Mch erhalten einige Samtätsunteroffiziere Unterricht in °er Zahnheil- und Zahnersatzknnde. Bisher wurde die Zahnbehandlung beim Militär zwar nicht vernachlässigt, we Anfertigung künstlicher Zahnstücke durch Zivilzahn­arzte stellte sich jedoch so teuer, daß Ersatzstücke nur in danz dringenden Fällen bewilligt wurden. Jetzt nach Einrichtung besonderer Zahnstationen in den Militär- wzaretten kann die Zahnpflege bedeutend sorgfältiger gehandhabt werden und zwar namentlich im Interesse der Mannschaften, aber auch im Interesse des allge­meinen Gesundheitszuftairdes, da eine geregelte Zahn­pflege zur Förderung der Gesundheit wesentlich beiträgt.

Lwftfcbiffabrt.

Eine Nachricht, die nicht verfehlen wird, großes Aufsehen zu erregen, wird der,Tägl. Rundsch/ aus Visierse'd übermittelt, wo die Parseval-Gesellschaft ihren Sitz hat. Sie soll noch dieser Mitteilung demnächst vollständig mit ihrem System brechen, und dom un­starren bezw. Halbstarren System zum starren über­gehen, oder doch wenigstens mit diesem Versuche machen sollen. Zum Unterschied von den Zeppelin-Luftschiffen sollen die Träger und Stangen des Gestelles aber nicht Ms Aluminium, sondern aus Holz, wir bei den Schütte- «anz-Sch-.ffen, hergestellt werden. Dadurch werden die Herstellungskosten beträchtlich verringert. Neu ist auch öas Anbringen eines weiteren Propellerpaares an der Gondel, die in Zukunft fest mit dem Ballonkörper ver­bunden wird.

Der Flugzeugführer Stiefvater stürzte auf dem Flugplatz Johannisthal-Adlershof bei Berlin mit einem Eindecker ab und verletzte sich dabei so schwer, daß er W8 Britz er Krankenhaus gebracht werden mußte. Der Unglückliche hat beide Oberschenkel gebrochen; außerdem ivar das Gesicht vollständig zerfetzt, und er hat noch schwere innere Verletzungen davongetragen. Stiefvater bat erst vor einigen Wochen.einen ähnlichen Unfall ge­bäht. Die Ursache des schweren Absturzes liegt zum Teil in der eigenen Tollkühnheit des Fliegers, der Außerordentlich enge Kurven nehmen wollte.

Ünpolitifcber Cages bericht

Köln. Bei anhaltend starkem Regenwetter zeigen der Rhein sowohl wie seine gesamten Nebenflüsse unge­heures Steigen, so daß für die Seitentäler und den Oberrhein die größten Vorsichtsmaßregeln gegen eine Hochwasserkatastrophe angeorünet wurden. Im Ahr- ^biet, oas vor zwei Jahren vom Hochwasser schwer bsimgesucht wurde, ist der Bahndamm an mehreren Stellen erheblich gesunken, so daß die Eisenbahnzüge bur mit größter Vorsicht verkehren können. Im Ruhr- äebiet ruft das Hochwasser bereits empfindliche Verkehrs­störungen hervor.

In der rheinischen Gemeinde Stockum fuhr ein Radfahrer abends ohne Laterne eine abschüssige Straße hinunter und überfuhr eine Frau. Er erkannte in der Dunkelheit die Überfahrene nicht. Als er aber ein Streichholz anzündete, sah er zu seinem Entsetzen, daß ss seine eigene Mutter war. Die Frau ist an den Folgen der erlittenen Verletzungen gestorben, ohne die Besinnung wiedererlangt zu haben.

Duisburg. Eine schwere Schlagwetterkatastrophe Eignete sich auf ZecheWestende", auf der etwa 200 ^ergleute beschäftigt waren. Etwa zehn Personen wurden getötet, mehrere schwer verletzt.

Görlitz. Einen schrecklichen Tod erlitt der Arbeiter Zenter in dem nahegelegenen Zobel. Er wollte sich Mit dem Fahrrad nach einer ihm gehörigen Wiese be­heben, um Gras zu mähen. Unterwegs kam er zu Fall. Bei dem Sturz siel er in die mitgeführte Sense, Mobei dem Unglücklichen der Unterleib bollstänoig auf- öeschnitten wurde. Im Blute schwimmend, wälzte er 'ich bis zu einem Graben, wo er hilflos seinen Tod ^warten mußte.

Königshütte. Auf dem hiesigen Stahlwerk be­fuhren ein Werkmeister, ein Aufseher und zwei Arbeiter ohne Auftrag einen Fahrschacht, der nach einem unter­irdischen Luftkanal führte, wo sich stickige Gase befinden. Als die Eingefahrenen nach längerer Zeit nicht wieder zurückkehrten, begaben sich ein Feuerwehrfeldwebel und ein Oberfeuerwehrmann mit Sauerstoffapparaten in den Kanal, um sie zu retten. Die Verunglückten konnten aber nur als Leichen geborgen werden. Auch die Retter hatten die Besinnung verloren, sind aber wieder außer Gefahr.

Madrid. In der spanischen Provinz Almeria, wo die Zigeuner unter besonders kühner Führung stehen, haben etwa hundert der gut bewaffneten braunen Ge­sellen einen Eilzug bei der Station Nacimtento zum Stehen gebracht, sind in die Abteile eingedrungen und

haben große Beute gemacht. Zwei Passagiere wmden dabei getötet und neun verwundet. Der Bande gelang es, zu entfliehen.

Lissabon. In einem Dorfe bei Arraielles ist eine aus sieben Personen bestehende Familie ermordet worden. Als mutmaßlicher Täter wird von den Truppen ein Landwirt gesucht, der in der Nachbarschaft der er­mordeten Familie sein Anwesen hatte und die Tat aus Rache begangen haben soll.

Tanger. Der italienische Vizekonsul Laredo wurde im Gesandtschastsgebäude von einem Bittsteller, der ihn vergeblich um eine Geldunterftützung ersucht hatte, mit einem Dolche lebensgefährlich verwundet. Der Ver­brecher, ein Italiener, wurde verhaftet.

Buntes Allerlei.

Pest unter den schwedischen und norwegischen Nenntierherden. Unter den Rennlierdeständen im nördlichen Norwegen wütet seit einiger Zeit die Pest. Die Seuche tritt besonders heftig in Salldalen aas und hat dort bereits mehrere lausend Tiere dahingeraffr. Sie wurde aus Norrland in Schweden eingeschleppt, wo sie seit mehreren Wochen wütet und ganze Renn­tierherden vernichtet hat. Man schätzt die Zahl der in Schweden durch die Seuche dahingerafften Renntiere auf etwa 20 000. Unter den umherziehenden Lapp­ländern in den nördlichen Gegenden der skandinavischen Halbinsel^ die von der Seuche am härtesten betroffen werden, ist eine schwere Hungersnot ausgebrochen.

# Ein wahrhaft netter Mensch.Das ist wirk­lich ein netter Mensch."Ja, das kann man wohl sagen; er ist imstande, Sie lang und breit von Ihrer Sommerreise erzählen zu laffen, ohne daß er durchaus auch von seiner sprechen will."

Katerstimmnng.Ich begreife nicht, wie man vierundzwanzig Stunden hintereinander in der Kneipe sitzen und saufen kann!"Ich auch nicht; wer hat denn das getan?"Ra, ich?" c,M°gg-nd°rf« BiL«--.)

Fatal. Dame:Sie kommen mir so. bekannt vor>' sind Sie nicht der Kürschnermeister, dem ich im vorigen Jahre meinen Pelz zum reparieren brachte?"Nein, gnädige Frau, ich bin Beamter im Leihhaus!"

ÄIWNUfOpn. (i. REDAKTION U. DRUCKS H. AatNUT, BERLIN.

Büder vom deutschen Kaifermanöver.

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1) Kaiser Wilhelm (2) und der König von Sachsen ( 1 ) auf dem Manöverselde. 2) Die Kaiserbaracken. 3) Die geschlagene blaue Ka­vallerie durchreitet Mügeln. 4) Graf Zeppelin (X).

Die preußischen und sächsischen Soldaten, dir das große Herdst- rnanöver in Sachsen mitmachen, haben große Strapazen zu bestehen, aber sie tragen die Anstrengungen in dem Bewußtsein, daß sie unter den Augen ihrer Monarchen, des Kaisers und deS Kö­nigs von Sachsen, kämpfen. Der Kaiser wohnt während des Manövers nicht in einem festen Hause, sondern in einer Baracke. DieseWohn- hallen" sind trans­portable Gebäude, aus Holz und Eisen. Der Kaiser besitzt zwei solcher Häuschen, von denen eines als Salon, das andre als Schlaf- zimmer dient. Das von außen recht schmucklose Manöver­heim bietet dem Kaiser ein ziemlich bequemes, wenn auch nicht ge­räumiges Quartier.

tsDer Herr Medizinalrat haben Besuch wußte nicht, ° Ö B der Herr Professor dabei war."

.Schon gut, Fräulein Jsabella," nickte ihr aber v^ser zubrauchen uns auch nicht anzumelden; 3 lveiß schon selber den Weg. Apropos, wer ist denn oben poch kein Kranker?"

Der Herr Baron," lautete die Antwort.

.So Berger? desto besser und nun komm', Mu alter Freund, jetzt wollen wir einmal den alten -Zaren m seiner eigenen Höhle überrumpeln," und weiter Notiz von der alten Wirtschafterin zu die ihre friedliche Wohnung plötzlich von einem Mwarm geputzter Menschen gestürmt sah, ohne die -.fucht zu haben, sie zurückzuweisen oder abzusperren, lllegeu sie die Treppe hinauf.

^ Der Professor hatte auch nicht zu viel versprochen r° er wußte, in welcher Stube er den Freund zu Men hatte, und da auf sein etwas derbes und rasches Milopjeu ein erschrecktesHerein" antwortete, riß er ^e Tür weit auf und führte lachend die kleine Armee ^ bte Stube hinein.

te» Der Medizmalrat saß in der Tat beim Kaffee. Wf*° ar e * n kleines, hageres, etwas gedrücktes Männchen, Kopf obgleich er selber kaum fünfzig Jahre er n r "rechte schon eisgraue Haare spärlich deckten; d» .. W auch etwas verlegen aus seinem Lehnstuhl, d" Er sich plötzlich in seinem Schlafrock und Pantoffeln fit aemden Damen, die er nicht gleich erkannte, gegen- ^rfaud. Was hatte denn nur die sonst so auf- SRot 5 me Haushälterin heute gemacht, da sie doch nie rsuch unangemeldet hereinüeß?

W ^ Medizinal- und Sanitätsrat!" rief ihn aber ton ^lufessor freundlich an,kennst du uns nicht mehr? u hast du denn deine Brille, Mann?"

«Ja, lieber Professor," stammelte der Überrumpelte,

indem er seinen Schlafrock warm zusammennahm und die Damen noch immer unsicher anstarrte. Da fiel sein Blick auf den Justizrat, und ihm die Hand ent- gegenstreckend rief er, ihn herzlich, und erfreut bei seinem alten Spitznamen auf der UniversitätRaps"! Junge, wo kommst du her? und das das sind doch nicht . . .?"

Meine Töchter, alter Schwede," lachte der Justizrat vergnügt,nicht wahr, die Mädel sind herangewachsen? Aber wo ist die deine? ah, Fräulein Klara nun, das muß ich sagen." setzte er rasch hinzu,zurückgeblieben sind Sie auch nicht. Sie blühen wie eine Rose," und ohne weitere Umstände ging er auf sie zu, nahm ihren Kopf zwischen die Hände und küßte sie auf die Stirn.

Jetzt erst bemerkte er den neben ihr stehenden jungen Herrn, der sich mit ihr zugleich vom Stuhl gehoben hatte.

Ein Freund unsres Hauses," stellte ihn der Medi­zinalrat vor,Baron Berger, der Bräutigam meiner Tochter, und das, lieber Berger, ein aller Jugend- fteund, Justizrat von Hochweiler aus Hoßburg."

Die beiden Herren verneigten sich gegeneinander.

Und hier," fuhr der Professor fort,da wir doch einmal im Vorstellen sind, um die langweilige Ge­schichte gleich abzumachen, Fräulein Elisabeth und Katharine von Hochwciler, besagten Justizrats liebens­würdige Töchter so, jetzt kennen wir einander, und nun, ihr Mädels, steht nicht da wie die Stöcke und fallt euch in üblicher Weise um den Hals."

Das hast du mit dem Herrn Justizrat auch gemacht, Papa," lachte Rosa.

Ich bekenne mich schuldig," nickte der Vater,also da sind wir, Medizinalrat."

Herzlich herzlich erfreut," rief dieser, nochmals des Justizrats Hand schüttelnd,und nun alter Junge,

wie geht's jetzt erzähle; wir haben uns ja, glaub ich, in einer wahren Ewigkeit nicht gesehen."

Die jungen Mädchen hatten sich indessen schon rascher miteinander verständigt und plauderten zusam­men; Elisabeth aber bemerkte bald, daß die Röte, die Klaras Gesicht überstrahlte, als sie ihr Vater anredete, nicht ihrem Anititz natürlich war und rasch wieder verschwand. Sie sah eher bleich und angegriffen aus, und um ihre Lippen lag ein recht weher, schmerzhaft« Zug aber sie war freundlich und lieb, und, wie wir das ja so oft im Leben haben, daß uns der erste Anblick eines Menschen wohl tut, so fühlte sie sich gleich vom ersten Moment ihrer Bekanntschaft hin zu der ernsten und sinnigen Elisabeth gezogen, als ob sie schon seit vielen, vielen Jahren Freunde gewesen wären.

Elisabeth teilte das Gefühl, das in solchen Fällen fast immer gegenseitig ist, und doch war ihre Aufmerk­samkeit in dieser ersten Zeit mehr dem jungen Fremden, als der neuen Freundin zugewandt, der sich auch rasch und leicht in ihr Gespräch mischte und die jungen Mäd­chen bald zu fesseln wußte. Aber Stimme wie Aus­drucksweise blieben ihr vollkommen fremd, und doch fühlte sie sich von seinem ganzen Wesen angezogen und mußte sich selber gestehen, lange niemand getroffen zu haben, der sie so ganz in Anspruch nahm.

Berger zeigte sich auch in der Tat unendlich liebens­würdig; er war die Aufmerksamkeit selber, und als der Vater endlich zum Aufbruch mahnte denn sechs Uhr war herangekommen, und der Medizinalrat . wurde schon unruhig glaubten alle, daß ihnen die Zeit noch nie im Leben so rasch verflogen sei, als diese zwei kurzen Stunden.

«s - (Fortsetzung folgt.)