Wöchentliche Gratis-Keilage: Illustriertes
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Unteehnltungslrlatt.
Diese Zeitung erscheint wöchentlich zweimal und zwar Mittwochs und Samstags. Abonnementsprers monatlich 35 Pfg. frei ins Haus geliefert oder im Verlag, Oberhainstraße 16, abgeholt.
Dritter Jahrgang.
Verantwortlicher Herausgeber, Druck und Verlag: Karl Becker in Sossenheim.
Anzeigen werden bis Mittwoch- und Samstag- Bormittag (größere am Tage vorher) erbeten und kostet die viergespaltene Petitzeile oder deren Raum 10 Pfg., bei Wiederholungen Rabatt.
Nr. n
Mittmoch den 4. September
1907.
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Amtlicher Teil.
Bekanntmachung.
In den nächsten Tagen wird Hierselbst eine
Revision der Ouittungskarten durch den Kontroit-
beamten der Landes-Versicherungsanstalt Hessen-
Nassau stattsinden. ^ s 1fl1
Unter Bezugnahme auf die §§ 172 und 16 des Jnvalidenversicherungsgesetzes vom io. >zuu 1899 und auf die Kontrollvorschriften vom 1. Dezember 1903 ersuche ich die Arbeitgeber sämtliche Quittungskarten, insbesondere auch me Quittungskarten derjenigen Personen, weiche n chl ständig gegen Lohn beschäftigt sind, zur Einsicht bereit zu halten.
Sossenheim, den 3. September 1907.
Nr. 3330. Der Bürgermeister: Brum.
Bekanntmachung.
Alle diejenigen, welche noch mit dem 1 - Quartal Staats- und Gemeindesteuer un ^umstände sind, werden hiermit aufgefordert, me, innerhalb 3 Tagen zu erledigen, andernfalls oa Beitreibungsverfahren eingeleitet wird.
Sossenheim, den 4. September 1907.
Der Gemeinderechner: F ap.
l^olral-^ackrickten.
Sossenheim. 4. September.
— Die Beerdigung des Herrn Joh- Riehl,
Schmiedemeister, fand gestern Nachmittag >a - Der Dahingeschiedene gehörte einer Reihe Jahren dem kath. Kirchenvorstande an und hat stcy aus religiösem Gebiete in hiesiger Gemeinde viel ve - dient gemacht. Er war hauptsächlich em«Fordere für den Volksverein für das kath. Deutschland un für den Barromäusverein. Auch roctfirenD t>e Kulturkampf in den siebziger Jahren hat er Vieles in kirchlicher Beziehung geleistet. Alle die dem Tia- Hingeschiedenen im Leben näher gestanden haben, werden ihm eilt ehrendes Altdenken bewahren. ^
— Die Prüfung der Freiw. Saniläts- kotonne fand am Sonntag im oberen ^ch"chni statt und wurde durch den Kreis-Inspektor Herr Dr. Schwerin vorgenommen. Das Exerzieren Kolonnenmitglieder ist gut militärisch eingeubt un klappte tadellos. Die markierten Fälle wurve , wie schon mitgeteilt, theoretisch und praktisch gepr l ' Auch ein Leiterwagen, welcher von den Samtats- mitgliedern zum transportieren der Verwunoe hergerichtet war, rief allgemeine Bewunderung y, vor. Nach diesen Prüfungen sprach Herr w? ' Inspektor seine lobende Anerkennung aus, bemerkte, daß die Sossenheimer Samtatsko onne sowohl auf theoretischem als auch auf Gebiete im stände sei, allen Anforderungen Ge g zu leisten. Viele Interessenten sowie auch ewige Kolonnenmitglieder von auswärts hatten sich o Prüfung eingefunden. Die hiesige Samtatsko ist ein Verein, der sich schon manchmal verdien gemacht hat, der seine liebevolle Dienste stets >e Nächsten bei Unglücksfällen und Krankheiten zugule kommen läßt. Alle Hochachtung vor einem folcyen uneigennützigen Verein. Die Mitgliederz h hiesigen Kolonne ist immerhin noch Uettt, | f im Verhältnis zu unserem Orte noch emmal so groß sein. Möge die Freiw. Sanitatsko onne auch fernerhin weiter blühen und gedeihen z h unserer Gemeinde. ,
— Für die Beförderung von Kranken auf
der Eisenbahn kommen neuerdings besonders eingerichtete Krankentragbetten zur Verwendung, d ch deren Einführung ein bedeutender Fortschritt auf
dem Gebiete der Krankenbeförderung geschaffen ist. Diese Krankentragbetten, von welchen im Eisenbahndirektionsbezirk Frankfurt a. M. je eins auf den Bahnhöfen Gießen, Limburg und Frankfurt a. M.- Hauptbahnhof aufgestellt ist, sind derart eingerichtet, daß der Kranke darin von der Wohnung oder der Unfallstelle abgeholt, ohne Umbettung in einem Eisenbahnabteil, in welches das Tragbett hineingestellt wird, weiterbefördert und auf der Bestimmungsstation vom Bahnhof wieder bis an die neue Lagerstätte (Krankenhaus, Klinik, Wohnung u. s. w.) getragen werden kann.
— Die Gründungsfeier des Arbeiter-Radfahrervereins, die am Sonntag im „Löwen" statt- sand, hatte einen sehr guten Besuch. Aus allen Orten der Umgegend waren Mitglieder des Radfahrerbundes „Solidarität" vertreten. Der Saal sowohl als auch der Garten waren vollbesetzt. Die Arbeiter-Radfahrervereine von Unterliederbach, Rödelheim und Sossenheim brachten, jeder Verein für sich, sein Reigenfahren zur Aufführung, das großen Beifall fand. Auch der hiesige und der Höchster Gesangverein „Vorwärts" brachten ihre Lieder zum Vortrage, welche ebenfalls großen Beifall ernteten. Und so wechselten am Nachmittag Kunstfahren, Gesang und Tanz miteinander ab; abends fand nur noch Tanz statt. Die ganze Feier verlief in schönster Weise.
* Heu- und Strohmarkt vom 30. Aug. (Amtliche Notierungen.) Heu per Zentner Mk. 2.60—3.20. Stroh per Zentner Mk. 2.40—2.60.
Mus ]Vab und fern.
— Höchst, 3. Sept. Vorgestern feierte die hiesige evangelische Kirchengemeinde die 30jährige Grundsteinlegung und die 25jährige Einweihung ihrer Pfarrkirche. Während des um 3 Uhr nachmittags beginnenden Festgottesdienstes hielt Dekan Anthes aus Okriftel die Festpredigt, Generalsuperintendent O Maurer-Wiesbaden, Professor Lic. Krebs-Frankfurt und Prof. Pfarrer Trümpert- Darmstadt begrüßten die zahlreiche Versammlung. Pfarrer Schmitt dahier trug bei der Festfeier im Vereinshause die Geschichte der evangelischen Gemeinde Höchst vor.
— Rödelheim, 4. Sept. Am Montag früh gegen 9 Uhr entgleisten bei der Station Rödelheim zwei Wagen eines Güterzuges. Dadurch wurden die Geleise nach Homburg etwa fünf Stunden lang gesperrt. Der entstandene Materialschaden ist gering. Personen wurden nicht verletzt. — Am Montag Mittag gegen 5 Uhr wurde auf der Bahnstrecke Rödelheim-Weißkirchen der 43jährige Streckenarbeiter Friedrich Blum aus Lieblos bei Gelnhausen vom Zuge überfahren. Die Streckenarbeiter waren mit Ausbessern des Bahnkörpers beschäftigt, als plötzlich ein Personenzug vorbeikam, der Blum erfaßte. Blum wurden beide Beine abgefahren. Im Krankenhaus wurde an demselben eine Operation vorgenommen, die ziemlich glücklich verlief.
— Frankfurt a. M., 3. Sept. Vorgestern früh entgleisten auf der Verbindungsbahn am Zollhafen mehrere Wagen, von denen einer sich umlegte und beide Gleise sperrte. Mehrere Züge erlitten große Verspätungen. — Gestern früh stürzte in der Brauerei Henrich der 41jährige Brauer Johann Hartung von einer Leiter so unglücklich herab, daß er eine schwere Gehirnerschütterung davontrug. — Bei dem am Montag Abend um 9 Uhr über die hiesige Gegend gezogene Gewitter schlug der Blitz in das dem Hauptbahnhof gegenüber liegende Hotel „Kölner Hof" und zündete sofort. Der dabei erfolgte Donnerschlag war so heftig, daß die Pferde der vor dem Bahnhof haltenden Droschken scheuten und mit den
Wagen in Unordnung gerieten. Die Feuerwehr erschien alsbald und löschte den Brand, ehe er größere Dimensionen angenommen hatte. — Am Montag Mittag wurde an der Ecke Alte Brücke- Deutschherrnkai ein 9jährigen Mä.dchen namens Scheidhauer durch einen Bierwagen totgefahren. Die Pferde des Wagens scheuten vor einem städtischen Kohlenautomobil und durch die unvermutete Bewegung des Bierwagens geriet das Kind unter die Räder, die ihm über den Kopf gingen.
— Vom Taunus, 3. Sept. Für die Bürgermeisterstelle in Königstein sind insgesamt 164 Bewerbungen eingelaufen. — Der von den kathol. Körperschaften der Orte Cronberg, Schönberg und Mammolshain gestellte Antrag auf Genehmigung einer Niederlassung von barmherzigen Schwestern wurde wie die „Taunuszeitung" meldet, vom Kultusminister abgelehnt.
— Ruppertshain, 3. Sept. Am Samstag wurde auf dem Wege zwischen hier und Königstein der 30 Jahre alte Schriftsteller Held aus Berlin mit einem Schuß ins Herz tot aufgefunden. Held war seit Januar in einem hiesigen Sanatorium. Er hat die Tat wahrscheinlich in einem Anfälle plötzlicher Geistesabwesenheit begangen. — Am Samstag Nacht brach in der hiesigen Lungen- heilanstalt Feuer aus. Die Liegehalle, die sich neben dem Hauptgebäude der Anstalt befindet, war infolge eines Blitzschlages in Brand geraten. Die weithin sichtbaren Flammen verbreiteten einen so grellen Schein, daß man noch rechtzeitig im Hauptgebäude die Kranken von der Gefahr benachrichtigen konnte. Die Löscharbeiten mit den eigenen Löschapparaten wurden noch durch einen starken Regenschauer unterstützt. Bald waren auch die Feuerwehren von Ruppertshain und Fischbach zur Stelle, die zwar die umliegenden Gebäude isolieren konnten, die Halle'aber zum großen Teil dem vernichtenden Element überlassen mußten. Kurz nach 3 Uhr waren die Löscharbeiten beendet.
— Königstein i. T., 3. Sept. Vorgestern mittag kam es hier in der Sophienstraße zu einem heftigen Zusammenstoß zwischen einem Automobil und einem Radfahrer, und zwar dadurch verursacht, daß der Wagen in dem für Automobile verbotenen Straßenteil weiterfahren wollte, während der Radfahrer aus einer etwas abschüssigen Seitenstraße kommend, annehmen mußte, das Automobil würde in diese Straße einbiegen. Er fuhr daher dem Automobil direkt in die rechte Seite. Der Anprall war bei dem ziemlich schnellen Tempo des Radfahrers ein so heftiger, daß dieser eine schwere Schädelverletzung erhielt und bereits nach einer Stunde, ohne das Bewußtsein wieder erlangt zu haben, verstarb. Der Radfahrer war der 19- jährige Lehnung aus Cronberg, während als Besitzer des Automobils, das mit zwei Damen und einem Herrn besetzt war, Herr Hch. Moos, Rüdes- heim, festgesiellt wurde.
— Vom Main, 1. Sept. Einem schrecklichen Verbrechen ist man bei dem Dorfe Eisingen auf die Spur gekommen. In dem dortigen Walde entdeckte man nämlich die Leiche der 21- jährigen Tüncherstochter Wenkler von Ober-Altert- heim, die am verflossenen Sonntag zu einem Turnfest gegangen war und seitdem vermißt wurde. Das Mädchen soll einem Lustmord zum Opfer gefallen sein.
— Wiesbaden, 3. Sept. Zu Geschworenen für die bevorstehende Tagung des Schwurgerichts in Wiesbaden sind u. a. ausgelost worden: Fabrikbesitzer Braselmann-Höchst, Chemiker Dr. Ludwig Schmidt-Griesheim, Kaufmann Georg Anton Peter- Schwanheim, Architekt Michael Heunisch-Hofheim, Landwirt Gg. Engel-Oberliederbach, Mühlenbauer Georg Westenberger III.-Marxheim, Kunstgärtner Julins Kropf-Nied und Landwirt Joseph Ludwig Nix-Sindlingen.