Schwierigkeiten, mit welchen namentlich der Handel zn kämpfen hat, sind Anzeichen vorhanden, daß der Wohlstand der Stadt sich noch aufrecht erhä-lt. Ausdauer, Gemeinsinn, Association, Fortschritt in Kenntnissen und Thätigkeit, Aufgaben veralteter und unwirksamer Maßregeln, größere Sparsamkeit — und es kann doch gehen. Die Frankfurter -Bürger müssen recht wollen, dann können sie.
Von den bestehenden angeblichen Discussions haben wir nicht zu sprechen; einige Fledermäuse durften schon zu viel Aussehen erregen. Die Behörden werden wohl endlich so klug sein, bei ihren Ergänzungs-Wahlen kein Credo über das Kaiserreich in China oder Gotha, über das Land der Mormonen u. dgl. zu fordern, sondern nur darnach zu fragen: hat der Kandidat Kraft, Wille und Fähigkeit? genießt er das Vertrauen der Mitbürger?
Wir unsererseits werden 1854 wie 1853 thun und sagen, was uns die Pflicht gebietet, ganz nach Ueberzeugung, ohne alle Rücksicht auf Vetterschaft, ohne alle Schonung, wo es nöthig ist die Wahrheit zu sagen. Denn das ist, wir wissen es, der positivste Dienst, den wir leisten, können: zu verhindern, daß manche Uebel ärger werden; den Schleier abzureißen, wenn Dinge getrieben werden, die den Tag scheuen. Im Uebrigeu werden wir für den Fortschritt thun, was die Umstände erlauben, und hoffen mit Gott das Beste des Vaterlandes und der Vaterstadt.
Gesetzgebende Versammlung.
Sechste (öffentliche) Sitzung. Mittwoch den 28. December 1853. Nachmittags 4 Uhr.
1) Fortsetzung des Ausschuß-Berichts über Pserde-Tare. Die Erörterung war bei dem §. 7 des Gesetz-Entwurfes stehen geblieben. Die Steuer von fl. 15 jährlich für ein Pferd soll jeden 1. Januar und 1. Juli vorausbezahlt werden. Wenn im Laufe eines halben Jahres ein Pferd angeschafft wird, so ist die Steuer von dem Anfang desselben an zu entrichten; Pferde-Wechsel ist jedoch frei. Für Nicht- Anzeige der Anschaffung eines Pferdes soll eine Strafe von fl. 3 — 15, für Nicht-Steuerzahlung eine Strafe von fl. 15 — 50 entrichtet werden. Die Versammlung erklärt sich mit dem Entwurf einverstanden. Derselbe geht an den Senat.
2) Zu dem Handels-Vertrag zwischen Oesterreich und dem Zoll-Verein vom 19. Februar 1853 ist ein Zoll-Kartel wegen gegenseitiger Beihülfe zur Bestrafung von Zoll-Vergehen abgeschlossen ivorden. Der Ausschuß räth zur Annahme dieses Kartels. Die Versammlung ist damit einverstanden.
Evangelischer Hanptverein -er Gustav-Adolph Stiftung.
(Fortsetzung.)
Dekan Götz aus Anspach sprach seine herzliche Freude aus, daß baierische Abgeordnete nun als in den Gesammt- Organismus eingegliedert den Versammlungen des Gustav- Adolf-Vereins beiwohnen können, und machte sodann, in Folge einer besonderen an ihn gerichteten Aufforderung, interessante Mittheilungen über die Zustände der evangelischen Kirche in Baiern, namentlich in Beziehung auf diejenigen evangelischen Gemeinden, die in katholischen Landestheilen sich befinden. Die evangelischen Gemeinden haben in denjenigen Gegenden des Landes, wo die Bevölkerung über
wiegend evangelisch ist, keinerlei Bedrückung zu erdulden. Dagegen standen in katholischen Gegenden früher der Bildung evangelischer Gemeinden große Hindernisse entgegen. Dieses hat sich nun geändert. Es wird der Bildung solcher Gemeinden von Seiten der Regierung kein Hinderniß mehr in den Weg gelegt. Hülfsbedürftig sind noch die meisten. Der Redner geht auf die Zustände und Bedürfnisse der einzelnen Gemeinden näher ein. und empfiehlt vor Allem Passau, Neuburg und Straubing.
Pastor Böhmer aus Ottmachau in Schlesien dankt im Namen seiner Gemeinde für die ihr gewordene Hülfe und bittet um ferneren Beistand. Die Gemeinde von 500 Seelen ist in 45 Ortschaften zerstreut, besteht meist aus armen Leuten, gering besoldeten Beamten und wenig bemittelten Gutsbesitzern, steuert aber doch für ihr Kirchenwesen jährlich 2 — 300 Rthlr. Der Gottesdienst wird zur Zeit in einem alten Bergschlosse in einem früheren Tanzsaale gehalten; doch wird dieses Lokal wegen Umbau des Gebäudes bald geräumt werden müssen. Jetzt ist es nach langen Kämpfen gelungen, ein dem Staate gehörendes Grundstück zu finden, welches käuflich zu erwerben ist. Es ist wohl 3000 Rthlr. werth und für 1500 Rrhlr. zu haben. Die Gemeinde hat 500 Rthlr., die sie in 9 Jahren mühsam zusammengespart, sogleich zu zahlen, und 1000 Rthlr. sollen nach und nach in jährlichen Abschlagszahlungen getilgt werden. Ein vorhandenes altes Gebäude könnte zu Schule und Pfarrhaus eingerichtet werden, und, wenn sich die Mittel fänden, wäre auch Raum für eine kleine Kirche vorhanden. Dazu sind aber mindestens 6000 Rthlr. erforderlich. Woher diese nehmen? Die Gemeinde selbst kann nicht mehr thun, als sie thut. Dazu suchen die Katholiken den Kauf des erwähnten Grundstückes rückgängig zu machen, und haben 500 Rthlr. mehr geboten. Möchte daher der Gemeinde baldige Hülfe kommen!
Propst Krause aus Breslau bringt Kunde von den schlesischen Gemeinden Rosenberg, Zobten, Guttentag, Landsberg, Liebau. Vieles ist dort geschehen, aber auch noch Manches nöthig. So bedarf Landsberg eine Kirche wegen vieler deutscher Arbeiter bei den Hochöfen. Es ist ein Geistlicher dort, der deutsch und polnisch predigt. Einen Bauplatz hat man bereits.
Pfarrer Ebert aus Kassel erklärt, warum der Verein in Kurhessen bisher geschlafen, ohne die bisherige Unthätig- keit entschuldigen zu wollen. Nun aber, sagt er, sei ihnen neuer Glaube und neuer Muth ins Herz gekommen, und es sollte nun rüstig vorangehen.
Pfarrer Mayer aus Lyon berichtet über die dortigen Zustände. Es halten etwa 12000 Deutsche in Lyon sich auf. Unter diesen mögen etwa 8000 Protestanten sein. Früher hat Herr Hoffet alle Monate einmal gepredigt, er konnte sich aber der Seelsorge nicht annehmen. Seit zwei Jahren ist nun Herr Maver dort, und hat eine Gemeinde von etwa 300 Gliedern gesammelt. Die Leute sind größtentheils arm, denn die Wohlhabenderen haben sich der französischen Gemeinde angeschlossen. Eine wohlhabende Dame hat 500 Frcs. jährlich zur Verfügung gestellt; aber damit läßt sich noch wenig anfangen. Ein Engländer hat einen englischen Gottesdienst eingerichtet. Die deutsche Gemeinde hat sich damit vereinigt, und so haben sie ein gemeinschaftliches Lokal zum Gottesdienste gemiethet, wozu die Deutschen die Hälfte zu bezahlen haben. Dies wird 1800 Frcs. Miethe kosten. Die Einrichtung erfordert 5000 Frcs. Also bedürfen die Deutschen hierzu 900 Frcs. jährlich, und dazu 2500 Frcs. Ueberdies bedarf Herr Mayer nothwendig einen Gehülfen; denn zur Zeit muß er