farnern Recht mit Sr. Maj. dem Kaiser von Oesterreich auf Grund des Wiener Vertrage- vom 30. October 1861 befeffen. Nachdem Se. Maj. der Kaiser sich bereit erklärt hat, alle ihm aus diesem Vertrage zustehenden Rechte auf Se. Maj. den König zu übertragen, wird Se. Maj. der König, sobald der Friede mit Oesterreich ratificirt sein wird, die Regierung auch dieser beiden Herzogthümer defi¬ nitiv übernehmen. Wenn die nördlichen Districte des Her- zogthums Schleswig in freier Abstimmung den Wunsch aus¬ sprechen sollten, mit dem Königreich Dänemark vereinigt zu werden, so wird Se. Maj. der König diesem Wunsche stattgeben. Die individuellen Verhältnisse und Besonder¬ heiten der neuerworbenen Länder und LandeStheile werden eine vielfache Berücksichtigung erfordern, deren Tragweite sich noch nicht übersehen läßt. Es ist der Wille Sr. Maj. deS Königs, den wirklichen Bedürfnissen gerecht zu werden, und die billigen Rücksichten auf berechtigte Eigenthümlich. keiten mit den Forderungen des allgemeinen StaatswohleS und der Gerechtigkeit gegen alle feine Unterthamn auZzu« gleichen. Deshalb konnte die sofortige Aufnahme dieser Länder in das preußische Staatsgebiet nicht erfolgen, viel¬ mehr muß eS einer hoffentlich nahen Zukunft Vorbehalten bleiben, die sämmtlichen unter der Herrschaft des Königs befindlichen Lande in ein Ganzes zu vereinigen, sobald die neuerworbenen Länder durch das fitzt cinzurichtende Ueber- gangSstadium dazu vorbereitet sein werden. Die dahin zielenden Vorlagen werden nach Maßgabe deS Art. 2 der VerfaffungSurkunde dem Landtage seiner Zeit gemacht werden." Die Gesetzesvorlage wurde nach dem Anträge des Herrn v. BiSmarck an eine Specialcommifsion verwiesen. In der- selben gab der Ministerpräsident die folgenden Erläuter¬ ungen ab: „Ueber die in der deutschen Politik zu erstrebenden Ziele ist wenig Meinungsverschiedenheit, weder zwischen den cin- zeloen Antragstellern der Adressen, noch zwischen der Re¬ gierung und der Landesvertretung. Es fragt sich nur, auf welchem Wege und mit welchen Mitteln diese Ziele sich er- reichen lassen. Die königl. Regierung hat sich die Grenze deS Möglichen stellen müssen, d. h. dessen, was sich erringen läßt ohne zu große, unverhaltnißmäßige Opfer und ohne die Zukunft zu compromiltiren. Das hätten wir aber ge- than, wenn wir über die unserer Politik gestellte Liuie hinaus¬ gegangen wären; die Zusage aber, welche wir in dieser Be¬ ziehung gegeben, müssen wir halten, und so vor Allem den Glauben an unser Wort befestigen. Wir glauben aber auch heute nicht, daß eS nützlich gewesen wäre, fitzt weiter zu gehen. Wir haben auch in der preußischen Regierung so viel Ehrgeiz, daß er eher der Mäßigung als der Stimu¬ lirung bedarf. Nach den Friedenspräliminarien ist die Regelung der nationalen Beziehungen des süddeutschen Bun¬ de-zu dem norddeutschen Vorbehalten. Sie ist also nicht ausge¬ schlossen, und die Art derselben wird wesentlich davon abhängen, ob daS Bedürfniß dazu von Süddeutschland sowohl in seinen Regierungen, wie in seinen Völkerschaften lebhafter empfun¬ den wird, als wie dies gegenwärtig der Fall ist, wo wir sehen, daß preußische Militärs, die sich jenseits der Demar- cationSlinie zeigen, den Ausbrüchen der VolkSwuth ausge¬ setzt find. Zunächst kam es uns darauf an, dem neuen Bunde feste Grundlagen zu grbcn Ich glaube, daß sie um so weniger fest auSfallen würden, je ausgedehnter der- selbe wäre; wir könnten unmöglich einem Staate wie Bayern solche Zumuthungen stellen, wie wir sie im Norden jetzt erheben müssen. Die erste dieser festen Grundlagen suchen wir in einem starken Preußen, so zu sagen in einer starken HauSmacht des leitenden Staates, dem wir deßhalb in seinem directen Besitz erheblich verstärkt haben. DaS Band deS engeren Bunde-, durch daS wir außerdem Nord¬ deutschland verknüpfen woll-n, wird dagegen so fest wie die Einverleibung nicht auSfallen. Jndcß gab es, um der Wiederkehr solcher Dinge vorzubeugen, daß befreundete und verwandte Volksstämme durch ihre Negierungen genöthigt, uns im Rücken unserer Heere entgegentreten konnten, nur zwei oder eigentlich drei Methoden. - Die eine ist eben die Einverleibung und die vollkommene Verschmelzung mit Preußen selbst bei widerstrebender Bevölkerung, namentlich widerstrebendem Beamten- und Offizicrstande, die sich durch ihre Treue an die früheren Regierungen gebunden fühlen. Die Regierung denkt die Schwierigkeiten derselben auf deutsche Art zu überwinden, durch Schonung der Eigentümlichkeiten und allmählrge Eingewöhnung, nicht, wie eS bei romanischen Völkern üblich ist, mit Einem Schlage. Die zweite Methode ist die Theilung der Hoheitsrechte, so daß cS gewisser¬ maßen einen Militärherrscher und einen Civiihrrrscher gibt; durch die Umstände genöthigt, werden wir diese Methode in Sachsen versuchen müssen. Früher hatte ich eine lebhafte Neigung für dies System. Nach den Eindrücken aber, die mir bei Gelegenheit der Aufstellung der Februarbediugungen gegenüber von Schleswig - Holstein geworden, befürchte ich, daß ein solches System eine dauernde Quelle von Verstim¬ mungen bilden wird, eine Quelle, die länger fließen dürfte, als die Abneigung gegen den neuen Herrscher bei wirklich annectirten Ländern. Bei jener Gelegenheit hielt man mir daS einschneidende Wort entgegen: „wir wollen nicht Preußen zweiter Classe sein;" aber ganz abgesehen von solchen Em¬ pfindungen hat dies System den Nachtheil, daß der eine der beiden Herrscher, der Militärhcrrscher, der fremde, immer nur mit Anforderungen kommt, während alle wohlthätigcn Einflüsse der Civilvcrwaltung in den Händen deS alten Landesherrn bleiben. Ich bedauere, daß wir, wie gesagt, ge¬ nöthigt sein werden, dieS Experiment in Sachsen zu machen. Die dritte Methode endlich wäre die Zerreißung de- bisher bestandenen Gemeinwesens ; daS haben wir verschmäht, ein sehr verkleinertes Hannover, Sachsen, Kurhessen u. s. w. Mit diesem System haben wir 1815 in Sachsen trübe Erfahrungen gemacht. Zwar sind die an Preußen gekommenen Theile völlig mit diesem Staate verwachsen, aber in dem sclb- siändig gebliebenen Theile hat sich von da ab eine ent¬ schiedene Abneigung gegen Preußen erhalten; deßhalb haben wir dies System, das uns luppedirt wurde, diesmal völlig beseitigt, wir haben daS Interesse der Regierten über daS der Dynastien g.stcllt. Es ist wahr, eS macht dies vielleicht den Eindruck der Ungerechtigkeit, aber die Politik hat nicht die Aufgabe der Nemesis, die Rache ist nicht unser, sondern wir haben zu thun, waS für den preußischen Staat eine Nothwendigkeit ist, und deßhalb haben wir uns durch kein dynastisches Mitgefühl leiten lassen. Und deßhalb haben wir aus diesen Ländern selbst schon Anerkennung gefunden. Han¬ noveraner haben sich mir gegenüber so ausgesprochen: „er¬ halten Sie unö unsere Dynastie, wenn das aber nicht mög¬ lich ist, dann zerreißen Sie wenigstens nicht unser Land, sondern nehmen uns ganz." WaS unsere Bundesgenossen betrifft, so haben wir nur deren wenige und schwache gehabt, aber eS ist nicht bloß eine Pflicht, sondern ebenso gebietet eS die Klugheit, auch den kleinsten unser Wort zu halten. Je rückhaltsloser Preu¬ ßen zeigt, daß eS seine Feinde von der Landkarte wegfegen kann, um so pünktlicher muß eS seinen Freunden Wort |