Geehrter Meister und Herr,
Nehmen Sie in diesen wenigen Zeilen den Dank eines Ihnen
gänzlich Unbekannten hin, welcher, früher einer jener bedauernswerthen
Köpfe, den die Universität zur Maschine zumachen versucht hatte,
jetzt durch Ihre Schriften noch zur rechten Zeit aus seinem Wirrsinn
gerettet wurde und mit erneutem Eifer den Anker erfaßt hat, welchen
Sie ihm in die Hand gaben.
Sie mögen lächeln über mich, doch nein! gewiß nicht; ich kenne Sie
zu gut aus dem, was ich aus Ihren Werken gelesen; aber wenn Sie wüßten,
wie mir jetzt zu Muthe ist, nachdem ich mir wenigstens einige Klarheit ver-
schafft habe, Sie würden nicht verwundert sein, daß ich Ihnen, dem ich Alles
verdanke, mich vertrauungsvoll aufschließe. Jahrelang habe ich gesucht,
konnte aber nichts finden, was mir genügte und mich befriedigte; ich
studirte Mathematik und Naturwissenschaften und zwar in Halle;
ich glaube, die Universität am Ende der vierziger Jahre wird Ihnen
hinlänglich bekannt sein unter Professoren wie Leo, Erdmann, Tholeck
und Anderen. Alle diese Herren habe ich oft genug gehört, aber ich
konte nie die liehsein sollenden Lehren derselben begreifen und verstehen,
es blieb mir also nichts weiter übrig, als mir zu sagen: "Du bist dumm,
unfähig, diese hohen Gedanken der Hegelai, breitgetreten unter Erd-
manns bombastischen und sophistischen Geschwulzt je zu erfassen." Denn
das in verba magistri jurare war uns seit Jugendzeit her zu sehr ein
gebläut, als daß wir es ohne starke Einwirkung von Außen so leicht
aufgeben. Ich fügte mich also vorläufig mit dem Troste, daß die Jahre
nur
transcribed by Lexow, Kim