Form! Und Alles, Alles was Herz und Wett, Ideal und Wirklichkeit > im weiten Umkreis dem forschenden Menschengeiste und der träumen­den Dichtrrseele erschließen, Alles spiegelt sich wieder in seinen Werken! Welch' eine Fälle von Gedanken und Anschauungen, von Ideen und Empfindungen liegt in der Hinterlassenschaft dieses reichbegnadeten Geistes! In Wahrheit, man konnte dem Dahingeschiedenen kein schöneres Denkmal setzen, als all' die zum Theil weithin zerstreuten Werke in ein großes Ganzes zusammenfassen, um eS also der Nach­welt in würdiger Form und übersichtlich-systematischer Sammlung zu erhalten! Der Cotta'sche Verlag hat derlei Ehrendenkmale schon viele errichtet; heute sprechen wir demselben abermals ein Wort aufrichtigen Dankes. Hartmann's literarische Hinterlassenschaft ist ein köstlich Erbtheil für die deutsche Nation, und wir hoffen zuversichtlich, daß hauptsächlich die deutsche Familie dasselbe in Ehren halten werde! Auch dem werdenden Geschlecht ist das Werk als Erzieher für Welt und Leben wichtig; es sollte in der Bibliothek keines Vaters fehlen! Solche Bücher geben hundertfältige Ernte!

Nur mit wenig Worten wollen wir über den Plan reden, welcher dieser Sammlung zu Gruude gelegt worden ist. Die Herausgeber die Namen Ludwig Bamberger und Wilhelm Vollmer bieten gute Bürgschaft - haben das reiche Ma­terial des schriftlichen wie des gedruckten Nachlasses trefflich gesichtet und alle die unbedeutenden Papierschnitzel, welche leider zu oft bei der Gesammtausgabe der Werke bedeutender Männer nicht auSgemerzt werden, mit gutem Bedacht ausgeschieden! Was von dauerndem Werth, ist mit Pietät und Einsicht geordnet. Das Gesammtmaterial der in zehn Bänden erscheinenden Sammlung ist übersichtlich in vier Hauptrubriken gruppirt. Die erste umfaßt die lyrisch-epischen Dich­tungen, in denen die bei Lebzeiten des Dichters edirten allbekannten Liedersammlungen: Kelch und Schwert, Neuere Gedichte und Zeit­losen gleichsam den Grundstock abgeben; dazu kommen die Reimchro­nik des Pfaffen Maurizius, eine politische Satyre, das epische Idyll Adam und Eva, und die Schatten. Der zweite Theil enthält die No- 8 Vellen und Romane vollständig bis zur letzten Zeile des hinterlassenen Romans: Das Andenken der Mutter, welcher unlängst im Feuilleton der .Neuen Freien Presse" zum ersten Mal zum Abdruck gelangt ist. Wie bekannt, hat Hartmann diese Arbeit als Torso hinterlassen; Freundeshand vollendete das Werk, und man darf Herrn Leopold Kompert nachrühmen, daß er seine schwierige Aufgabe ganz im Geist des Dahingeschiedenen erfüllt hat. Ueberaus interessant und anregend ist, was die dritte Gruppe bietet: die Tagebücher und Biographisches. Außer mancherlei Episoden aus dem ruhelosen Wanderleben und aus der politischen Thätigkeit Hartmann's enthält diese Abtheilung von größeren und in sich abgeschlossenen Werken: Briefe aus Dublin, das Tagebuch aus der Provence und Languedoc, keltische Reiseblätter, Bilder aus Dänemark. Den vierten TheU füllen Bilder und Skizzen aller Art, zum Theil kulturhistorischen, zum Theil literargeschichtlichen und biographischen Inhalts. Das herrliche Werk, dessen neunter Band uns bereits vorliegt, geht seinem Abschluß entgegen; wir halten es für eine Ehrenpflicht der Presse, auf dasselbe ganz besonders nach­drücklich aufmerksam zu machen. (Schlesische Zeitung Nr. 467.)

Verein für Geographie und Statistik.

L Frankfurt, 6. Nov.

Gestern Abend wurden die Wintervorträge im Geographischen Verein durch eine Vorlesung des berühmten Afrika-Reisenden Herrn C. Mauch aus Stuttgart eröffnet. Derselbe faßte sein Thema leider viel zu allgemein. Statt uns frische lebendige Bilder aus seinen ohne Zweifel höchst interessanten Erlebnissen zu geben, mußten wir mit einer Reihe Notizen über Ausrüstung und Ernährung eines Afrika- Reisenden, über die Unbequemlichkeiten und Mühen des Lebens unter den Bewohnern Südafrikas und einer ziemlich trockenen Nomenklatur von dort vorkommenden Pflanzen und Thteren vorlieb nehmen. Nur am Schluffe bot eine kurze Schilderung der Aufnahme bei einem größeren afrikanischen Häuptling einige Abwechslung. Von den Ma- ralaka's und den Ruinen von Zimbabye hoffen wir das nächste Mal zu hören. Diesmal kam nichts davon vor.

* (Feierliche Eröffnung des österreichischen ReichsratheS.) Wien, 5. November. DieN. Fr. Presse" enthält darüber folgenden Bericht:Unter Kanonendonner und mit dem üblichen Gepränge hat heute der Kaffer die Session des ersten direct gewählten Parlaments eröffnet. Die Feierlichkeit verlies genau nach dem im Voraus festgestellten Programm. Lange vor der für die Ceremonie angesetzten Stunde waren die Gallerieen in dem großen Ceremoniensaale der Hofburg von einem zahlreichen und ge­wählten Publikum dicht besetzt. Das diplomatische Corps war nahezu vollzählig erschienen. Man bemerkte in der Loge der Diplomaten, den.

Schweizer Gesandten Herrn Tschudi, den italienischen Gesandten Grafen Robilant, den deutschen Botschafter v. Schweinitz, den niederländischen Gesandten Heeckeren, den englischen Botschafter Lord Buchanan, den portugiesischen Gesandten, den amerikanischen Gesandten Mc. Jay, den Botschafter der Hohen Pforte, Kabuli Pascha, und zahlreiche Ange­hörige der verschiedenen auswärtigen Vertretungen. In der Diplo- maten-Loge war auch die japanefische Ausstellungscommission, darunter der japanefische Minister Samo, anwesend. Auch eine glänzende Reihe anmuthtger Damen schmückte die Gallerieen, und es that dem feierlichen Eindrücke, den diese Versammlung machte, keinen Eintrag, daß die meisten derselben in Folge der herrschenden Hoftrauer im schwarzen Kleide erschienen waren. Kurz vor 12 Uhr wurden die Flügelthüren des Saales geöffnet, und drei aus denselben hervor­schreitende Arcieren-Leibgarden nahmen rechts von der Estrade, drei ungarische Leibgarden links von derselben, alle mit gezogenen Schwer­tern, Aufstellung. Die Estrade mit dem Thronsessel, von einem roth- sammtenen Baldachin überschattet, war im Fond des Ceremoniensaales aufgeschlagen. Alsbald traten die Mitglieder der beiden Häuser des ReichSrathes ein. Die Mitglieder des Herrenhauses, unter Führung ihres Präsidenten, des Fürsten Karl Auersperg, und der beiden Viee- Prästdenten, Graf Wrbna und Graf TrauttmanSdorff, nahmen aus der rechten Seite des Saales Aufstellung. Die glänzenden goldgestickten und ordensgeschmückten Uniformen der Generale, Geheimen Räthe und anderer Würdenträger, welche das Herrenhaus zählt, waren auf dieser Seite des Saales vorherrschend. Unmittelbar nach den Mitgliedern des Herrenhauses traten die Deputaten des Abgeordnetenhauses, an der Spitze der Alterspräsident d'Elvert, ein und nahmen auf der linken Seite des Saales Aufstellung, so daß in der Mitte ein schmaler Gang frei blieb. Hier war das bescheidene bürgerliche Kleid vorherrschend. Nur die Geheimen Räthe Kübeck, Eichhoff, Herbst, Giskra, Graf Hohenwart waren in der Uniform, der böhmische Großgrundbesitzer Blumencron im Generalskleide, die polnischen Deputaten, unter ihnen Smolka, und einige bäuerliche Deputirte in Nationaltracht, die geistlichen Abgeordneten im Priester­gewand erschienen. Von den geistlichen Würdenträgern des Herren­hauses war nur Erzbischof Sembratowicz anwesend. Punkt 12 Uhr gab der Ceremonienmeister Graf von Traun das Zeichen mit dem Stabe, und es erschienen im Staatskleide die Minister, welche je zwei und zwei: Horst mit Ziemialkowski, Chlumecky mit de Pretis, Glaser mit Unger, Stremayr mit Banhans und Lasser mit dem Minister- Präsidenten Auersperg die Mitte des Saales durchschritten und links von der Estrade sich aufstellten. Ihnen folgten die Erzherzoge Albrecht, Karl Ludwig, Wilhelm, Rainer und Leopold und stellten sich rechts auf den Stufen der Estrade auf. Hinter den Erzherzogen schritt der Obersthofmarschall Graf von Larisch mit dem entblößten Staatsschwerte und unmittelbar hinter ihm, von lebhaften Hochrufen begrüßt, der Kaiser, welcher die Estrade bestieg, auf dem Throne sich niederließ und aus der Hand des Minister-Präsidenten die Aufzeichnung der Thronrede entgegennahm. Der Kaiser bedeckte das Haupt und verlas mit lauter vernehmlicher Stimme die Thronrede.

-(Schicksal eines Haupttreffers.) Ein im Jahre 1868 amortisirtes Waldsteinlos, auf welches im Januar 1867 der Haupttreffer entfiel, wird demnächst den Gegenstand eines interessanten Prozesses zu Wien bilden. Der rechtmäßige Besitzer des Waldstein- looses Nr. 57650 hatte, so erzählt dieWechselstube", nach der statt­gehabten Verloosung im Jahre 1867 verabsäumt, nachzusehen, ob sein Loos gezogen wurde, und erfuhr, als er hierüber Nachfrage gehalten, zu seinem Schrecken, daß fragliches Loos amortifirt und der Haupt­treffer von 20,000 fl. CM. dem Amortisationswerber durch das Groß­handlungshaus S. G. Sina ausgezahlt wurde. Auf weiter gepflogene Recherchen erfuhr der factische Loosbesitzer, daß ein sicherer Arenocz aus Ismail besagtes Loos im Jahre 1868 amortisiren ließ, aus Grund der Aussage, daß bei einer in seinem Hause ausgebrochenen Feuersbrunst in Rede stehendes LooS mit verbrannt sei. Diese Aus­sage beschwor Arenocz und führte einen Zeugen aus, welcher ebenfalls durch einen Eid diesen Sachverhalt bekräftigte.

* (Spiritisten- Correspondenz.) Aus Pest wird er­zählt, daß die Versammlungen der dortigen Spiritisten von nun an wieder rgelmäßig stattfinden. In der jüngsten Sitzung, welche nur von 14 Personen besucht war, wurden unter Anderm zwei Briefe ver­lesen, welche die Herren Alexander v. Humboldt und König Stephan der Heilige aus dem Jenseits geschrieben hatten. Wer der Postbote gewesen, wird nicht gesagt. Hierauf wendete man sich wieder irdischen Dingen zu, und es wurden einige Mitglieder, welche ihre Monatsbei­träge nicht zahlen wollten, vom Gremium der bürgerlichen Getsterbe- schwörer einfach gestrichen. Einiges Aufsehen erregte die Mittheilung eines grönländischen Geistes, von der aber keiner der Anwesenden ein Wort verstand. Ob in Folge des letzteren Umstandes beschlossen wurde, dem verstorbenen Grönländer in der Amtssprache der hiesigen Geister zu antworten, wird nicht gesagt. Schließlich wird noch erwähnt, daß einer der anwesenden Gäste, welcher sich eines Lächelns nicht erwehren konnte, vom Präsidenten eine strenge Rüge erhielt. Da hatte der Prä­sident, Herr Dr. Grünhut, vollkommen Recht die Sache ist in der That nicht zum Lachen.

»edLetionr vr. zur. Zul. Engelmann, Druck Md «erlag der Ne»« Frankfurter Presse (Enzel«amr » Es.) Kl. Bockenheimerfiraße 21.