kein anderes Rettungsmittel, als schleunige Flucht, allein noch bevor sie die neue Mühle erreicht hatten, waren sie eiugcholt, und das Thier machte einen Satz und springt dem Einen von ihnen ,.auf den Rücken. Man wird sich den Todesschrccken des Un­glücklichen vorstcllen können, aber auch seine freudige Uebcrraschung, als Isegrim ihn freundlich zu belecken ansiug und schließlich der vermeinte Wolf sich als treuer Jagdhund, der seinem Herrn nachgclaufen war, entpuppte.

(Eine Millionenanleihe.) Eines Tages trat der geistreiche französische Schriftsteller Mery bei dem Bankier R. ein und mit dem gleichgültigsten Tone von der Welt sagte er:Herr Baron, wären Sie wohl geneigt, mir eine Million zu leihen?" Der Bankier lächelte.Erlauben Sie mir, daß ich von Ihnen mir eine Million erbitte", fuhr Mery fort, ich habe nicht die Absicht, auch nur einen Centime davon zu nehmen. Sie werden ihre Million ganz be­halten, nur werden Sie mir gestatten, daß ich den Gewinn, den ich von ihr haben werde, nehme, falls Sie, was nicht mehr als recht und billig ist, den­selben mit mir theilm wollen, ich gebe die Idee, Sie das Capital."Und auf welche Art soll die Million Gewinn abwcrfen?" wagte der Geldfürst schüchtern zu fragen.Also die Sache ist so: wir micthen ein Local auf dem Boulevard des Ita­liens , verlangen von der Behörde zwei berittene Gendarmen, die sich bei der Thür aufstellcn werden, und einige Wachleute, um Ordnung zu halten und stellen dann unsere Million (Bankier R. machte eine Bewegung) oder Ihre Million, wenn Sie das lieber hören, aus, wohlverwahrt hinter einem Eisen­gitter. Ich kenne Paris, cs wird Tausende von Neu­gierigen geben, die sich eine Million arischen wollen, und ich glaube, wenn wir den Eintrittspreis nur mit 50 Centimes ansetzen, so werden wir in ganz kurzer Zeit eine ganz nette Einnahme erzielen. Der Bankier lachte herzlich über den originellen Einfall und lud Mery zum Frühstück ein, doch von der ver­langten Million sprach er nichts mehr.

(Kampf mit einem Haifische.) An einer der Küsten Südamerika's litt kürzlich eine italienische Fischerbarke, die von Genua in jene Gewässer ge­kommen war, Schisfbruch, und die Mannschaft, welche zum Glück die nöthigen Holzvorräthe besaß, bereitete sich daraus möglichst rasch ein Floß. Auf diesem wurde sie vier Tage lang auf der See herum- g'rtrieben, und hatte zur Nahrung nichts anderes als Schisfszwicback, der noch dazu von Salzwasser ge­tränkt war. Unter den Fischern befand sich ein junger kräftiger Italiener, schön wie Apollo, der, von entsetzlichem Durste fast zu Tode gequält, sich an den Rand des Floßes setzte und die nackten Füße in das Secwasser hinabhängen ließ. Bekannt­lich mildert das Benetzen der äußeren Haut mit Waffer einigermaßen den Durst, und hiezu kann auch

das salzige Seewasser verwendet werden. Der Ita­liener war aber bei seiner letzterwähnten Situation nach mehrtägiger Schlaflosigkeit so müde, daß er sich mit dem Oberkörper aufs Floß legte und einschlief. Plötzlich aber erwachte er, denn er fühlte mit großem Schmerz, daß ihn etwas an einem Beine erfaßte, und er wurde von dem Floße herab und unter Wasser gezogen. In den Fluthen umsichgreifend, tastete er an einen schlüpfrigen Körper und ein Moment sagte ihm, daß ihn ein Haifisch am Beine erfaßt habe. Was nun weiter geschah, klingt nahezu unglaublich. Der Matrose hatte einen Dolch in seinem Gürtel. Diesen faßte er, und während der Hai sein Bein zermalmte, stieß der Matrose fortwährend auf den Kopf und Leib des Fisches los. Der Fisch war kein vollständig ausgewachsener Hai und seine Kraft schien so ziemlich gleich mit der seines Opfers. Sie rollten Einer über den Andern und dabei ge­lang es dem Italiener, seinen Dolch in den Rachen des Ungeheuers zu bringen, so daß letzteres fein fürchterliches Gebiß nicht ganz schließen konnte. So kamen Beide wieder au die Oberfläche des Wassers und nun kamen dem Matrosen seine Genossen zu Hilfe. Dem Letzteren wurde eine Tau­schlinge zugeworfcn und er sammt dem Fische, der ihn jetzt gar nicht mehr loslassen konnte, auf das Floß ins Trockene gezogen. Hier ward der Hai schnell getödtet, aber das Bein deS Matrosen mußte förm­lich aus dem Rachen des Fisches herausgeschnitten werden. Nun bot das Fleisch des Hai's den Schiff­brüchigen Nahrung, bis cs ihnen zwei Tage später gelang au die Küste zu kommen. Der Matrose, welcher sofort verbunden wurde, ist zwar ganz lahm geworden auf dem Fuße, der sich in dem Rachen des Hai's befand, und diese Extremität wurde zu einem unförmlichen Fleischklumpen, aber sein Leben ist gerettet. So erzählen italienische Blätter.

(Antike Gräber.) In diesen Tagen ist in Nom wieder eine wichtige archäologische Entdeckung gemacht worden. In der Villa Casali, rechts vor der Porta San Sebastian! in der Via Appia, ist ein antikes Grabmal von schönster Architektur auf­gefunden worden. Es sind drei Grabkammern, die vier Sarkophage von weißem Marmor eins^ließen; letztere sind wie Basreliefs geschmückt, welche erstens: die Musen, zweitens: Bacchus und Ariadne, drittens: eine Jagd, und viertens: das Portal eines Grabes darstellen. Man vermuthet, daß eine der Musen, die mit Blumen geschmückt ist, das Porträt der Ver­storbenen wiedergebe, die dort begraben wurden. Das Sarkophag enthält die Aufschrift: Titus Olms Mlcsxlroros. Man glaubt, er sei aus der Zeit des Septimius Severus. Eine darauf abgebildcte Frau trägt die Haare gerade so wie Julia Mammäa, mit einem Diadem auf der Stirn.

Für die Redaktion verantwortlich: D. Steeg mann. Druck und Verlag von Otto Kannzießer.