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vertrauend, in wertlosem Gestein nach seltenen Metallen, gemünzt oder ungemünzt, wühlen, die einst die Vorderen vergraben, oder die noch unberührt in verfallenen, verlassenen Bergwerken ruhen. Eme mühsame Arbeit ist es und oft lohnt's der Mühe nicht! Kommt aber ein wirklich Gut an den Tag, dann wird die Freude des eigenen Schaffens und Schöpfens erlebt. — Wie Kriegsläufte Schätze zu verbergen, wie eine minder entwickelte Technik eine oft noch lohnende Grube aufzu- laffen heischen, so vermögen auch politische Ereignisse, modische Geschmäcker einen Dichter zu vergraben, ihn vergessen zu machen. Einem kommenden Geschlecht fällt dann die Pflicht zu, an ihm nachzuholen was jene Zeitgenossen vergessen: sich seiner, ihn verehrend, zu erfreuen.
Vor Kurzem ist so ein Vergessener wieder unser geworden. Es ist Franz Michael Felder, ein einfacher Bauer, der 1839 zu Schopernau, einem einsamen Dörflern im stillen, prächtigen Bregenzer Wald geboren und schon 1869 nach einem mühseligen, durch mancherlei Haß, wie ihn jeder seiner Sache Getreuer erlebt, an einem Lungenleiden gestorben ist. Die kurze Spanne Zeit umschließt aber ein reiches Leben. Zwar nicht reich an Geld und Gut, sondern reich an Streben nach Freiheit und an sozialem Wollen, so daß noch heute, wenn wir in stiller Stunde Felder^ Werke lesen, es einem dünkt, er stünde daneben, reiche die Hand und spräche zu einem, denn er hat aus dem Leben seiner Genossen unter den sozialen Gesichtspunkten geschöpft, die uns heute bewegen. Zuerst war Schulze-Delitzsch sein Führer und dann Lasalle und da er in einem streng katholischen Lande lebte, so mußte er all die Kämpfe durchmachen, die wir erleben. Aber trotz all dem sind seine Schriften rein von jenem intoleranten Wesen, mit dem einseitige Eiferer gläubigen oder ungläubigen Bekenntnisses auf dem heutigen Plane fechten. Nie läßt er sich zu unschönen Worten, wilden Gebärden hinreißen, obwohl er, wie Sander in seiner Felderbiographie dartut, alle Ursache dazu gehabt hätte. Mit dem klaren, ruhigen Blick des Dichters steht er über den Parteien, nur von dem Wunsche beseelt, zu fördern, vorwärts zu helfen. Sein Wahlspruch war Zeit seines Lebens die Meinung, die er eine Gestalt in seiner ersten Erzählung, den Caspale in „Numinomüller und Schwarzoeaspale" sagen läßt: »Ein jeder Mensch ist a bißle eigennützig, und drum glaub ich, wär das die rechte Gemeinschaft, wenn Einer dem Andern helfen that', wo er könnte und Reiche und Arme einsehen lernten, wie nötig sie einander haben."
Die Werke Felders, vier an der Zahl, waren völlig verschollen. Nun hat sich in Bregenz ein Michael-Felder-Verein gegründet, der fich's zur Aufgabe gestellt hat, für ein billiges Geld (2,50 Mk. pro Jahr) Felder's Werke allgemein wieder zugänglich zu machen. Wer drum Freude an einem guten Buche hat, oder sich für eine Fahrt in den landschaftlich so schönen Bregenzer Wald vorbereiten will, (denn immer ist ein bodenständiger Dichter der beste Begleiter und Führer) der trete dem Vereine bei. Die Geschäftsstelle ist gerne bereit die Mitgliedschaft zu vermitteln. _ H- Klein-Enn.