177

den Gebüschen, weiße, ätherische Gefallen die mir hin und wieder freundlich zunickten und sogar winkten, doch vergebens versuchte ich aufzusrehen, ich konnte kein Glied bewegen. Drei dieser Gestalten näherten sich mir, und eine leise Ahndung gab mir ein, es sey Sophia von la Roche mit ihrem Gatten und Freunde. Träume sind bizarr ich redete die Verblichenen an und bat um Beiträge für den Beobachter, indem ich ihnen er­klärte, daß wenn solche Geister Arbeiten lieferten, diese Zeitschrift bald die erste Deutschlands werden dürfte. Mit sanfter Stimme erklärte mir die mittlere Gestalt, daß dies nicht in ihrer Gewalt stünde, allein sie wolle mir fol­genden guten Rath geben: Zuerst befleißige dich und suche immer mehr und mehr den Geist der besten klassischen Schriftsteller aller Nationen aufzufassen und zu studiren, und dasjenige nachzuholen, was du in i5 Jahren Krieges­dienst versäumt hast, dann aber wende dich an deinen Landsmann, den eigentlichen Gründer der deutschen Littera- tur, er wird dir mit Nach und That beistehen, doch aber laß das Schwert noch nicht ganz einrosten, es dürfte eine Zeit kommen wo du es wieder mit Ehre und Ruhm gegen Leyer und Feder vertauschen konntest; es liegen weltum­fassende Begebenheiten in der Zeiten Hintergrund, deren Enthüllung nicht sehr ferne mehr. Jetzt hörte ich mich mit einmal laut bei meinem Namen rufen, ich taumelte auf, und siehe da »nein Wirth Hr. Z... stand vor nur und sagte: mein Gott, wo stecken Sie denn, wir suchen Sie überall und wollen das Haus zuschließen, es ist schon n Uhr vorbei. Aergerlich aus meinem schönen Traum ge­weckt zu werden, denn ich hätte gar zu gerne noch mehr erfahren, machteich mich auf und wünschte verdrießlich eine gute Nacht, ging auf mein Zimmer, schrieb sogleich den Traum nieder und schlief dann bis an Hellen Morgen ohne weiter zu träumen.

Denjenigen die mich vielleicht nach dieser Erzählung für einen Schwärmer odergar Mystiker zu halten in Ver­suchung kommen mochten, diene zur Antwort, daß ich nur ein ganz schlichtes und gewöhnliches Menschenkind bin, das die Welt nie durch Brillen, sondern mit offnen Hellen Augen ansieht. Dieser Traum schien mir so sonderbarer Art, daß ich es der Mühe werth hielt, ihn mitzutheilen, die Zukunft wird lehren, was sich davon realisiren wird.

C. F.

Unglück vereinigt die Herzen.

Eine wahre Geschichte.

(Beschluß.)

Sie machten voll Anstand eine tiefe Verbeugung und liefen zurück, um die Ankunft eines Fremden anzu­kündigen.

Die reizende Mutter kam heraus, und indem sie ihn bescheiden willkommen hieß, führte sie ihn in die Hütte, wo sie ihm das beste, was ihre Speisekammer darbot, und die ausgesuchtesten Früchte, welche ihre Kinder ver­schaffen konnten, vorstellte.

Er,nahm die Kinder aufseinen Schoos, und ermun­terte ihr kunstloses Geschwätz druck) vertrauliche Fragen und Einmischungen ; von ihnen erfuhr er, daß ihr Vater auf einem langen Spaziergang im Gebirge sey, wobei sie ihn nicht, wie gewöhnlich, begleiten konnten.

Ihre Vergnügungen, ihr Zeitvertreib und ihre Er­ziehungsart waren die Hauptgegenstände der Unterhal­tung; llnd der Marquis entdeckte in d eser kleinen Gruppe mehr natürliche Höflichkeiten und gesunde Vernunft, als er oft in den gebildetsten Zirkeln gefunden hatte. Die Mutter war ein verständiges, edles Weib, und enthüllte ihre Empfindungen mit der liebenswürdigsten, unge­künstelten Einfachheit, ihr ganzes Benehmen bewies die heiligste Anhänglichkeit an die mütterlichen und ehe­lichen Pflichten, und sie sprach mit Begeisterung von den Freuden der Zurückgezogenheit und eines unabhängigen Lebens.

Das Herz des Marquis wurde gerührt, und es wurde ihm sichtbar schwer, die verschiedenen Bewegungen zu verbergen, welche in seiner Brust kämpften.

Die kleinen Bergbewohner, welche auf dem höchsten Gipfel der Erwartung der Ankunft ihres Vaters entgegen­sahen, erkannten jetzt seinen Tritt, welcher sich der Thür nahete; sie liefen hinaus ihn zu bewillkommen, hingen sich an seine Kniee, und umtanzten ihn im größten Aus­bruch des Entzückens, während er ihnen verschiedene Blumen und andere, dem Land einheimische Narurmerk-