aus dem
Frankfurter Theaterleben.
In zwanglosen Heften herausgegeben von
Eduard Reis
Erstes Hefr. — 1863.
Das Neueste -es Frankfurter Mhnen-Nepertoirs.
(Aufführungen vom 91. December 1862 bis zum 2. Januar 1862.)
„Wtaria Stuart" und „Deborah" Frl Porth unsre geehrte Gaüin, hat große und schöne Erfolge in diesen beiden brillanten Parthien errungen, sie hat die Gunst des Publikums im Sturmschritt erreicht, sie hat Beweise von Theilnahme erhalten, wie sie hier nur wirklichen und großen Talenten erwiesen werden. Dieses erfreut uns darum so sehr, weil solche Erfolge die Hoffnung geben, daß endlich die tragische Liebhaberin und Heroine, die uns schon so lange fehlen, in der Person der Frl. Porth gefunden ist, und weil wir überzeugt sind, daß für dieses glänzende Fach für unsre Verhältnisse keine bessere Representantin gefunden werden kann. — Betrachten wir zuerst die Maria Stuart der Frl. Porth. Als solche erregte die junge Künstlerin das größte Jntrcsse. Ein Organ, mächtig und wohlthuend, geeignet für den Ausdruck aller Gefühls-Nuancen; eine Erscheinung, imponirend durch Majestät und Schönheit; eine Recitation, in welcher Ver- ständniß, Geist und inneres, schöpferisches Leben durchleuchten, dabei ein freies, rundes, künstlerisch-sicheres Spiel, — das sind die Vorzüge, die uns gleich von vornherein bei dieser Schauspielerin einnahmen. Wir sahen von ihr, ergriffen und gerührt, die unglückliche Maria Stuart des Dichters, die sanfte, schöne Dulderin, welche die Jrrthümer einrr übermüthigen Jugend durch Jahre voll Leiden und durch ein blutiges Ende versöhnend büßt. Frl. Porth spielte mit Würde und Ma^ jestät, wo die Königin hervortritt, sie spielte mit Anmuth und Reiz, wo das sanfte' edle Weib, wo das Herz zu reden hat, sie spielte mit Leidenschaft und Schwung, wo die Beleidigte, die Märtyrerin in den Vordergrund tritt, mit einen Worte