44 Von der Verschiedenheit der Krankheiten
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Zwey te Abtheilung.
Von der Verschiedenheit der Krankheiten und ihren Kennzeichen.
§. 30 .
Kennzeichen der Krankheiten überhaupt.
Man muß die Krankheiten kennen und von einander zu unterscheiden wissen, wenn man sie heilen will; dazu wird viele Aufmerksamkeit erfordert; manche sind zwar leicht zu erkennen, andere hingegen desto schwerer; denn ihre Zeichen sind oftmals sehr ungewiß. Oft kann man von der Ursache, aus welcher eine Krankheit entstanden ist, auf ihre Beschaffenheit schließen. Man muß sich da- her nach derselben erkundigen. Man beobachte das äußere Ansehen des Körpers überhaupt und die Gesichtsfarbe insbesondere, man fühle den Puls, ob er geschwinde oder langsam, voll oder klein, hart oder weich schlagt, man bemerke, ob der Kranke über vermehrte Hitze, Frösteln, oder Kälte klagt, wie sein Athemholen beschaffen sey, ob er beym Einalhmen Schmerzen in der Brust fühle — man sehe nach ob die Zunge und der Mund rein ist, oder nicht, von welcher Beschaffenheit die Stuhl- und Urinausleerungen sind, wie es mit dem Kräfte- zuftand, mit dem Schlaf stehe, ob sich sonstige ungewöhnliche Zufälle, Schmerzen, Krämpfe, Geschwülste, mehr oder weniger veränderte Gemüthsbeschaffenheit beym Kranken vorfinden rc.
Man wird immer einige Umstände finden, die vor anderen hervorftechen. Wenn man auf diese aufmerksam genug ist, so wird man wohl im Stande seyn, diesem« gen Krankheiten zu unterscheiden, die am gewöhnlichsten Vorkommen. Wenn man an einen entfernten Arzt über eine Krankheit berichtet, muß man außer den jedesmaligen besonderen Zufällen auch diese Umstände sämmtlich beachten und ihre Beschaffenheit anzeigen; denn ohne