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auch selbst rechtschaffen und uneigennützig seyn.

Fried. Wie wollen wir aber diese rechtschaf­fenen und uneigennützigen Männer kennen?

Franz. Wenigstens wird ein Säufer u. Spie­ler, ein Religionsiästerer oder ein lauer Christ, ein Lasterbube und ein schlechter Haushalter, sowie ein Ungerechter, nie das wahre Wohl des Vaterlan­des, und so also auch nicht euer eigenes Wohl im Auge haben und befördern können.

Fried. Wissenschaft und Verstand ist doch auch nothwrndig.

Frau;. Freilich sott er kein Esel seyn, aber auch brauchts keine übcrwitzigen und gelehrten Schwätzer. Unsere Vorfahren waren nicht ge- lehrt, aber verständig.

Fried. 'Wenn aber einer die Wahl nicht an­nehmen will?

Franz. Dann fehlt er, wenn er sic anzuneh­men im, Stande ist. Denn Jeder soll seine eigene Bequemlichkeit dem Wohle des Vaterlandes auf- ovfrrn; die Zeit der Amtsdauer währet ja auch nicht so lange. Aemtliflucht, wie Aemtlisucht, bei­des kann gefährlich und sündhaft seyn.

Fried. Nun denn, Franz! so werde ich von jetzt an bei keiner Wahl mehr mangeln.

Franz. Wirklich ist es auch eine Gewis­se nssache, seitdem das Schicksal des Vaterlandes gleichsam in die Hände des Volkes gelegt ist. Al­lein nicht nur die Wahlen sind es, sondern auch überhaupt alle Gemeinde- und Rathövcr-