Meisters glaubten — einem religiösen Gemüche auf eine wunderbare Weise. Die Idee einer allgemeinen Aufsicht über Alles, eines wachsamen, auch das Ge/ riugfte abwägenden Auges senkt volle Beruhigung auf das Herz und den Geist des Menschen, der Einheit und Harmonie des Ganzen sucht; und es findet sich, daß alle Lücken unsers forschenden Innern durch nichts anszufütlen sind, als durch diese Idee. Der Herr der Erndte also, dieser heiligen Ansicht nach, ist es, der Jedem sein Tagewerk vorgeschrieben hat, das er nach seinem besten Wißen und Ger wissen vollenden soll. Dadurch erhält das nichtige Menschenleben einen nnendr liehen Werth und einen Einfluß ans das unermeßliche Ganze; und dieses Letztere hinwiederum, gleichsam als waltend über der That des Einzelnen, läßt alle Hinderr Nisse, die gegen sein kurzes Tagewerk ans/ treten, als unbedeutend nnd kraftlos verr schwinden. Auch hat cs die Geschichte bestätigt, daß alle die, welche mit der religiösen Idee eines harmonischen Ganr zen, das durch sie, einem bestimmten Theile nach, gefördert werden sollte, an ihre Arbeit gierigen, daß diese schnell und glücklich die schwierigsten Hindernisse über/ wanden, und gerade durch ihren belebten Eifer die Fülle des Lebens in reicherem Maase schmeckten. Nur der Mensch, dessen Vorstellnngsweise noch vom flüchtü gen Zufalle hin/ und Hergetrieben, oder von einer eisernen Nothwendigkeit zu Bor den gedrückt wird, verliert des Lebens Gewinn und Genuß; wer aber seine Halr tung in einer freiwaltenden Gottheit fin<
det, die alle Willkühr und allen Zwang aus ihrem Reiche verbannt, der erblickt in seinem eigenen Leben weder ein Spiel, noch eine Frohne, sondern ein heiteres, fröhliche Aussicht bietendes Tagewvrk.
A n e c d o t e.
Peter der Große wurde, während sei- ner Negiernngszeit, von einer heftigen Krankheit angefallen, die ihn an den Rand des Grabes brachte. Man schlug ihm daher, nach alter russischer Sitte, vor, über nenn Verbrecher, die zum Tode vernrtheilt waren, das Gnadenwort ansznsprechen, damit sie den Himmel für die Erhaltung des Lebens Sr. Majestät bitten könnten.
Unwillig kehrte sich der Zar bei diesem Vorschlag ans die Seite. „Was verlangt ihr von mir?" sprächet. „Schenkteich solchen Verbrechern, die alle göttliche nnd menschliche Gesetze mit Füßen getreten haben, das Leben; so begierig ich ja ein Verbrechen, und wäre unwürdig, länger fortznleben. Nein! indem ich Gerechtigkeit ausübe, hoffe ich die göttliche Barmherzigkeit selbst zu rühren; und so befehle ich denn, daß augenblicklich das Urtheil an den neun Verbrechern vollzogen werde."
Mein Wunsch.
Nein ! bettle wer da will des Glückes eitle Gaben,
im Wunsche groß, klein im Genuß! — Von mir soll das Geschick nur diese Bitte
haben:
Gleich fern von Noth und Ueberflnß!