SossenheimerMuii
Amtliches Vekanntmachungsblatt für die Gemeinde Sossenheim.
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Amtlicher Teil.
Zusammenberufung der Gemeinde- Vertretung.
Die Mitglieder des Gemeinderats und der Gemeindevertretung werden unter Hinweis auf die §§ 68—75 °er Landgemeindeordnung vom 4. August 1897 zu einer Sitzung auf Dienstag, den 5. April 1921» abends 8 Uhr, in das Rathaus zusammenberufen.
Tagesordnung:
1. Verfügung des Herrn Vorsitzenden des Kreisaus- fchusfes vom 22. 3. 21. betr. Aufstellung eines Nachtragsetats für 1920.
2. Beschaffung einer Hakenleiter und eines Schlauch- . wagens.
3. Verfügung des Herrn Vorsitzenden des Kreisausschusses vom 21. 3. 21. betr. Bereitstellung von Mitteln für Erbauung von Wohnungen zur Behebung der Wohnungsnot.
4. Kommissionsberichte.
Sossenheim, den 1. April 1921.
Brum, Bürgermeister.
Holzversteigerung.
Am Mittwoch, den 6. April ds. Js, vormittags 10^ Uhr, werden im Sossenheimer Gemeindewald, belegen in der Gemarkung Ruppertshain, an Ort und Stelle versteigert:
1. Nutzholz:
142 Stück Nadelholzstämme = 77.70 Festmeter.
166 Stück Nadelholz-Nutzscheit, 3 Meter lang.
78 Stück Stangen 1. Kl.
42 „ .. 2 . ..
20 „ „ 3. „
2. Brennholz:
60 rm Eichenknüppel.
0,60 Hdt. Eichenwellen.
2 rm Buchenknüppel.
78 rm anderes Laubholz, Knüppel (Birken).
1800 anderes Laubholz, Wellen (Birken).
28 rm Nadelholz-Knüppel.
Der Zug 8.30 Uhr ab Höchst kann benutzt werden,
Sossenheim, den 1. April 1921.
Brum, Bürgermeister.
Lokal-Nachrichten.
Sossenheim, den 2. April.
— Weißer Sonntag. Es gehen morgen hier in der katholischen Kirche zur ersten hl. Kommunion 45 Knaben und 30 Mädchen, zusammen 75 Erstkommunikanten.
— Konfirmation. Morgen werden hier in der evangel. Kirche 19 Knaben und 19 Mädchen konfirmiert.
— Der Gesangverein „Freuridschastsklub* veranstaltet am Sonntag, den 17. April, unter gefälliger Mitwirkung des Sossenheimer „Zitherquartetts", im Saale „Zum Löwen" einen Theaterabend. Das Programm chird noch bekannt gegeben. Karten zu der Veranstaltung sind im Vorverkauf erhältlich in dem Friseurgeschäft Heider, in den Geschäften bei Karl Brum, Joh. Dav. Roß, August Häuser, sowie bei allen Mitgliedern zum Preise von 2.50 JL
— Theaterabend des Sportvereins 07. Wie bereits in der letzten Nummer bekannt gegeben, veranstaltet der Verein am 17. April im „Nassauer Hof" einen Theaterabend. Der Eintritt beträgt aber nur 2.— JL Und nicht wie berichtet wurde 2.50 JL.
— Vom April. Der Monat April hat sein Regiment angetreten und wird uns nach alter Gewohnheit für rnehrere Wochen wieder einmal von einer Launenhaftigkeit in die andere jagen. Zwar hat er sich in vielen Fällen schon besser erwiesen als sein sprichwörtlicher Auf, aber auch dem besten April war nie ganz zu trauen. Cr ist der Monat, in dem die Natur erwacht. Schon
den letzten Märztagen hat sie begonnen sich ihren Winterschlaf aus den Augen zu reiben. Nun wirkt sie shr Gewand. Den grünen Sammet junger Saatfelder breitet sie um ihre Glieder. Blüten steckt sie sich in das Haar, Blattzweige, Halme und Blumen. Im Sonnenlicht blitzende Quellen bilden ihr Geschmeide. Mrt blauen Himmelsaugen lacht sie Mutter Erde an. Ihr Haar sind die Sonnenstrahlen und das Jauchzen der Vögel, °as Summen der Käfer ihre Stimme. Alles winterliche "eid ist nun vergessen und begraben. Nur die Gegenwart hat recht und diese Gegenwart ist der Frühling in lener zarten Form, wie er sich im Aprilmonat offenbart.
Samstag den 2. April
— Bauernregeln für April. Die Unsicherheit, mit der sich im April die Witterung einstellt, färbt auch auf die vom Landmaun für den Monat April geprägten Wetterregeln ab — es ist keine Einheitlichkeit in ihnen enthalten. Während die einen von Kühle und Nässe sich Erfolg für die Ernte prophezeien, sprechen die anderen von warmer Witterung, selbst von Gewittern. Es scheint demnach, daß die Unsicherheit des Wetters, wie sie für den April typisch ist, eine direkte Vorbedingung für einen normalen Ernteverlauf sein muß. Wie dem auch sei, jedenfalls seien die einzelnen Arten Wetterregeln, die auf den April gemünzt worden sind, nachstehend angegeben. Jeder möge sich daraus diejenige wählen, die ihm am geeignetsten erscheint. Sie lauten: „Des Aprils Lachen
— verdirbt des Landmanns Sachen", dagegen aber zugleich „Bauen im April schon Schwalben — gibt's viel Futter, Korn und Kalben" und umgekehrt wieder „Donnert's im April — so hat der Reif sein Ziel." Andere sauten: „Wenn der April bläst in sein Horn — so steht es gut um Heu und Korn", dagegen wieder „Im April muß der Holunder sprossen — sonst wird des Landmanns Mien' verdrossen", bezw. „Je früher im April der Schlehdorn blüht — je früher der Schnitter zur Ernte zieht." Daß man aber keinesfalls dem April trauen kann, das besagen die beiden wohl immer unbedingt zutreffenden Bauernregeln: „Sei der April auch noch so gut — er gibt dem Bauer eins auf den Hut" und „April — tut was er will."
— Papiergeld gesundheitsschädlich. Unser Papiergeld hat nicht nur — wie bereits oft genug ausgeführt
— auf die Gesundung unseres Wirtschaftslebens einen schädlichen Einfluß, sondern es ist auch im nichtbildlichen Sinne gesprochen direkt gesundheitsschädlich. Schon das Metallgeld galt, wenn es lange im Umlauf war, allgemein nicht als besonders appetitlich und als eine Quelle der Uebertragung verschiedener Krankheitserreger. In weit höherem Maße ist dies beim Papiergeld der Fall. Denn während auf dem kalten und glatten Metall sich die Bazillen nicht lange lebensfähig hielten
— auch die Oxydierung der Münzen wirkte bagillenvernichtend —, ist aus dem Papiergeld der Fall gerade umgekehrt. Auch ein Papierschein erscheint zwar auf den ersten Blick geglättet. Nehmen wir ihn aber unter das Mikroskop, — oft genügt schon eine etwas starke Lupe, — so sehen wir auf dem Papier tausende von kleinen Unebenheiten, wie sie eben jedes andere Papier unter dem Vergrößerungsglase ebenfalls hat. In diesen Unebenheiten siedeln sich die Bazillen gleich kolonieweise an. Schmutz, Staub und Schweiß, der am Papiergeld haften bleib, sodaß es zuweilen dierkt „klebt", bieten weiter einen günstigen Nährboden für gesundheitsschädliche Bazillen aller Art. Man soll deshalb bei ständiger Beschäftigung mit Papiergeld — als Geschäftsmann, Kassierer u. dergl. — grundsätzlich die Vorschrift gebrauchen, vor etwaigem Essen gründlich die Finger zu waschen. Eigentlich sollte dazu schon die „Abfärbung", die der Finger almählich bekommt, von allein Veranlassung geben. Da es aber in dieser Hinsicht gedankenlose Naturen gibt, sei auf die durch eine unterbliebene Reinigung der Hände drohende Gesundheits- schädigung hiermit an dieser Stelle nochmals besonders hingewiesen. Keine Vazillenfurcht aber auch keine übertriebene Sorglosigkeit.
— Was kostet eine Banknote? Als Ersatz für unbrauchbar gewordene Reichsbanknoten berechnet die Reichsbank die Herstellungskosten, die sie neben anderen Gebühren in Abzug bringt, wie folgt: eine Reichsbanknote zu 1000 Mark 1.50 Mark, eine solche zu 100 Mark 1.20 Mark, zu 50 Mark 1 Mark, zu 20 Mark 90 Pfg., zu 10 Mark 20 Pfennig.
— Eheliche Treue bei den Vögeln. So wahr es auch ist, daß die Tauben die zärtlichsten Liebhaber und die peinlichsten Beobachter der Gesetze der Galanterie sind, so wenig ist andererseits daran zu zweifeln, daß sie es im Punkte der ehelichen Treue nicht eben genau nehmen. Das gilt nicht nur für die wilden Tauben, sondern auch für die Haustaube, die sich durchaus nicht scheut, den Ehekontrakt mit einem kühnen Schnabelhieb zu zerfetzen. Bei dem Wettbewerb um die eheliche Zuverlässigkeit gebührt in der Vogelwelt unstreitig den Schwalben der Preis, denen auch die bösesten Zungen in dieser Beziehung nichts nachsagen können. Während es bei den Tauben ein Ausnahmefall ist, daß der überlebende Gatte dem toten Ehegesponst über eine Saison hinaus die Treue hält, würde eine derartige Pietätlosigkeit bei den Schwalben einen unerhörten Skandal bedeuten. Ihre erste Liebe bleibt gleichzeitig ihre einzige, die erst mit dem Tode erlischt, und daß der Tod der beschworenen ehelichen Treue ein Ziel setzt, ist eine Vorstellung, die das sittenstrenge Schwalbenvolk gar nicht zu fassen vermag.
1921
— Der Heiminstinkt der Tiere. Bisher hat man geglaubt, daß nur die höheren Tiere das Vermögen hätten zu dem Ort zurückzufinden an dem sie heimisch sind. Das ist indessen ein Irrtum, wenn der Heiminstinkt natürlich auch bei den niederen Tieren im allgemeinen uicht so stark ausgeprägt ist. Vor einiger Zeit unternahm man einen interessanten Versuch mit einigen Krabben, die man von ihrem „Heim" entfernte und erst einige zehn Kilometer entfernt wieder freiließ. Es gelang allen den Rückweg zu finden. Nicht minder bemerkenswert sind drei Reisen, die von einem Falken, eineni Hund und einem Esel gemacht wurden. Der Falke wurde von den kanarischen Inseln nach einem Gut in Spanien geschickt. Hier wurde er freigelassen, und 16 Stunden später war er wieder in seiner Heimat. Der Hund, der aus Mentane an der Riviera stammte, wurde nach Wien gebracht. Hier wurde er von Heimweh ergriffen und legte den langen Weg von der österreichischen Hauptstadt nach seinen: früheren Hein: zurück. Die Reise des Esels war indessen die merkwürdigste und romantischste. Er hatte an einer Stelle der spanischen Küste Schiffbruch gelitten und fand sich von dort nach Gibraltar zurück, ein Weg, der nicht weniger als 300 Kilometer weit war.
Eingesandt.
Friedh ofsangelegenh eiten.
Seit 2 Jahren ist die auf dem Friedhose befindliche Wasserpumpe so defeckt, daß eine Wasserentnahme aus derselben unmöglich ist. Das Publikum, das seinen Angehörigen, die auf den: Gottesacker ruhen, durch Pflege der Gräber ihr stetes Andenken bewahrt, ist durch die Mißverhältnisse gezwungen, das Wasser den weiten Weg von seiner Wohnung mitzunehmen, oder ist auf Gnade und Barmherzigkeit der Anwohner in den letzten Wohnstätten angewiesen, um auf diese Weise eine Gießkanne voll Wasser zu erhalten. Wäre hier nicht am Platze, daß die Gemeinde helfend einspringen würde, um die jahrelangen Mißstände einmal zu beseitigen. Vielleicht helfen diese Zeilci: in dieser Angelegenheit.
Einer für Viele.
Aus dem Gerichtssaal.
(Höchster Schöffengericht.)
— Unpassende Unterhaltungsgegenstände. Der
Händler G. M. aus Sossenheim hat bei einer freund- nachbarlichen Auseinandersetzung seinen Partner nnt einer Zinkwanne „schlagend" zu überzeugen gesucht. Er muß dafür 150 JL Strafe zahlen.
Aus Nah und Fern.
— Rosenheim, 30. März. Eine Brandkatastrophe hat die Ortschaft Grafenschlag (Südbayern) beinahe völlig vernichtet. Von den 62 Häusern und Anwesen wurden 56 vernichtet. Ein Greis, zwei Frauen, drei Kinder und viel Vieh sind in den Flammen umgekommen. Auch die Pfarrkirche wurde eingeäschert. Der Schaden beträgt, da auch viel Getreide verbrannt ist, mehrere Millionen JL
— München, 31. Mürz. Am Montag unternahm ein Student nnt der 19 Jahre alten Offiziantenstochter Lina Strohmater und und der gleichalterigen Kaufmannstochter Jda Lehm, beide von hier, eine Kahnfahrt im Kochelsee. Jedenfalls beim Platzwechsel kam der Kahn zum Kentern. Alle drei Insassen sielen ins Wasser. Während der Student sich durch Schwinunen nach einem anderen Schiff retten konnte, ertranken die beiden Mädchen.
— Königsberg i. P., 31. März. Ein Verbrechen, das von der außerordentlichen Verrohung der heutigen Jugend ein beredtes Zeugnis ablegt ist hier verübt worden. Der siebzehnjährige Fürsorgezögling Karl Janson erwürgte seine schwangere Mutter mit einer Schnur, versteckte die Leiche unter den: Bett und flüchtete dann unter Mitnahme aller Wertsachen.
Zeitbilder.
Wenn das Osterfest vorüber — und die Tage heller bleiben
— wenn im Garten auf dem Lande.— alle Bäume Blüten trerben, - regt sich :n des Vaters Busen — auch der Drana nach der Natur, - zwar besitzt er vor dem Äre — einen Schrebergarten nur. — doch auch diesen jetzt zu offenen — treibt es ihn mit aller Macht. — dast er freundlich sich erfülle
- mit des Frühlings Blütenpracht. - Sonntags,nora?ns schon um sünse, - angetan mit alten Hosen. - reinigt Vater s Kn Garten - erst mal von Konservendosen. — alten Eimern Tövfen Flaschen — und was sonst an Wintertagcn — ihm d'ie^ liebevollen Nachbarn - über seinen Zaun getragen. - Dann beainnt er umzugraben, auszuroden Mist zu streuen - und mit ahnüch schonen Dingen — Herz und Sinne zu erfreuen - Leute, die vorübergehen. - pflegen meistens klug zu schwatzen.