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lich und außerdem schiebt die russische Kolonisation der Auswanderung nach Deutschland langsam aber stetig einen Riegel vor. Diesen Mißftänden kann man nur durch innere Kolonisation begegnen, und um sie zu fördern, ist die Ges. m. b. H. »Eigene Scholle" zu Frankfurt a. O. im Jahre 1910 gegründet worden. Nach 8 2 6 Abs. 2 der Satzung ist ihr Zweck: »die Erhaltung und Stärkung der staatlichen und deutsch­nationalen Interessen". Aehnliche Landgesellschaften bestehen in Pommern, Ostpreußen und Schlesien.

Die Aufgabe der Gesellschaft ist eine wichtige, und an ihrer er­folgreichen Lösung haben sowohl das platte Land als auch die Städte ein großes Interesse, denn es zeigt sich, daß diejenigen Städte, in deren Umgebung deutsche Ansiedlungen vorhanden sind, gedeihen, während bei den anderen das Gegenteil der Fall ist. So hat z. B. die Be­völkerung von Gnesen um 50°/o zugenommen, die von Rawitsch um 7°/o abgenommen. Janowitz hat zugenommen. Die Gesellschaft teilt die von ihr erworbenen Güter auf für gemischte Besiedlung und für reine Arbe.teransiedlungen. Nach dem Jahresbericht für 1912 betrug die Zahl der auf den verschiedenen Grundstücken der Gesellschaft an­sässig gemachten bezw. noch seßhaft zu machenden Familien 448, davon 43 Familien in den reinen Arbeiteranstedlungen. Die Gesellschaft, deren Kapital Ende 1912 8 288 000 Mk. betrug, und die zu ihren Gesellschaftern unter anderem den preußischen Fiskus, den Provinzial­verband der Provinz Brandenburg (beteiligt mit 2 Millionen Mark), 22 Kreise und 35 Städte der Provinz Brandenburg zählt, genießt manche Vorrechte, die anderen Gesellschaften nicht zugebilligt werden würden. Ihre Verträge sind stempel- und gebührenfrei und die See­handlung gewährt ihr Zwischen-Kredit bis zu 85°/o des Taxwertes, um bei Grundstückskäufen die auf diesen ruhenden hochverzinslichen Lasten abzuftoßen. Die Generalkommission unterstützt die Bestrebungen der Gesellschaft auf Grund der Rentengutsgesetzgebung. Die Gesellschaft übernimmt die Güter sogleich nach dem Kauf und setzt einen Verwalter hin, der vorläufig den Betrieb fortführt und die einzelnen Stellen ver­kauft. Die »Eigene Scholle" baut die Häuser für die Ansiedler, das kommt etwas teurer, als wenn die letzteren selbst bauten, aber es hat den Vorteil, daß solider gebaut wird. Inventar, weder totes noch lebendes, gibt sie nicht. Die Tätigkeit der Gesellschaft wird sehr er­schwert durch die Steigerung, welche die Preise der Güter in der Pro­vinz Brandenburg in den letzten Jahren erfahren haben, besonders fühl­bar macht sich der Ankauf von Gütern, durch die Berliner Geldaristo­kratie, die sogen. Automobilgroßgrundbesttzer, denen es auf den Preis nicht ankommt, trotzdem ist ausreichend Land in ihrem Besitz, um die Nachfrage der Ansiedler zu befriedigen, während die Ansiedlungs­kommission in Posen und Westpreußen Ansiedler zurückzuweisen genötigt ist. Geld ist bisher auch genügend für die Zwecke der Gesellschaft vorhanden gewesen. Es ist gesagt worden, daß die Gesellschaft zu teuer anstedle, aber dem widerspricht die Tatsache, daß es bis jetzt noch