SosscnbeimerZeitung

Amtliches Bekanntmachungsblatt für die Gemeinde Sossenheim.

Zeitung erscheint wöchentlich zweimal und zwar Mittwochs und Samstags. Abonnementspreis Monatlich 10 50 Mt. frei ins HauS geliefert oder iw Verlag, Hauptstraße 126, abgeholt.

Achtzehnter Jahrgang.

Druck und Verlag von Karl Becker Witwe in Sostenherm.

Anzeigen werden bis Mittwoch- und SamStag- Vormittag (größere am Tage vorher) erbeten und kostet die einspaltige Petitzeile oder deren Raum 1.25 Mk., bei Wiederholungen Rabatt.

Ur. 44

Zarnstag den 3. Juni

1922

Pfingsten.

Das fernste Tal liegt nun im Blühen, Ein Jubilieren weit und breit, Vermüdet-zage Herzen glühen,

Vor Freude, Lust und Seligkeit.

Sei uns gegrüßt, du Tag der Pfingsten, Kehr heut mit deiner Gnade ein Bei jedem, selbst bei dem Geringsten,

Und wecke tiefes Göttlichsein!

Erfüllung ward nun letztem Ahnen,

Die Welt gleicht einem Wunderland.

Schon blühn im Felde die Cyanen,

Von blauem Himmel überspannt.

Noch drängt ein süßer Duft von Flieder Sich durch der Gärten bunte Reih'n,

Und Blütensterne rieseln nieder Wie Träume in die Nacht hinein . . .

Was wollt Ihr Euch mit Sorgen plagen In dieser blühnden, goldnen Zeit?

Wenn auch aus schmerzzerwühlten Tagen Brennt tief im Herzen Euch ein Leid: Vergeht in dieser Feierstunde,

Was fremd Euch Eurer Gottheit macht, Und preiset froh mit lautem Munde Den Schöpfer all der Lenzespracht!

So wie in Wald und Flur und Auen Erglänzt der Hoffnung junges Grün,

So laßt auch Ihr erneut Vertrauen Durch Eure wunde Seele ziehn!

Seid Jünger, jenen Geist zu mehren,

Der einst in Flammenzungen sprach,

Daß einst bis zu den fernsten Meeren Der Welt ein Völkerpfingsten tag'! . . .

Nun ist auch das dritte Hochfest der christlichen Kirche herangenaht. Pfingsten! Im Ueberschwang neuen Lebens Vinet die Natur. Auch das letzte Gesträuch ergrünte Und erblühte unter dem Wärmehauch der Sonne. Als seien Gottes Sterne zur Erde gefallen: Ueberall glitzert's Und funkelt's. Dicht und voll stehen die jungen Saaten Un Feld, selbst der kleinste Garten gleicht mit seinem Ulannigfaltigen Blumenflor einem Paradiese. Hell und Uielodisch liegen Wald und Feld im Lied der kleinen Wederten Sänger, und Sang und Klang echot in Wald- und Talgründen.Nun armes Herz, vergiß der 7ual . . ." Ob auch die Welt, unser liebes Vaterland Uisbesondere, im grauen Gewand der Sorge und bitteren Wds einhergeht, ob auch noch so wenig Ausblicke auf Besserwerden und Erträglichsein vorhanden zu sein scheinen: das war noch immer so, daß nach dunkelsten, Erbittertsten Stunden einmal wieder die Sonne auf- 9lüht. und all das wieder lebensfähig und lebensfreudig Aacht, das entsäftet und entkräftet und lebensmüde am Zvden lag. Himmelblaues Sehnen durchzittert und chrrchglüht die tiefsten Tiefen unserer Seele, und den Menschen, der täglich das Zerrbild und das alles Edle ^nd Göttliche niederzwingende Muß des Alltags hat ^Npfinden und fühlen müssen, zieht's hinaus in den goldenen ®om der Natur, um wiederzugewinnen, was ihm in 'ebensunmutigen und lichtarmen Stunden verloren ging.

Pfingsten, das Fest der Freude! Wohl keiner, der !sch den Wundern verschließen kann, die nun wieder s^er die Erde ausgestreut sind. Doch die Freude an ^r neuerwachten Natur ist's nicht allein, die uns durch- s^Ien und froh machen soll. Zum Pfingstfest gehört ^chch etwas anderes, das wir uns ganz zu eigen machen Müssen, und das ist ein bewußtes echt christliches Fühlen, gerade in unseren Tagen ist es bitter notwendig, einen Aingstiichen Glauben in uns wach zu halten, einen Ängstlichen Glauben, wie er in die Herzen der drei­tausend Täuflinge drang, die Hörer der ersten Pfingst- ^edigt durch die Jünger waren, auf die der heilige ^eist mit Sturmesbrausen kam.

. Wir begehen Pfingsten als das Fest der Ausgießung heiligen Geistes. Das Fundament, auf dem einst ® le kleine Schar der Jünger Christi allen damaligen ^walthabern zum Trotz eine neue Religion erbauten, Wt selbst einer Welt voll Lug und Trug und An- Wdupg, voll schnöder Habsucht und niederer Gewinv- Welerei Stand gehalten. Und tobten auch noch so viele stürme, und nagten auch Spott und Verhöhnung Arner wieder von neuem an der ersten christlichen Groß- Ä: nichts hat das edle Werk zu erschüttern vermocht. Zstt wie ein Fels in wild sich aufbäumendem Meer [ Q 9t der christliche Glauben nun fast zwei Jahrtausende £ die Zeiten. Das Werk, das einst das Häuflein Fristen zu heiliger, edler, Begeisterung entflammte, ^ wollen es nicht als bloßes Menschenwerk dahingestellt ?'ssen. Der Geist Gottes, der so mächtig und siegs- bwußt die erste Christengemeinde erfüllte, möge er Äch die heutige Menschheit durchdringen, die sich in Kader und Zwietracht und Haß und Streit und niederem zu zersetzen droht. Und ob auch Ueberweise mit

listigem Gerede immer wieder versuchen, den Einfluß der christlichen Religion auf das Volksherz abzuschwächen oder gar zu beseitigen: jeder Lebenserfahrene und in den Segnungen der christlichrn Religion Gefestigte wird sich nicht beirren lassen und getrost und zuversichtlich den Pfad weitergehen, der durch rauhe und finstere Nächte sich zu den Sternen windet, zum Land Gottes. Das erhabene Monument, das die erste Psingstgemeinde sich errichtet, wird leuchtend selbst aus allem Zwiespalt unserer Zeit ragen und der christlichen Welt immer neue, sich selbst getreue, Jünger zuzuführen. _

Eltern-Beiratsrvah l.

Für die am 18. Juni stattfindende Elternbeiratswahl find die Kandidatenlisten bis zum 8. Juni (einschließlich) bei dem Unterzeichneten Vorsitzenden des Wahlvorstandes einzureichen. Die Listen müssen mindestens 16 Namen enthalten und wenigstens 20 Unterschriften von Wahl­berechtigten aufweisen. Listenverbindung ist unzulässig. Wahlvorschläge, die Namen enthalten, welche auch' auf anderen Wahlvorschlügen stehen, sind ungültig. Nach dem 8. Juni dürfen Wahlvorschläge nicht mehr ange­nommen werden.

Sossenheim, den 3. Juni 1922.

Der Wahlvorstand. I. A.: Karl Kitzel.

Lokalnachricht e n.

Beim Baden ertrunken. Am Donnerstag nach­mittag forderte das Baden im freien Main gegenüber der Brücke über die Nidda in Höchst wieder ein Todes­opfer. Der 18jährige Peter Far> von hier, der in einem Zahnatelier in Höchst tätig war, badete im freien Main, obwohl er des Schwimmens unkundig war. Er kam an eine tiefe Stelle nnd versank. Bei noch zweimaligem Hochkommen schrie er um Hilfe, worauf sein. Kamerad ihn packen wollte. Doch mußte ihn dieser wieder los­lassen, wenn er nicht selbst mitertrinken wollte. Die Leiche des Vernnglückten wurde am Mittwoch Abend gegen 7 Uhr etwa 30 Meter unterhalb der Unfallstelle auf­gefunden und geländet. Die Beerdigung fand heute nachmittag um 3Va Uhr hier statt.

Die Spar- und Hülssbasse eingetr. Gen. mit unb. Haftpflicht hat in ihrer letzten Generalversammlung am 28. Mai 1922 bei ihrer Jahresrechnung und Bilanz- Veröffentlichung vom Rechnungsjahr 1921 einen guten Fortschritt nachgewiesen. Der. bare Geldumsatz betrug 1157 056,59 A, der Gesamtumsatz 3 214185,92 A, auf Sparkasse wurden eingezahlt 498 624,37 A,. abgehoben und abgeschrieben wurden 464873,87 A Das Geschäfts­vermögen betrug Ende 1921 810 281,24 A Der Rein­gewinn von 1921 beträgt nach Rückstellung von 12 000 A für Verwaltungskosten noch 4496,83 A und soll nach Beschluß der Generalversammlung 3153,99 A den Re­serven zugeführt und 1 342,84 A - 6% Dividende den Mitgliedern verteilt und gutgeschrieben werden. Der Genossenschaftsanteil wurde laut Versammlungsbeschluß von 100 A auf 300 A erhöht. Die Kasse ist dem Verband der nass, landwirtsch. Genossenschaften in Wies­baden und der Genossenschaftsbank in Wiesbaden an­geschlossen. Sie hat in den letzten Jahren bedeutende Fortschritte nachgewiesen, welche davon zeugen, daß ihr das Vertrauen der Einwohnerschaft gesichert ist.

Lokal-Fahrplan.

Ab 1. Juni 1922.

w nur Werktags. Sa nur Samstags. So nur Sonn- u. Feiertags. Mo nur Montags. Fett gedruckt Eilzug. D zuschlagspflichtiger Schnellzug.

Strecke FranksurtWiesbaden.

HöchstFrankfurt: D 5.54, 6.16 w, 6.32 w, 7.08 w, 7.16 w, 7.30, 8.09, 9.69, 11.37, 12.49 (nur bis 7. 10.), D 2.13. D 2.38, 4.35 w, 5.34, 6.47, 7.10, D 8.21, 10.20 w, D 10.39, D 10.49, 12.03.

FrankfurtHöchst: 6.03 w, 6 32, 6.17 w, D 7.14, D 7.24, D 8.42, 10 53, 12.15 (nur bis 7. 10.), 12.22,

I. 26 w, D2 20, 2,43 Sa., 4.12 w, 4.22 w (Sa. nicht),, 4.42 w, D 5.00, 5 44, 6.24, 6 35, D 7.25, 9.16, D 12.32.

HöchstWiesbaden: 6.19 w, 6.49, 6 33w (bis Hattersh.), 6.43, D 7.29, D 7.39, 8.16, D 8.57, 11.10, 12.32 (nur bis 7. 10.), 12.39, 1.42 w, D 2.36, 2.49, 2.69 Sa., 4.30 w, 4.36 w (Sa. nicht), 4,69 w, D5.16, 6.00, 6.38, 6.51, D 7.25 (bis 31. 8.), D 7.40, 9.33, 10.45, D 12.46.

WiesbadenHöchst: 407, D5.16, 5.00 w, 5.31 w, 6.03 w, 6.48, 7.07, 8.56, D 10.28 (bis 31. 8 ), 10.35,

II. 57, 12.12 (bis 7. 10 ). D 1.34. 1.06, D2 00. 3.32 w, 4.32, 5.10, 6,08. D 7.43, 8.12, 9.20 w, D 10.00, D 10.12, 10.64.

Strecke FrankfurtLimburg.

HöchstFrankfurt : 5.09, 6.18, 5.59 w, 6.14 w,

6.24 w, 6.31, 7.05w, 7.24 w, 8.01 w, 9.23, 10.05 w,

10.33 So. (bis 1. 10.), 11.59 w, 12.60, 1.12, 2.08, 2.21 w, 4 23 w, 4.67 w, 6.56 w (Sa. nicht), 6.49, 7.12 w, 8.01 w. 8.38, 8 57 So. (bis 1. 10.), 9.14, 9.14, 9.31 So. (bis 1. 10.), 9.43, 10.45.

FrankfurtHöchst: 4.49 w, 6.26 w, 6.22, 6.34 w, 6.48,7.26w, 7.54.8.10So, 10.10w, 11.10w,12.20,1.14,2 26. 2.50, 3.32 w, 4.01 w (Sa. nicht), 4.12 w, 4 36w, 5.36 w, 6.26 w, 6.50 w, 7.10 So (bis 1. 10.), 7.62, 8.30, 9.24, 10.24, 10.32w, 11.03 So.

HöchstLimburg : 5.12 w, Ho 6.46, 7.10, N 8 32 So (bis 30. 9.), N 10.31w, 12.51. N1.36w (Sa bis Lim­burg), 3.12, E423w (Sa nicht), 4 36w, N5.00w, 6.58, N 7.12 (v. 2. 10.31. 3. nur werkt., sonst tägl.), E7.32 So (bis 1. 10.), 8.43, N 10.53 w. N 11.24 So.

HofheimHöchst: 5 02, 5.30 w., 6.58 w, 6.10 w, 6.16, 6.60 w, 7.46 w, 9.11, 10.18 So. (bis 1.10.), 12.35, 2.07 w, 4.41 w, 6 41w (Sa nicht), 6.33, 7.46 w, 8.41 Sv. (bis 1. 10.), 9.15 So. (bis 1.10.), 9.27.

Ho nur bis Hofheim, N nur bis Niedernhausen,

E nur bis Eppstein.

Strecke HöchstSoden.

HöchstSoden : 4.45 w, 5.21 w, 6.02 w, 7.12, 8.32 w, 8.35 So, 12.10w, 1.14, 2.52, 4.12 w, 4.83 w,' 5.03 w. 6.02w, 7.14, 8 25 w, 8.50 . So, 11.00 ,.

SodenHöchst: 4.51 w, 5.25 w, 6.08, (i>.44 ro, 7.38, 9.20 w, 12.46. 1.44, 3.46 w. 4.37 w, 5.09 w, 5.34 w, 6.29, 7.40 w, 8.14 So, 9.12w, 10.24 So.

Strecke HöchstKönigftein.

HöchstKönigstein : Werktags: 6.20, 8.22, 1.4'5, 5.00, 7.15, 11.00.

Sonntags: 6.46, 8.35, 1.45, 7.15' 9.00, ,11.27.

KönigsteinHöchst : Werktags:. 5.20, 716) 12.25, 3.15, 6.10, 9,20.

Sonntags: 5.46, 7.38, 12.26, 6.00, 8.10, 9.56.

Zur Aufklärung! "

Die Teuerung schreitet weiter! Die Geschäftsunkosten werden immer größer, die Rentabilität der Zeitungen wird von Woche zu Woche mehr infrage gestellt. An . der letztgenannten Tatsache sind die Verleger selbst mit schuld, weil sie bei Bemessung ihres Bezugsgeldes mitx den teuren Einkaufspreisen für Papier, Farbe etc. nicht gleichen Schritt halten (das Papier ist um das 90fache im Presse gestiegen), daher auch das Eingehen so vielerZeitungen.

Wenn man das Bezugsgeld der Zeitung mit den Preisen anderer Artikel vergleicht, so muß man sich als denkender Mensch sagen: Mit diesem Bezugsgeld kann ein Verleger nicht bestehen und es ist kein Wunder, daß täglich 'Zeitungen verkrachen. Um dieses zu beweisen, wollen wir nur ein Beispiel anführen: Vor dem Kriege kostete ein Liter Milch 16 Pfg, 7i Pfund gewöhnliche Wurst ebenfalls 16 Pfg, die Sossenheimer Zeitung da­gegen kostete monatlich 35 Pfg, also etwas über das Doppelte. Nun kostet aber 1 Liter Milch heute 10 Mk. und 1 / i Pfund gewöhnliche Wurst 12 Mk, also das 67- bezw. 80fache gegen die Vorkriegszeit, während die Sossenheimer nur das 25fache kostet. Im Verhältnis zur Milch und Wurst müßte demnach die Sossenheimer Zeitung auch um das 67- bis 80fache teurer geworden sein und monatlich statt 8.50 Mk. jetzt 23 bis 28 Mk. kosten. Daraus erhellt, daß das Bezugsgeld der Zeitung nur ein Trinkgeld darstellt und kaum die Herstellungs­kosten deckt, geschweige denn von Verdienst die Rede sein kann. Aber ohne Verdienst kann niemand leben und deshalb sind wir gezwungen, wiederum eine Kleinigkeit mit dem Bezugsgeld aufzuschlagen und zwar, nicht wie es nach dem genannten Beispiel sein müßte, sondern nur auf 10.50 Mark monatlich (einschließlich Trägerlohn). Mit diesem kleinen Preisaufschlag wird der Sossenheimer Zeitung eine weitere kleineGalgenfrist" gewährt, denn sie wird, wenn ihr nicht alle Abonnenten treu bleiben und die Teuerung immer weiter schreitet, dem Schicksal baldiger Einstellung nicht entgehen können. Für weitere Aufklärung noch folgendes: Vielfach wird das Bezugs­geld und die Erscheinungsweise (2 mal wöchentlich) der Sossenheimer Zeituug mit 6 mal erscheinenden großen Tageszeitungen verglichen und daraus gefolgert, daß die Sossenheimer Zeitung zu teuer sei. Dieses Rechenexempel ist ganz falsch, denn ein Lokalblatt hat nur mehrere 100 Abonnenten, dagegen haben größere Zeitungen mehrere 1000, oft über 100000 Abonnenten. An Inseraten, die Haupteinnahmequelle einer Zeitung, hat eine größere Zeitung oft mehr als das 10- und 20fache und die Inseratenpreise sind vielfach um das 6- bis 10-fache höher als bei kleinen Zeitungen und Lokalblättern und deshalb ist die Existenz der letzteren viel schwieriger. Unsere Abonnenten wollen sich dies alles vor Augen führen und der Sossenheimer Zeitung auch fernerhin ihre Treue bewahren.

Der Verlag derSossenheimer Zeitung".