derselben Ihnen bekannt ist. Seit 27 Jahren hat Kants Lehre nie
aufgehört ein Hauptgegenstand meines Studiums u. Nachdenkens zu
seyn. lch möchte wissen, wer unter den Mitlebenden kompetenter
in Kantischer Philosophie wäre als ich. - Zur Sache! –
Bekanntlich hat K an der Krit: d. rein: V. bei der 2ten
Ausgabe eine bedeutende Veränderung vorgenommen: u. nach dieser
2ten sind alle folgenden abgedruckt worden. Nun ist es meine
feste, aus wiederholtem Studio des Werkes erwachsene u. auf
sichere Gründe gestützte Ueberzeugung, daß K, durch jene
Aenderung, sein Werk verstüm̄elt, verunstaltet, verdorben
hat. Was ihn dazu bewog, war Menschenfurcht, entstanden
durch Alterschwäche, welche nicht nur den Kopf angreift, son-
dern bisweilen auch dem Herzen jene Festigkeit nim̄t, die nöthig
ist, um die Zeitgenossen, mit ihren Meinungen u. Absichten,
nach Verdienst zu verachten; ohne welches nie ein großer
Man̄ wird. Man hatte ihm vorgeworfen, seine Lehre wäre
nur aufgefrischter Berkleyanischer Idealismus:[.,.] sodan̄ hatte
sein Umstoßen geheiligter Lehren des alten Dogmatismus,
namentlich der rationalen Psychologie, Aergerniß gegeben.
Dazu kam von Außen, daß der große König, der Freund
des Lichts u. Beschützer der Wahrheit, eben gestorben war,
u. jener Nachfolger, dem K bald versprechen mußte, nicht
mehr zu schreiben, ihm succedirt hatte. Durch dieses Alles
ließ Kant sich intimidiren u. hatte die Schwäche, zu thun,
was seiner nicht würdig war. Dieses besteht darin, daß er das
Erste Hauptstück des 2ten Buchs der transs: Dialektik (der ersten
Ausg: p. 341; - der 5ten p. 399) gänzlich verändert u. daraus
32 Seiten rein weggestrichen hat, welche gerade das enthielten,
was zum deutlichen Verständniß des ganzen Werks unumgänglich
nöthig ist, u. durch dessen Weglassung, wie auch durch das an
transcribed by Dudde, Daniel