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Zeitschrift für den Gesamt-Taunus-Stü^^^Ms
Ltammktub zu Frankfurt a. M. und sämtliche Zweigvereine.
Zweiter
Jahrgang
Für die Mitglieder des Taunus-Klubs unentgeltlich. Bezugspreis für Nichtmitglieder M. 2.— für das Jahr. Einzel-Nummer 20 Pfg. — Redaktion: Günthersburg-Allee 9. Expedition: Kleiner Kornmarkt 14, Frankfurt a. M.
Nr. 1
Januar 1914
An unsere Ceser!
Mit der heutigen Nummer beginnt der 2. Jahrgang unserer Monatsblätter. Da ziemt es sich, auf das Vergangene zurückzublicken mit der Prüfung: „Was ist erreicht?" und in die Zukunft schauend uns die Frage vorzulegen: „Was soll errungen werden?" Klein und bescheiden sind die Monatsblätter in die Erscheinung getreten; es wäre verfehlt gewesen, wo der fruchtbringende Boden erst gewonnen werden sollte und uns, wie wir Wohl wußten, eine schwere, Geduld und Ausdauer erheischende Aufgabe bevorstand, uns in ein Prachtgewand zu hüllen, das unter Umständen unsere Mittel überstiegen und daher über kurz oder lang hätte abgelegt werden müssen. Wie viele, dem Wandern gewidmeten Zeitschriften haben wir entstehen und sofort in kostbarer Aufmachung sich verbreiten sehen! Wo sind sie heut? Verschwunden und vergessen. Unsere Blätter aber sollten kräftigen Lebenssaft haben, daher mochten sie immerhin, wie der Mensch selbst, erst anspruchslos und in schlichtem Gewände sich zeigen, wenn nur für einen gedeihlichen Kern gesorgt war. Aus diesem Grunde sind wir zunächst auch mit Illustrationen sparsam gewesen, um nicht unser erstes Jahresbudget mit einem erheblichen Fehlbeträge abzuschließen. Die Nöte so mancher anderer Wander- und Gebirgsvereine gaben uns zu denken. Daher sind wir langsam und vorsichtig unseres Weges gegangen, um das erwachende Interesse für unser Vereinsorgan nicht sofort tätlich zu verletzen, wenn wir den einzelnen Vereinen eine gesteigerte Finanzlast auferlegt hätten. Unsere Hauptwirksamkeit war jederzeit darauf gerichtet, in erster Linie die Wander- und wissenschaftlichen Interessen der Vereine des Gesamt-Taunus-Klubs zu fördern, jeden einzelnen, auch den kleinsten derselben, selbständig zum Wort kommen zu lassen und so in weitesten Kreisen eine wachsende Freude an unserem Vereinsorgan zu zeitigen. Daneben sind wir aber auch wissenschaftlichen Fragen durchaus nicht ausgewichen und wir gedenken, in Zukunft ihnen eine noch wesentlich erhöhte Bedeutung beizulegen. Dafür ist allerdings eine möglichst gesteigerte Tätigkeit aller derer vonnöten, die sich dazu berufen fühlen und deren Können nicht hinter dem guten Willen allzusehr zurücksteht. Auch Humor und Poesie sind zum Worte gekommen
und sollen es auch in Zukunft tun. Vor allem aber haben wir ein Hauptaugenmerk aus eine der wichtigsten Aufgaben unseres heutigen Wanderlebens gerichtet: wir meinen nicht den Sport, dem jederzeit die ihm gebührende Achtung gezollt worden ist, sondern das Jugendwandern, das in unserer zersetzenden und die Jugend so schnell abnutzenden Zeit geradezu eine soziale Notwendigkeit geworden ist. Auch hierin haben wir erst klein ansangen können, aber wir wollen alle Kraft daran setzen, diese wichtigste Wanderfrage so gedeihlich wie möglich zur fördernden Lösung zu bringen. Das alles haben wir zu erreichen gesucht. Hoffentlich ist es uns gelungen, gerade durch die einfach-bescheidene Weise die Zufriedenheit unserer Leser erworben zu haben. Wie jedoch soll es um die Zukunft stehen? Langsam und stetig werden wir auf dem bisherigen Pfade weiterwandern, aber als echte Wanderer auch einen Nebenweg nicht scheuen, der uns zu einem erquickenden Quell, zu einer verborgenen Schönheit führt. Der einjährige Knabe soll munter wachsen, seine Kräfte fühlen und anwenden lernen, immer helleren Auges in die sich allmählich erweiternde Welt schauen. Er soll seine Freude am Bild haben, am munteren Lied, um dann, wenn er richtig laufen gelernt hat, in die schöne Welt mit klaren Augen, frischen Sinnen hinauszugehen, um immer neue Schönheiten als geistigen Besitz heimzubringen. Und unsere engere und weitere Heimat ist ja so wunderschön, daß, fehlt es nur am Willen nicht, Schätze über Schätze heimgebracht werden können. Aber nicht allein soll der Knabe gehen, er braucht Führer und Leiter, die ihm die Augen öffnen, das Verborgenste zeigen und nicht immer den Alltagsweg gehen. Solcher Führer hat unser lieber Klub, aber noch sind sie spärlich aus dem Schauplatze erschienen. Indessen sind wir der frohen Hoffnung, daß ihrer immer mehr hilfreich uns zur Seite treten, damit unsere Monatsblätter das werden, was sie sein sollen, ein gemeinsames, ernstes fröhliches Arbeitsfeld aller derer, die den Taunus und das Wandern mit Liebe im Herzen tragen. Daß dem so sein möge, dafür ziemt kein besseres Wort als unser schöner Gruß: „Frisch auf."
Die Redaktion: K. Schmidt.