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Ferner beseze man die Weide nicht mit zu vielen Schafen, weil sonst ein oder das andere Sink zn wenig Nahrung findet; ein Ausweg, welchen der verständige Landwirth von selbst bestimmen muß. Ferner führe man eine zwekmäßige Benüzung der Weiden und einen ent­sprechenden Wechsel derselben ein, wobei die zugleich übliche Verthei lung der Herden in Haufen nach Alter und Geschlecht rc. ersprießlich ist. Man beginne mit dem Beweiden des Grasbodens in der wärmeren Jahreszeit und zwar in jenen Tagen, welche nach der Lage des Landes und seinen klimatischen Verhältnissen auf länger andauernde Beständigkeit, schöner und trokener Witterung rechnen läßt. Man dehne die Weidezeit nicht zu lange aus und benüze zur Ersparung von Futter im Winter mildere Tage, wo der Boden zwar gefroren, aber doch schneefrei ist. Ebenso vermeide man anhaltend regnerische Witterung, weil die Wolle dadurch Schaden leidet. Zugleich gehe man beim Beweiden a b g e m ä h t e r Kleefelder mit der g r ö ß t e n Vorsicht zuWerke und lasse sie nie hungrig auf dieselben gehen. Steht die Wahl der Weide frei, so suche man solche Plätze, welche in der heißen Jahreszeit den Schafen in der Nähe nicht nur Schuz gegen die lästige Sonnenhize, sondern auch gegen die beunruhigende und von dem Schafe so sehr gefürchtete Bremse gewährt.

I. S o m m e r st a l l t t e r u n g.

Im Allgemeinen muß die Fütterung der Schafe mit mehr Sorgfalt gehandhabt werden, wie die des Rindes. Die täglich entfallenden Portionen müssen jedesmal frisch eingebracht; das Futter darf nie welk und warm; überhaupt Grünfutter und namentlich blähendes soll mit Stroh vermengt gereicht, und die täglichen Rationen, welche man gewöhnlich in vier Futterzeiten abtheilt, sollen in kleinen Mengen gegeben werden; übrigens bleibt die Sommerstallfütterung, wenn sie nicht abwechselnd oder sogar vorzugsweise mit Weidegang in Verbindung steht, jedenfalls kostspielig.

11. Dse Winterstallfütterung.

Das H a n p t fu t t e r im Winter für das Schaf ist das H e u v o n verschiedenen guten Gräsern und Kleearten, dann Stroh, Kartoffeln, Rüben und Körner, letztere jedoch für die Schafzucht jedenfalls zu theuer, und nur bei sehr preiswürdigen Heerden mit aus­gesuchter Feinheit der Wolle, während der Paarungszeit anznwenden. Minder kostspielig und nicht ohne Vortheil zur Derfütterung zu brauchen ist Dehlkuchen und Branntweinschlempe, müssen jedoch mit einiger Vorsicht in Anwendung kommen, da sie den Verdauungsapparat gerne herabstimmen und nicht selten zu Blähungen und Durchfällen Veranlassung geben. Ins­besondere in diesem Falle so wie überhaupt bleibt die S tr o h fütt er u ng für das Schaf in ökono­mischer Beziehung von ungemeiner Wichtigkeit. da es keiner besonderen Zubereitung bedarf, lang- halmig, wie man es vorlegt, am liebsten vom Schafe gefressen wird. Unter allen Strohgattungen für die Ernährung des Schafes am zuträglichsten bleibt Hafer-, Gersten - und Buchweizenstroh.

Die Fütterung vom abgefallenen Baumlaube ist in besonderen Fällen mehr als Verdauungs­mittel, wie als Futterstoff anzuempfehlen.

Die gegenwärtig mitunter übliche Fütterung mit rohen oder gekochten Kartoffeln glaubt der Verfasser seinen gemachten Erfahrungen gemäß der Natur des Schafes weniger angemessen und wird auch die W o l l p r o d u k t i o n durch andauernde Fütterung von Kartoffeln derart v e r- ändert, daß die einzelnen Stapel nicht selten verfilzen.

Die verschiedenen Rübengattungen, darunter Kohl-, Wasser- und Runkelrübe bilden für das Schaf ein gutes P r o d u kt i o n s fu t t e r, namentlich bei Züchtung a u f W o l l e.

Unter den Körner- und Hülsenfrüchten ist Hafer und Gerste das angemessenste Futter für die Schafe; was dagegen die Eicheln und Roßkastanien anbelangt, so können dieselben minder als Nähr- denn als Reizfuttter betrachtet werden.