Kobrreg. Auf dem Gasanstatts-Neubau Hierselbst : wurden durch den Einsturz eines Gerüstes ein Arbeiter getötet und zwei verletzt.
Mönche«. Das hiesige Amtsgericht verhandelte am 10. d. über die Klage des Dr. Peters gegen den Major a. D. v. Donat wegen der Beleidigungen, die der Angeklagte als Zeuge im Münchener Petersprozeß : ausgesprochen hatte. Dr. Peters war nicht persönlich erschienen. Der Angeklagte, der sich selbst verteidigte, wurde zu 50 Mk. Geldstrafe und zur Tragung der Kosten verurteilt. Er erklärte, Berufung einlegen zu wollen.
x Der in dem Raubmordprozeß Niederhofer viel genannte Bruder des Angeklagten, der Kaufmann Karl Niederhofer, ist dieser Tage an Lungenschwindsucht gestorben; er stand im 33. Lebensjahre und hinterläßt seiner Witwe sechs unmündige Kinder in den ärm- licbsten Zerhältnissen. Der Verstorbene hat bekanntlich,
. erbittert über die ihm nach seiner Meinung widerfahrene Zurücksetzung, mit dazu beigetragen, daß das : Verfahren gegen seinen kürzlich zum Tode verurteilten ' Bruder David Niederhofer ausgenommen wurde, hat dann aber später vor dem Untersuchungsrichter von dem Rechte der Zeugnisverweigeruna Gebrauch gemacht. — David Niederhofer, der sich im Untersuchungs- . aefängnis aus eigenen Mitteln beköstigen darf, ist feit seiner Verurteilung vollständig gebrochen und weint Tag und Nacht derartig, daß es seinen Mitgefangenen absolut unmöglich ist, ihn zu beruhigen. Ec ist gegen Zuspruch jeder Art völlig apathisch und auch körperlich ganz verfallen. Ein Abschiedsbesuch seiner Braut Therese Koch, sowie seiner nächsten Anverwandten ! mit Ausnahme desjenigen seiner bedauernswerten ' Mutter, ist von der Staatsanwaltschaft nicht genehmigt : worden. Vom Tode seines Bruders Karl hat man . hm bisher keine Mitteilung gemacht. In maßgebenden ' Kreisen erwartet man, daß der Augenblick nicht megr ern ist, wo David Niederhofer durch ein Geständnis rgend welcher Art sein Gewissen erleichtert.
X Kissingen. Eine Denkmalsschändung wurde dieser Tage Hierselbst vollführt; man fand dre hier aufgestellte König Ludwig-Büste am Morgen völlig zertrümmert vor. Der Täter ist nunmehr in der Person des Forstpraktikanten und Hilfssachverständigen bei der Reblauskommission Woger aus Neuhaus a. I. durch die Kisstnger Polizei ermittelt worden. Er wird sich demnächst vor Gericht zu verantworten haben.
X Thor«. Den Eisenbahnfrevlern gehen die Gerichte neuerdings mit Recht scharf zu Leibe. So wurde der 20 jährige Gehilfe Franz Kilanowskr aus Plywazewo vom Schwurgericht wegen Gefährdung eines Personenzuges zu einem Jahr vier Monat Zuchthaus verurteilt. Der jugendliche Unhold hatte im Februar d. auf das Schienengleis die Strecke Strasburg—Schönsee einen Stein und ein großes Stück von einem Zementrohr gelegt. Glücklicherweise bemerkte das Zugpersonal das gefährliche Hindernis, so daß der Zug rechtzeitig zum Stehen gebracht werden konnte. Der Angeklagte hat in seinen Kinderjahren an Epuepste gelitten; der als Sachverständiger geladene Kreisarzt gab sein Gutachten dahin ab, daß dem K. eine gewisse Geistesschwäche angeboren sei und daß seine Geistes- tätigkeit beschränkt sei. Das Urteil lautete me oben angegeben.
Neurode. Der Altersrentner Kaulia auf dem Dominium Oberwalditz wurde von einem Eber m vre Wade gebissen. Er starb bald darauf infolge Ver- blutung.
Laibach. Bei Lienfeld in Krain ertranken im Hochwasser acht Menschen, die in einem Wagen fuhren.
Ctlli. In Trifail in Untersteiermark durchschnitt die 25jährige Aufsehersgattin Naglav im Irrsinn ihren drei Kindern und dann sich selbst die Kehle. Alle find tot.
Nancy. Dem Schatzmeister des hier tagenden radikalen Kongreffes Lefebvre wurde die ganze Kongreßkasse gestohlen, so daß die Mitglieder zur Deckung der Kongreßkosten von neuem Beiträge zahlen müssen.
Christiania. Der Dampfer „Frithsof" aus Tromsö, Kapitän Larsen, ist am 5. d., abends 10 Uhr, bei Kap Langenäes untergegangen. Das Schiff war durch Eis beschädigt worden und wollte auf Island einen Nothafen anlaufen. 15 Mann sind ertrunken. Der Maschinist wurde auf einer Schiffsplanke an Land getrieben und gerettet. Der untergegangene Dampfer war der des Nordpolfahrers Wellman, der ihn aus Spitzbergen nach Christiania zurückgebracht hatte und dann nach Island gegangen war, um den verschollenen Damvfer „Laura" aufzusuchen.
Novarä. Infolge unaufhörlicher Regengüsse sind
sind verbrannt, acht schwer und eine große Zahl leicht verletzt.
Lodz. Zwölf Bewaffnete überfielen hier zwei Milstärpatrouillen. Ein Soldat und ein Angreifer wurden getötet, vier Soldaten und einige Passanten verwundet.
Buntes HÜerlet
t. Prinz «nd Handwerker. Prinz Eitel Friedrich von Preußen scheint eine neue Richtung in bezug auf Verleihung von Ehrungen einzuschlagen, entspringend dem Grundgedanken, daß nur der persönlichen Arbeit ein außerordentlicher Lohn zuzuerkennen sei. Schon wiederholt hat der Prinz Auszeichnungen an Arbeiter verliehen, die bisher stets dem Meister und Arbeitgeber
Das lenkbare Luftfcbiff.
In der allerletzten Zeit ist die Luftschiffahrt in ein ganz neues Stadium der Entwickelung getreten. Die bahnbrechenden Erfolge des Grafen Zeppelin haben die Welt mit Er
staunen und Bewunderung erfüllt — die Zeit ist nicht mehr fern, wo das Problem des absolut lenkbaren Luftschiffes gelöst sein wird. Die große Streitfrage unter den
Aerologen, ob Ballon oder Flugmaichine, scheint vorläufig zugunsten des ersteren seine Erledigung gesunden zu haben. Auf unserm Bilde bringen wir die verschiedenen Konstruktionen von den Luftschiffen, die in letzter Zeit die öffentliche Aufmerksamkeit in so hohem Matze erregt haben. Wir sehen auf unserm Bilde das Luftschiff des Grafen Zeppelin, bas bereits, dem Steuer gehorchend, über Waffer und Land gefahren ist, dann das Luftschiff Parsevals, das in Berlin so großes Aufsehen erregte, und daS Luftschiff der deutschen Lustschiffer-Abteilung. Ferner das französtsche Militärlustschiff „Patrie" und das der englischen Militärluftschifferabteilung. Auch daS Luftschiff des Amerikaners Wellman, „Amerika", das zwar auf seinem Fluge nach dem Nordpol verunglückte, auf daS aber der kühne Polarforscher trotzdem alle seine Hoffnungen setzt.
Das c/eutsche MilitarluftschifT (Major Gross.) -Mktdsüures System. •*
Gas fcutzösfscfie Mflttär/uftschtir m /ktr/er
Ger* Bafforr des Majors Pansera.t. V/rstames System •
Ger Ba/fon des Grafen Zeppelin. »Starre* fystcm. -
■vlji.&fc
Das englische Militäiiuftschlfr.
r ejr' \
Das Wellmansche laftsch/ff „Amerika “
die Wasserläufe Stura und Ubbia in Piemont aus ihren Ufern getreten. Besonders ausgedehnte Verheerungen wurden im Tale von Lanzo angerichtet. Auch aus dem To ce-Tale, vom Simplon kommen ernste Nachrichten von Überschwemmungen und Erdstürzen in Varzo an der Simplonlinie; zwei Menschen kamen in der schwer heimgesuchten Gegend um.
Petersburg. In der Schlüffelburger Straße brach in der Nacht ein großes Schadenfeuer aus. Fünf große Mietskasernen, ausschließlich von Arbeitern bewohnt, brannnten vollständig nieder. Die gesamte Feuerwehr der Residenz war aufgeboten. Neun Personen
zufielen. Erst jetzt wieder verlieh der Prinz dem Malergehilfen Jasper aus Stralsund, der die Malerarbeiten in dem prinzlichen Jagdhause „Eiperort" auf dem Darß ausgeführt hat, eine goldene Schlipsnadel. Früher ward stets dem Meister derartige Auszeichnung zuteil.
* *
*
Strafe. A.: „Ich denke, ich werde ein Gedicht an den Sommer schreiben." — B.: „Los damit! Der Sommer, den wir gehabt haben, verdient es!"
Ein neues Wort. A.: „Ich bin Antialkoholiker." — B.: „Ja und ich Antiautomobiliker."
anzueignen, auch recht gut, allein sie kann und mag sie gar mcht bekämpfen, und das ist das schlimmste."
„Armer, armer unglücklicher Freund l"
- </J a r du hast recht, mich so zu nennen, denn ich bin doppelt — das Wesen, das ich so unaussprechlich «ebte, hat mich in jeder Hinsicht schmählich getäuscht und hmtergangen. Estrella wurde meine Gattin, nicht weil Ne mrch liebte, sondern weil sie hoffte, als meine Gatfin M dre Gesellschaft eingeführt zu werden, und da dies nun aus begreiflichen Gründen nicht geschieht, haßt ste mich, betrachtet sie mich als ihren Kerkermeister, »r einem gewissen Sinne bin ich es auch geworden, oenn wie könnte ich es wagen, sie unter fremde Leute zu bringen! Bei der ersten besten Gelegenheit.würde vergessen und den Namen ihres Gatten wonungslos brandmarken. Das aber ertrüge ich R nern, lieber sollen wir beide, sie und
ich, darüber zugrunde gehen!"
^^^er Baron war aufgesprungen und ging mit
großen, Schritten hastig auf und ab
freund beobachtete ihn mit ängstlichen Blicken, er wagte kein Wort des Trostes, denn welchen Trost Yä te er ihm auch bieten können, einem solchen Un- hafiL gegenüber! Armer Valentin, was mußte er
dieses Jahres gelitten haben! Wie bleich und verfallen sah der ehedem so kräftige und blühende 6"sier blickten die einst so freund- trcyen Augen, wie gebeugt und gebrochen war die einst so elastische Gestalt!
Üygtöü ist ein schlimmer Gast, und die Krank- yeiten der Seele richten oft verheerendere Verwüstungen E Krankheiten des Körpers; das sah Halden deutlich an dem zärtlich geliebten Freunde; dieser 6>ng zugrunde an seinem häuslichen Unglück. Und doch, woher Hilfe. Rettung schaffen?
Benno ergriff die Hand des Barons und zog ihn
sanft cm seine Seite.
„Erzähle mir alles," bat er in herzlichem Tone.
„Ja, du guter treuer Freund, dir will ich alles sagen. Du hast mich stets verstanden, du kannst ermessen, welch' namenlose Pein ich empfinde, denn ich liebe dieses Weib noch immer, noch immer!"
Er schlug beide Hände verzweifelnd vor sein Gesicht und lehnte sich müde und gebrochen an die Schulter des Freundes.
Wenn Benno Halden nicht so sehr mit seinem Freunde beschäitigt gewesen wäre, io hätte er bemerken müssen, wie sich der Fenstervorhang zur Seite schob, und ein Augenpaar mit starrem Staunen in das Zimmer spähte. Aber nur für einen Moment hatte Gertrud jede Vorsicht vergessen, eine Sekunde später kauerte ste wieder unbeweglich in ihrer vorigen Stellung.
Der Baron hatte nun so viel Fassung gewonnen, um dem Freunde alles sagen zu können; Bennos Hand mit herzlichem Drucke umschließend, begann er:
„Ich kam von meiner italienischen Reise hierher nach Schloß Bernburg mit dem Vorsatze, mir ein trautes Heim nach meinem Geschmacks zu gründen und einzurichten, denn, wie du weißt, hatte mich die Güte meiner verstorbenen Großtante zu einem reichen Manne gemacht. Ich hatte so viel gesehen, so viel bewundert, daß mir die Einsamkeit Bernburgs eine freudig begrüßte Wohltat war. Ich hatte schon früher das Schloß restaurieren lassen und hatte nun nichts mehr zu tun, als an die innere Einrichtung zu denken. Mit Geld ist alles bald erreicht — in kurzer Zeit war das Ganze zu meiner vollsten Zufriedenheit eingerichtet, und jetzt erst, als ich so einsam in diesen Gemächern hauste, kam ich aus den Gedanken, daß es Zeit
ei, eine Hausfrau in das Schloß meiner Väter zu ühren.
„Meinem Herzen war bisher jede Leidenschaft stemd geblieben; ich hatte so viele schöne Frauen und Mädchen gesehen und war an ihnen mhig und kalt vorbeigegangen, man hatte mich schon so oft scherzend einen Weiberfeind genannt, da schlug auch meine Stunde. Bei einem Spazierritte durch den Wald begegnete ich Estrella; ihre wunderbare Schönheit frappierte mich, dennoch hatte diese erste Begegnung keinen stärkeren Eindruck bei mir hinterlassen. War es Zufall oder mein Verhängnis, am nächsten Tage sah ich sie wieder. Ich hatte von ihrem einsamen Leben gehört und empfand Mitleid mit dem schönen Mädchen. Ich stellte mir vor, wie traurig eine solche Existenz für sie sein müsse, die ihre Mutter kaum gekannt und vom eigenen Vater in förmlichen Bann getan war. Ich wagte es, sie anzusprechen und mich als ihren Gutsnachbar vorzustellen. So begann unsre Bekanntschaft im Waldesgrün, und einige Wochen später schon hörte sie das Geständnis meiner Liebe von meinen Lippen.
„Wie das alles so rasch gekommen, ich fasse eS kaum selbst. Ich war wie im Fieber; bevor ich die Geliebte nicht mein nannte, hatte ich weder Rast noch Ruhe.
„Ich reiste zu dem Baron Raven und bat ihn um die Hand seiner Tochter. Er zeigte sich über meine Werbung sehr erfreut, nur knüpfte er an sein Jawort die Bedingung einer sehr raschen Verbindung. Damit kam er nur meinen heißen Wünschen entgegen, die nöttgen Formalitäten waren bald erledigt, und in kürzester Frist ward Esttella meine Frau."
Der Baron machte tiefaufatmend eine Pause; Benno drückte ihm teilnehmend die Hand.
Bei i Forlsetzung folgt.)