enhelirm Leitung

MM]b §tkm\\m^mpM\ fnr dir §mmk Mrnlpii

Wöchentliche Grmtis-Deilnge: Illustriertes Anterhaltungsviatt.

*

Diese Zeitung erscheint wöchentlich zweimal unv zwar Mittwochs und Samstags. Abonnementspreis monatlich 35 Pfg. frei ins Haus geliefert oder im Verlag, Oberhainstraße 15, abgeholt.

Siebter Jahrgang, Anzeigen werden bis Mittwoch- und Samstag-

- Vormittag (größere am Tage vorher) erbeten und

Verannoorilicher Herausgeber, Druck und Verlag: kostet die viergespaltene Petitzeile oder deren Raum

Karl Becker in Sossenheim. *0 Pfg., bei Wiederholungen Rabatt.

Ur. 1.

Mittwoch den 4. Januar

1911.

^okal-s^aLbriebten.

Kosserrheim, 4. Januar.

Das Jahr 1911 hat seinen Einzug gehalten. Der Jubel in der Silvesternacht ivar diesmal nicht so stark, als im Vorjahre. Die Jahreswende wurde jedoch in herkömmlicher Weise gefeiert. Um 12 Uhr verkündeten die Glocken der evangelischen Kirche den Beginn des neuen Jahres. In den Straßen ließen sich nur wenige junge Leute sehen, welche das neue Jahr mit einemProst Neujahr" begrüßten. Auch krachten viele Freudenschüsse undFrösche" sowohl vor als wie nach Mitternacht. In sämtlichen Wirtschaften ging es recht lebhaft zu. Aus­schreitungen kamen nicht vor.

Ein milder Dezember. Die Wetterdienst­stelle Weilburg gibt uns folgende Witterungsübersicht vom Dezember: Im verflossenen Dezember war die Temperatur im Bezirk der Wetterdienststelle Weilburg trotz einiger sehr kalten Nächte im allgemeinen noch verhältnismäßig hoch. Das Temperaturmittel belief sich auf fast 3 Grad, während es sonst im Dezember nur wenig über 0 Grad zu steigen pflegt. An den Nachmittagen stieg das Thermometer durchschnittlich noch auf 5 Grad (sonst nur auf 3 Grad) und blieb auch in der Nacht im Mittel noch 'über dem Gefrier­punkt, während es sonst aus 2 Grad unter Null zu sinken pflegt. Nur an 10 Tagen trat nachts Frost ein (sonst an 20), und nur au einem Tage hielt der Frost auch am Tage an, sonst an sieben. Diese günstigen Temperaiurverhältniffe herrschten, trotzdem in 40 Prozent aller Fälle Nordost- und Ostwinde wehten und nur in 23-Prozent Südwestwind; denn der Nordostwind brachte uns diesmal nicht viel Aufklärung. Die Bewölkung war stärker wie ge­wöhnlich (acht Zehntel des Himmels). Mit dieser starken Bewölkung hängen auch die häufigen Nieder­schläge zusammen, die an 26 Tagen auftraten, sonst nur an >9. Allerdings waren hiervon nur vier Schneetage, doch überschritt die Gesamtniederschlags­höhe (72 Millimeter) das sonstige Dezembermittel des Niederschlags in unserer Gegend (55 Millimeter).

Einquartierung. Morgen werden hier vom 6. Ulanen-Regiment aus Hanau 50 Mann und 58 Pferde einquartiert.

Schafe gestohlen. Seit einigen Tagen iveilt im hiesigen Felde ein Wanderschäfer aus Reckling­hausen mit über 500 Schafe. Der Schäfer meldete, daß ihm sechs Schafe gestohlen worden sind. Die Polizei suchte nach dem Dieb und kam auf eine hiesige Ringofenziegelei, wo man die Spuren eines geschlachteten Schafes entdeckte. Man hofft den oder die Täter noch zu ermitteln.

Gedenket der hungernden Vögel! Mit dem eintretenden starken Schneefall haben für unsere armen Bögel harte Zeiten begonnen. Wald und Flur, die ihnen nur noch karge Nahrung boten, sind tief verschneit und ihnen somit auch der letzte Bissen genommen. Der Hunger treibt sie nun in Städte und Dörfer, wo sie auf die Mildtätigkeit der Menschen angewiesen sind, wenn sie nicht dem Hungertod und dem Frost zum Opfer fallen sollen. Es ist deshalb jetzt unsere Pflicht, für die armen Vögel zu sorgen und ihnen ihr härtet Los dadurch zu erleichtern, daß wir ihnen schneefreie Futterplätze errichten. Diese lassen sich in Gärten, auf den Fenstergesimsen usw. überall anbringen und werden auch allerwärts Be­nutzung finden.

Laßt die Pferde nicht unbedeckt in der Kälte stehen ! Diese Mahnung ist sowohl zum Vor­teil der Tiere, als wie auch ihrer Besitzer gegeben. Wenn Pferde sich heiß gelaufen haben, sieht inan sie oft dampfend im Freien stehen. Dauert dieses längere Zeit, so fängt das Pferd zu frieren an und es kann eine böse Erkältung davontragen. Ander­seits ist es ebenso verkehrt, während der Arbeits­zeit, wie man oft beobachten kann, die Tiere mit wollenen Decken zu behängen. Unter diesen Decken

schwitzen die Pferde stark und können sich nach deren Abnahme erst recht erkälten. Es werden die Pferde durch Zudecken bei der Arbeit verweichlicht.

* Nahrungsmittelkontrolle. Die Begutachtung der Nahrungsmittel, die sich im allgemeinen Ver­kehr befinden, soll nach einer neuen Verfügung der zuständigen Minister für polizeiliche Zwecke in erster Linie durch die Nahrungsmittelchemiker bei den als öffentlich anerkannten und ihnen gleich erachteten Nahrimgsmitteluntersnchungsanstalten geschehen. Die­se Chemiker sollen sich darüber äußern, wie die Ware chemisch zusammengesetzt ist, inwieweit diese Zusammensetzung von den Anforderungen abweicht und ob die angewandten Behandlungsweisen als einwandfrei zu bezeichnen find. Sachverständige aus den Kreisen des Handels oder Handwerks sollen von der Polizei nur in zweifelhaften Fällen vernommen werden. Selbstverständlich sollen beamtete Aerzte und Tierärzte in Fragen ihres Wissengebiets zu­gezogen werden. Die öffentlichen Untersuchungs­anstalten sind angewiesen worden, nach diesen Ge­sichtspunkten zu verfahren.

Einen billigen Hasenbraten wollte sich ein hiesiger Einwohner verschaffen. Demselben gelang es bei der hier stattgefundenen Treibjagd sich einen Hasen anzueignen. Die Polizei erfuhr jedoch von dem Diebstahl und nahm eine Haussuchung vor, wobei der Hase in einem Koffer gefunden wurde.

* Die Sport-, Spiel- und Athletik-Gesellschaft

veranstaltet am 15. Januar im Gasthaus zürn Nassauer Hof" einen Preis-Maskenball. Näheres rvird noch durch Inserat bekannt gegeben.

Kaninchenzüchter-Gesellschaft. Auf der

Ausstellung in Mannheim-Waldhof erhielten unsere Mitglieder folgende Preise: Josef Kinkel einen l. Preis und Ludwig Hülher-Nied einen 3. Preis auf Blakantan; ferner erhielten Ludwig Hüther auf Silberkanincheu und Wilhelm Herbst auf Holländer lobende Anerkennung. Auf der Ausstellung in Frankenthal (Pfalz) L. Hüther einen 3. Preis auf SilberkanipchJi und Joseph Kinkel eine lobende Anerkennung "auf Blakantan.

Ein Kleinbahnidyll. Aus Höhr-Grenzhausen wird berichtet: Der starke Frost in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag hat manchen überrascht. Ganz besonders aber den hiesigen Bahnhof, denn als der erste Frühzug nach Grenzau abgehen sollte, stellte es sich heraus, daß die Lokomotive eingefroren war. Der erste Zug und dessen Gegenzug mußten daher ausfallen, da eine andere Maschine nicht so­fort zur Stelle war. Passagiere sollen glücklicher­weise in der frühen Stunde nicht dagewesen sein. Der Spaß ist, wie man sieht, aber trotzdem ruchbar geworden.

Fruchtmarkt in Frankfurt. Zum Zwecke der Hebung des Fruchtmarktes wurde beschlossen von jetzt ab wöchentlich außer Montags auch Mitt­wochs einen Markttag abzuhalten.

Ruq |Sfab und fern.

Eschborn, 3. Jan. Der Taglöhner Wilhelm Weber, der sich am 25. Oktober v. Js. hier an dem fünfjährigen Töchterchen eines Weichenstellers vergangen hat, erhielt in Wiesbaden vor der Straf­kammer dafür ein Jahr Zuchthaus. Seit dem 4. Dezember befand sich Weber in Untersuchungshaft.

Höchst a. M., 4. Jan. In der Herberge Zum Krokodil" hatte es am Sylvesterabend bereits eine kleine Vorfeier gegeben, eine Schlägerei, bei der die Fensterscheiben kaput gingen. Ein Arbeiter aus Nied hat dabei am Arm Verletzungen erlitten. Am Sonntag gab es hier in einem Tanzsaale eine kleine Betriebsstörung. Von der Saaldecke löste sich ein großes Stück Verputz ab und fiel herunter, jedoch ohne jemand zu schädigen.

Höchst a. M., 3. Jan. Herr Stadtpfarrer Schreiber teilte.der katholischen Gemeinde mit, daß

hier im März eine Mission abgehalten werden soll. Eine solche hat zum letztenmale vor 20 Jahren hier stattgefunden.

Schwanheim, 3. Jan. Bei einem hiesigen Spezereihändler explodierte eine Schachtel voll Feuerwerkskörper. Die Explosion war so heftig, daß nicht nur die Fensterscheiben zersprangen, son­dern auch die Anwesenden mehr oder minder schwere Brandwunden erlitten. Hier stahl ein 11 = jähriger Knabe einer Frau 20 Mark, um sich und seinen Kollegen Feuerwerk kaufen zu können. Die Polizei schaffte das Geld wieder herbei, das bereits schon verteilt war.

Frankfurt a. M., 3. Jan. In der Neu­jahrsnacht wurde in eine Geflügelhandlung im Bau­graben eingebrochen. Die Spitzbuben namens Häneli und Rödelbronn nahmen für 150 Mark Geflügel mit. Am Sonntag früh stand hier in der Grünestraße 26 eine Werkstatt und ein Möbel­lager des Möbelhändlers Amrhein in hellen Flam­men. Der angerichtete Schaden beträgt etwa 4000 Mark und ist durch Versicherung gedeckt.' In dem Schuhwarengeschäft von Grünebaum in der Mainzer Landstraße l 33 brach in der Neujahrsnacht Feuer aus; Waren und Regale waren auf un­aufgeklärte Weise in Brand geraten. In der Neujahrsnacht wurden 2 6 Personen polizeilich sistiert, davon drei wegen schwerer Körperverletzung, die in Haft behalten wurden. Durch Explosion von Feuerwerkskörpern wurde am Sonntag abend in dem Laden eines Pnpierwarenhändlers in der Hanauer Landstraße großer Schaden angerichtet.

In Niederrad wurde das Fuhrwerk des Milch­händlers Münch von drei Burschen angehalten und Münch, der sich zur Wehr setzte, durch sechs Messerstiche schwer verletzt. Die Täter sind ver­haftet. Im Asyl für Obdachlose übernachteten im Monat Dezember 2795 Asylisten. Davon waren 72 im Alter über 60 Jahre.

Frankfurt a. M., 3. Jan. Ein tödlicher Unglücksfail ereignete sich am Freitag Abend auf der Eschersheimer Landstraße. Der 34 Jahre alte Monteurmeister der Berliner Borsig-Werke, Franz Schweizer, der im Heddernheimer Kupferwerk eine Montage ausführte, wollte abends um 9% Uhr mit der Straßenbahn nach dem Hauptbahnhofe fahren, um nach Berlin zu reisen. An der Halte­stelle Hundswiese versuchte er auf einen fahrenden Wagen der Homburger Linie aufzuspringen. Bei dem Sprung auf das Trittbrett kam er zu Fall uud wurde von dem Motorwagen erst ein Stück weit geschleift und dann zur Seite geschleudert. Als mau den Wagen zum Halten gebracht hatte, sah mau, daß der Mann entsetzlich zugerichtet ivar. Die Schädel­decke war ihm eingedrückt, und auch an der Stirn hatte er schwere Verletzungen erlitten. Die Rettungs­wache konnte nur den schon eingetretenen Tod des Verunglückten konstatieren. Die Polizei war bald zur Stelle, stellte den Tatbestand fest und veranlaßte die Ueberführung der Leiche nach dem Frankfurter Friedhof. Die Straßenbahnangestellten soll au dem Unfall keine Schuld treffen.

Sommerkahl (Unterfranken), 3. Jan. Der anfangs der dreißiger Jahre stehende ledige Stein­brucharbeiter Martin Dorn von hier hat am Sonn­tag abend gegen halb 8 Uhr die 19 jährige Emilie Mosbacher durch acht Messerstiche in die Herz­gegend getötet, weil das Mädchen seine Be­werbungen abgelehnt hatte. Schon am Nachmittag äußerte er in einer Wirtschaft, daß er das Mädchen keinem anderen gönnen werde. Die Sektion fand gestern statt. Der Täter wurde verhaftet und ins Untersuchungsgefängnis nach Schöllkrippe» gebracht.

Worms, 3. Jan. In der Silvesternacht wollte der l9jährige Schreinergeselle Michael Kopp von hier in einer Wirtschaft der Speyererstraße einen Revolver abfcuern. Die Waffe versagte jedoch und als er nach der Ursache sehen wollte ging der

Schuß los. Die Kugel traf den --

ins Gehirn. Er war sofort tot. f Uriwrsdötebibiiottak