genähert, bedeckt mit Schweiß und Staub und etwas erhitzt durch die mir von den beiden Badedienern dargebrachte Huldigung, das Bedürfniß, mich einmal recht herzhaft in einer großen Grä- fenberger Wanne abzuspülen und zu erftischcn. Ich entkleidete mich daher, zog Schlaftock und Mantel an, übergab meinem Diener ein Betttuch zum Abtrocknen und trollte munter die vier hohen Treppen nach der Wanne hinab, welche von so ungeheurer Größe war, daß in ihr Inneres noch eine besondere Treppe führte. Ich benutzte diese letzte jedoch nicht, sondern stürzte mich kopfüber in die klare Flüssigkeit, schwamm ein Paar Mal in dem Bassin herum und trat dann, erftischt und gestärkt, meinen Rückweg nach der Dachkammer an.
Unterwegs begegnete ich Madam Prießnitz, welche mich trotz meiner Verhüllung erkannte und mir lächelnd zunickte. Ich machte ihr eine Viertelstunde darauf meinen Besuch und wurde äußerst freundlich von ihr ausgenommen. Ich bemerkte, daß sie viel magerer war, als vor drei Jahren. Auch fehlten ihr ein Paar Zähne, was dem hübschen Gesicht der netten Frau einigen Abbruch that. Mir war dies ein Beweis, daß mit zunehmendem Wohlstände auch die Sorgen und die Arbeit zugenommen hatten und ihre zerstörenden Wirkungen auf einen Körper zu äußern begannen, welcher bestimmt war, seine Kraft und Schönheit mit in ein hohes Alter zu nehmen. Sie lachte über meine Bemerkungen. Mir schien dieses Lachen zu sagen: ,,Was ich am Körper verloren, habe ich an der Casse zugenommen." — Leider sind wir Menschen nur zu sehr geneigt, unsere besseren Güter für den Flitterglanz irdischer Größe hinzugeben! —
Unsere Unterhaltung war kurz, da sie, kurz vor Tische, alle Hände voll zu thun hatte, um ein Dutzend Köchinmn oder Küchenmädchen zu beschäftigen und das Essen für viertehalb- Mundr: Mcm. e. Waff.-Arztes. If. 2
