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-er einen Seite in seinem Gemüthe das Gesetz vernimmt/ das ihm unaufhörlich gebiethet, recht zu thun/ ja alles hintanzu« setzen/ und aufzuopfern um des Rechten und Guten, willen/ und in seinem Innern gepeinigt wird / so oft er diesem Gesetze nicht Folge leistet; auf der andern Seite aber durch seine Neigungen und Begierden zum Entgegengesetzten mächtig Hingerissen/ im Widerspruche mit sich selbst sich befindet/ oft bey allem Wollen des Guten sich zu schwach fühlt/ es wirklich zu üben/ und beym Streben recht zu thun/ doch immer noch sündigt / und der Sünde Folgen empfindet.

Trost im Leben bedarf der Mensch endlich und vorzüglich mitten unter so vielen äußern Beschwerden und Leiden- die ihm dieß Leben zum trübseligen d. i. mit Trübsalen/ seinen Friede« / sein Wohlseyn trübenden Ereignissen - Einrichtungen und Erfahrungen vermischte»/ Leben machen- wo bald seine Güter und Hoffnungen ihm zerstört und entrissen werden/ bald sei» Leib ihm Schmerzen bereiter - bald seine Mitmenschen ihn durch ihre Worte und Handlungen kränken; wo er das Laster triumphiren und die Tugend unterdrückt sieht- wo über­haupt seine Sehnsucht nach etwas Vollkommnerm und Besserm - die ihn unaufhörlich erMt- unbefriedigt bleibt. Noch vielmehr endlich bedarf der Mensch Trost i m Ste r b e n - wann dieß Leben für ihn zu Ende geht; wann er- der vor Tod und Grab zurückbebt - Tod und Grab jetzt vor sich erblickt- wann er- der sich ein ewiges Fortleben sehnsuchtvoll wünscht- jetzt von dieser Erde scheiden muß- ohne zu wissen- ob und was im Tode aus ihm wird - ob es ein Jenseits ftir ihn giebt- und was in diesem Jenseits- wenn er als Sünder sich fühlt, auf ihn wartet.

In allen diesen Lagen biethet uns das Sichtbare und Irdische nirgends einen hefriedigenden Trost; nicht die Natur- denn sie antwortet uns nicht auf jene Fragen über unfern Ursprung und unsere Bestimmung - sie stellt uns nur einen steten Wechsel des Irdischen, einen immerwährenden Kreislauf des Werdens und Vergehens vor Augen; nicht unsere Mitmenschen und Freunde, denn sie sind eben so schwach und trostbedürftig wie wir. Bey der Religion hingegen, und bey ihr nur, finden

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