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Da den Statuten gemäß kein Mitglied Unterstützung beanspruchen kann, ehe es ein Jahr lang Beiträge bezahlt hat, so fangen die Verbindlichkeiten der Gesellschaft erst mit 1. Januar d. I» an. Es steht zu erwarten, daß die An­stalt, sobald sie durch Zahlung von Krankheitsunter? stützungen wirklich in Wirksamkeit getreten ist, einen be­deutenden Zuwachs von Mitgliedern erhalten wird und daß ihr der oft erprobte Wohlthätigkeitssinn unserer Mitbürger Geschenke in reichem Maaße wird zufließen lassen, da sie nicht nur derselben würdig ist, sondern deren auch bedarf.

Die Unterstützung wurde für den Lauf des Jahres 1852 dem Vorschlag des Vorstandes gemäß auf fl. 3 per Woche bestimmt und zwar, weil man aus folgenden Gründen glaubte, mit Rücksicht auf die zukünftige Sicherheit der Anstalt, nicht mehr bewilligen zu können. Den Statuten zufolge müssen nämlich die Eintrittsgelder (im vorigen Jahre fl. 551) und ein Drittel der Gesammtelnnahme (im v. I. fl. 891. 12 kr.) reservirt werden. Es bleiben mithin nur fl. 1341- 8 kr. verfügbar, zu denen die Beiträge dieses Jahres abzüglich des zur Reserve bestimmten Theils hin- zukommen, so daß im Ganzen fl. 3158 zu Verwendung kommen können. Da man auf 20 Kranke durchschnittlich wenigstens rechnen zu können glaubte, so wurde, wie bereits oben erwähnt, die Unterstützungssumme auf fl. 3 per Woche festgesetzt.

Wir sind zwar mit diesem Beschluß vollkommen ein­verstanden, glauben jedoch bemerken zu muffen, daß wenn man 20, ja selbst 40 Kranke durchschnittlich (mithin 1040 resp. 2080 Krankheitswochen) für wahrscheinlich hielt, dieß mit den Durchschnittserfahrungen nicht übereinstimmt, daß wir vielmehr eine Krankheitswahrscheinlichke.it, salls das Durchschnittsalter der Mitglieder 35 Jahre sein sollte, von 1 Woche im Jahr, falls es 40 I. sein sollte, von 1*/i Woche als die erfahrungsmäßig am wahrscheinlichsten an- sehen, mithin nur auf etwa 524 resp. 655 Krankheits­wochen im Laufe des Jahres 1852 zählen; wir glauben jedoch andererseits auch, daß mehr als fl. 3 per Woche durchaus nicht bewilligt werden können, weil bei steigendem Alter der Mitglieder die Anforderungen an die Anstalt sich sehr bedeutend vermehren werden und zwar z. B. in folgen­dem Maaße. Ist das Durchschnittsalter der Mitglieder jetzt 40 Jahre, so werden in 10 Jahren von den 524 Mitglie­dern etwa 460 mit einer Durchschnittskrankheitsdauer von über 2*/<j Wochen per Jahr leben, also die Krankheits­wahrscheinlichkeit der Gesammtzahl der Mitglieder 1150 Wochen betragen und in weiteren 10 Jahren bei etwa 342 noch lebenden Mitgliedern die Gesammtkrankheits-Wahr­scheinlichkeit (beinahe zu 5 Wochen per Jahr und Mitglied) 1710 Wochen per Jahr sein. Diese Zahlen werden zwar durch die austretenden Mitglieder in etwas und durch die eintretenden, dem Schein nach, wesentlich influencirt wer­den, sie zeigen aber doch die dringende Nothwendigkeit genü­gender Reserven.

Die übrigen Verhandlungen der Generalversammlung bezogen sich auf Ergänzungen des Vorstandes, in den die austretenden Herren vr. Müller, Born, Wollweber und vr. jup. Ortenberger wieder erwählt wurden, auf Neuwahl des Ausschusses und der Revisoren. Ersterer wurde wieder erwählt, zu letzteren die Hrn. Bolongaro-Crevenna, vr. Maas und Büchsel ernannt. Auch wurde dem Vorstand die-

thige Vollmacht ertheilt, um der Anstalt die Rechte einer juristischen Person zu erwerben, was bisher wegen man­gelnder Special-Vollmacht nicht zu erlangen gewesen war.

Die deirtsch-reformirte Gemeinde.

Unter den vielen reichen Sammlungen, welche im ver­gangenen Monat für gemeinnützige, namentlich für wohl­tätige Zwecke zu Stande kamen, verdient vor Allem Eine unsere Beachtung. Die deutsch-reformirte Gemeinde hat den einen ihrer zwei Geistlichen altershalber pensionirt; der andere ward zwar theilweise durch Hülfsprediger, und zwar durch recht tüchtige, unterstützt. Auf die Länge der Zeit aber konnte ein solches Provisorium nicht genügen. Doch die Mittel, neben dem mit vollem Gehalt pensionirten Geistlichen noch einen weiteren aktiven anzustellen, fehlten der Gemeinde. Nicht aber fehlte ihr der aufopfernde Ge­meinsinn, für eine als heilsam und nöthig erkannte Ein« richtung eine abermalige bedeutende Anstrengung zu machen. Und siehe da! in Folge einer von dem Presbyterium, erlassenen Aufforderung wurden von den Mitgliedern der Gemeinde die jährlichen Beiträge um fl. 2200 erhöht und somit die Mittel gewonnen, einen weiteren Geistlichen an­zustellen. Bei dieser Gelegenheit ward zugleich ein auf sehr liberaler Grundlage beruhendes Pensionirungsgesetz für die Geistlichen der hiesigen deutsch-reformirten Gemeinde erlassen. Man sieht der demnächstigen Anmeldung vieler ausgezeich­neter Bewerber mit Sicherheit entgegen.

Wir möchten wahrlich wissen, ob das ev.- lutherische Consistorium sich ebenfalls die Kraft zutraut, bei seiner Gemeinde ein Resultat zu erzielen, wie bei der reformirten Gemeinde deren Presbyterium. So sehr auch leider unser lutherisches Consistorium von seiner allein-seligmachenden Conststorialverfassung eingenommen sein mag, eine solche Täu­schung trauen wir ihm doch nicht zu. Wir Lutheraner aber möchten auch gerne eine freie Gemeinde im Sinne unserer beiden reformirten Schwestergemeinden werden, wenn gleich unser lutherisches Consistorium überzeugt scheint, man brauche auf eine vernünftige Einrichtung nur das Wort:freie Gemeinde" zu schleudern, um sie augenblicklich zu vernich­ten. Solche Gewalt aber haben doch bisher die Gespenster in Frankfurt noch nicht gehabt.

Frankfurt. Aerztlicher Verein. Mit dem Schluß v. I. traten die Herren Doktoren G. Spieß als erster Vorsteher und Flesch als erster Schriftführer von ihrem Amte zurück. Im Jahr 1852 wird als erster Vorsteher Herr vr. Georg Varrentrapp und als erster Schrift­führer Hr. vr. Wilhelm Stricker fungiren. In der Sitzung vom 29. December wurde Herr vr. Lorey zum zweiten Vorsteher und Herr vr. Wallach zum zweiten Schrift­führer erwählt. Für die stets mehr erblühende vereinte Senckenbergische Bibliothek wurden im verflossenen Jahr vom ärztlichen Verein für nahe an 500 Gulden Bücher angeschafft.

In der letzten Sitzung des Instituts zur Beförderung der Sittlichkeit und des Wohlverhaltens unter der dienenden Klasse wurden für dieses Jahr Herr I. Fr. Quilling zum Vorsitzenden, Herr vr, jur. Pfefferkorn zum Schrift­führer und di« Herren Louis Lotmar und I. W»? de Neufville-Humser zu Kaffenführern ernannt.

Für den verantwortlichen Redactionsausschuß; vr. G. Binding I. C. Naumann's Druckerei.