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Die kl eine Lhvonik (SranKfurter Wochenschrift) llo. 2.
den freien Ton aufstrebender Männlichkeit anzuschlagen weiß. , Damit ist freilich der künstlerischen Aufgabe, wie sie von dem | Verfasser de- Stückes gestellt wird, nicht Genüge geschehen, ! das Bild des jungen Deffauers will gezeichnet sein, und dazu ist ein positives schauspielerisches können erforderlich. viele Dar- steiler bleiben daher trotz ihres scheinbaren Erfolges hinter den Anforderungen zurück, die mit Recht zu stellen sind. TDir können Lerrn Schumann das ehrenvolle Zeugniß geben, daß er feine Aufgabe von vorneherein von der höhern Seite erfaßte, und daß er sie in recht glücklicher weife durchzuführen verstand. Sein verzog Leopold war nicht nur der jugendliche Stürmer und Dränger, sondern der Sürstensohn, in dem wirklich ein edles Seuer glüht, der zielbewußte Mann, der zu mehr als gewöhnlichen Thaten berufen ist und auch ! als Jüngling schon uns Beweise dieses seines Berufes gibt. ! Latte hier und da ein Licht Heller aufgesetzt und ein Schalten kräftiger markirt sein können, so war doch das Bild richtig entworfen und die Ausführung eine künstlerische; das Spiel verrieth durchweg die einfache Natürlichkeit und die Noblesse, die vorhanden sein müssen, wenn die Rolle in dem Sinne der Dichtung durchgeführt werden soll. Lerr Schumann hat unserer Bühne fast vier Jahre angehört, er begann an derselben seine schauspielerische Laufbahn, um an ihr seine Lehr- und Probejahre durchzumachen, wenn dieselben für ihn günstig ausgefallen sind, so hat er das hauptsächlich der Lonsequenz zu verdanken, mit welcher er an der guten Schulung, die er seiner praktischen Laufbahn vorhergehen ließ,. festgehalten hat. Cr ist stets bestrebt gewesen mit einfachen Mitteln zu wirken und die Schauspielkunst als das aufzufassen, was sie sein soll, als die Kunst der Menschendarstellung, wenn nicht alle Proben ihm glückten und hier und da der gewünschte Erfolg sich nicht einstellen wollte, so hatte das wenig zu sagen, sein Streben blieb immer das gleiche, von der Rolle des Prinzen Paris in „Romeo und Julie" an, in welcher er zuerst unsere Bühne betrat, bis zu dem Prinzen Leopold, den wir am Samstag sahen, während das Können sich stetig erweiterte und Sicherheit und Festigkeit von Rolle zu Rolle Zunahmen. Sür den jungen Künstler beginnen jetzt die Wanderjahre; vieles muß er sich noch aneignen und in manchem seine Kraft noch erstarken. Günstige Gelegenheit zu dem Einen wie denr Andern bietet ihn: der Boden, den er sich für seine weitere Thätigkeit ausersehen hat, das Thaliatheater in Lamburg, das für die Ausbildung junger Talente mit Recht sich einen
Namen« in der modernen deutschen Theatergeschichte erworben hat.
Die sonstige Wiedergabe des Lustspieles befriedigte, wenn die Gesammtdarstellung aucf? von Schwächen nicht frei war und manchmal die Sicherheit in den einzelnen Rollen etwas zu schwanken schien. Sräulein Klinkhammer gab die Titelheldin wirkungsvoll, aber iu etwas zu drastischer weise; eigentlich ausgelassen darf die Tochter des Apothekers Söhse nicht erscheinen, zumal wenn uns der llebergang zu ihrem resignirten Wesenverständlich erscheinen soll. Irl. Klinkhammer stellte die Lontraste unverinittelt neben einander, gerade so, wie sie in der wenig empfehlenswerthen Manier, die wir bei ihr so oft zu tadeln Gelegenheit hatten, aus Hellem Lachen in bitteres Schluchzen überging. Die Lerzogiu ist keine der Rollen, in welcher Srau Ernst glänzen könnte, doch war die Darstellung eine vernünftige und angemessene. Lerr Lamm faßte den Losmarschall zu sehr als komische Charge auf, während die Rolle doch mehr in das Sach der Eharacter-Epi- soden schlägt. Lerr Zademack ist als ein guter Vertreter des Lhalusac bekannt. Lerr werkeuthin faßte den alten Apotheker viel zu schwermüthig und salbungsvoll auf. Die übrigen Darsteller genügten.
Am gleichen Abende verabschiedete sich Lerr Eapellmeister Zumpe im Gpernhause, in welchem Auber's „Stumme" gegeben wurde, wir selbst konnten der Vorstellung nicht beiwohnen, vernehmen indeß, daß Lerrn Zumpe sympathische Kundgebungen bereitet wurden. In Lerrn Zumpe verliert unser Theater-Unternehmen eine fähige Kraft und uuser Orchester einen tüchtigen Dirigenten. Lerr Zumpe war zu Beginn seiner Wirksamkeit an unserer Bühne gehässigen und unverdienten Anfeindungen ausgesetzt; wir beklagen es tief, daß ihin eine ganz besondere Ungunst von Umständen nicht gestattete, vollständig über das unwürdige, gegen ihn in Scene gesetzte Gebühren zu triumphiren; als uothgedrungen die gegen ihn erhobenen Stimmen verstummen mußten, wurde von seiner Thätigkeit für unser Theaterunternehmen fast ganz abgesehen, wir haben Lerrn Zumpe stets geschätzt und aus unserer Ueberzeugung kein Lehl gemacht; wir sind auch von der festen Ueberzeugung durchdrungen, daß er bald den weg zu seinem Ziele findeir und unter den deutschen Grchesterleitern die Stelle einnehmen wird, zu der ihn seine Befähigung und j seine künstlerische Tüchtigkeit berufen.
Aus der Theater
Inden beiden hiesigen Theatergebäuden sind sofort mit Beginn der Serien die von der Baubehörde angeordneten Umbauten in Angriff genommen worden. Im Gpernhause werden aus dem Parketraume zwei Sitzreihen entfernt, Rothausgange durch die parketlogen rechts und links hergestellt sowie die Zugänge zu der Gallerie erweitert. Das Schauspielhaus erhält Rothausgänge nach beiden Sron- ten hin, einen eisernen Abschlußvorhang und ein sogenanntes Regensystem über dem Bühnenraume; auch werden im parket die beiden Lcklogen entfernt, die ihrer Zeit so vielen Staub ! aufwirbelten.
Unter den Eandidaten für die Director- stelle des hiesigen Loch'schenEonservatoriums dürfte eine engere Wahl nöthig werden. Eine ganz bevorzugte Stellung in derselben werden, wie jetzt schon coustatirt werden kann, die Namen w ü l l n e r (Dresden) und Gernsheim (Amsterdam) einnehmen.
- und Kunstwelt.
In Leipzig hat mit dem Z0. v. RI. die Aera Sörster- Reumann ihr Ende erreicht, die Theaterdirection geht nunmehr nach vierwöchentlicher Pause in die Lände des Lerrn Max Stägemann über. Trotz der stürmischen Ovationen, die am letzten Abende den scheidenden Künstlern bereitet wurden, werden der verflossenen Direction nicht allzuviele Thränen nachgeweint werden; sie war jedenfalls die unpopulärste seit Eröffnung des neuen Laufes.
wilbrandt scheint, was Ansstattungs-Luxus anbe- i trifft, vollständig in die Sußstapfen Dingelstedt's treten zu wollen. Jm Burgtheater wird während der Serien ein neues Podium mit drei Versenkungen gelegt werden. Bei den Aufführungen der von wilbrandt für drei Abende neu eingerichteten beiden Theile des „Saust" ist nämlich ein solches Podium mit drei Versenkungen, welche zu gleicher Zeit „gehen", erforderlich. Außerdem wird auch für den „Saust" eine große Zahl neuer Decorationen gemalt werden.
Druck und Verlag von Gebrüder Sey, Schnurgasse 41 in Srankfurt a. Hl.