Aus den Vereinen.
Chordirigenten - Verband der Berufsmusiker.
E. V. Frankfurt-Main.
In der Versammlung vom 19. Novbr. wurden folgende Herren als Mitglieder aufgenommen: Lorenz Matossi, Frankfurt a. M. Paul Wintrich, „ Fritz Hildmarm, „ Georg Hildmann, „ Jean Brodt, Hanau. Vorgeschlagen wurde:
Königl. Musikdirektor Aug. Glück,
Frankfurt a. M. Karl Seidemann, Kapellmeister. Die nächste Versammlung findet am 3. Dezember, 91/2 Uhr vormittags im Faust statt. Zu erledigende Punkte:
Antrag Lembcke: Vertrags-Festlegung'. Antrag Ginster: Kranken-Versicherung
event. beim „Deutschen Anker". Antrag Bischof: Tantiemefreie Aufführung der Chöre.
Anmeldungen zum Verband nimmt entgegen der Vorstand:
Koch, Hedderichstr. 126 Lembcke: Westl. Geleitstr. 40 Bischof, Leerbachstr. 107 Veldkamp, Eschenheimer Anlage 32.
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Nachdruck verboten.
Ein Bassisten-Gesangsduell auf offener Scene.
Von Dr. Adolph Kohut.
Am 15. Dezember werden 17 Jahre verstrichen sein, seitdem in San Franzisko einer der berühmtesten und stimmgewaltigsten Bassisten aller Zeit, der am 7. Augnst 1810 in Mühlheim a. Rh. geborenen
Karl Formes, seine Augen für immer geschlossen hat. Seines Basses Grundgewalt erwarb ihm im In- und Ausland einen europäischen Ruf und wie seine deutschen Landsleute, so überschütteten ihn auch die Spanier, Italiener und Amerikaner mit Lorbeeren. Man weiß, daß namhafte Komponisten eigens für ihn wirksame Rollen schrieben, so z. B. Flotow den Plumkett in „Martha" und Nicolai den Falstaff in den „Lustigen Weibern von WJindsor." Dieser hervorragende Künstler war jedoch ein sehr unruhiger Geist, dessen abenteuerlicher Sinn ihn zu allerlei Streichen trieb. Besonders ließ er sich gern in politische Händel ein und beteiligte sich u. a. auch an der revolutionären Bewegung des „tollen" Jahres 1848. Er gehörte eben zu der heutzutage fast aussterbenden Schaar von Theatergrößen, die nicht nur auf der Bühne, sondern auch im Leben etwas Titanenhaftes haben. Eine Sturm- und Drangnatur, kämpfte er als engagiertes und gefeiertes Mitglied der Wiener Hofoper am 26. und 27. Mai 1848 als einer der Anführer der Studentenlegion auf den Barrikaden und ließ sich auch dazu verleiten, die Menge gegen die Pächter des Hofopern- theaters zu haranguieren, so die Rolle des Masaniello praktisch durchführend. Doch bekam ihm dieses Debüt als Revolutionär sehr übel. Er mußte nach Niederwerfung des Aufstandes aus Oesterreich flüchten und fand an keinem deutschen Theater ein festes Engagement mehr. Nur noch als Gastspielvirtuos tauchte er auf vielen deutschen Bühnen auf. überall durch den Zauber seiner wuchtigen und ergreifenden Stimme Stürme des Beifalls heraufbeschwörend.
Aber auch als gastierender Star hatte er in Hamburg, wohin er von Wien aus sich begeben hatte, Pech. Er trat am Hamburger Stadttheater am 18. Juli 1848 als „Marcell" in den Hugenotten auf und sein Erscheinen entfesselte einen Theaterskandal, wie er in den Annalen der Kulissenwelt wohl noch nie dagewesen ist — wenn man von dem Primadonnenfaustkampfe auf der Londoner Bühne,
Frankfurter
Sänger-Zeitung.
Offizielles Organ des Chordirigenten-Verbandes der Berufsmusiker von Frankfurt a. M. Organ für die gesamten Interessen der Gesangvereine von Frankfurt a. M. und Umgebung.
Herausgeber: H. J. Veldkamp-Marm. Eedakteure: W. Seibert und II. .). Veldkamp.
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Verlag und Expedition Frankfurt a. M., Eschenheimer Anlage 32.