$o$$eni)eimer Zeitung
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Siebenter Jahrgang.
Verantwortlicher Herausgeber, Druck und Vertag: Karl Becker in Soffenheim.
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Ur. 29.
Mittwoch den 12. April
1911.
Amtlicher Teil.
Bekanntmachung.
Die Gememdesterrerliste für das Steuerjahr *911, enthaltend dieVeranlagung der Steuerpflichtigen '">t einen, Jahreseinkommen vis zu 900 JL, liegt 8<2mag § 80, Absatz 3 des Einkommensteuergesetzes >n der Zeit vom 13. bis 27. d. Mts. im Rathaus. Zimmer 3. zur Einsicht der Beteiligten, denen nur ® te Kenntnisnahme der eigenen Veranlagung gestattet ist, aus.
Gegen die Veranlagung steht den Steuerpflichtigen °>nnen einer Ausschlußfrist von vier Wochen, nach Ablauf der obigen Auslegungszeit, die Berufung an
Veranlagungskommisston in Höchst a. M. zu.
Sossenheim, den l l. April 191!.
Der Bürgermeister: Brum.
Lokal-)Vacbncbten.
Sossenheim. 12. April.
. — Das Zeppelin-Luftschiff „Deutschland" in
Frankfurt. Das neue Luftschiff kam vorgeitern gegen 2 Uhr in Frankfurt an. Eine ungeheure dlesiM'"' Aenge hatte sich hinter dem Rebstöcker Wäldchen dingefunden. Schon am frühen Morgen begann die Wanderung, obwohl cs die vorliegenden Meldungen "och als zweifelhaft erscheinen ließen, ob Zeppelin "bfahre und ankomme. Nachdem die Abfahrt des Luftschiffes von Baden-Baden gemeldet war, kam zur gesagten Zeit in Frankfurt an. Das '~ > a)tTT " 0 g über Darmstadt in Begleitung einer Euler- Eiugmaschine, welche der Ingieneur Reichardt aus Darmstadt steuerte. Der „Flieger" war auf dem ^riesheimer Exerzierplatz bei Darmstadt aufgestiegen, '"ar dem Luftkreuzer bis Bensheirn entgegengeflogen ""d hatte ihn bis Frankfurt begleitet und überholt, -flach einem wunderbaren Fluge um den Platz glitt j'or „Vogel" glatt zur Erde. Einige Augenblicke 'pater strich der „Zeppelin" über den Platz, inachte ^st noch einen kleinen Abstecher über den Welten oor Stadt und landete dann an der markierten Riefle. Mit Hurra stürzte alles auf den Luftkoloß öu und Hochrufe durchbrausten die Luft. Da ""fer Ort kaum eine Stunde entfernt von dem Landungsplätze liegt, so konnte man das Luft- Mff von hier aus gut beobachten. Die Führung Luftschiffes hatte Dr. Eckener übernommen, ^egen 3 Uhr stieg das Schiff wieder m
Lüfte. Dr. Eckener beschloß schon vor der Ab- 'ahrt, für den Fall, daß am Rhein schlechtes Wetter ""getroffen werden sollte, nur eine kurze Fahrt '-^iund um Frankfurt" zu machen. Kurz vor Wiesbaden sah, mau, daß westwärts schweres Gewölk Ait Regen^>etter drohte. So schwenkte das Schiff ''ach Nordm an den Taunusrändern entlang^ bis Homburg und kehrte dann über Friedberg, ViJM- !'nd Offenbach nach Frankfurt zurück, wo nach 4 -Ißs die Landung erfolgte. Noch spät am Abend nrömten Tausende zum Landungsplatz und drängten nch um den fast bewegungslos unter Artillerie- .^wachuiig daliegenden Luftkreuzer. Nachdem dann di der Nacht verschiedene Ausbesserungen vorgeuom- '"an waren, trat das Luftschiff gestern vormittag 8 bgen 9 die Fahrt nach Düsseldorf an. . Bon aart wird berichtet: Die Landung des Luftkreuzcrv ^"r keine vollständige, da die Haltetaue infolge des 'mrken Nordwestwindes rissen und das Luftjchiff H?" neuem aufsteigen mußte. Es trieb bis nach fuß und kehrte darauf zu dem Landungsplatz ^'sder zurück, wo die Landung am Dienstag um "hr 5 Minuten vor der Halle glatt erfolgte.
— Diebstahl. In letzter Zeit sind hier mehrere H'ebstühke vorgekommen. Auch am Montag sind d einem Hause der Oberhainstraße ein Paar Stiefel ""Händen gekommen. Der Dieb konnte bis jetzt
noch nicht ermittelt werden. Da sich gegenwärtig hier viele fremde Personen aufhalten, ist Vorsicht am Platze.
6 . Zentrumsrvahlverein. Die am Samstag Abend stattgefundene Versammlung im Saale „zur Rose" nahm einen guten Verlauf. Aus dem Rechenschaftsbericht war zu ersehen, daß im verflossenen Jahr gut gearbeitet wurde. Auf Vorschlag wurde der alte Vorstand wiedergewählt,' ferner soll eine Anzahl Vertrauensmänner, die sich bereits freiwillig gestellt haben, bei der nächsten Vorstandssitzung in ihr Amt eingeführt werden. Herr Hauptredakteur H. Heil-Frankfurt a. M. berichtete von der 40- jährigen Jubelfeier der deutschen Zentrumspartei und betonte die Eininütigkeit deren Abgeordneten fußend auf der christlichen Weltanschauung. Redner referierte sodann in einen, fast zweistündigen Vortrage über die Stellungnahme der Zentrumspartei zu den nächsten Reichstagswahleu, er kennzeichnete scharf die Kulturkampfslust des liberalen Großblocks und zeigte wie notwendig es ist, daß alle christlichen Elemente gemeinsam vorgehen, denn unsere Zeit sei als sehr ernst zu betrachten. Eine lebhafte Diskussion im Sinne des Referenten lohnte dessen großzügige Ausführungen. Mit Recht konnte unser Vorsitzender, hochw. Herr Pfarrer Kochem, feststellen, daß der Zentrumsturm ein festes Fundament hat und daß wir hier auch am Ort unsere Treue bei den kommenden Wahlen zeigen werden.
— Die Zeit der jungen Hnnde und Katzen ist wieder da. Wer es gut mit diesen Tieren meint, sorge dafür, daß gleich nach der Geburt der größte Teil des Wurfs schmerzlos getötet wird. Nur sehr schöne Exemplare lasse man leben und möglichst wenig Weibchen. Die Lebensoerhältuiffe werden für die Tiere immer ungünstiger, deshalb soll jeder gerechte und edle Mensch dazu beitragen, dem künftigen Elend dieser Tiere von vornherein vorzubeugen. Man ertränke die Geschöpfe jedoch nicht, sondern schlage die neugeborenen Tiere mit einem schweren Stück Holz wuchtig auf den Kopf. Aber man schiebe die Tötung nicht von Woche zu Woche auf, bis die Tiere zu groß für diese einfache Tötung geworden sind.
— Der Gründonnerstag leitet die engere Osterzeit ein. Sein volkstümlicher Name, der etwa seit 1200 vorkommt, ist noch nicht aufgeklärt. Möglich ist die Benennung nach der heute noch verbreiteten Sitte, an diesem Tage grüne Frühlingskräuter zu genießen oder von den „Grünen", d. h. den öffentlichen Büßern, die nach der während der, Fastenzeit vollbrachten Buße jetzt als Sündlose wieder in die christliche Gemeinschaft ausgenommen wurden. Vielleicht haben auch die früher am Gründonnerstag gebrauchten grünen Meßgewänder den Anlaß geboten. — Der Gründonnerstag ist als Gedächtnistag der Einsetzung des hl. Abendmahls gegen Ende des 7 . Jahrhunderts als Festtag erhoben und wird seitdem in der christlichen Kirche gefeiert. Vom Papste, von Bischöfen und Fürstlichkeiten wird an diesem Tage an 12 oder 13 alten würdigen Personen die Fußwaschung vollzogen zur Erinnerung an die von Jesu bei der Einsetzung des hl. Abendmahls vorgenommene symbolische Handlung.
— Prüfung der Konfirmanden. Am Ostermontag vormittags 9 */ 2 Uhr werden die diesjährigen Konfirmanden (9 Knaben und 14 Mädchen) in der evang. Kirche vorgestellt und geprüft. Die Konfirmation findet am Sonntag den 23. April statt.
— Die Zugtiere an den Festtagen. Wenn jetzt die Ostertage kommen (und noch mehr wird dies zu Pfingsten der Fall sein), dann eilt jeder, der irgend kann, hinaus in die freie Natur, sofern das Wetter schön ist. Eine Bitte sei hier an diejenigen, welche zu Wagen ihre Ausflüge machen, ausgesprochen, daß sie doch auch daran denken möchten, diese Fahrten den Zugtieren nicht zur Qual werden zu lassen. Wie oft sind vor diese Festtagsfuhren Pferde gespannt, weiche Wochentags als Arbeitspferde ihren Dienst tun, diesen aber im Schritt verrichten. -Sonntags hingegen müssen sie stundenlang
traben, und man sieht mitunter leichte Einspännerfuhrwerke, die mit 6 , 7 oder 8 Personen besetzt sind. Auf ebener, guter Straße mag dies noch gehen, jedoch auf weichem oder ansteigendem Boden nehme man Rücksicht auf die Pferde. Solange der Weg schwierig ist, sollten die Rüstigen heruntersteigen und nebenhergehen. Und damit auch die Tiere merken, daß Feiertag ist, sollte man ihnen als Unterwegskost nicht nur Häcksel einschütten, sondern auch einige Stücke Brot verabreichen und zur Belohnung einige Stückchen Zucker. Die Freude, zu sehen, wie es den treuen Tieren schmeckt, macht den Spender selbst vergnügt.
§ Warnung vor dem Betreten von Wiesen und Aeckern. Mit Beginn der besseren Jahreszeit mehren sich die Fälle, in denen Wiesen und bestellte Aecker, namentlich Getreide- und Kleeäcker von Erwachsenen und van Kindern betreten werden, um darin Blumen und dergleichen zu suchen, oder in den sie durchziehenden Wassergräben Wassertiere zu fangen. Das Publikum beachtet dabei nicht genügend, daß es durch das Betreten solcher Grundstücke und Wiesen nicht nur den Besitzern oder Pächtern erheblichen Schaden zufügt, sondern sich auch der Bestrafung aussetzt.
Mus f^ab und fern.
— Höchst a. M., 11 . April. Am Samstag nachmittag kurz nach 1 Uhr, stürzte der 19 Jahre alte Maurer Joh. Walch aus Marxheim von dem Gerüst eines Neubaues der Farbwerke und zerschmetterte sich die Schädeldecke. Er wurde in das städtische Krankenhaus eingeliefert, woselbst er noch nachmittags starb. — Zu der Beerdigung des Brandmeisters Schäfer hatten sich die Deputationen sämtlicher Wehren des 15. Bezirksverbandes hier eingefunden. Am Grabe legten sämtliche Wehren, ebenso die Bezirksverbände Wiesbaden und Höchst, Kränze nieder.
— Eschborn, 12 . April. Die hiesige Gemeindevertretung hat mit dem Höchster Gaswerk einen Gas-Lieferungsvertrag abgeschlossen. Hiernach zahlen Gewerbetreibende für Kraft- und Heizzwccke 12 Pfg. pro Kubikmeter, Private für Heizzwecke 15 Pfg. und für Beleuchtung 18 Pfg. pro Kubikmeter.
— Frankfurt a. M., 11 . April. Der 19 Jahre alte stellenlose Ausläufer Hardt gab als er eine Weinwirtschaft in der Ziegelstraße betrat, auf das im gleichen Alter stehende Büffetfräulein Elsa Knips, mit welcher er ein Liebesverhältnis unterhielt, zwei Revoloerschüsse ab. Ein Schuß ging in die Brust, der andere in den Vorderarm. Das Mädchen brach auf dem Hausflur bewußtlos zusammen und wurde in das Heiliggeisthospital verbracht. Der Täter wurde verhaftet. — Als die Schutzleute Thormann und Wittgen ein in der Speyrcr Straße fest genommenes Frauenzimmer nach der Wache transportieren wollten, sträubte sich die Person mit aller Gewalt gegen ihre Festnahme und rief den Athleten Periuo um Hilfe an. Sofort sammelte sich eine große Menschenmenge an, die Partei für die Festgenommene nahm. Es kam zu einem Handgemenge, wobei der Schutzmann Tharmann zu Fall kam. Dabei entlud sich seine Pistole und' der Schuß traf seinen Kollegen, den Schutzmann Wittgen in den Leib. Der Verwundete ivurde alsbald nach dem städt. Krankenhaus gebracht, wo sofort eine Operation vorgeuommen werden mußte.
— Wiesbaden, l 0 . April. Der Fuhrmann Plazeck ist vom Höchster Schöffengericht wegen Betrugs zu 5 Tagen- Gefängnis verurteilt worden. Er hatte im Königsteiner und Sossenheimer Wald eine größere Menge Holz gesteigert, und zivar, weil -er selbst keinen Kredit genoß, auf den Namen eines anderen. Auch hatte er für diesen das Holz sich ausfolgen lasse». Die Strafkammer verwarf sein Rechtsmittel.