376

einer solchen Erklärung überhaupt, oder wenigstens für jetzt noch entgegen find.

Wir haben eine streng östreichisch-katholische Partei hier. Um keinen Preis möchte sie einen protestantischen Fürsten an der Spitze, auch nur des engeren Bundes, sehen. Sie hat vergessen, wie einstimmig die protestantischen Preu­ßen für den katholischen Erzherzog stimmten; sie beachtet nicht, daß die Grundrechte des deutschen Volkes die katho­lische Kirche, selbst unter einem protestantischen Fürsten, viel freier und unabhängiger hinstellen, als die katholische Kirche es bisher je in Oestreich war; auch Radowitz gibt ihnen keine beruhigende Gewähr, der doch seiner Zeit bei der Posener Angelegenheit laut und bestimmt erklärt hatte, wenn dieß eine kirchliche oder confessionelle Frage wäre, dann müßte sie freilich vor der politischen und nationalen beachtet werden; er, der strenge Katholik, fürchtet bei dem Dreikönigsbund nichts für seine Religion. Doch diese Partei ist nicht gerade zahlreich, denn lange nicht alle Katholiken hängen ihr an.

Roch geringer an Zahl und nur auf wenige Familien beschränkt sind die, welche aus unbedingter Anhänglichkeit an das Habsburger Kaiserhaus oder gar an den Bundes­tag, als das schöne Werkzeug konsequenter Freiheitsbeschrän­kung, dem engeren deutschen Bunde unter preußischer Füh­rung mit Reichstag, entgegen sind.

Zahlreicher schon ist diejenige Fraktion der verneinen­den Partei, welche überhaupt keine feste Gestaltung von Ordnung, Recht und Freiheit in constitutionell monarchischen Staaten will, indem sie, und mit Recht, darin nur ein Hinderniß für ihren Zweck, die sociale Republik, erblickt, daher die ärgste Anarchie vorzieht, in der Hoffnung, daraus ihr Kram erblühen zu sehen. Größere Feinde wahrer Frei­heit gibt es nicht, selbst die ärgsten Aristokraten sind der Frei­heit nicht so gefährlich, als diese, jede Sittlichkeit und Sitte hassende, in Rohheit und Gemeinheit sich gefallende und herumstolzirende Fraktion. Doch wir wollen hoffen, daß diese Fraktion bei uns nur den wesentlich geringsten Theil der demokratischen Partei ausmacht.

Der bessere und größere Theil dieser Partei aber ist bis jetzt gleichfalls dem Dreikönigsentwurf feindlich ge­sinnt, und zwar aus mancherlei Gründen. Zunächst, und hierin bis zu einem gewissen Grade mit Recht, aus Schmerz, zum Theil aus Grimm, daß die von der Volksvertretung beschlossene Verfassung nicht ins Leben trat, und an deren Statt nun ein von königlichen Regirungen bearbeiteter Entwurf vorgelegt wird, an dem umgekehrt die Volksver­tretung nur stellenweises Ausbessern zu besorgen haben wird. Da lebt denn nun diese Partei noch immer in dem gewal­tigen Jrrthume, daß, wenn von ihr ein Fehler begangen worden, es der gewesen sei, daß sie nicht im vorigen Früh­jahr alle königliche Macht vollends niedergeworfen habe, sondern zu vertrauensvoll und zu nachsichtig vor den Thro­nen stehen geblieben sei, während doch gerade wieder die Erfahrung der jüngst verstossenen Jahre es schlagend dar- gethan hat, daß es kaum einen größeren politischen Fehler geben kann, als die Schwungkraft und Macht einer auch

noch so großen Idee so zu überschätzen, daß man wirkliche faktische Macht gar nicht mehr beachtet und sie ganz außer Anschlag läßt.

Durch diesen Fehler, und daß nicht freudig oder un­willig den von den Regirungen beantragten Abänderungen an der Verfassung mehr Folge gegeben ward, kam es zu dem traurigen Ergebniß, daß von der Reichsversammlung eben überhaupt keine Reichsverfassung ins Leben gerufen und durchgeführt ward, sondern am Ende dieß doch noch den Regirungen überlassen blieb. Dieß Endresultat muß den aufrichtigen Demokraten mit Schmerz erfüllen, nicht aber sollte es ihn dahin treiben, daß wenn er den von ihm gewünschten Weg (daß durch das Volk selbst seine Verfassung festgestellt werde) für den Augenblick für ganz ungangbar erkennt, er nun in Grimm und Zorn auch das ganze Ziel verwirft. Da die Aussetzungen, welche von liberalem Standpunkte aus an dem preußischen Entwurf zu machen sind, im Grunde nicht so erheblich sind, daß man ihn nicht immerhin noch als gänzlich in der Frank­furter Reichsversammlung wurzelnd ansehen müßte, so kön­nen wir auch der Hoffnung uns nicht entschlagen, der wahrhaft Freiheit wollende Theil der hiesigen Demokraten werde seinen Widerspruch gegen den engeren Bund aus der ruhigen Ueberlegung fallen lassen, daß was von Freiheit und Einheit des Vaterlandes zu retten, gegenwärtig nur auf dem Weg des preußischen Entwurfes erhalten werden kann, daß aber, wenn er nicht rasch ergriffen wird, mög­licher Weise äußerst wenig erzielt werden dürfte.

(Schluß folgt.)

(Erfindung unserer Tage.) Hr. Rouvier Paillard hat eine Procedur erfunden, mittelst welcher er das Elfen­bein in eine flüssige Masse verwandelt, die nach kurzer Zeit wieder ihre vorige Festigkeit, Farbe, Durchsichtigkeit, kurz alle Eigenschaften des Elfenbeins, das es eigentlich zu sein nie aufgehört hat, annimmt. Die weiche Masse eignet sich überdem noch zu Abdrücken von Basreliefs, bei wei­tem besser als Gyps und Steinpappe, und auf diese Weise steht man in der Ausstellung zu Paris ein Wunder realisirt, das selbst in unseren Zeiten, wo nichts mehr als unmöglich erscheint, noch als ein solches gelten kann. Der Erfinder bringt nämlich das berühmte Basrelif im Louvre die Danaiden" in der Höhe von einem, und Breite von drei Metern, aus einem Stück Elfenbein. Es ist wirkliches, wahrhaftiges Elfenbein.

(Gustav-Adolph-Stiftung.) Rach einer Mitthei­lung des Centralvorstandes hat der Verein seit seinem Ent­stehen die Summe von 288,255 Thaler für 360 arme protestantische Gemeinden in Böhmen, Mähren, Oestreich, Kärnthen, Steiermark, Ungarn, Belgien, Frankreich, Schweiz, Sardinien, Portugal, Algerien, Amerika, Neu­seeland und in verschiedenen deutschen Ländern verausgabt.

Verantwortlicher Redakteur G. Herold. C. Naumann's Druckerei.