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Alle erkennen ihn jetzt, alle stehen um seine Leiche. Der Tod trat versöhnend zwischen ihn und seine Miffethaten. Als nun Ulrich, sein Sohn, einen Kranz, den der Wind, der eben stark von dem Berge Radebeile brauste, zerrissen hatte, auf seine Leiche legt, und sie ümarmt und küßt, siehe, da beugen sich abermals alle Knie, und aller Augen richten sich gegen das heilige Bild, das ihnen aus der Kapelle entgegen strahlt. Ein silberlockiger Greis mit langem weißem Barte, ein Frater des Kapuziner-Ordens, der sich im Kreise der Zuschauer befand, nahte jetzt dem Vollendeten. Es war aber dieser ehrwürdige Greis derselbe, welcher ihm einst beim Begräbnisse seiner Dietlinde Trost zurief, und für sein Seelenheil gebetet hatte. Er legte seine Hand in die der kalten Leiche, und spricht, sich zu den Umstehenden wendend: „Der unglückliche Ritter Walther von Aarhorst hat vollendet. Er hat vieles gelitten, sein Pfad war der der Prüfung. Für sein Seelenheil lass't uns beten. Richtet die Augen zu dem, der Richter ist der Lebendigen und der Tobten. Er ist barmherzig, und seine Gnade währt ewiglich!"
Der Festzug wird nun zu dem der Trauer, er wendet sich nach Kamaik, und, was an dem Aar- horster sterblich war, findet dort die Ruhe des Grabes.