Sosscnhcimer Zeitung

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Mittwoch den 4. Juni

1919.

Bekanntmachung.

1. Während der letzten Wochen sind franzöfischs Grenzposten in zwei verschiedenen Fällen gezwungen gewesen, ihre Waffen gegen Zivlipersonen zu ge­brauchen.

Untersuchungen seitens der französischen Militär­behörde haben ergeben, daß in beiden Fällen die Posten erst nach wiederholtem Anruf geschoffen und daß sie in Ausführung ihrer Vorschriften gehandelt haben.

Die Zivilbevölkerung wird von neuem darauf aufmerksam gemacht, daß jede Person, die den Ver­such macht, die Grenze unter Umgehung der Grenz­posten zu überschreiten, die den Aufforderungen der­selben nicht gehorcht, oder die irgend welche Gewalt auf dieselben auszuüden versucht, sich der größten Gefahr aussetzt.

2. Außerdem hat der militärische Verwalter an- geordner, daß ab 28. Mai vormittags allen Per­sonen, die sich an der Grenze eines Betruges hin­sichtlich des Transportes von Lebensmitteln oder sonstigen Waren schuldig machen, die Grenzkarten und Passierscheine entzogen werden.

Der Militärverwalter des Kreises Höchst:

Ren6 Altmaher.

Vermißteavachforschung.

Die bei der Rückkehr unserer Kriegsgefangenen sich tnetende Gelegenheit, über das Schicksal unserer Vermißten weitgehendste Aufklärung zu erhalten, soll vom Kriegsministerium in folgender Weife ausge­nutzt werden:-

In den Durchgangslagern, welche die Kriegs­gefangenen beim Eintreffen in der Heimat passieren müssen, erhält jeder Kriegsgefangene eine Liste der Vermißten seines Truppenteils mit Ängehörigen- adreffen. Auf Grund dieser Liften sollen die Zu- rückgekehrten in den Durchgangslagern Angaben über das Schicksal ihrer Kameraden machen. Zeder be­hält seine Lifte auch beim Verlaffen des Durchgangs­lagers, um auch später noch weitere Angaben machen zu können.

Das Kriegsministerium kann diese Liften nicht vollständig aussteüen, da teilweise die Angehörigen- adreffen fehlen und noch Truppenmeldungen aus- stehen. Es muß daher die Hilfe der Angehörigen in Anspruch nehmen und bittet jeden, der bisher ohne irgend eine Nachricht über einen vermißten Heeresangehörigen ist, um sofortige Uebersenbung einer einfachen Postkarte (keine Briese oder Listen) mit folgendem Inhalt:

Abschriftseite: An das Zentral-Nachweis-Büro des Kriegsministeriums, Berlin N. N. 7, Dorotheen- straße 48. Angabe der Adresse des Absenders.

Rückseite: Angabe des Truppenteils, der Kom­pagnie usw., deS Dienstgrades, Namens, Vornamens, Geburtstages und Geburtsortes des Vermißten und Dag und Ort des Vermißtseins (deutliche Schrift ohne^ weitere Zusätze).

Sämtliche Nachforschungen durch das Zentral- Nachweis-Büro erfolgen kostenlos.

Höchst, a. M., den 28. Mai 1919.

Der Landrat: Klaus er.

Wird veröffentlicht mit dem Bemerken, daß wir ö«rn bereit sind, den erforderlichen Schriftwechsel zu führen. Man wolle sich an Zimmer 9 wenden.

Sossenheim, den 2. Juni 1919.

Der Gemeindeoorstand.

Bekanntmachung.

Auf Grund der Verordnung über die Bewirt­schaftung von Milch und den Verkehr mit Milch vom 3. November 1917 (R.-G.-Bl. S. 1005) sowie auf Grund der Verordnung über die Preise für Butter vom 25. August 1917 (R.-G.-Bl. S. 731) wird hiermit unter Aufhebung aller entgegenstehenden Bestimmungen für den Regierungsbezirk Wiesbaden angeordnet:

8 1. Sämtliche Kommunalverbände haben bis m n l^ns zum 20. Mai Erzeuger-Höchstpreise für Bollmilch und Magermilch ab Stall, sowie für utter ab Erzeugerstätte festzusetzen.

- 2' Die festzusetzenden Höchstpreise für Milch Ursen nicht übersteigen: für Vollmilch 56 Pfg. je

Liter ab Stall, für Magermilch 28 Pfg. je Liter ab^ Stall. Sofern durch den Kommunalverband die*Preisfestsetzung nach Fettprozenteu erfolgt, darf der Preis nicht überschreiten: 30 Pfg. je Liter ab Stall als Grundpreis mit einem Zuschlag von 8 Pfg. für jedes Fetlprozent.

§ 3. Der Höchstpreis für Butter darf nicht über­steigen 5 JL für das Pfund ab Erzeugerstätte.

Wiesbaden, den 10. Mai 1919.

__ Der Regierungspräsident.

Bekanntmachung.

Nach einer Mitteilung des Reichsverwertungs- amtes in Berlin hat sich das zuständige Ministerium veranlaßt gesehen, die bisher zur Verfügung gestell­ten geringen Bestände an Fahrradbereifung, sowie auch an Fah. rädern zurückzuziehen. Anträge auf Ueberlaffung von Bereifung und Fahrrädern sind daher zurzeit leider aussichtslos.

Höchst a. M., den 30. Mai 1919.

Der Landrat: Klauser.

Wird veröffentlicht.

Sossenheim, den 3. Juni 1919.

Der Gemeindevorstand.

Betr.: Ouartieravgelegenheiten.

Wir machen wiederholt darauf aufmerksam, daß die Einwohnerschaft nicht verpflichtet ist, französischen Soldaten ohne Qnartierschein Unterkunft zu ge­währen.

Wer trotzdem Soldaten ohne Quartierschein aufnimmt, hat keinen Anspruch auf Quartiergeld.

Zur Aufklärung wird nochmals bemerkt: Vom 14. Dezember 1918 bis 31. März 1919 sind die Truppen ohne Quartierscheine untergebracht worden. Das Quartiergeld wird also für diese Zeit ohne Vorlage des Quartierscheines gezahlt. Vom 1. April 1919 ab werden dagegen durch das Bataillon Quartierscheine ausgestellt. Wer von diesem Zeit­punkte ad einen solchen nicht in Händen hat, hat keinen Anspruch auf Zahlung des Geldes.

Ferner richten wir an die Einwohnerschaft die Aufforderung, alle in ihrem Besitze befindlichen, der Gemeinde gehörenden Gegenstände wie Betten, Stroh­säcken, Bettücher, Bettbezüge, Koltern, Waschschüsseln, Schränken zwecks Znoenturaufnahme in Zimmer 3 anzugeben.

Für Massenquartiere brauchen die Angaben nicht gemacht zu werden.

Sossenheim, den 3. Juni 1919.

Der Gemei ndevorstand.

Bekanntmachung.

Die Quartiergeber der französischen Besatzung werden ersucht, am nächsten Donnerstag, nachmittags von 25 Uhr, im Rathaus, Sitzungssaal, vor dem Herrn Major des Kantouuemeuts zu erscheinen.

Sossenheim, den 3. Juni 1919.

Bru m, Bürgermeister.

Grasverfteigernng.

Donnerstag, den 5. Juni d. Js., vormittags 8 Uhr, wird das Gras auf den Baumstücken im Unter­hain und Viehweg, hieran anschließend das Gras auf den Wegen am Obereschbornerfeld, ferner am selben Tage, nachmittags 6 Uhr, das Gras auf den Wegen im Oberhöchsterfeld (Anfang an der Kapelle),

Freitag, den 6. Juni d. Js., vormittags 8»/, Uhr, das Gras auf den Wegen im Unterhöchsterfeld (Anfang am Viehweg),

ferner am selben Tage, nachmittags 6 Uhr, das Gras auf den Wegen im Unteren-Rödelheimer- feld,

Samstag, den 7. Juni d. Js., vormittags 8'/, Uhr, das Gras auf den Wegen im Ober-Rödel- heimerfeld (Anfang am Riedrain) öffentlich meistbietend versteigert.

Sossenheim, den 3. Juni 1919.

_ Der Gemeindeoorstan d.

Bekanntmachung.

Am Sonntag dev 8. Juni, vormittags von 912 und nachmittags von 14 Uhr, findet im Rathaus, Sitzungssaal, eine Kontrolle der demo­bilisierten Militärpersonen der 1. Kategorie statt,

die während des Krieges zum Heeresdienst einge­zogen waren und vor dem 1. August 1914 in Soffenheim gewohnt haben.

Es haben somit auch alle Reklamierten und vor­zeitig Entlaffenen zu erscheinen, soweit sie zum Heeres­dienst eingezogen waren.

Die Militärpapiere sind vorzuzeigen.

Die Fehlenden werden bestraft.

Die Kranken, welche nicht erscheinen können, haben ein ärztliches Attest durch einen Beauftragten vorlegen zu lassen.

Sossenheim, den 4. Juni 1919.

Brum, Bürgermeister.

Lokal-JVacbricbtcn.

-ofsruhei«, 4. Juni.

Die Sommerschulferien der hiesigen Volks­schule beginnen am Montag den 21. Juli und enden am Mittwoch den 13. August; sie dauern mithin 3*/, Wochen.

Nette Zustande. Das .Kreisblatt" schreibt: Die Landwirte klagen darüber, daß ihre Kleestücke, Wiesen usw. öfters von Unbefugten ganz ungeniert abgeerntel werden. So traf ein Sindlinger Land­wirt dieser Tage in der Nähe der Farbwerke zwei junge Männer auf seinem Kleestück, die lustig drauf­los mähten. Auf seine Frage, wer ihnen das er­laubt hätte, antworteten sie: »Wer hat nach uns gefragt, als wir draußen waren! Uns soll nur- Einer kommen! An den Baum wird er gehängt" usw. Dann .arbeiteten" sie rüstig weiter. Wenn diese Auslassung Allgemeingut wird, dann kann's noch schön werden.

WaS ist Valuta? Ueberall ist heute von .Valuta" die Rede. Aber nicht alle wissen, was das Wort bedeutet. Besonders auf dem Lande, wo die Bauersleute im allgemeinen doch wenig Gelegen­heit haben, sich mit finanz- und börsentechnischen Dingen zu befassen, ist der Sinn der Fachausdrücke nicht immer bekannt. Etwas Aufklärung tut hier not, denn es sind bereits Fälle vorgekommen, wo unreelle Elemente versucht haben, in raffinierter Weise aus dieser Unkenntnis Kapital zu schlagen. Also was ist Valuta? Valuta nennen wir den Preis, der für das Geld eines Landes, z. B. die Mark Deutschlands im Gelde eines anderen Landes, z. B. in holländischen Cent gezahlt wird. Dieser Preis bleibt nämlich nicht immer der gleiche. Er kann steigen oder fallen, und die Ursachen und Wirkungen des Steigens und Faüens der Valuta sind sehr verschiedenartig und von großer Bedeutung. Im Frieden pflegte der Holländer für die Reichs­mark etwa 59,26 Cent zu zahlen, heute zahlt der Holländer etwa nur 31 Cent. In holländischer Währung ausgedrücki, ist also der Preis des hoüän- bischen Clrils gestiegen. Der Holländer kann jetzt mit weniger Geld seiner Landeswährung eine Reichs­mark kaufen wie früher. Das kann man sich an folgendem Beispiel klar machen. Wenn der Holländer in Deutschland für 100 Mark Waren kauft und der Deutsche ihm nun eine Rechnung über 100 Mark schickt, so kauft der Holländer die 100 Mark, die er zu zahlen hat, mit etwa 3100 Cent, während er früher, als die Mark noch 59,26 Cent wert war, 5926 Cent hätte zahlen müssen. Der deutsche Kauf­mann, der aus Holland Waren bezieht, kauft da­gegen teuerer. Denn wer in holländischem Geld zahlen muß und sich das holländische Geld neu an- schaffen will, muß jetzt für 3100 Cent 100 Mark opfern, während er früher für 100 Mark 5926 Cent erhalten hatte. Heute steht die deutsche Währung im ganzen Ausland sehr niedrig im Preis. Wenn wir also im Ausland heute Waren kaufen, so müssen wir sehr viele Reichsmark dafür zahlen. Die Ware wird uns also verteuert. Das behindert wieder ihre Einfuhr, denn die teuere ausländische Ware findet im Inland nur wenig Absatz. Umgekehrt wird die Ausfuhr deutscher Ware begünstigt, denn der Aus­länder kauft sie desto billiger, je schlechter unsere .Valuta" steht.

Nasiauische Landesdank und Sparkasse im Jahre. 1918. Aus dem soeben erschienenen