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Ur. 82.
Kamstag den 12. Oktober
1907.
Amtlicher Teil.
Bekanntmachung.
Diejenigen Personen, welche im nächsten Jahre ein Gewerbe im Umherziehen zu betreiben beabsichtigen, werden ausgefordert, spätestens bis Ende Oktober ds. Js. aus dem Bürgermeisteramt den
Antrag auf Erteilung -es Wander-Gewerbe- scheins bezw. Gewerbescheins zu stellen.
Sossenheim, den 28. September 1907.
Nr. 3752. Der Bürgermeister: Brum.
Bekanntmachung.
Betr.: Die Bekämpfung schädlicher Insekten an Obstbäumen.
a Wie im Vorjahre, so besteht auch in diesem >öahre die unbedingte Notwendigkeit, geeignete ^-chutzmaßregeln gegen das Ueberhandnehmen derben Obstbäumen schädlichen Insekten zu ergreifen. Die in den letzten Jahren angewendeten Klebringe haben sich bei der Vertilgung des Ungeziefers, insbesondere des großen und kleinen Forstspanners, öut bewährt. Die Klebringe sind daher auch in diesem Jahre anzuwenden. Die Anlegung der Gürtel kann aber nur dann erfolgreich sein, wenn de allgemein und gleichzeitig erfolgt.
Die Klebringe müssen aus einem mindestens ^5 Ztm. breiten Streifen gutem. Oel- oder Pergamentpapier hergestellt sein, mit 2 Bändern lDraht oder Kordel) gut um den vorher abgekratzten Ttamm gebunden und in einer Breite von 10 Ztm. diit haltbarem Raupenleim, der eine mindestens zweimonatliche Klebfähigkeit besitzt, bestrichen werden.
Die zum Fangen von Aepfelblütenstechern, ^bstmaden und andere:: Schädlingen etwa ange- wgten, sogenannten Jnsektenfanggürtel machen oen Klebring dann entbehrlich, wenn sie in ihrer öonzen Breite mit gutem Raupenleim zur oben- öenannten Zeit bestrichen werden.
Packpapier, Zeitungen und Tapetenstücke, ZLagenschmiere und ähnliche Materialien dürfen ZU Klebringen nicht verwandt werden. Wie mir verschiedentlich mitgeteilt worden ist, soll sich das U> der Germania-Drogerie Höchst a. M. käufliche ^elpapier sehr gut bewährt haben.
An jungen Bäumen mit einem Stammumfang
zu. etwa 20 Ztm. und den Zwerg- und Spalier- i^bstbäumen — letztere, soweit sie in Hausgärten ltehen — kann von der Anbringung von Klebriugen ubgesehen werden. In gemischten Beständen alter Uhd junger Bäume ist es jedoch zu empfehlen, auch
jungen Bäume mit Klebringen zu versehen.
In Anbetracht der Gemeinnützigkeit dieser Maßnahmen darf wohl erwartet werden, daß die Anlegung von Klebgürteln an den Obstbäumen Allgemein freiwillig znr Ausführung gelangt.
. Ferner ersuchen wir die Raupennester zu ent- ^suen. Die Unterlassung ist gemäß 8 368 Abs. 1 Äffer 2 strafbar.
Sossenheim, den 8.,Oktober 1907. z. Die 'Polizei-Verwaltung:
.J Mio. Bru in, Bürgermeister._
Ansschreiben.
«, Am 7. ds. Mts. ist aus den hiesigen städtischen Silagen eine Silbermöve in der Richtung nach ^liesheim-Frankfurt entflogen.
, Wir ersuchen um gefl. Nachforschung nach ■ . ^selben und Bekanntgabe in dortiger Gemeinde 11 ortsüblicher Weise.
Höchst a. M., den 10. Oktober 1907.
Die Polizei-Verwaltung.
Wird veröffentlicht.
Sossenheim, den 11. Oktober 1907.
Die Polizei-Verwaltung: 3950. Brum, Bürgermeister.
l-okal-^ackrickten.
Sossenheim, 12. Oktober.
— Schulnachricht. Nächsten Montag den 14. Oktober beginnt die Schule wieder.
— Rauferei. Am Donnerstag Abend, kurz nach 12 Uhr, langes zwischen einigen Budenbesitzern in der Hauptstraße am Juxplatz zu einem kleinen Handgemeng. Die Polizei war alsbald zur Stelle und stellte die Ruhe wieder her.
— Zahlt eure Handwerkerrechnungen! Die
Handwerkskammer zu Wiesbaden schreibt: „Jeder ordentliche Mensch bezahlt seine Rechnungen pünktlich, wenn er es kann. Es besteht aber leider vielfach, und zwar auch bei gutsituierten Leuten, die üble Gewohnheit, gerade die Handwerkerrechnungen gleichgültig beiseite zu legen. Dies ist doppelt unrecht, denn gerade der Handwerker, der monatelang gearbeitet hat ohne wesentliche Einnahmen, wartet oft mit Schmerzen auf sein Geld, um leben und seinen eigenen Verpflichtungen, die sich zu den Quartalsanfängen besonders reich und dringend einstellen, Nachkommen zu können. Man denke sich in seine Lage, wie er von Tag zu Tag hofft und wartet, wie er sorgenvoll den Tag beschließt und ebenso wieder beginnt, um freudlos an die Arbeit zu gehen, wenn die Früchte derselben sich so lang- lk sam und spärlich einstellen. So dürfen wir unsere Handwerker nicht behandeln, die einen besonders schweren Existenzkampf zu führen haben. Es ist Ehrensache, gerade ihre Rechnungen pünktlich zu bezahlen."
— Eine eigenartige Ortsbekanntmachung
ist am Rathause in Hattersheim zu lesen. Sie lautet: Im Interesse des Feldschutzes wird darauf aufmerksam gemacht, daß verschiedene Gemüsefelder mit Gift belegt worden sind, um auf diesem Wege die Feldfrevler zu erwischen. Die Polizeiderwaltung. — In Hattersheim will man also die Feldfrevler behördlicherseits gleich vergiften!?
— Preis- und Konkurrenz-Schießen im Gasthaus zum „Löwen". Die Schützen von hier haben ihr möglichstes getan, um die ausgestellten Preise zu erringen. Dreizehn großartige Preise sind im Lokale zur Ansicht ausgestellt, und es lohnt sich der Mühe, diese Preise anzusehen. Wer wird den Sieg davon tragen? Heute und die folgende Tage noch Fortsetzung des Schießens. Am Dienstag Abend Preisverteilung an die besten Schützen. Den Liebhabern für „Auge und Hand" kann man diese Gelegenheit bestens empfehlen.
* Heu- und Strohmaekt vom 11. Okt. (Amtliche Notierungen.) Heu per Zentner Mk. 3.00—3.40, Stroh per Zentner Mk. 2.50-2.60.
Eue ]Vab und fern.
— Höchst a. M., 12. Okt. Wegen Vergehen gegen ß 175 des Strafgesetzbuches wurde hier ein Arbeiter verhaftet, der wegen derselben Sachen schon einmal vorbestraft ist. — Einem hier wohnhaften Schlosser S. werden verschiedene Baubuden- Einbrüche zur Last gelegt und deshalb wurde er verhaftet.
— Zeilsheim, ll. Okt. Um seßhafte Arbeiter für ihr Riesenwerk zu gewinnen, haben die Höchster Farbwerke vor 6 Jahren in unserem Orte mit der Anlegung einer Kolonie begonnen. Auf dem erworbenen Gelände wurden nach und nach 200 Arbeiter-Wohnhäuser errichtet, für weitere 300 Häuser ist noch Baugelände vorhanden. Die Gemeinde will nun nicht die Genehmigung zum weiteren Ausbau der Kolonie erteilen, wenn nicht die Farbwerke außer den Schullasten auch die Armenlasten tragen. Auch verlangt die katholische Kirchengemeinde einen Zuschuß von
40 000 Mark für den Erweiterungsbau der Kirche, und die evangelische Gemeinde beabsichtigt, eine neue Kirche zu bauen und macht dafür auch finanzielle Ansprüche geltend. Auf den Ausgang des Streites ist man sehr gespannt.
— Schwanheim, 12. Okt. Am Donnerstag Abend 5 Uhr stießen auf der Waldbahnstrecke Unterschweinstiege-Schwanheim an einer Kurve zwei Waldbahnzüge gegeneinander. Ein Lokomotivführer und ein Schaffner, beide aus Isenburg, wurden schwer verletzt; der eine erlitt einen komplizierten Beinbruch, der andere starke innere Verletzungen. Sie wurden nach Frankfurt verbracht. Die erste Hilfe leistete die hiesige Sanitätskolonne, die unter ärztlicher Aufsicht wacker angriff. Der Materialschaden ist ziemlich bedeutend; die Wagen wurden über- und untereinander geschoben. Gegen 9 Uhr war die, Strecke .wieder frei. Das Unglück soll auf einen „Betriebsirrtum" zurückzuführen sein, der aber „noch nicht ganz aufgeklärt" sei.
Frankfurt a. M., 12. Okt. Am Donnerstag Abend kurz vor 9 Uhr ereignete sich ein Eisenbahnunfall im Außenterrain des Hauptbahnhofs, auf der Kreuzung zwischen Mainstation und Mainbrücke. Hier sollte der Personenzug Nr. 970 nach Darmstadt halten, um einen von Sachsenhausen kommenden Güterzug die Gleiskreuzung passieren zu lassen. Infolge starken Nebels bemerkte der Führer des Personenzugs das Haltesignal, rote Laterne, zu spät und so fuhr der Zug trotz Gegendampf und Schnellbremse dem Güterzug direkt in die Flanke. Fünf Wagen wurden zertrümmert und mit vielen andern auf alle vier Hauptgleise geworfen. Verletzt sind außer dem Heizer und einem Kinde noch leicht: Weinhändler Joh. Bonier aus Heppenheim, Elisabeth Erdmann aus Darmstadt, Margarete Meistnger aus Darmstadt, Georg Axt, Metzgermeister aus Eberstadt b. Darmsladt.
— Aus dem Maingau, 11. Okt. In einem Orte im Maingau traf vorige Woche der neue Ortsgeistliche ein, zu dessen Empfang große Vorbereitungen getroffen waren. In feierlicher Prozession erwartete ihn die Gemeinde am Bahnhof, und als der Zug einlies, stimmte alles den Begrüßungsgesang an, die Böller krachten und der Redner des Kirchenvorstandes machte sich im Stillen fertig zu der wohleinstudierten Anrede. Soweit war also' alles auf dem Posten und alles klappte vortrefflich, nur einer fehlte, — und das war der neue Herr Pfarrer, dessen Zug sich verspätet und der hierdurch den Anschluß versäumt hatte. Still kehrte die Heerde heim, ihr Hirte kam mit dem nächsten Zuge.
— Aschasfenburg, 11 . Okt. Im Juni 1903 wurde auf dem Büchelberg bei Aschaffenburg die Telephonistin Josefine Haas ermordet und beraubt. Bisher ist es noch nicht gelungen, den Täter zu ermitteln. Alle der Tat verdächtigen Personen mußten wieder auf freien Fuß gesetzt werden. Unter ihnen befand sich auch der Former Adolf Knoll, der dringend im Verdacht steht, der Mörder zu sein. Er wurde wieder verhaftet und ins hiesige Landgerichtsgefängnis eingeliefert. Anfangs leugnete Knoll hartnäckig, zur Zeit des Mordes, in Aschaffenburg sich aufgehalten zu haben; seine früheren Kollegen in der Herdfabrik von Koloseus erkannten ihn jedoch sofort wieder, worauf er seinen Aufenthalt hier zugab. Am Tage des Mordes wurde Knoll bei Koloseus am Vormittag entlassen, und nachmittags, um 5 Uhr etwa, wurde die Tat verübt. Als Knoll hier dem früheren Besitzer des Gasthauses „Zur Platane", Herrn Krämer, gegenübergestellt wurde, erkannte auch er ihn sofort wieder. Bei einer Abortentleerung in der Krämer- schen Wirtschaft, woselbst Knoll öfters verkehrte, fand man seinerzeit die goldene Uhr der Ermordeten vor. Die gegenwärtige Untersuchung wird das Weitere ergeben.