegen unter den Klängen des Hochzeitsmarsches aus dem ^Sommernachtstraum" über die teppichbelegten Stufen hinab in den Saal.

Eine breite Gasse tat sich inmitten der bunten Menge vor dem farbeuprüchtigen Zuge auf, der von. allen Seiten mit freudigen Zurufen empfangen wurde. Trotz der vielen prächtigen Einzelheiten aber blieben doch die meisten Blicke an der Mittelgruppe haften, die hoch

über all das glänzende und schillernde Gewimmel hiuaus- ragte. In phantastisch gestalteter offener Sänfte, unter einem Baldachin von zartfarbiger, goldumsäumter Serbe, wurde da die holde Frühlingsgöttin von sechs kraftvollen Jünglingen getragen, und während sie so in stolzem Triumphe langsam den Saal durchzog, warf sie aus einem goldenen Füllhorn fortwährend frische Rosen .unter die fröhlich herandrängenden Fest­genossen.

Noch immer war das bestrickende Lächeln auf Hertas Gesicht. Sie kostete das Glück ihres Erfolges mit vollem Bewußtseirr und mit der ganzen Seligkeit eines außergewöhnliche!: himmlischen Genusses. Aber ihre. Augen schienen unter den Hunderten von Ge­sichtern, die da bewundernd zu ihr emporgewendet waren, noch etwas zu suchen, das sie bisher noch nicht vermißt. Es konnte weder ihr Vater noch ihre Schwester sein, denn beide. hatte sie bereits mit heiterem Kopfnergen rmd reicher Blnmenspende begrüßt. Aber als sie nun inmitten des Gewühles, nur um wenige Schritte von ihr entfernt, Bruno Meinardis dunkellockißes Kün,tlerhaiipt gewahrte, wich der forschende Ausdruck ihrer Hellen Augen einem fteudigen Leuchten, und indem sie die schönste dunkle Rose aus ihrem stark zusammengeschmolzenen Vorrat wählte, neigte sie sich >veit herüber, damit das duftige Wurfgeschoß sein Ziel ja nicht verfehle.

Unverwandt hatte der bleiche junge Bildhauer jede ihrer Bewegungen verfolgt. Nun fing er mit ge­schickter Handbewegung die Blume auf und drückte sie an seine Lippen. Herta errötete und wandte sich rasch nach der andern Seite. Die Umsteheiiden aber hatten den kleinen Vorgang notwendig wahrnehmeii müssen, und namentlich für diejenigen unter ihnen, die dem schönen Geschlecht angehörten, war Bruno Ateinardi da­

durch zu einem Gegenstand neugieriger Aufmerksamkeit geworden, über den sie sich allerlei Bedeutsames in die Ohren zu flüstern hatten.

Eine geraume Zeit verging, ehe die siegreiche Göttin ihren Umzug beendet hatte. Auf die Bühne zurück- gekehrt, . setzten die Träger den phantastischen Throm sessel nieder; Herta sprang leichtfüßig herab, und ihx- klangvolle Stimme heischte noch einmal Gehör, um in einigen heiteren Versen zu verkünden, daß das Spiel aus fei, und daß von diesem Augenblick bis zum ersten Hahnenschrei des kommenden Tages nur noch ein einziges Gesetz hier Geltung haben sollte und zwar ein leicht zu erfüllendes Gesetz, das allen Mißtou ver­banne und schrankenlose Fröhlichkeit gebot.

Die einzelnen Gruppen des Festzuges lösten sich auf und die Mitwirkenden, von denen nach gutem Künstler­gebrauch niemand daran dachte, sein Kostüm abzulegen, mischten sich unter die andern Gäste. Am Arm des Vereinsvorsitzenden, eines berühmten Malers, der ihr tausend schöne Dinge über ihren Anteil an dem Ge­lingen der Aufführung sagte, stieg auch Herta wieder in den Saal hinab. Kaum je in ihrem Leben hatte sie sich so stolz und glücklich gefühlt, wie in dieser Stunde. Von jener Stimmung, die sie vorhin auf der Herfahrt beherrscht hatte, war nicht ein Schatten mehr in ihrer Seele. Sie hegte' keinen ZweifÄ, oaß ihr Gatte bereits in der Gesellschaft sei und sie war in ihrer augenblicklichen Laune vollkommen bereit, ihm sein ungalautes Benehmen vom heutigen Abend ohne weiteres zu verzeihen. Auch daß er sich erst von ihr suchen ließ, befremdete sie kaum. Sie kannte ja seine beinahe ängstliche Abneigung gegen alles, was einem Vordräugen glich und die Aufmerksamkeit der Lerite auf seine Person lenken konnte.

AB U s§ortÜ!Mttg folgt.)