Frankfurter Tagblatt.

JW 38 ,

Donnerstag, den 13. Februar. (III. Jahrgang.)

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Humoristisch - Politische Rundschau.

Die Qesterreicher Ln Hamburg. Die

guten Oesterreicher gewinnen dem Hamburger Rauch­fleische immer mehr Geschmack ab, und die schmucken Vierlänverinnen behaupten auch in den Augen der Söhne von der Donau ihren alten Ruf. DerHamburger Bör­ger" soll sich mit dem gemüthtichen Oesterreicher sogar besser vertragen, als mit den oft zu spitzigen Pickelhau­ben. Die Oesterreicher scheinen sich im Norden ordent­lich häuslich niederlaffen zu wollen. Eine curiose Politik, aber Mannteuffel har nun einmal seinen Kopf für sich und meint, das Recht, das die Preußen in Baden hatten, hatten auch die Oesterreicher in Hamburg. Indessen pro- testirt Hr. v. Binke dagegen.

Gs wird Ln Oesterreich mit den libera­len Ministern aufgeräumt. Seit dem Rück- tritt des Herrn v. Schmerling sind noch immer Gerüchte von weiteren Ausscheidungen aus dem Cabinet im Um­lauf. Namentlich wird stets von Neuem versichert, daß Graf Leo Thun das Portefeuille des' Unterrichts und des Cultus niederlegen werde. DasLikh. N. L." be­merkt zu diesen Gerüchten, daßdie Beliebtheit, das An­sehen und die Autorität des Grafen Thun in allerhöch­sten Kreisen eine solche Eveniualikät als unwahrscheinlich erscheinen lassen." Diese Bemerkung findet Bestätigung in einer Notiz der halbamtlichenOesterr. Corresp.", nach welcher die von jenem Minister geleitete Organisa­tion des Volksschulmesens ihrem Abschlüsse entgegengeht.

; ^Wichtiges aus Dresden. Zwei Dresdner Schneider haben den Conferenzherrn den Plan zu einer neuen deutschen Bekleioungsakavemie vorgelegt, und um hohe bundestägliche Protection gebeten. Die Idee ist nicht übel. Die beiden Schneider gehen wahrscheinlich von der nicht unrichtigen Ansicht aus, daß, nachdem wir Deutschen, in Betracht der Märzerrungenschaften, aus­gezogen worden sind, nunmehr neu angezogen werden müssen, aber neumodisch, Mauteuffelisch, einen Leibrock ä Ia Schwarzenberg mit etwas russischem Besatz. Diese neue Idee hat aber auch die ernste Seite, daß sie uns zeigt, daß es uns Deutschen auf die Näthe brennt, daß wir viele. Blösen haben und daß unsere Einheit geflickt werden muß.

Reue demokratische Rührigkeit. Die

Oesterr. Corr." schließt in ihrem gestrigen Blatte einen längeren Aufsatz über die ungewöhnliche Rührigkeit im

demokratischen Lager nu't folgenden bemerkenswerthen Worten:Die eigenen Erfahrungen und das warnende Beispiel Frankreichs haben die Völker besonnen gemacht. Sie erkennen jetzt, daß nur solche Verfassungen in Zu­kunft haltbar sein können, welche die Gliederung der Staatsgesellschaft nach ihren natürlichen Bestandtheilen begünstigen und den Regierungen bie nöthige Stärke ver­leihen, um überall vermittelnd und ausgleichend eingrei- fen zu können, wo ein Element auf Kosten des anderen unverhältuißmäßige Geltung zu erringen strebt. Gegen diese täglich weiter und tiefer dringende Erkenntniß führt die Demokratie einen vergeblichen Kampf."

Roch etwas Dresdnerisches. Ich dachte, die Dresdner würden zum Tage des heiligen Blasius, welches da ist der 3. Februar, wo vor vier Jahren die Preußen einen vereinigten Landtag bekamen, mit der DeutschenEinigkeit" fertig sein, aber sie conferiren noch, es muß also noch etwas übrig sein unv wir wollen am nächsten 3. Febr. wieder einmal Nachfragen, was die deutsche Einigkeit macht. Die kleinen Regierungen, welche Termin auf den 2. Febr. hatten, um sich über die eilss stimmige Centralgewalt, zu erklären, haben sich einen weitern Termin ausgebeten. Man besinnt sich zwei Mal, bis man sich aus dem Bundespalast verdrängen läßt.

Keine Anekdote, sondern Wahrheit.

In Teplitz wurve vor einigen Tagen der Direktor einer wandernden Schauspielergesellfchaft verhaftet, weil er be­reits alle Anstalten getroffen hatte, um am Abend ein Theaterstück:Robert Blum's Leben und Ende" aufzu­führen. Das Manuskript dieses Drama's wurde der Behörde übergeben. Einem israelitischen Chirurgen, Inhaber einer Offizin in Pesth, wurde dieser Tage un­tersagt, christliche Barbiergesellen in seiner Barbierstube zu halten. Dadurch wurde ihm plötzlich sein Erwerb ab- geschnitten, da er keine jüdischen Gehülfen zur Fortführ­ung seines Gewerbes finvet. Ein solches Verbot hat noch niemals in der Monarchie stattgefunden.

Die römische Kirche macht eine Eroberung nach der andern. In Deutschland regt sie sich stiller, aber mächtiger als je. In das strenggläubige England hat sie sich als spaltender Keil eingeschoben und behauptet sich. In Spanien hat sie durch Vertrag die Wiederherstellung von 100 Klöstern durchgösetzt^ und schon h.tbrn sich 353 Jesuiten über das ganze Land verbreitet. Nur daheim im Kirchenstaat gilt der Prophet nichts und verliert tag-