franzöfircbe Träumereien.

© Die erneute Zusammenziehung der französischen / Flotte im Mittelmeer gibt der Pariser Preffe Gelegen- j heit, allerlei Zukunftsbilder für den Fall eines euro­päischen Konfliktes auszumalen, bei denen natürlich die deutschen Streitkräfte zur See eine hervorragende Rolle spielen. So heißt es u. a., daß die russische Flotte ' eine Zusammenziehung der deutschen Flotte in der Nordsee unmöglich mache. Die Deutschland verbündeten Geschwader im Mittelmeer, d. h. also die Geschwader Italiens und Österreichs könne man durch die französi­schen Geschwader im Mttelmeer aufhalten, so daß Frankreichs weitere Aufgabe bei der

Vernichtung der deutschen Seestreitkräfte nur die zu sein brauche, England von der Sperrung der Durchfahrt des Ärmelkanals zu entlasten, um die eng­lische Flotte ganz zur Festhaltung der deutschen Ge­schwader in der Nordsee zu verwenden. Diese Be­rechnungen Frankreichs stimmen aber nicht. Da wäre zuerst die russische Flotte, die eine Zusammenziehung der deutschen Flotte in der Nordsee zu verbieten hätte. Einstweilen steht eine solche russische Flotte, die von ^deutscher Seite besondere Aufwendung von Schlacht- ; schiffen in der Ostsee nötig machen würde, nur auf dem Papier; und wenn sich die Verhältnisse in Rußland, wo sich fast täglich Meutereien ereignen, so weiter ent­wickeln, so dürfte die russische Flotte noch lange nicht ausfahrbereit sein. Aber selbst wenn sie bei einer ernsten Krise in Europa bereit sein sollte, so kann Frankreich einstweilen mit diesen Seekräften Rußlands noch nicht rechnen. Denn wenn nicht alles trügt, so ist das Marine-Abkommen zwischen Frankreich und Rußland noch lange nicht das, als was es die französische Presse schon jetzt hinstellen möchte: als ein Trutzbündnis gegen den Dreibund um jeden Preis. Es verstärkt sich sogar die Meinung, daß der russische Wechsel auf fernere Lage an Bedingungen gebunden ist, die Frankreich nicht so ohne weiteres die Ausnutzung der russischen Seestreitkräfte garantieren. Frankreich ebensowenig als England. Wenn weiter behauptet wird, das im Mittelmeer zusammengezogene französische Geschwader wäre in der Lage, die vereinten italienisch - österreichischen Scestreitkräfte

in Schach zuhalten", so handelt es sich beinahe um eine Täuschung der französischen Öffentlichkeit. In Frankreich müßte man doch ebenso gut als in Deutsch­land willen, daß Frankreich durch seine Flottenzusammen- ziehung im Mittelmeer nur einen Zustand wiederherstellt, wie er bereits bis 1909 schon einmal bestanden hat. Und auch vordem entstammen die Schiffe, die das Mittelmeer beherrschen sollen, der Bauperiode 18911898, die längst überholt ist, die auch gegen die gleichwertigen italienischen und österreichischen Einheiten der neuen Bauperioden an Schnelligkeit, Armierung und Schutz weit zurückstehen. Auch wenn man den Fall einer f kriegerischen Verwicklung in Europa, wie man jetzt auf , französischer Seite angibt, nur als rein theoretisch an- s sieht, so wäre eS doch angebracht, die Zukunftsträume, ' die jetzt den französischen Blättern Stoff bieten, ein wenig zu zügeln, oder sie wenigstens geheim zu halten. > Im Lichte der Öffentlichkeit wirken sie wie Münch- - hausiaden.

politische Rundfcbau.

Deutschland.

*Kais er Wilhelm wird am 21. d. Mts. zu längerem Iagdaufenthalt in R o m i n t e n eintreffen. In den letzten Tagen des Monats wird übrigens der Reichskanzler v. Bethmann-Hollweg Jagdgast des Kaisers in Rominten sein.

* König Frt edrich August von Sachsen ist auf dem Manöverfelde vom Kaiser zum General­feldmarschall ernannt worden. Bei dieser Gelegen-

M Htis Liebt gebracht.

5] Roman von H. Köhler.

>Fort!etzuiig.>

Und ich weiß wirklich nicht recht weshalb I" rief Rosa;denn Berger ist in der Tat ein liebens­würdiger Mensch und, wenn er nicht gerade seine finstere Stunde" hat, wie wir es nennen, fast ausge­lassen lustig und dabei unerschöpflich in geselliger Unterhaltung. Wir haben einige wirklich herrliche Abende in seiner Gesellschaft verlebt, und da hat er sich so liebenswürdig gezeigt, daß ich ihm selber gut sein könnte."

Dann überläßt ihn dir Klara vielleicht," lachte Käthchen,und damit wäre euch am Ende beiden ge­holfen."

Aber Käthchen!" rief Rosa vorwurfsvoll,du bist doch ein ausgelaffen Ding geworden."

Ach was," lachte Käthchen,wunderbarere Sachen sind schon vorgekommen. Ist er denn hübsch?"

Sehr hübsch," sagte Rosa, die auf den Scherz der Freundin einging,und sehr reich dabei."

Also, was willst du mehr?" neckte Käthchen,unter solchen Umständen kannst du dich schon einmal für eine Freundin opfern."

Und von was unterhalten sich die jungen Damen?" rief auf einmal die ftöhliche Stimme des Justizrats.

Und von was sonst, als jungen Herren, Papa," lachte Käthchen, als ihnen plötzlich der Vater mit dem Professor und seiner Gattin aus einem der Seitengänge entgegen kam, und rief mit der kecken Antwort hohes Rot auf die Wangen ihrer Schwester und Freundin.

Ei ei ei ei," sagte der Professor;aber so lange es die junge Gesellschaft noch so frischweg eingesteht, hat es wohl nicht viel zu sagen; wie, Rosa?"

heit sei darauf hingewiesen, daß die vor einigen Tagen in ausländischen und auch in deutschen Zeitungen ver­öffentlichte Nachricht von einer Spannung zwischen dem preußischen und sächsischen Hofe jetzt ihre Widerlegung findet, da die Monarchen täglich längere Zeit herzlich miteinander verkehren.

* P r i n z Heinrich von Preußen, der in Tokio eingetroffen ist, legte bei seinem Besuch des Trauergemachs, in dem die Leiche des Kaisers Mut- s u h i t o aufgebahrt ist, im Namen Kaiser Wil­helms einen Kranz am Sarge nieder. Der deutsche Botschafter Graf v. Rex legte einen silbernen Kranz nieder, der vom König Friedrich August von Sachsen gewidmet worden ist. Später überreichte Prinz Hein­rich dem Kaiser von Japan die Kette zum Schwarzen Adlerorden.

* Im Reichsamt des Innern hat eine mehrstündige Konferenz stattgefunden, in der die Frage einer Milderung der Fl ei s ch b e s ch au v o rs ch ri ften erörtert wurde. Die Konferenz, an der der Staats­sekretär des Innern Delbrück und der preußische Landwirtschaftsminister v. Schorlemer-Lieser teilnahmen, hat zu dem Ergebnis geführt, daß eine Milderung der Fleischbeschauvorsthriften zur Erleichterung der Einfuhr von Gefrierfleisch nicht nötig erscheine, weil die Industrie es nachgerade dahin gebracht habe, Fleisch aus Argentinien und Australien ohne Entfernung der inneren Organe nach Deutschland einzuführen. Diese Entschließung ist natürlich noch nicht als eine endgültige anzusehen; das letzte Wort steht vielmehr, soweit die Re­gierung in Frage kommt, beim Reichskanzler, dem unmit! eibar nach seiner Rückkehr aus den Ferien von den zuständigen Ministern über die Fleischteuerung Vortrag gehalten worden ist.

England.

*Fast sämtliche Nachwahlen zum Parlament sind in den letzten zwei Jahren ungünstig für die liberale Regierung verlaufen. Man rechnet daher in unionistischen Kreisen mit einem großen Erfolg bei den allgemeinen Wahlen und mit dem Sturz der Regierung.

Dänemark.

* Gegenüber den von englischen Zeitungen ver­breiteten Gerüchten, es stehe der Abschluß eines dänisch-englischen Bündnisses unmittelbar bevor, läßt die Regierung amtlich erklären, daß Däne­mark entschlossen sei, unter allen Umständen seine Neu­tralität zu wahren. Englands Liebeswerben bleibt also unerwidert.

Portugal.

*Jn Portugiesisch-Westafrika haben sich ernste Meutereien ereignet. In Huila meuterte das dritte portugiesische Infanterie-Regiment und tötete zwei Leutnants und mehrere Unteroffiziere. Die Rebellen nahmen das Fort und dessen Geschütze in Besitz und bereiteten sich zur Verteidigung vor. Die benachbarten Orte wurden von ihnen geplündert. Die Regierung entsandte eine starke Abteilung Infanterie und vier Batterien gegen die Rebellen, die sich nach einem blutigen Kampfe ergaben.

Balkanstaaten.

* Trotz der unverkennbaren Verschärfung des tür­kisch-bulgarischen Grenz st reites sind die Beziehungen zwischen den beiderseitigen Regierungen noch immer korrekt geblieben und die Meldung, daß die Regierung in Sofia eine D r o h n o t e nach Konstantinopel gesandt habe, erscheint übertrieben. Immerhin birgt die türkenfeindliche Stimmung, die in Bulgarien, Serbien und Montenegro mit jedem Tage wächst, schwere Gefahren, so daß es wünschenswert er­scheint, die geplante Vermittlung der Mächte recht bald beginnen zu lassen.

Oer Sieger als Arbeiter.

# Die Faulheit des Negers ist sprichwörtlich, aber wie bei manch' anderm Sprichwort, entspricht auch hier

die allgemeine Vorstellung nicht ganz den Tatsachen. Der Neger ist nämlich nicht eigentlich faul, sondern er leistet nur nicht mehr, als er unbedingt muß. Diese Auffassung vertritt W. Langheld, der auf Grund seiner langjährigen Erfahrungen in Deutsch-Ostastika in einem Aufsatz von ,llbec Land und Meer' den Neger bei der Arbeit schildert. Es gibt glückliche Länder, so die weiten Gebiete am Viktoria-See, in denen dem Neger seine Hauptpflanze, die Banane, alle Bedürfnisse des Lebens befriedigt, ihre Früchte zur Nahrung, ihren Saft zum Getränk, ihre Fasern zu Netze, ihre Blätter zu Kleidern und zum Dach für sein Haus darbietet. Auch nachdem die Zivilisation hier eingedrungen ist und die Eingeborenen nicht mehr von den stroh« geflochtenen und aus Lehm gebrannten Tellern m» den Fingern essen, sondern mit Messern und Gabeln speisen wollen, statt des Bananen-Schurzes Stoffkleider tragen, haben sie keine allzu anstrengende Tätigkeit nötig, um diese neuen Artikel zu erlangen, sondern ste trocknen Felle, sammeln Wachs und dergleichen und können sich so manchen Luxus leisten.

Ganz anders aber liegen die Verhältnisse in Ge- bieten, wo sich die Nahrungsmittel nur durch ernste Arbeit erwerben lassen. Da die Neger die Düngung verschmähen, weil sie es für eine höchst unappetitliche Sache halten, durch Zuhilfenahme von Mist Nahrung-^ mittel hervorzubringen, so wird der Boden durch die ständige Bebauung leicht unfruchtbar und gibt nur noch etwas her, wenn er bis zu einem möglichst tiesen Grunde aufgerührt wird. Die Eingeborenen volkreich^ Gebiete, die mit schwerer Mühe den Boden bestellen, sind die beste Widerlegung der so oft verrufenen Faw' heit der Neger. Mit einfachen Hacken, ohne Pflug und Zugtiere, heben sie die tiefen, häufig einen Meter be­tragenden Furchen aus dem steinharren, von der Sonne ausgetrockneten Boden, und müssen beständig vor oen Affen und Vögeln auf der Hut sein, die ihnen leicht den Ertrag all ihrer Mühe vernichten können. .

Dann aber arbeiten sie auch für den Europäer, und zwar war früher die einzige Arbeit, die für stemme Rechnung geleistet und entsprechend bezahlt wurde, Beschäftigung als Träger. Mit Ausnahme von Süd' Westafrika, wo Ochsenwagen den Verkehr vermitteln, 0r es bis in die jüngste Zeit in unfern Kolonien kein andres Transportmittel als den Menschen. In e»d' losen Zügen trugen die Neger, einer hinter dem andern, auf den schmalen Pfaden unsrer Schutzgebiete Erzeug' niffe des Innern an die Küste, und Stoffe, Perlen, Draht, Seife, Pulver, Gewehre u. a. ins Land hinein- Diese Art des Transportes ist natürlich sehr teuer un? kann nur auf beschränkte Entfernungen ausgefüP werden. ....

In Ostafrika kann Mais durch Träger nicht wein- als 50 bis 60 Kilometer, Sesam 180 und E höchstens 250 Kilometer weit befördert werden. $5* ungeheuer die Preissteigerung infolge dieses Trand. Portes ist, beweist die Tatsache, daß ein Stück Sinn am Viktoria-See fünfmal soviel kostete wie an der Küsts- daß die Flasche Bier, an der Küste eine Mark wer>, in Tabora, ungefähr 800 Kilometer von der .KE' 1,20 Mk., in Udjidji, 350 Kilometer weiter, 5 ^ kostete. Die Neger marschieren unter glühender TropA sonne sechs bis sieben Stunden mit Lasten bis zu ' ja bis zu 150 Pfund. Auch als Dienstboten le# Neger bei richtiger Behandlung Vortreffliches.__

F>eer und flotte.

Die Zahnpflege wird jetzt auch beim Militär ^ erhöhtem Maße durchgeführt. Von den Korpskonnu" , dos ist angeordnet worden, daß die Soldaten in t stimmten Zwischenräumen auf Erkrankungen der zu untersuchen sind, um rechtzeitig kranke Zähne zu j handeln und schadhafte Zähne zu entfernen und ou künstliche zu ersetzen. In den Garnisonlazaretten w den besondere Zahnstationen eingerichtet, die von 3% ärztlich ausgebildeten Sanitätsoffizieren geleitet wero

Nein, Papa, ich glaube auch nicht," lächelte das junge Mädchen,wir haben uns von Klaras Bräutigam unterhalten."

Von dem jungen Berger ach ja, der ist ja vorhin mit eurem Dampfer wieder nach Bonn gekommen. Er soll mit Paßwitz' Tochter verlobt sein."

Paßwitz? wie geht es dem?" rief der Justizrat.

O gut," lächelte der Professor;er ist noch immer der alte Sonderling, aber in den letzten Jahren merk­würdig grau geworden."

Und sührt ihm die alte Jsabella noch die Wirt­schaft?"

Genau wie früher und tyranistert das ganze Haus wir wollen morgen einmal hinübergehe» und sie be­suchen. Heute wird aber nichts mehr vorgenommen, denn heute gehört ihr vollständig uns und nicht einen Fingerbreit lassen wir euch aus, nicht wahr, Alte?"

Das versteht sich," nickte freundlich seine Frau, denn lange genug haben wir uns auf die Zeit ver­gebens gefreut, wo uns der Herr Justizrat einmal wieder die Ehre schenken würde."

Dabei blieb es, den Justizrat drängte es auch gar nicht aus den ihm selber so lieben Kreise fort, und die kleine Gesellschaft verbrachte den Abend froh und glücklich in den eigenen Räumen.

Am nächsten Tage, als der Mittagstisch vorüber und der Kaffee wieder in der Laube getrunken war, beschloß die kleine Gesellschaft, gemeinsam den Medizinalrat Paßwitz zu überfallen, der von der An­wesenheit des Justizrats noch gar nichts wissen konnte, und sich gewiß über das Wiedersehen eines alten Studiengenossen außerordentlich freuen würde.

Es mochte vier Uhr sein, als der Professor vorschlug, ihren Besuch nun abzustatten, da der Medizinalrat um sechs regelmäßig, wie die Uhr schlug, in sein Kasino

ging, und die Zeit wenn ibn nicht Krankheil a| sein Lager fesselte nie versäumte. Nicht einw^ durch eine Gesellschaft ließ er sich davon abhalten, die kleine Karawane brach unverzüglich dahin auf. ,

Herr Medizinalrat zu Hause?" fragte der Justiz^ der mit Elisabeth eine kurze Strecke voraus war und ^ der geschlossenen Tür geklingelt hatte. Ein weiblichst alter Dienstbote öffnete, hielt sich aber nicht lange w; Erkundigungen oder Antworten auf, sagte einfachnew und schlug dem erstaunten Herrn die Türe wied^ vor der Nase zu. .

Das ist ein hübscher Empfang," lachte der Justiz^ sich jetzt gegen den herankommenden Freund wenden^ Viele Umstände machte die Alte keinesfalls ^ scheinen doch zu spät gekommen zu sein." . ^

Gott bewahre," sagte der Professor mit de"' Kopfschüttelnd,eher ginge die Sonne einmal aus »-ff, sehen im Westen auf, als daß Paßwitz um d>e> Zeit nicht im eigenen Hause hinter einer Tasse säße. Das war nur eine Laune von dem a» Drachen, der der Besuch aus irgend welchen Grüne" ungelegen kam, aber sie wußte keinesfalls, daß iw bei war, sonst hätte sie es doch wohl nicht versucht, . werde sie noch einmal zitieren" und mit J. Worten trat er an die Klingel und zog sie kräsi H daß das ganze Haus von den Tönen der ziew großen Glocke wiederhallte.

Es dauerte nicht lange, so wmde die Tür 7 " zwar diesmal ziemlich heftig aufgenssen, und die , schien allerdings die Absicht gehabt zu haben, uNr^ genehm über die neue Störung zu werden; die des Professors, den sie gut genug kannte, belet , sie aber doch eines Besseren, und wenn sich ihr xV 0 ^ liches Antlitz auch nicht in freundlichere Falten 3*. hielt sie doch die Tür offen und sagte mürr»