rufenett Zentral-Ausschusses und unter Benutzung der sozial- demokratischen Jugendorganisationen eintrat, zwecks organischer Zersetzung und Zermürbung deS militaristischen Geistes. Die auf Gerichtsbeschluß erfolgende Verlesung der in Frage stehenden Broschüre nahm fünf Minuten in Anspruch. — Dr. Liebknecht: Der Beschlagnahmeanirag bc- bauptet, ich habe Frankreich aus Deutschland Hetzen wollen. Diese Auffassung ist durch die Verlesung meiner Schrift vollkommen vernichtet, man kann sie kaum noch ernsthast aussprechen. Wir quälen uns auf nationalen und internationalen Kongressen im Schweiße untres Angesichts zur Verhinderung der Kriege das wirksamste Mittel zu finden, und der Oberreichsanwalt glaubt, wir hätten nichts Besseres zu tun, als Kriege zu provozieren. Beim Marokko- L . 5 verschreiben wir uns Jaurss nach Berlin, und Bebel soll nach Paris gehen, um für den Frieden zu wirken. Aber der Oberreichsanwalt entdeckt, daß wir einen Überfall Frankreichs auf Deutschland wünschen. — Präsident: Sie unterscheiden also, Herr Liebknecht, zwischen äußerem und innerem Militarismus. Unter äußerem Militaris- Mls verstehen Sie die Verwendung des Heeres im Kriege, unter innerem die im Falle eines Aufstandes. ~ Assöknecht: Nicht nur die Verwendung im Falle
eines Aufstandes. Es wäre auch denkbar, daß das Militär verwendet würde, um eine legale Volksbewegung nieder- zuwerfen, was jeder Freund der Demokratie in Deutschland „! ei un ^ eine große Zahl sehr einstußreicher Personen »tezept empfehlen. — Präsident: Wenn ich von m spreche, so meine ich auch nur irgend eine
Volksbewegung, nicht eine Revolution im engeren eine Volksbewegung legal sei, ist nur sichre Auffassung, die hier nicht in Betracht kommt. Sie fordern also für den äußeren Militarismus bas Recht für Volk, über Krieg und Frieden zu entscheiden? — Dr. Liebknecht: Die Entscheidung über Krieg und Frieden durch ... ioill jeder Demokrat und ich als Sozialdemokrat natirrlich erst recht. Man müßte sehr geringes Zutrauen in die Entwickelung der Menschheit haben, wenn nicht einmal diese Entwickelung sich friedlich sollte vollziehen können. Deshalb steht ja auch diese Forderung aus ihrem Minimalprogramm.
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, Bon einem Bierfaß erschlagen wurde hier- felbst der Biersghrer Holz. Er wollte von seinem ^"llen ein Halbtonnengebinde abladen. Hierbei rutschte das Faß ab und stürzte ihm auf den Kopf, so daß er sofort besinnungslos zusammenbrach. Auf dem Berletzun^ ^ e ’ ner Wohnung erlag er seinen schweren
_ * Alkenburg. Bei einer Schnitzeljagd, die das Olfiz-erkorps der hiesigen Garnison veranstaltet halte, W e Frhr. v. Ompteda mit dem Pferde und zog sich dabei eine Gehirnerschütterung zu. Auch Haupt- rnann v. Breitenbach, der persönliche Adjutant der Herzogs Ernst von Sachsen-Altenburg, ist in gleicher Weise verunglückt.
Beim Neubau des Königlichen Sch'osses wer selbst stürzte von dem an der rechten Ecke befind- uchen Turme ein Balken herab und fiel dem 32 Jahre alten Zimmergesellen Krug so unglücklich aus den Kopf, oatz ,hm die Hirnschale zerschmettert wurde. Der Tod trat aur der Stelle ein.
cu ^em Bahnhöfe Milsch wurde der Alt-
utzer Schulz aus Nickelskowo beim überschreiten der Gleise vom Zuge zermalmt.
Hier griff ein zum Schlachten geführter Äii v ÜEn Fleischer an, verletzte ihn schwer und quetschte ihn endlich zu Tode.
^ uf &er Menbahnstrecke Münster—Wanne Muig plötzlich auf der Lokomotive eine mächtige Stich- koüÜÜ? a - Ui m er ^ etimtn 3, die sogleich die Kleider des m Brand setzte. Um sich zu retten, sprang voller Fahrt befindlichen Lokomotive «J“,; ^vßer argen Hautabschürfungen und gefährlichen SÄ n ~ n m &eim u-'d an dm Händen ist der Sesährllche Sprung noch glücklich aSgelanfen.
Das Schwurgericht verhandelte wäh- früheren Postageilten und
wieder zu kommen und man versprach, ihm noch morgen Botschaft nachzuschicken.
Karriere sausten die Pferde Friedheim zu und, ganz m seinen Schmerz versunken, hörte Hellmann säst ohne Teilnahme die Erzählung des ihn fahrenden Knechtes an, wie man im Felde die Doppelbüchse Gärtners gefunden habe und jedermann diesen der verbrecherischen Tat anklage. Er, Hellmann, hatte nie dorilber Zweifel gehabt, und mußte sich, um das Maß aller seiner Leiden voll zu machen, sagen, daß der % r» eigentlich ihm gegolten habe, und daß die Geliebte das unschuldige Opfer einer wahnsinnigen Rache geworden sei. —
Zwei Tage nach dem Vorgefallenen langte Hellmann wieder aus dem Bahnhofe in Schwandorf an, wo ihn mne bereits telegraphisch bestellte Extrapost erwartete.
on versprach sein möglichstes, dm von tödlicher Ungewißheit fast Verzehrten an Ort und Stelle zu bringen Eine Botschaft hatte ihn auf dem Marsche erreicht, und heute vormittag erst war es ihm möglich gewesen, sich auf einige Tage Urlaub auszuwirken.
B;as hatte er während dieser Zeit nicht aus- gestanden! Die Verzweiflung sprach aus seinen Blicken, oer rastlos nagende Kummer saß in seinen Wangen llvbr jetzig jetzt mußte er von her Qual der Ungewißheit wenigstens, dieser fürchterlichsten aller Seelen- soltern, befreit werden. Noch auf der Fahrt wußte er gossen, ob er fürchten solle. Er wagte nicht, sich voraus zu sagen, ob er die Geliebte wieder genesend und neu geschenkt umarmen werde, oder "" ilf. ~ (>r vermochte den Gedanken nicht auszudenken.
Dre Pferde jagten schweißbedeckt dahin. , Endlich war man ans der Höhe, die hier die ganze Naäbebme beherrscht.
Hellmann saß zurückgelehnt in seinem Wagen, er
Bürgermeister Landwirt Peier Ufinger zu Ruppertshain in T. wegen Unterschlagung und Urkundenfälschung im Amte. Er hat als Postagent 517 Mk. unterschlagen und in vielen Fällen die Quittung des Gemeinderechners gefälscht, auch die Postbücher unrichtig geführt. Usinger wurde zu zehn Monat Gefängnis verurteilt.
002 Frankfurt a. M. Großer Schrecken entstand unter den Reisenden eines Versonenzuges auf der Strecke Frankfurt a. M—Darmstadt. Als der Zug sich Frankfurt näherte, wurden plötzlich Hilferufe laut, die eine Frau ausstieß. Alles sprang entsetzt von den Sitzen, und die Notbremse wurde gezogen. Als der Zug darauf zum Stehen gebracht war, suchte man nach der Bedrängten und entdeckte sie schließlich in einem Coups 2. Klasse bewußtlos am Boden liegend. Wieder zum Bewußtsein gebracht, fragte man sie nackt dem Vorkommnis und erfuhr, daß eine giftige Schlange soeben bei ihr im Coups gewesen sei. Man durchsuchte den ganzen Zug und fand schließlich unter den Heizungskörpern verkrochen — eine Blindschleiche vor, die sich ein Schüler von einem Ausflug mitgebracht hatte.
Hage«. Auf der Zinkhütte in Letmathe stürzie der Zinkschmelzer Giebel in die glühende Zinkmasse. Er erlitt schreckliche Brandwunden, denen er alsbald erlag.
Dortmund. Der Bergmann Nowack in Lanstrop (Westfalen) schickle seine 9 jährige Tochter zum Schlächter, um etwas einzukaufen. Als das Kind das Gewünschte nicht brachte, ergriff der Vater ein Schlachtmesser und brachte dem Kinde derart schwere Verletzungen bei, daß es bald darauf verstarb. Nowack wurde verhaftet.
Lötzen. Durch weibliche Eiielkeit in Todesgefahr geraten ist hier ein junges Mädchen. Das in den 20er Jahren stehende Fräulein Herta S., ein gesundes und kräftiges Mädchen, wollte statt ihres kirschroten Gesichts lieber ein blasses haben. Sie wurde plötzlich krank. Der Arzt kam und forschte nach der Ursache. Die Dame sagte, was sie beabsichtigt, nur das, was sie dazu genossen, verschwieg sie hartnäckig. Erst als sich ihr Zustand immer mehr verschlimmerte, sagte sie, daß sie Schreibkreide gegessen hätte, und zwar hatte sie ein Viertelpfund davon mit einem Male verschluckt.
Wle». Ein Lastautomobil der Firma Esdes rannte in der Lingerstraße an einen Baum an, riß diesen um und überfuhr auf dem Bürgersteig eine Dame, die zermalmt wurde. Die Persönlichkeit der Getöteten konnte nicht festgestellt werden.
Parts. Die Geschworenen verurteilten den Russen Law, . der am 1. Mai einen Schuß gegen einen Kürassier abfeuerte, ohne diesen zu verletzen, zu 15 Jahr Zwangsarbeit.
00 z — Der Weinhändler Pardoz Hierselbst erhielt dieser Tage den Besuch eines jungen Mannes, der sich als Architekt ausgab und angeblich den Auftrag hatte, bezüglich baulicher Veränderungen Umschau zu halten. Pardoz geleitete den Pseudoarchitekten selbst nach dem Keller, den dieser in einem geeigneten Moment plötzlich wieder verließ und absperrte, so daß Pardoz gefangen war. Der angebliche Architekt ging nun nach dem Kontor, sagte der dort beschäftigien Daine, ihr Chef ließe ihr mitteilen, sie möge sofort die auf dem Dachboden befindlichen Baupläne holen. Das Alleinsein benutzte er, um die Kasse, die einige hundert Frank enthielt, zu entleeren und zu verschwinden.
Toulon. In der Nacht vom Montag auf Dienstag versuchten hier zwei Männer auf einem kleinen Boote in eines der hiesigen Bassins zu gelangen; die Schildwache gab nach Anruf Feuer, doch gelang eS trotz sofort angestelltec Nachforschungen nicht, die Männer und das Boot zu erreichen.
# Madrid. König Mions hat dieser Tage dos Hochzeitsgeschenk in Augenschein genommen, das ihm
war ganz mit sich beschäftigt, er hatte keine Augen für die Außenwelt. Es war nur ein zufälliger Blick, den er, gerade als sie die Hälfte des Weges zwischen Friedheim und Dammhausen zurückgelegt hatten, hinunter in das Tal und auf die Naab warf, aber dieser Blick genügte, um ihm vor Entsetzen das Blut erstarren und die Haare sich sträuben zu machen.
Denn es war eine seltsame Flotte, die er da im Abendglanz so still und feierlich den Fluß binunter- fahren sah. In dem größten der Kühne vorn standen Geistliche in ihrem blitzenden Ornat und bei ihnen die Chorknaben mit dem Kruzifix und rauchenden Weihrauchfässern. Ihm folgte ein andrer niedrigerer Kahn, der einen Sarg enthalten mochte; aber er war von blühenden Kränzen und Sträußen überdeckt, daß man ihn nicht sah. Im Hinterteil des Schiffes saßen schwarz gekleidete Männer, vorn auf dem Stern stand ein Knabe im weißen Chorhemd und hielt an langer Stange eine flatternde Fahne mit dem Kreuze. Hinter diesem Schiffe war ein andres bemerkbar, das wohl die Glieder der trauernden Familie trug, und daran schloß sich dann ein reiches Trauergeleite, das auf einer Stenge von kleinen Schiffen und Kähnen regellos nachfnhc, aber still und ernst, daß man kaum einen Ruderschlag bemerken konnte, der ein Schiff lenkte oder vom Platze bewegte.
Hcllmann starrte totenbleich dies wundersame Schauspiel an; eine schreckliche Ahnung flog durch sein Herz, und ihm war, wie wenn darinnen etwas gespmngen sei.
„Was ist das?" fragte er endlich mühsam den Kutscher.
„Es wird jemand in Damnchausen gestorben sein," erwiederte dieser gleichgültig. „Sie haben ihren Kirchhof auf dem andern User und müßten eigentlich über die Brücke da unten. Wers aber recht vornehm treiben
seine Landeskinder gemacht haben. Es handelt sich um die Insel Cortegada, die in der Bai von Arosa, gegenüber den Häsen von Billagarcia und Carril, liegt und die für den Sommeraufenthalt des Königspaares eingerichtet werden soll, da die Sommerresidenz in San Sebastian Privateigentum der Königin-Mutter ist. Es ist kaum eine schönere Stätte an der spanischen Küste zu denken als diese Insel. Auf der etwa sechs Kilometer im Umkreise messenden Insel wohnten bisher einige Fischerfamilien, insgesamt siebzig Personen in achtzehn Häusern, die jedoch das Angebot der reichen Spanier, die ihrem König ein so großartiges Geschenk machen wollten, gern annahmen und ihre kleinen Besitzungen unter der einzigen Bedingung ver- foufien, daß die Kapelle der Encarnacion, ein berühmter Wallfahrtsort, unangetastet bliebe. Für 600 000 Pesetas ging die Insel an die neuen Besitzer über. Die ganze Insel soll zu einem Park umgewandelt und ein großer Anlegeplatz für Schiffe geschaffen werden.
Gibraltar. Der englische Dampfer „Mervinian" ist im Meerbusen von Biskaya untergegangen. Fünf Leute der Schiffsbesatzung und ein Passagier ertranken, der Rest wurde von dem griechischen Dampfer „Christofero Vagliano" gerettet und in Gibraltar ans Land gesetzt.
Petersburg. Das Bahnpostamt in Werchne- Dnieprowsk, wo sich ein Beamter und fünf Wachtmänner aufhielten, wurde von zehn Bewaffneten überfallen. Sie warfen zwei Bomben und eröffneten ein Revolverfeuer, durch das ein Wachmann getötet und der Beamte verwundet wurde. Durch Sprengung des Geldschrankes gelang es ihnen, 60 000 Rubel zu erbeuten. Vor ihrer Flucht machten sie Fernsprecher- und Telegraphen- Apparate unbrauchbar.
Warschau. Das Kriegsgericht verurteilte sechs zur Kampforaanisation gehörige Sozialisten zum Tode, die im Oktober v. in Wloclawek zwei Postwagen berauben wollten und dabei einige Soldaten verletzten sowie zwei töteten. Sie erbeuteten damals nur zweiundzwanzig Rubel.
Tokio. Die Cholera breitet sich in Totio in beunruhigender Weise aus. Es wurden an einem Tage 19 Fälle gemeldet.
Kunres Hlleriei
Eine Schwefelquelle ist auf dem Grundstück deS Bauern Pilzweger in Rednig in Niederbayern entdeckt worden. Da die chemische Untersuchung die Heilkraft der neuen Schwefelquelle ergeben hat, so wird im Frühjahr bereits ein Bad errichtet, dessen Heizung und Beleuchtung aus den in der Quelle vorhandenen Schwefelsauerstoffgasen bestritten wird.
123 Bände zusammengeredet. In den vierzig Jahren seit Bestehen des norddeutschen Reichstages, also von 1867 bis 1907, sind nach der,Tgl. Ndsch.' im Reichstage 123 Bände stenographischer Berichte herausgegeben worden. Jeder Band enthält durchschnittlich die Verhandlungen von 70 Sitzungen, und jeder Sitzungsbericht ist wiederum durchschnittlich 45 Seiten stark, so daß jeder Band im Durchschnitt 1350 Seiten oder 337'/- Bogen enthält, insgesamt hat also der Reichstag in 40 Jahren geredet: 123 Folianten mit 166 050 Seiten oder 41512'/- Bogen.
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Der Zeitungsjunge. Ein freundlicher, alter Herr, der einen kleinen Jungen ein dickes Packet Zeitungen tragen sah, sagte: Machen all diese Zeitungen dich nicht müde, mein Junge?" — „Nee: ick lese sie nich," antwortete der Bengel.
In junger Ehe. Sie: „Ich bin halb iotl" — Ec: „Natürlich! Alles machst du halb."
Kindlich. „Mutter, wenn der Mond halb ist, müssen dann die Mondbewohner sehr zusammenrücken?"
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will, der läßt sich aus dem Fluß hinüberfahren, und wer dem Toten die letzte Ehre erweisen will, nimmt seinen Kahn und fährt mit."
In diesem Augenblick ertönte aus einem Nachen, der dem der Geistlichen noch vorauf fuhr, eine wehmütige Grabmusik. Traurig zogen die Klänge über den Fluß hin — mitten in dem blühenden Leben der Natur eine erschütternde Mahnung an das Sterben und an das Grab.
Hellmann war das Herz zum Zerspringen voll.
Er wußte nicht, sollte er hinunter an 'die Naab eilen und nach dem Leichenzuge fragen, oder sollte er weiter —doch diePferde jagtendahin undnachzehnMinuten war er in Dammhausen vor dem Gasthofe angelangt.
Babette trat ihm weinend und schwarz gekleidet entgegen.
Er bedurfte Zeit, bis er ihre Erzählung anhören konnte. Noch in derselben Nacht, drei Stunden nach Hell- manns Abschied war Agnes ruhig und schmerzlos verschieden; ihre letzten Worte enthielten das letzte Lebewohl an Hellmann.
„Agnes muß Sie recht lieb gehabt haben," setzte Babette bei.
Heiße Tränen, die seinen Augen entstürzten, waren Hellmanns Antwort.
I Der Zug, dm er auf der Höhe gesehen, hatte Agnes zur letzten Ruhestätte gebracht. Er war um eine kurze Zeit zu spät gekommen.
„Und Gärtner?" ftagte er nach einer Weile.
„G'artner wurde gestern morgen in seiner Wohnung verhaftet," war Babettes Antwort. „Er ließ sich ruhig gefangen nehmen und sagte, als man ihn in das Gefängnis brachte: „Ich habe meinen Schutzengel getötet, ich werde slerben müssen."
;s Ende.