Negierung erklärte sich bereit, zu unterhandeln, falls der Dienst keine Unterbrechung erfahre.

Afrika.

Aus Marokko wird berichtet, daß in den Kreisen des Maghzen das Eintreffen der Ankündigung der französischenEntschädigungsforderun- gen und der Besetzung von Udjida große Aufregung und Bestürzung verursacht habe. Wer die Absichten des Maghzen hinsichtlich einer Antwort an Frankreich ist immer noch nichts bekannt geworden.

Asien.

Die Regierung von China beschloß, auf der Konferenz im Haag in allen zur Beratung stehenden Punkten in Übereinstimmung mit Japan und Siam zu handeln. Die asiatischen Mächte werben demnach auf der Friedenskonferenz geschloffen für oder gegen die einzelnen Programmpunkte stimmen.

dnpolitileber Tagesbericht.

X Eiderstedt. Ihren hundertsten Geburtstag feierte dieser Tage die Witwe Marie Siemens in Oldensworth. Aus diesem Anlasse übermittelte Zandrat Fritzsch-Tönnig der Greisin ein kaiserliches Gnaden­geschenk von 300 Mk. und im Austrage des Ministers des Innern ein weiteres Präsent in Höhe von 100 Mk. Frau S., die seit längerer Zeit bettlägerig krank ist, befindet sich in Pflege Lei ihrer 80 jährigen Tochter, dir ebenfalls Witwe ist.

Mergentheim. In Bad Mergentheim wurde eine neue Heilquelle entdeckt, die mit Genehmigung des Königs von WürttembergKönig Wilhelm-Quelle" ge­nannt wird. Die Quellen in Mergentheim find stark bittersalzhaltig.

Metz. Eine teilweise Grenzsperre wegen der Pocken­epidemie Hierselbst ist von den Regierungen Frankreichs und Luxemburgs verhängt worden. Wie aus Siraß- burg gemeldet wird, dürfen die Metzer Reisenden die Grenze nur in dem Falle überschreiten, wenn sie vor­her frisch geimpft worden sind. Bei weiterer Aus­breitung der Seuche will man zur vollständigen Quaran­täne schreiten.

Arolsen. Ein größerer Waldbrand vernichtete in nächster Nähe der Residenzstadt Arolsen 40 000 Quadrat­meter wertvollen Tannenbestand.

Esten. Auf der Rotthauser Zeche Dahlbusch im Schacht 5 explodierten bei Abgabe eines Sprengschuffes Pulvervorräte, wobei vier Bergleute lebensgeführlich verletzt wurden.

Altona, über die Verhaftung eines gefährlichen Einbrechers im Kiel-Altonaer Zuge werden interessante Einzelheiten bekannt. Zu einer von Pinneberg nach Wona fahrenden Lehrerin setzte sich eine tief ver­schleierte Dame und kurz vor Abfahrt ein Herr in den Nichtraucherabteil. Der Herr begann trotz des Pro­testes der Lehrerin zu rauchen und blies den Rauch absichtlich und fortgesetzt der verschleierten Dame gegen das Gesicht. Als die Dame trotz dieses wenig kavalier­mäßigen Benehmens strunm blieb, stand der Herr auf, gab sich als Geheimpolizist zu erkennen und erklärte, indem er der Verschleierten die Hand auf die Schulter legte:Mein Herr, im Namen des Gesetzes verhafte ich Siel" Dann riß erihr" den Schleier ab, unter dem ein Männerantlitz zum Vorschein kam. Der Ver­haftete leistete seiner Fesselung keinen Widerstand. Der erstaunten Lehrerin erklärte der Beamte, daß der Ver­haftete ein lange gesuchter gefährlicher Einbrecher sei. Hier in Altona wurde der Verbrecher ins Gefängnis abgeführt.

X Soest. Der 12jährige Sohn des Polizeidieners Muckhoff in Herzfeld machte sich dieser Tage an einem Fischnetz in der Lippe zu schaffen, das dem 17 Jahre alten Knecht Wulf gehörte. Als dieser den Knaben vertrieb, stieß der letztere, aus Arger hierüber, dem Knecht das Taschenmesser in den UMerleib. Der Ver-

polftifcbe Rundfcbaii.

Deutschland.

Der Kaiser wird nach den vorläufigen Bestim­mungen seine Nordlandreise Ende Mai antreten.

Der frühere preuß. Handelsminister v. Möller hat die erste Gelegenheit in Amerika, wo er im Auf­träge des Kaisers zur Tellnahme an der Feier der Pittsburger Universität eingetroffen ist, dazu benutzt, um einer wirtschaftlichen Annäherung zwischen Deutschland und den Per. Staaten das Wort; zu reden. Die Ausführungen, die mit einem Hoch auf' Roosevelt schlossen, fanden großen Beifall.

Vertreter der EisenbahnMinisternen der deutschen Bundesstaaten hielten im Hauptbahnhof zu Frankfurt a. M. eine vertrauliche Konferenz ab über Fragen der Eisenbahntarifreform.

Vertreter der preußischen und elsaß - . lothringischen Regierung, der Handels­kammern in Trier, Saarbrücken und Metz sowie indu­strieller Vereinigungen des Saargebiets, Lothringens und Luxemburgs hielten unter dem Vorsitz des Unterstaats-, sekretärs Holle in Trier eine Konferenz ab, in der die Frage der Gewinn- und Kostenverteilung des Saar- Moselkanals zwischen Preußen und den Reichs­landen erörtert wird.

Die Hauptversammlung deS Vereins deutscher Eisen- und S t a h l i n d u st r i e l l e r in Essen sprach sich gegen eine Weitaus st ellung in Berlin aus; da sich solche Veranstaltungen überlebt und nur Provinzial- und Fach­ausstellungen nutzbringend seien.

Zwischen Deutschland und der Kapkolonie schweben gegenwärtig Verhandlungen wegen der Ver- pflegungskosten für die aus D e u t s ch - S ü d w e st - afrika während des Aufstandes übergeiretenen und dort festgenommenen schwarzen Rebellen. Die Kapkolonie verlangt eine ziemlich bedeutende Summe an Verpflegungskosten, die Deutschland auS völkerrechtlichen Gründen zu zahlen sich weigert, wogegen die Kap­kolonie geltend macht, daß die Festnahme auf besonderen Wunsch Deutschlands erfolgt fei.

Österreich-Ungarn.

Wie aus Wien gemeldet wird, werden die A u s- gl ei ch s v erh and lun g en auf der Grundlage weiter geführt, daß Österreich auf die Forderung eines lang­fristigen Ausgleichs verzichtet. Dagegen verzichtet. Ungarn darauf, daß die gegenwärtig abzuschließende Vereinbarung mit Österreich in der Form des Handels­vertrages abgeschlossen wird. Die Form des handels­politischen Übereinkommens, das bis 1917 abgeschloffen wird, wird die bisherige übliche sein. Österreich und Ungarn werden sich schon jetzt für die nach 1917 er­folgende Zollttennung gegenseitig besondere handels­politische Behandlung zufichern.

Einer Wordnung der ruthenischen Profefforen, die/ Denkschriften betr. die Errichtung einer selbständigen ruthenischen Universität in Lemberg überreichten, erklärten der österreichische Unterrichtsminister und der Ministerpräsident, daß diese Frage nur im Zusammenhangs mit andern Wünschen nach neuen Hoch­schulen geregelt werden könne. Die Minister verurteflten das Vorgehen der Lemberger Studentenschaft und richteten die Aufforderung an die Professoren, für die. Wiederherstellung geordneter Verhältnisse an der Lem­berger Universität zu sorgen.

Frankreich.

Kriegsminister Picquart richtete anläßlich der- Angelegenheit des Generals B a i l l o u d, der in einem Tagesbefehl sich deutschfeindlich geäußert hatte, an die Korpskommandanten ejn Rundschreiben, in dem er in Erinnerung bringt, daß die Korpsbefehle gelegentlich des Dienstanttittes oder Abschiedes von Offizieren rein sachlich gehalten sein, sowie daß in etwaigen Ansprachen alle Ausdrücke vermieden werden müssen, welche die

Gestörtes Glück.

2] Kriminalroman von A. v. T r y st e d t.

(Fortsetzung.)

2 .

Der junge Beamte, dessen im ersten Kapitel erwähnt wurde, hatte die Universität besucht, da jedoch seine Mittel nicht ausreichten, so gab er sein Studium auf, wonach er in die Telegraphen-Verwaltung eintrat.

Fokmers Absicht war anfangs, im Telegraphen­dienste zu verbleiben, da ihm ein rasches Avancement in sicherer Aussicht stand. Durch die Vereinigung der beiden Verkehrsinstitute Post und Telegraphie hatte sich jedoch in dem kleinen Fürstenstaate mit der Zeit jene Aussicht ungünstiger gestaltet. Als dann von der obersten Behörde den jüngeren Eleven bedeutet wurde, daß die Möglichkeit auf baldiges Auftücken in die höheren Stellen von der Kenntnis auch des Post­dienstes später abhängig gemacht werden würde, besann Fokmer sich nicht lange, sondern meldete sich freiwillig zur Übernahme einer auf dem Postamte in D., der fürst­lichen Residenz, vakant gewordenen Stelle. Seinem Wunsche wurde nachgegeben.

Seit zwei Jahren versah der junge Mann nun den Dienst bei diesem Postamte, meist im Telegraphen­dienste tättg.

Wenngleich Fokmer, der ein sehr klares Auffassungs­vermögen besaß und eisernen Fleiß an die Erlernung' des technischen Postdienstes setzte, sich alsbald die nötigen; Kenntnisse dieses in unfern Tagen so komplizierten Dienstes angeeignet hatte, so gab es doch noch man-? cherlei Dienstverrichtungen, die ihm, wie man zu sagen pflegt, nicht recht von der Hand wollten. Es war dies? kein Mangel an Geschicklichkeit des jungen Mannes,, die Ursache desAndenfingernklebens", wie sein älterer

Befugnisse der Militärbehörden überschreiten oder eine mißverständliche Auslegung herbeiführen könnten.

Die Veröffentlichungen der Montagnini- Papiere, die jetzt alle Pariser Zeitungen lebhaft be- j schäftigen, zeigen mit jedem Tage mehr, daß die Regie- rung die Bedeutung der Aufzeichnungen des päpstlichen Nunzius entweder bedeutend überschätzt, oder aber, um sich eine Kammermehrheit im Kirchenstreit zu sichern, mit' Absicht übertrieben dargestellt hat. Die Aufzeichnungen sind zum größten Teil harmloser Natur.

England.

Das auswärttge Amt ließ eine Mitteilung verbreiten, wonach die Regierung auf ihrem Standpunkt bezüglich der Abrüstungsfrage und ihrer Behandlung auf der kommenden Friedenskonferenz beharrt. Die Mit­teilung besagt ferner, daß außer den Ver. Staaten und Spanien auch Japan und Italien dem englischen Vorschläge beigetreten seien. Diese Erklärung muß überraschen, da der italienische Minister des Äußern T i t t o n i sich gegensätzlich zu der Frage geäußert hat, und da aus Tokio überhaupt noch keine amtliche Äußerung zum englischen Vorschläge vorliegt. Die Hart­näckigkeit der englischen Regierung, die geeignet ist, die ohnehin nicht glänzenden Aussichten der Konferenz noch zu vermindern, wird sogar von sonst regierungstreuen Zeitungen getadelt, die in längeren Ausführungen aner­kennen, daß die deutsche Negierung durchaus richtig handle, wenn sie sich nicht bindend zur Ab- rüstungsfrage äußere.

In Grimsby kam es abermals zu erregten Auftritten, weil aus Hamburg angekommene Schauerleute ohne Fahrkarten den Zug nach London benutzen wollten. Als Militär und Polizei die Ruhe wieder hergestellt hatten, erklärte sich die Eisenbahn- gesellschast bereit, die Mittellosen frei an die gewünschten - Plätze zu befördern.

Schweiz.

Von der Bundesversammlung wird die Regierung im Laufe des Sommers einen Kredit von 28 Millionen Frank fordern zum Bau eines zweiten Simplon- tunn el s.

Italien.

Der König Viktor Emanuel hat sich in Be­gleitung des Ministers des Äußern Tittoni und des Marineministers Mirabello nach Griechenland begeben. Wie an amtlichen Stellen wiederholt versichert wird, hat dieser Besuch des italienischen Königs am griechischen Hofe zu Athen keinen politischen Hintergrund.

Rußland.

In der Duma kündigte die konstitutionell-demo- kratische Partei an, daß sie nicht aus Gründen der Überzeugung, sondern mit Rücksicht auf das Zusammen­bleiben der Volksvertretung das Budget bewilligen werde.

In Petersburg drangen 12 bewaffnete Per­sonen in ein sehr stark besuchtes Postamt. Sie be­drohten die Anwesenden, raubten eine größere Geld­summe und entkamen unerkannt.

Balkanstaaten.

Nach Meldungen aus Bukarest mehren sich täglich die Beweise, daß der rumänische Bauernauf­stand von langer Hand, von Beamten und Gemeinde­vorstehern, vorbereitet worden ist. Unter anderm wurde deshalb der Direktor des Gymnasiums in Slatina, Tiberius Popesku, verhaftet, gegen den sehr belastende Beweise vorliegen sollen.

Die Untersuchung gegen die Mörder des bulga­rischen Ministerpräsidenten Petkow ist ab­geschloffen. Der Prozeß wird demnächst in Sofia zur Verhandlung kommen.

Amerika.

In M e x i k o sind alle Bahnangestellten, einschließ­lich der Telegraphisten, in den Ausstand getreten. Sie verlangen eine Lohnerhöhung von 45 Prozent. Die

Kollege ungeschicktes Arbeiten nannte, lag vielmehr darin, daß der Vorsteher der Postanstält Fokmer bis vor kurzem nur von Zeit zu Zeit aushilfsweise zu den Postdienst- geschäflen heranzog.

Dieses Nichtvertrautsein mit den technischen Funk­tionen seines neugewählten Berufes, das unter Um­ständen manches Gefahrvolle in sich birgt, sowie eine ausgesprochene Vertrauensseligkeit im Geldverkehr schienen Fokmer verhängnisvoll geworden zu sein, wenn wir aus seinem geschilderten Charakter eine Veruntreuung des, wie der alte Steiner angedeutet, plötzlich verschwundenen Geldbriefes nicht für wahrscheinlich halten können..

Bei seinen Kollegen stand Fokmer, trotzdem er außer der Dienstzeit selten mit ihnen verkehrte und seine Zeit ausschließlich dem Studium seines Faches oder den Wissenschaften widmete, in besonderer Achtung, da er freundlich und bescheiden auftrat, gern sich belehren ließ und bereitwilligst bei sich darbietender Gelegenhest andre im Amte vertrat. Nur sein kopfhängerisches grübelndes Wesen gefiel ihnen nicht.

Trotzdem lebte er mit den Kollegen im Frieden und erfreute sich, da sein Lebenswandel ein sittlich lauterer war, der besonderen Gunst aller, die ihn näher kennen gelernt hatten. j

Amalie hatte im Postamte am Abend der Der- Haftung Fokmers nur so viel von dem Vorsteher der, Postanstalt erfahren, daß es sich um das rätselhafte Verschwinden eines Geldbriefes mit mehrere« tausend! Mark handle, welchen unterschlagen zu haben Fokmer dringend verdächtig erscheine. Mit aller Reserve hatte, der dem jungen Beamten wohlwollende Vor-esetztk gegen die von dieser Nachricht wie niedergefchmeuerty Braut die Äußerung getan: Nach den Ermittelungen über den so eigentümlichen Fall und den sich hierbei ergebenden Nebenumstünden schiene Fokmer allerdings,/

dringend der Untreue verdächtig, aber nach seiner per­sönlichen Überzeugung hielte er ihren Bräutigam einer solchen verbrecherischen Tat nicht für fähig.

War das nun des Mannes wirtliche Überzeugung gewesen oder wollte dieser der bestürzten jungen Dame nur einige tröstende Worte mit auf den Weg geben, immerhin war Amalie beruhigter gegangen als ge­kommen.

Auch die Mutter Amaliens, der eine geschwätzige Freundin schon am Tage nach der Berhafmng ihres demnächstigen Schwiegersohnes diese Nachricht ge­flissentlich überbracht hatte, zeigte sich darüber durchaus nicht so beunruhigt und ergriffen, cus man hätte ver­muten können.

Herr Fokmer", sagte sie sanft und würdevoll,ist ein Ehrenmann, der einer gemeinen Handlung unfähig ist. Glauben Sie mir, wer so wie ich, Blicke in sein selbstloses, edles Herz getan hat, win» nie zu dem Glauben zu überreden sein, der Mann sei doch nur ein elender, heuchlischer Verbrecher."

Das etwa war die erste Antwort auf die verleum­derischen Reden andrer, die sich herbefließen, in weg- wersender Weise über den Verhafteten zu sprechen.

3.

Es ist nun wohl an der Zeit, den Tatbestand des vorliegenden Falles durchzugehen. Wft können dies an der Hand der stattgegehabten Untersuchung. *

In den vorigen Kapitän wurde bereits erwähnt, daß der Postsekretär Fokmer im Verdachte stand, einen Weitbrief unterschlagen zu habe«.

Der in Frage stehende Brief war am 30. Oktober in Hamburg von einem Bankhaus« an die Adresse Roth« u. Komp, in D. mst sechstauseud Mark in Banknoten zur Post befördert worden und am Spät-