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Diese Zeitung erscheint wöchentlich zweimal und zwar Mittwochs und Samstags. Abonnementspreis monatlich 35 Pfg. frei ins Haus gebracht oder im Verlag, Oberhainstraße 16, abgeholt.
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Ur. 86.
Zweiter Jahrgang.
Verantwortlicher Herausgeber, Druck und Verlag: Karl Becker in Sossenheim.
Samstag berr 27* Oktober
Anzeigen werden bis Mittwoch- und Samstag- Vormittag (größere am Tage vorher) erbeten und kostet die viergespaltene Petitzeile oder deren Raum 10 Pfg., bei Wiederholungen Rabatt.
1906.
Amtlicher Teil.
1 Bekanntmachung.
’ : Die bis zum 24. Oktober ds. Js. angeordnete Taubensperre ist bis zum 4. November er. verlängert worden, welches den Taubenbesitzern zur ' Beachtung mitgeteilt wird.
Sossenheim, den 27. Oktober 1906.
Die Ortspolizeibehörde: Brum, Bürgermeister.
k Bekanntmachung.
J Am Montag den 29. d. Mts. findet in hiesiger Gemeinde die Personenstandsanfuahme statt.
1 Zu diesem Zweck sind den Haushaltungs- Vorständen Hauslisten (Haushaltungs-Verzeichnisse) ■ /«gestellt worden, welche auf das Sorgfältigste aus- jufüllen sind.
f In die Hauslisten sind in erster Linie auf- «unehmen diejenigen Personen, welche hier i /ihren Wohnsitz oder ständigen Aufenthalt haben; i /ferner sämtliche in der Haushaltung vom s j 29. Oktober d. Js. anwesenden Personen, ins-
- I besondere diejenigen, welche nur vorübergehend f als Schlafgänger, zum Besuch, oder aus sonst f einer Ursache anwesend sind, ihren eigenen f Hausstand aber in einer anderen Gemeinde
; I haben und daselbst zur Steuer herangezogen ! 1 4 werden. Es zählen hierzu insbesondere diejenigen, fl welche auswärts in Dienst oder Arbeit stehen bezw. ; ihre Familienwohnung haben, hier aber eine Schlaf- |. stelle innehaben und Samstags oder Sonntags
- regelmäßig nach dem. auswärtigen Wohnorte zurück- / zukehren pflegen.
f Zur Vermeidung der vielen Anträge auf Ver-
f teilung des gemeindesteuerpflichtigen Einkommens I auf mehrere steuerberechtigte Gemeinden empfiehlt j es sich, unter Rubik „Freiwillige Angaben" die An- I gaben über einen zweiten oder ferneren Wohnsitz, I auswärtigen Grundbesitz oder Gewerbebetrieb und I die Höhe des hieraus fließenden Einkommens zu { machen.
I Im Uebrigen verweise ich auf die auf der
Rückseite der Hausliste gedruckte Belehrung und I mache besonders auf die Strafbestimmung aufmerksam.
Die Listen werden am 29. d. Mts. wieder abgeholt. Es wird ersucht, die Listen vollständig .ausgefüllt bereit zu halten.
Sossenheim, den 26. Oktober 1906.
Nr. 3576. Der Bürgermeister: Brum.
Kontrollversammlnug im Kasinogarten zu Höchst a. M. statt.
Zu dieser haben zu erscheinen:
a. sämtliche Reservisten der Gemeinde Sossenheim (mit Einschluß der Reserven der Jägerklasse A der Jahresklassen 1894—1898),
b. die Mannschaften der Land- und Seewehr l. Aufgebots, welche in der Zeit vom I. April bis 30. September 1894 in den aktiven Dienst getreten sind,
c. die zur Disposition der Truppenteile Beurlaubten,
d. die zur Disposition der Ersatz-Behörden Entlassenen.
Die zeitig Ganzinvaliden, sämtliche Halb- invaliden und die nur Garnisondienstfähigen haben mit ihren Jahresklassen zu erscheinen.
Sossenheim, den 27. Oktober 1906.
Der Bürgermeister: Brum.
— Für de» November prophezeit Falb der Jüngere in der ersten Hälfte freundliche stille Witterung, in der zweiten Hälfte wären jedoch Schnee, Regen und starker Wind, hier und da aber auch Gewitter zu gewärtigen. Schön soll es darauf wieder in der Zeit vom 20.—25. werden. Im 1 . November erblickt Otto Falb nur einen kritischen Tag niederer Ordnung, dagegen erklärt er den 16. des Monats für einen kritischen Termin von hoher Bedeutung. Der hundertjährige Kalender stellt für die ersten 6 Tage des November windiges Wetter in Aussicht, vom 7.— 8 . soll es schön, vom 9.—17. jedoch kalt und regnerisch werden. Im letzten Drittel des Monats wäre dann vielfach mit Schneefällen zu rechnen.
— Die Schweiuepreise sollen nach der „Cöln. Volksztg." in einigen Teilen Deutschlands so stark sinken, daß sie bald die normale Höhe wieder erreicht haben werden. — Die Nachricht wird wohl nur wenige Gläubige finden.
— Muster-Mutterschweine. Herr Kaufmann Eduard Betz in Mademühlen bei Rennerod besitzt ein Mutterschwein, welches vor kurzem zum fünftenmal geworfen hat; in diesen fünf Würfen zusammen 75 Stück Junge. Ein derselben Zucht entstammendes Mutterschwein des Wagnermeisters Wilhelm Knapp warf zum viertenmal — insgesamt 60 Stück. Zu bemerken bleibt noch, daß diese doch immerhin recht bedeutende Ferkelzahl auch, was wohl die Hauptsache, fast vollständig aufgekommen ist.
— Was in der Eisenbahn verloren wird. Im Monat August d. I. sind im Eisenbahndirektionsbezirk Frankfurt a. M. in Eisenbahnwagen und Wartesälen u. a. gefunden worden 589 Schirme, 230 Stöcke, 200 Hüte und Mützen, 150 verschiedene Pakete, 50 Paar Handschuhe, ferner Schlüssel, Messer, Zahnbürsten, Tintenfässer, Scheren, Rosenkränze, Säbel, Fahrradlaterneu, photographische Apparate, Notenständer, Hundemaulkörbe, Revolver, Ueberzieher, Hemden, Korsetts, Bilder, Brillen, Bierflaschen, Stiefel, Hosen, Armbänder, Uhrketten, Operngläser, Ringe, Broschen, Stiefel usw. usw.
* Heu- und Strohmarkt vom 26. Okt. (Amtliche Notierungen.) Heu per Zentner Mk. 3.00—3.40, Stroh Mk. 2.90—3.00.
Hua ]Vab und fern*
— Höchst a. M., 27. Okt.. Der Kaufmann Anton Müller von hier hat am 2 . April d. I. einen sechsjährigen Knaben, der in den Main gefallen war, durch energisches Eingreifen vom Tode des Ertrinkens gerettet. Diese von Entschlossenheit zeugende Tat bringt der Regierungspräsident belobigend zur öffentlichen Kenntnis.
— Frankfurt a. M., 26. Okt. Hier versuchte sich der 38jährige Kaufmann Otto Schütz, Mainzer Landstraße 68 , in seiner Wohnung zu erschießen. Er brachte sich zwei Schüsse in die rechte Schläfe bei und wurde von seinem Bruder, welcher im Nebenzimmer beschäftigt war, im Bette blutüberströmt ' aufgefunden. Ein in der Nähe wohnender Arzt legte dem Verletzten einen Not- verbänd an und die Rettungswache brachte ihn in bewußtlosem Zustande nach dem Krankenhause, wo er kurz danach verstarb. Der Grund zu der Tat ist ein unheilbares Leiden. — In der Wallstraße in Sachsenhausen wurde von der Städtischen Straßenbahn ein 6 jähriger Knabe überfahren und schwer verletzt. — Ein in der Wingertstraße wohnender 12jähriger Schüler machte sich an einer Rübenschneidmaschine zu schaffen, wobei ihm der ~ rechte Ringfinger, sowie der Knochen vollständig durchschnitten wurde. Auf der Rettungswache wurde ihm die erforderliche Hilfe zu teil.
Znsammenberufung der Gemeinde- Vertretung.
Die Gemeinde-Vertretung wird unter Hinweis auf die §§ 68—75 der Land-Gemeinde-Ordnung vom 4. August 1897 zu einer Sitzung auf Dienstag den 6. November d. Js., nachmittags 8 H 2 Uhr in das Rathaus dahier zusammenberufen.
G e g e n st ä n d e der Beratung:
1 . Wahl von 6 Wahlmännern gemäß § 57 der Kreisordnung für die Provinz Hessen-Nassau vom 7. Juni 1885 zwecks Vornahme der Wahl zur regelmäßigen Ergänzung des Kreistags im Wahlverbande der Landgemeinden.
2 . Leichenschaugebühren. (Verf. des Hrn. Landrats vom 1 . 10 . 06.)
Nichtanwesende haben sich den gefaßten Beschlüssen zu unterwerfen.
Sossenheim, den 27. Oktober 1906.
Der Bürgermeister: Brum.
Bekanntmachung.
Am Dienstag den 6. November, nachmittags 2 Uhr findet die diesjährige Herbft-
Lokal-]Sacbricbten.
Kossentzetm. 27. Oktober.
— Herbststurme. Nun brausen sie wieder über das Land, die wilden Herbststürme, rütteln an den Bäumen, zerzausen das Gebüsch, reißen die Blätter von den Aesten und fegen heulend durch die Straßen, daß die Fensterläden klappern oder fahren mit wütendem Fauchen durch die Schornsteine, als suchten sie Eingang in die Wohnungen der Menschen. In den Lüften pfeift und schrillt es, als zöge das wilde Heer mit Hussa und Horrido über die Köpfe der Erdbewohner dahin, kreischend drehen sich die Wetterfahnen auf den Dachfristen und überall ruft der Wind ein Aechzen und Stöhnen hervor, als gelte es, Klagelieder anzustimmen um das Sterben in der Natur. Wer Sinn für Romantik besitzt, der hört sie nicht ungern toben, die heftige Windsbraut. Im behaglich durchwärmten und erleuchteten Zimmer sitzend, lauscht er träumerischen Sinnes. den geheimnisvollen Stimmen, die sich raunend erheben und ihm so vieles erzählen, was an das Ohr des nüchternen Alltagsmenschen niemals zu dringen vermag. Herbststürme! Melancholie, Hoffnungslosigkeit und Resignation heißen ihre Begleiter, und Trauer und Wehmut erfüllt bei ihren wilden Melodien unser Herz. Verhallet ist nun der Reigen, balde, gar bald kommt der Winter herbei, um alles in sein großes, weißes Leichentuch zu hüllen, bis endlich nach langen düstern Monden voll Eis und Schnee wiederum gewaltige Stürme über Flur und Feld dahinziehen. Dann aber klingt es wie Jubel und Triumph aus dem tollen Gebraus, die frohe Mär verkündend: der Frühling naht!
— Die Zeutrnrnstvählerversarnrnlirng,
welche auf morgen Nachmittag im Gasthaus „Zur Rose" anberaumt war, mußte auf einen späteren Termin verlegt werden, da Herr Reichstagsabgeordneter P. Jtschert, der als Referent sprechen wollte, am Erscheinen verhindert ist.
— Stille Tage. Es sei darauf hingewiesen, daß an den Vorabenden des Bußtages und der dem Andenken der Verstorbenen der christlichen Konfessionen gewidmeten Jahrestage, sowie an diesen genannten Tagen selbst weder öffentliche noch private Tanzmusiken, Bälle und ähnliche -Lustbarkeiten veranstaltet werden dürfen. Ferner dürfen am Bußtage außerdem auch öffentliche theatralische Vorstellungen, Schaustellungen und sonstiche öffentliche Lustbarkeiten mit Ausnahme: der Aufführung ernster Musikstücke (Oratorien usw.) nicht ftätt- sinden. Endlich sind an den dem Andenken der Verstrobenen der christlichen Konfessionen gewidmeten Jahrestagen nur theatralische Vorstellungen ernsten Inhalts gestattet.
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