Frankfurter Tagblatt.

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Donnerstag, den 6. März. (III. Jahrgang.)

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Humoristisch - politische Rundschau.

Auch die Pferde gehöre» in unsere neuere Geschichte. Da die französischen Land­stände nicht blechen wollen, fängt Louis Napoleon nun auch an zudemobilisiren" und verkloppt einen großen Theil seiner Rappen und Füchse. Ueberhaupt muß das Geschlecht der Pferde jetzt gar nicht wissen, woran cs eigentlich ist, und was für eine verkehrte Wirthschaft absonderlich in Deutschland getrieben wird. Heute werden die deutschen Gäule mobil gemacht, morgen wieder de- mobilisirt. Ich glaube, bei den Roßkämmen steht Man- teuffel am besten angeschrieben, denn nur ihnen brachte er bisher Vortheil.

Rur nicht zu rasch.Ich will mich auf- machen und nach Dresden gehen; ich will die deutsche Geschichte ahmachen,. ach will mit .den Kleinstaaten auf- räumen und nicht länger Federlesens mit den Wider­spenstigen machen!" So nahm der Fürst von seinem Kaiser Abschied. So tritt er in Dresden auf. Die neue Centralgewalt soll schleunigst ohne Beachtung der Widersprüche eingesetzt werden, Oesterreich ungetheilr den Vorsitz führen, nur die Könige und höchstens die beiden Hessen sollen eine Stimme in dem entscheidenden Käthe haben. Auch die Lombardei und Venedig sollen zum deutschen Bunde geschlagen werden, damit deutsche Heere die nahen Kriege dort schlagen he-lsen.

lDreS^nerisches. Aus den Couserenzen scheints abermals wackelig zu stehen, indessen Gewisses weiß man nichts. Da die Zeitungsschreiber in den Conferenzsaal nicht hineingucken dürfen, so lauern sie den Diplomaten auf der Straße auf, und suchen aus Arm- und Hand­bewegungen den Stand der deutschen Angelegenheiten zu entziffern. Dieser Tage brachten mehrere Journale die außerordentliche Nachricht, daß der Minister von Benst mrt dem Minister v. v. Psorvten, der in Bayern herrscht, auf offener Straße Arm in Arm gegangen, ja daß er ihn bis an sein Haus begleitet habe. Daraus folgern die Journalisten, daß die bayerischen Aktien gut stehen, während doch nur daraus zu folgern ist, daß Hr. v. Beust ein höflicher Wirth gegen seine Gäste ist.

Die Schleswig-Holsterner protestiren, daß man sie noch so zusammen nenne, sie seien zwei gewalt­sam von einander gerissene Brüder und hätten nur das Unglück gemeinsam. Schleswig wird täglich gewaltsamer »on Holstein loszeriffen. Dem Lanve ist von den jahre­

langen Kämpfen nichts geblieben, als die Erecutions- Truppen, dort die Dänen, hier die Oesterreicher. Das Heer ist so gut wie aufgelöst, das neu zu bildende er­hält den Danen Bardenfleth zum Obergeneral, das reiche Kriegsmaterial, das jeden Vergleich mit der best ausge­rüsteten Armee aushält, wird zersplittert oder kommt ganz mit dem Oberbefehl in dänische Hände. Alle fremden Offiziere sind oder werden entlassen.

Schwarz-roth-gvlö. Die Würtemberger haben nun auch die schwarz-roth-goldcne Kokarde abgenommen, ditto die nassauische Armee. Es ist fürwahr, als wäre das Jahr 18-18 nur ein Fasching gewesen, und man fange nach und nach an, sich zu demaskiren. Die Maske war schon längst lästig, und die Großen machten unter der­selben grinsende Gesichter, bis sie endlich in Dresden die Er» laubn'ß erhielten, die Maske abzulegen und aufzuathmen. Den nächsten Fasching schaffen wir uns neue Masken an, sagte ein Diplomat!

Die deutsche Kaiserkrone. Die Kasseler Zeitung studet die Wiederherstellung des österreichisch- deutschen Kaiserthums sehr praktisch und vernünftig und erinnert an den Trinkspruch des Königs von Würtem- berg in Bregenz:Dem habsburgischen deutschen Kaiser werden wir überallhin folgen!" Das ist aber anders ge­worden. Derselbe König soll jetzt Schwarzenberg in einem eigenhändigen Briefe bittere Vorwürfe über seine deutsche Politik gemacht haben. In Berlin sprechen alle Parteien entschieden die Neberzcugung aus, daß allen den neuesten Bestrebungen Oesterreichs nur Die Absicht zu Grunde liege, daß die deutsche Kaiserkrone wieder auf das Haus Habsburg übertragen werde.

Dem StiefelItalien" ist's wieder an allen Ecken und Enden nicht recht. In Neapel drücken die Hühneraugen, im Kirchenstaate Wadenkrampf und in Oberitalien, oben am Knie, haben die Oesterreicher wie­der Las Strumpfband zu fest gebunden. Es ist also kein Wunder, wenn der Stiefel über kurz öper lang desparat wird, und wieder einmal durchgeht durch dick und dünn. Bereits zeigen sich Mazzinische Operateure an allen Orten, und die Londoner revolutionären Dok­tors vertheilen Gesundheitsschriften im ganzen Lande, wahrscheinlich unter dem Titel:Die Taubheit heilbar," oder:Keine Hämorrhoiden mehr!"

Stadt- u. Univ.-&öl. Frankfurt/Mam