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Die Nacht brachte ich in Friedberg zu, welches ich mit Mühe vor dem Einbrüche vollkommener Finsterniß erreichte. Es eristirt in dem Oertchen ein Gasthof und ein Weinschenke. Letzterer soll Niemand beherbergen, und ersterer kann und will es nicht. Man beantwortete meine Frage nach einer Stube mit einem kurzen:Wir haben keine" und wies mich selbst zu dem Weinschenken, den man schon mehrere Male verklagt hatte, weil er Fremde über Nacht behalten. Als er hörte, daß ich vom Gasthofe selbst an ihn gewiesen worden, machte er keine Um» stanve, sondern bereitete mir ein gutes Abendbrot und wies mir ein freundliches Stübchen an, wo ich nach einer auf dem Postwagen größtentheils durchwachten Nacht herrlich schlief. Meine Zeche war billig, und heiter und gestärkt fuhr ich am nächsten Morgen, bei glänzender Sonnenbeleuchtung, durch die romantischen Gebirge meinem noch drei Stunden entfernten Grafenberge zu.

So kühl der Morgen war, so warm wurde es bald nach« dem die Sonne über den Gebirgen empor gestiegen. Ich setzt« mich daher gern wieder in meinen Wagen, den ich eine Streck« Weges verlassen hatte, um zu Fuße zu gehen, und freute mich wie ein König, als ich die Gegend um mich herzu erkennen anfing. Eben fuhr ich durch Lindewiese längs der Biela, rechts hatte ich die Hokschaar, vor mir die Goldkoppe; bald mußt« ich den Gräfenberg zur Linken vor mir sehen. Das Herz schlug mir laut und erwartungsvoll. Alle Schatten vor Prirßnitzens Bilde sanken zusammen. Ach sah es rein und fleckenlos vor mir stehen. Es war mir als ob ich einem Vater in die Arme flöge.

Ein Neisewagen begegnete mir. Ich hätte den abreisenden Curgästen zurufen mögen:Reicht mir die Hand; es ist ein Freund der da ankommt, ein Freund den ihr Alle kennt, der Munde." Ich war in außerordentlicher Aufregung.