Aus den Vereinen.
Chordirigenten - Verband der Berufsmusiker. E. V. Frankfurt-Main.
Ausserordentliche Versammlung Montag, den 24. Dezember vormittags 9'/.j Uhr im Restaurant „Paust" am Schauspielhaus. Pünktliches und vollzähliges Erscheinen wegen wichtiger Anträge unbedingt erforderlich.
Der Vorstand.
Gesangs Wettstreite.
Aus unserem Abonnentenkreise ging uns folgendes Schreiben zu:
Die geschätzte Sängerzeitung findet in einem Artikel Nr. 8 unter obigem Titel ein kräftig Wörtlein „gegen die Wölfe, die in Schafskleidern einhergehen", (gemeint sind die Preisrichter, die nicht sachlich und nach bestem Wissen ihr Urteil sprechen).
Dieser Artikel und das Versprechen, gegen diese Auswüchse nunmehr kräftig vorzugehen, wird unter den Sängern ein lautes Echo auslösen, denn in Gesprächen werden viele Wettgesänge nur mit dem Kosenamen „Schwindel" bedacht. Ist es ein Verhängnis, daß in Verbindung mit diesem schönen Worte immer resp. am meisten bestimmte Personen genannt werden, oder ist wirklich was „faul im Staate Dänemark". So weit haben diese „alle ehrenwerte Herrn" es gebracht. Besagter Artikel verrät ja auch schon zwischen den Zeilen, daß bei Wettgesängen Manipulationen vorliegen, welche mit ehrlichem Benehmen bedenklich im Widerspruche stehen. Das Schlimmste dabei wird aber immer bleiben, daß die Feste gebenden Vereine in Mitleidenschaft gezogen werden. Alle Vereine hatten die ehrlichsten Absichten, welche aber durch solche Herrn ausgelöst werden; später darf der Verein dann die Sünden anderer ausbaden helfen.
Vor mir liegt ein Brief mit Unterschrift, womit ein Komponist 3 Chöre mit Stimmen ohne Bestellung, zugleich mit Rechnung übersandt,
mit dem Hinweis, er sei Preisrichter bei einem Wettstreit, zu dem der Verein sich gemeldet habe. Ich frage: Ist dieses Gebahre'n nicht dazu angetan, dem teilnehmenden Verein das Messer an die Kehle zu setzen? Heißt das nicht: Behaltet ihr die Chöre nicht, so kennt ihr schon im Voraus einer Schicksal bei dem künftigen Wettstreit ? Ist diese Handlungsweise eine ehrliche? Sind die Kompositionen so schlecht, daß sie auf diese Weise an dem Mann gebracht werden müssen? () arme Kunst, was bist du auf einen bösen Handelsweg geraten ! Muß dieses Gebahren iiichl den Ruf rechtfertigen: „Es ist alles Schwindel".
Und „Hand aufs Herz", ihr Vereine, die ihr euch jemals zu Wettstreiten gemeldet: habt ihr in eurem Archiv nicht eine Unmasse ('höre samt Stimmen, die ihr auf diese Weise erworben und nie. nie gesungen habt? Sollen wir eure Schränke revidieren auf solch verlockende Funde? Welche Stöße vollständig wertlosen Materials! Es ist wirklich an der Zeit, daß die Sättgerzgitung hier mal zugreift und die Interessen der Vereine wahrt und gewissenlosen Komponisten resp. Preisl ich)ei n das Handwerk legt. Ihr Komponisten bringt eure Chöre auf ehrliche Weise an, aber nicht indem ihr den Konsumenten das Messel- an den Hals setzt.
Für den „Zuschauer" hat aber diese ernste Sache, auch eine ergötzliche Seite. Einer fing an mit diesem schönen Handelsobjekt; bald folgten andere auf dem Plan, die Konkurrenz war geschaffen, der Streit war da, einer grub dem andern das Wasser ab und wir alle wissen, daß sich auch schon die Gerichte mit diesen edlen Handelsherrn befassen müssen. Also fest angefaßt, liebe Sängerzeitung, wahre die Interessen der Vereine, es tut Not! Kräftige Hilfe steht in Aussicht!
Ein Dirigent.
Das oben berichtete Vorkommnis von dem Komponisten, der mit sehr merkwürdigem Nachdruck für sein eigenes Geistes-Erzeugnis eintritt, hat. sich leider ereignet. Wir bitten die geehrten Vereinsvorstände, uns diesbezügliches
Frankfurter
Sänger-Zeitung.
Offizielles Organ des Chordirigenten-Verbandes der Berufsmusiker von Frankfurt a. M. Organ für die gesamten Interessen der Gesangvereine von Frankfurt a. M. und Umgebung.
Henausgeber: H. J. Veldkamp-Mann. Redakteure: W. Seibert und H. -J. Veldkamp.
Erscheint wöchentlich. Preis durch den Verlag oder die Post bezogen 30 Pfg. monatlich. Einzelne Nummern 10 Pfg. Inserate werden die -tspaltige Petitzeile oder deren Raum zu 20 Pfg. angenommen. Bei grösseren Aufträgen Rabatt.
Verlag und Expedition Frankfurt a. M., Eschenheimer Anlage 32.